20.10.2018, JuKI42, Ahrensburg

Unleash The Kraken Festival No. 7

Text: Jazz Styx
Veröffentlicht am 24.10.2018

Zum siebten Mal startet nun schon das Unleash The Kraken Festival. Mittlerweile jedoch nicht mehr in Stellingen, sondern im Ahrensburger JuKI 42. Auch diesmal haben die Hamburger Gastgeber SURFACE wieder einen großen Headliner gefunden, der den Abend voller Death Metal anführen wird: DEBAUCHERY’s BALGEROTH. Ebenfalls dem Ruf der Tentakel-Titanen gefolgt sind GODSKILL, TORTURIZED, DEVARIEM und NORDIC RAID.

Den ersten Schritt machen NORDIC RAID, die ihrem Death Metal den nur manchmal spürbaren Zusatz Pagan gegeben haben. Die noch sehr jungen Musiker strahlen anfangs ein wenig Unsicherheit aus, ihre Musik allerdings nicht. Bald schon macht sich ein fettes Grinsen in Sänger Chris‘ Gesicht bereit, während ein Gitarrist seine Gitarre befingert, als würde sie ihn sonst verlassen, und der Bassist – cute as hell – stoisch seine Haarpracht schüttelt, als wäre das und nicht sein Instrument seine Hauptaufgabe. Der nicht sehr große, aber sehr angenehm strukturierte Raum des JuKiI 42 befüllt sich mehr und mehr und die Death-Metal-Fans gehen ab, wie Death-Metal-Fans nun mal abgehen: dastehen und manchmal im Takt nicken. Ekstase pur! NORDIC RAID aus Kiel machen ihren Opener-Job jedenfalls gut, sodass ein Ohr für ihr aktuelles Demo durchaus geliehen werden darf.

Wenig später ficken DEVARIEM ihren Thrash Metal, wie ihr Banner „DEVARIEM Fuckin‘ Thrash Metal“ verrät. Im Kontrast zu NORDIC RAID sehen wir keinen Nachwuchs, sondern langjährige Metalkneipen-Stammkundschaft. Die Vier aus Lübeck und Hamburg sind auf dem perfekten Schnittpunkt von fuckin‘ trve und fuckin‘ sympathisch. Auch wenn ihre letzte Platte „Planet Earth: Ground Zero“ schon ein halbes Jahrzehnt alt ist, ist das rasante Gethrashe kein bisschen angestaubt. Der Support der Besucher für die norddeutschen Lokalbands ist gut, sodass schon jetzt das Ahrensburger JuKI 42 halb gefüllt ist.

Wenn eben der Thrash ge-fickt wurde, wird jetzt der Death zer-fickt! Der Death Metal von TORTURIZED ist sehr ernsthaft in den Brutal Death Metal gelehnt, greift aber dennoch auch ins Technische – grandios! Frontmann Lu sieht aus, als wenn er beruflich sonst Satelliten in ihre Umlaufbahn wirft, und klingt, als könnte er ohne Funk mit startenden Jet-Piloten sprechen. Wütend stampft auch der langsame Circlepit mit zum Bass-Gewitter zitternden Händen über den Köpfen. Da ich sehr darauf stehe, wenn eine Band die Gewalt mitbringt, Kleinstädte aus der Existenz zu knüppeln (Keine Angst, Ahrensburg steht noch! Gerade so eben.), und dabei die technische Genauigkeit eines Goldschmieds an den Tag legt, kann ich sehr empfehlen, die aktuelle Platte „Omnivore“ von TORTURIZED auszuchecken. Vernichtend schön!

GODSKILL überzeugen schon vor Konzertbeginn durch ein Bühnenbild mit Grabkerzen, Totenkopf, Dämonenfratzen und Zombiepriestern. Das deutet schon an, was ich gleich darauf bewahrheitet: Ihr Death Metal ist ordentlich blackened. Darin dann aber sehr gradlinig. Aber der örtliche Headbangerverein attestiert den Heilbronnern wohl eher true als stumpf zu sein. Spätestens beim Gitarrenspiel und dem weiblichen Gastgesang stimme ich dann auch mit ein. Hier noch schnell der Hinweis auf das kommende Album „The Gatherer Of Fear And Blood“, aber nun brauche ich Stärkung. Zum Glück hält das Unleash The Kraken Festival wie immer Getränke und Burger zu fairen Preisen bereit.

SURFACE starten und der Raum ist plötzlich voll. Die Hamburger Gastgeber des Unleash The Kraken Festivals sind jedes Jahr dabei und haben eine starke Fanbase, die ihr olympischer Thrash und Death Metal auch sehr verdient hat. Olympisch ist der nicht nur aufgrund seiner göttlichen Qualität, sondern auch, weil er sich inhaltlich um griechische Mythologie dreht. Frontmann Tom kann nicht nur gleichzeitig die Gitarre verwöhnen und brüllen, als sollte man ihn bis nach Griechenland hören, sondern ist so ripped, dass sogar meine Therapeutin noch feuchte Träume von ihm bekommt, wenn ich ihr nur von dem Abend erzähle. Knapp erwähnt sei schnell noch Tim am Bass, der sich nämlich schon bei TORTURIZED maskiert und im Einhornshirt auf die Bühne geschlichen hat, um dort wie auch hier gerade strahlend mitzubrüllen. Der Gastsänger beim Song „Traitor“ – sie nennen ihn „Prügelpanzer“ – gibt Tom die Zeit für seine gewohnten Streifzüge durch das Publikum. Der Raum tobt, Lyrics werden mitgesungen, Haare fliegen und man spürt, wie sehr die Menge SURFACE gehört. Schön auch, dass nach dem 2015er „Rise Of Kronos“ nun ein neues Album angekündigt wird. Ich freue mich drauf!

Als 22:45 Uhr DEBAUCHERY’s BALGEROTH mit reichlich Verspätung beginnen, bleibt mir leider nicht mehr viel Zeit, bevor mich meine Mama abholen kommt. Dämonenfratzen und Totenköpfe gehören auch zu ihrem Bühnenbild – zudem nackte Frauenfiguren mit Klingen statt Händen, reichlich Verletzungen, Gasmasken und Blut, ganz viel Blut. Dämonisch maskiert startet das Trio aus Baden-Wür… das Trio aus der Hölle. BALGEROTH vervollständigt die Dreiunheiligkeit von DEBAUCHERY und BLOOD GOD, wobei der Gesang hier deutsch ist, denn „In der Hölle spricht man Deutsch“ – der Titel des 3-DCs umfassenden neuen Albums von BALGEROTH (2 CDs) und DEBAUCHERY (1 CD). Auch wenn die Dämonenmasken echt stark aussehen, fehlt die Mimik für die Interaktion mit dem Publikum. Aber die schwarze Menge feiert – und das ist doch, was zählt. Eine relative Monotonie im Death-Metal-Hard-Rock der Süddeutschen sorgt aber dafür, dass ich den Höhepunkt des Abends ein gutes Stückchen früher verorten muss.

Fazit: Wie jedes Jahr war auch 2018 das Unleash The Kraken wieder ein voller Erfolg. Death der verschiedensten Spielarten, etwas Thrash, lokale und überlokale Bands, lecker Burger, prima Preise und ein begeistertes Publikum – was will man mehr?


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