23.11.2018, Wiener Stadthalle, Wien

SLAYER & LAMB OF GOD & ANTHRAX & OBITUARY

Veröffentlicht am 27.11.2018

Metaljünger jeglicher Altersklassen zog es am Freitag in die Wiener Stadthalle. Grund für das zahlreiche Erscheinen: Die (angebliche) Abschieds-Tour der Thrash Metal-Legenden SLAYER.

Die Opener OBITUARY, die um 17.50 Uhr die Bühne enterten, lieferten mit 30 Minuten ein relativ kurzes, dafür aber allumfassendes Intermezzo. Mit Songs wie "I'm In Pain", "Find The Arise" oder "Slowly We Rot" wurden sämtliche Schaffensphasen abgedeckt, die das trotz sehr früher Stunde schon zahlreich erschienene Publikum reihenweise zum Headbangen verleitete. Schlag auf Schlag ging das an diesem Abend, denn nach kurzem Soundcheck standen 15 Minuten später bereits ANTHRAX auf der Bühne. Zum Einstieg gab's das Introriff zu PANTERAs "Cowboys From Hell", bevor mit ihrer Eigenkreation "Caught In A Mosh" nachgelegt wurde. Das nahmen einige Fans wörtlich und fanden sich bald darauf in eben jenem wieder, viele weitere sollten folgen. Nach sieben Nackenbrechern wurde nochmal kurz das "Cowboys From Hell"-Outro angestimmt und dann war auch dieser mitreißende Auftritt, bei dem die New Yorker erneut mit Energie und Unterhaltungswerten glänzten, vorbei.

Mit LAMB OF GOD stand um 19.40 Uhr der langersehnte Co-Headliner auf der Bühne. Frontmann Randy Blythe hatte die mittlerweile vollkommen gefüllte Stadthalle sofort im Griff und musste sich nicht groß anstrengen, um das Auditorium zu kollektiver Leibesertüchtigung zu animieren. Beim dritten Song "Walk With Me In Hell" machten sich erste Crowdsurfer auf den Weg nach vorne, direkt im Anschluss wurde mit "Now You've Got Something To Die For" ein weiterer Evergreen hinterhergeschossen. Die Menge tobte und feierte, als gäbe es kein Morgen. Der Saal war erfüllt von Blythes Gekeife, durchdringendem Bass und schweren Riffs. Beim Abschluss-Song "Redneck" ließen sich die Fans zu gleich vier Circle-Pits hinreißen, ehe der Vorhang für die Umbaupause vor dem Headliner fiel.

Besagter Vorhang spielte auch für den Einstieg in die Show von SLAYER eine tragende Rolle. Auf diesen wurden umgedrehte Kreuze und das Bandlogo projiziert, während die Band mit Feuerwänden im Rücken die Bühne betrat und tosend in Empfang genommen wurde. Feuer und Rauch prägten das Bühnenbild in den nächsten Minuten, Mähnen wurden wie wild zu unabkömmlichen Songs wie "Mandatory Suicide" oder "War Enesemble" geschüttelt, Pits eröffnet und im Front Of Stage-Bereich SLAYER-Flaggen mit den Farben der jeweiligen Länder von den Fans in die Luft gereckt. Mein persönlicher Favorit "When The Stillness Comes" markierte nicht nur die Halbzeit des Hauptteils, sondern brachte auch etwas mehr Ruhe in das sonst sehr von angezogenem Tempo und Geshredde dominierte Set. Bei "Angel Of Death" wurde mit dem Hannemann-Backdrop ein letztes Mal der Wechsel des Bühnenbilds vollzogen und der Saal wappnete sich für das bevorstehende Finale. Insgesamt also eine SLAYER-Show, wie man sie erwarten konnte und doch traf einen nach den letzten Akkorden die Erkenntnis, dass die Thrash-Urgesteine an diesem Abend ein letztes Mal für uns gespielt haben sollen. Diesmal ließ man sich aus gegebenem Anlass natürlich etwas mehr Zeit für die Verabschiedung. Die Band verteilte Plectren und Drumsticks, Tom Araya verweilte auf jeder Bühnen-Seite für mehrere Minuten und blickte nahezu andächtig in die Menge, die nicht aufhören wollte zu klatschen und zu jubeln. Als nur noch Araya auf der Bühne war, ging er ein letztes Mal zum Mikrofon, richtete ein paar deutsche Worte an die Fans und war mit einem "Auf Wiedersehen" verschwunden. Irgendwie schon ein ergreifender Moment. So long, SLAYER, doch soll es das wirklich schon gewesen sein? Man wird sehen.

Fazit: Mit einer hochkarätigen Abschieds-Show sagten SLAYER alles andere als leise "Servus" und bewiesen ein letztes Mal, wieso sie zu lebenden Thrash-Legenden wurden. Die Verlängerung der Tour und erste Festival-Bestätigungen für 2019 lassen Fans hoffen, dass das doch noch nicht das Ende ist. Bei einer derartigen Resonanz und Arayas Verabschiedung, die ihm sichtlich etwas schwer fiel, wäre es aber auch sehr verwunderlich, wenn es SLAYER nicht früher oder später - zumindest für vereinzelte Shows - doch wieder auf die Bühne ziehen würde.


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