16.12.2018, Rockhouse-Bar, Salzburg

The Sinister Feast 2018: WOLVES DEN + GROZA + HEIDNIR + WELTENBRANDT

Text: Anthalerero | Fotos: Anthalerero
Veröffentlicht am 24.12.2018

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Was gibt es Schöneres, wenn draußen Eiseskälte herrscht, diese mit Genuss musikalisch auch in die Innenräume – in diesem Fall die Rockhouse-Bar – zu tragen? Geht es nach diesem, dem dritten Adventsonntag dieses Jahres, der mit einem vierteiligen schwarzmetallischen Programm lockte – nichts. Das sahen nicht allzu wenige Leute ähnlich, die schon zum Opener zahlreich auf der Matte standen, um ihr Haupthaar ausgiebig zu schütteln. Dazu gab es nämlich auch ausgiebig Gelegenheit...


Schon mit dem Opener WELTENBRANDT aus Oberösterreich, der auf zahlreich mitgereiste Fans bauen konnte, gab es die erste musikalische Breitseite des noch jungen Abends. Elegische, tiefschwarze Schwermetallwelten mit Post-Einschlag wurden den Zuschauern kredenzt, die sich von den stimmigen, atmosphärisch starken Songs schnell mitreißen ließen. Fragile, melancholische Passagen trafen auf druckvolle Gitarren und wüstes Gekeife und hüllten die Bar schon zu Beginn in eine zum Sterben schöne, apokalyptische Klangwelt. Das Einzige, was man den vier so unschuldig aussehenden, aber dabei so kernig und atmosphärisch gleichermaßen zu Werke gehenden Buben ankreiden könnte, das wäre die Tatsache, dass die Vocals vielleicht ein klein wenig zu leise geraten waren. Das machte der Vierer aber mit umso mehr Atmosphäre und Spielfreude wett, die in der etwa halb vollen Bar auf große Gegenliebe stieß.


Noch recht frisch auf der Bühne (der dritte Auftritt insgesamt, wenn das kleine Schreiberlein hier richtig informiert ist...) waren die ebenfalls aus Oberösterreich stammenden HEIDNIR, die im Anschluss mit kunstvollen Corpsepaints die Fahne klassischen Black Metals hoch hielten. Elegische, durchaus melodische Gitarrenläufe, dazu massig Blastbeats und infernalisches Gekeife – die ursprünglich als Soloprojekt gestarteten, aber nun mit Session-Musikern auf die Bühne gebrachten HEIDNIR ließen nichts anbrennen und füllten die Bar mit ihren markerschütternden, tiefschwarzen Klängen. Es ist immer wieder schön zu sehen, wie musikalische Raserei und Gestalt gewordener Hass die Menschen zu verbinden vermag – die in seliger Einheit an der Front die Haare kreisen lassenden Besucher legten ein nachhaltiges Zeugnis davon ab. Für den starken Auftritt der Newcomer gab es dann auch entsprechend lauten Applaus!


GROZA machen es sich hernach einfach – anstatt sich die Gesichter Pandamäßig zu beschmieren, verhüllten sich die Bayern mit kleidsamen schwarzen Kapuzen, die ihre Gesichter mit der Dunkelheit der Bühne verschmelzen ließen. Unabhängig davon, ob derartig düstere, entpersonifizierende Maskeraden gerade im Trend sind, oder nicht, trug die Optik im Verein mit der stoischen, kommunikationslosen Performance  und dem stimmigen Lichtkonzept dazu bei, eine fesselnde, beunruhigend dichte Atmosphäre in der Bar zu kreieren. Analog dazu walzte sich eine im Vergleich zu den Vorgängern etwas kantigere, aber dennoch noch immer melodische musikalische Wand aus den Boxen, die zwar etwas laut geraten war, aber dennoch die Details des Sounds angemessen transportierte und auch die beiden Schreihälse (Scrams vs. Growls) gut herauskommen ließ. GROZA verzichteten nicht nur auf Ansagen, sondern auch auf über die Maßen theatralisches Gehabe und lieferten so das akustische Äquivalent zu einem Bolzenschussgerät, dass dir an die Eier gesetzt und dann gnadenlos abgefeuert wird. Starke Sache!


Dem Sonntagabend geschuldet, lichteten sich die Reihen der Besucher zu WOLVES DEN leider etwas, sodass der wütende Black/Death der Münchner leider nicht mehr auf gleich viel Publikumsunterstützung bauen konnte wie die vorherigen Bands, was den Vierer aber nicht davon abhielt in dunkeldüsterer Stimmung auf der Bühne den Verbliebenen einen heftigen musikalischen Kinnhaken zu versetzen. Zwar hätte man auch hier die Lautstärke ein klein wenig runterdrehen können, doch am Mix gab es nichts herumzumäkeln. Auch nicht an Performance und am Liedgut, das von den auf der Bühne gewaltig abschädelnden Musikern rund um Helge Stang (ua ex-EQUILIBRIUM) mit Präzision und enormer Spielfreude ins Auditorium geworfen wurde. Treibende Blasts, wütende Riffattacken und druckvolles Geschrei unterzogen die schon sichtlich geschädigten Nackenmuskeln der Zuschauer noch einmal einem ordentlichen Belastungstest, ehe sich auch WOLVES DEN unter amtlichem Applaus von der Bühne verabschiedeten und einen Abend voller klirrender Kälte und wütender Klänge würdig beschlossen.

Scheiß auf die friedvolle Adventszeit, mit Black Metal erträgt sich die heuchlerische weihnachtliche Stimmung der harmoniebedürfigen Miterdenbürger viel leichter! Besonders dann, wenn man die vernichtenden Klänge in so durchgängig hoher Qualität, wie das an diesem Abend der Fall war, um die Ohren geblasen bekommt. Gerne wieder, gerne mehr!

Mehr Fotos findet ihr bei Images Of Pain And Pleasure


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