27.09.18, Colos-Saal, Aschaffenburg

THE PINEAPPLE THIEF feat. Gavin Harrison

Text: fg | Fotos: fg
Veröffentlicht am 02.10.2018

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Auf der Suche nach einer Antwort, etwas zu THE PINEAPPLE THIEF zu schreiben, fällt einem vorerst ein: Die Antwort findet man nicht im irdischen Dasein. Sie steht irgendwo in den Sternen, die sich zu neuen Galaxien entwickeln und an deren Ende, sofern es eines geben sollte, ein neuer Urknall den gesamten Kosmos, den Äther zur Erschütterung bringen kann. Aber bevor es soweit ist, befindet man sich im eigenen kleinen Kosmos, den eigenen kleinen Gedankengalaxien, denn diese Tragweite vermag das Gehirn nur zum Träumen ausdehnen zu können. Und hier ist dann die Krux des „Ausgeliefertseins“, steht man vor der Klanggewalt von THE PINEAPPLE THIEF. Fast willenlos, schwerelos treibt, driftet man durch Welten von ungeahnten Ausmaßen. 

Die Musik von THE PINEAPPLE THIEF ist nicht fortwährend "anstrengend" (obwohl das übertrieben klingen mag) und zu "verkopft". Sie berührt sowohl das Ohr, manchmal etwas zu laut und/oder übertönt, als auch das Befinden, das mit einem Raumwechsel und der nötigen Lautstärkendistanz angenehmer, bekömmlicher wirkt. Uns sie lässt äußerst viel Platz für Traumwelten, die automatisch eintreten. Sie kann manchmal zu intensiv sein oder einfach vorbeiziehen wie eine Landschaft, an der man mit einem Zug vorbeifährt. Mal gemächliche Momente die überwiegen, mal rasante und aufbrausende Momente von denen es nicht allzu viele gibt, aber wenn, dann effektiv wie bei „White Mist’“.

„White Mist“ ist ein etwas längeres Lied, das dargeboten wurde. Mit der bereits bekannten Tristesse oder dem kontemplativem Start samt einigen Ausschweifungen kommt es im Gegenzug alles andere als komprimiert daher. Die Tendenzen, vorwiegend progressiv, sind nicht nur unterschwellig wahrnehmbar, wenn man ein Gespür für Wahrnehmung besitzt. Aber man muss ehrlich gestehen, dass man sich nicht einzig und allein auf ein Lied festlegen, konzentrieren kann, denn andere Songs haben es auch „in sich“. Wie etwa „Not Naming Any Names“. Dieses Lied überzeugt durch rauchig anmutenden, hauchigen Gesang und sparsamer Instrumentierung. Die Stimme von Mastermind Bruce Scoord ist eine Segnung sondergleichen, glasklar, so rein, nicht durchdringend, melancholisch, einfach göttlich.

Je nachdem, wie die Musik auf einen einwirkt. Man möchte verweilen, es bleibt nur kurze Zeit für eine Rast, doch diese Reise endet auch unerbittlich. Bleibt die Frage, wie man in solch einen Sog Musik gezogen wird und man am Ende völlig alleine dasteht - in Mitten der ganzen „Fanmeute“ - um sich dann aus diesem Sog, dieser Spirale entziehen, sich gar befreien zu können. Klar, körperlich ist man wohl nie ganz allein. Es betrifft die Innenwelt, die sich von der Außenwelt völlig differenziert. Nach „Your Wilderness“ (2016), das bekanntlich bereits ein „Kracher“ war, stellt das neue Album „Dissolution“ die zweite Zusammenarbeit mit Schlagzeug-Visionär Gavin Harrison (Ex - THE PORCUPINE TREE, KING CRIMSON) dar. Aber ob es allein Gavin Harrison zu verdanken ist, dass die Fahrgewässer von THE PINEAPPLE THIEF ausgeglichener geworden sind, mag dahin gestellt sein. Eine Band besteht aus mehreren Mitmusikern und nicht aus einem Schlagzeuger allein.

Dass Vergleiche mit anderen Bands, der - sagen wir mal - gleichen Kategorie angestellt werden, ist auch normal. Was einem hierzu an Bands einfällt wären: THE PORCUPINE TREE, BLACKFIELD (in der Anfangsphase des Wilson-Geffen-Projektes) oder wer es etwas härter mag: RIVERSIDE. Wohl ein Stück weit auch MARILLION. Hier machen Nuancen den Unterschied aus.

Setlist:

Try As I Might
In Exile
Alone At Sea
Threatening War
Far Below
No Man`s Land
That Shore
All That You`ve Got
Shed A Light
3000 Days
Part Zero
White Mist
Nothing At Best

Encore: 

Not Naming Any Name
The Final Thing On My Mind
Snowdrops


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