13.06.2018, Rockhouse, Salzburg

THY ART IS MURDER & EMMURE & MISS MAY I & KNOCKED LOOSE

Text: Anthalerero | Fotos: Anthalerero
Veröffentlicht am 16.06.2018

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Lange ist es her, dass der Rockhouse-Saal solch markerschütternde Klänge hörte, wie an diesem jenen Mittwochabend. Entsprechend erwies sich auch das Besucheraufkommen als durchaus respektabel – ein gut halb voller Saal sorgte für eine perfekte Kulisse, die sowohl den Bands eine ansprechende Zahl an erhobenen Händen bescherte, als auch genügend Raum für kräftige Moshpit-Action ließ. Waren die Aussies von THY ART IS MURDER vor zwei Jahren noch als Opening Act von THE AMITY AFFLICTION mit nur mäßigem Sound unter Wert geschlagen worden, so durften sie nun als Headliner des Abends die musikalische Apokalypse entfesseln. Mit insgesamt drei Vorgruppen ergab sich so ein fettes Paket an Bands, welches ordentliches Eskalationspotenzial mitbrachte.

 


KNOCKED LOOSE - Flugpost!

Von Eskalation war das Publikum allerdings bei KNOCKED LOOSE noch eher weit entfernt, wurden die Amis doch anfangs nur mit etwas mehr als höflichem Interesse begutachtet. Doch mit einer tighten Show und fetzigen, irgendwo in der Schnittmenge von Hardcore und ziemlich derbem Metalcore agierenden Songs wurde das Eis schnell gebrochen und es entstand zunehmend mehr Bewegung in der schon gut gefüllten Halle. Ein paar Fans hatten KNOCKED LOOSE dann doch mitgebracht, die in der ersten Reihe abfeierten als gäbe es kein Morgen. Analog dazu gaben die Amis auch auf der Bühne gewaltig Gas – so heftig, dass sich der Sänger während der letzten Songs sogar versehentlich den Stecker aus dem Mikro zog, was zur allgemeinen Erheiterung beitrug. Für den starken Auftakt gab es folglich auch ordentlichen Applaus.

 


MISS MAY I - Uuuund, hopp!

Mit MISS MAY I, ebenfalls über den großen Teich herübergesegelt, wurde anschließend deutlich melodischere Kost geboten. Trotz Komplettumbaus des Schlagzeugs ging der Wechsel überraschend schnell über die Bühne und schon walkte die nächste Soundwand über das Rockhouse hinweg. Vielleicht einen kleinen Zacken zu laut, aber gut abgemischt und mit derbem Schub, ballerten MISS MAY I ihre schmissigen Titel mit modern-corigem Anstrich ins Auditorium. Im Zuschauerraum wurde indes der Pit eröffnet und es ging erstmals so richtig zur Sache , während sich die Anzahl an hingebungsvoll mitgrölenden Leuten ebenfalls als sehr hoch erwies. Neben dem energiegeladen herumhopsenden Fronter, der so nebenbei auch richtig schönen Druck hinter sein Gekeife legte, war aber wohl der Drummer das Highlight des Gigs – wie weiland Mike Terrana wurde da mit den Sticks jongliert dass es eine Freude war und nebst verführerischem Grinsen (ja ihr zwei blutjunge Zuschauerinnen, ich hab eure schmachtenden Blicke gesehen...) und herrlichen Grimassen, wurde das Kit verprügelt dass es eine Freude war. Für die Freunde der brutalen Abrissbirnen mochten MISS MAY I vielleicht ein wenig zu soft geraten sein, doch die Amis hatten reichlich genügend Fans vor Ort, um sich kräftige Beifallsbekundungen abholen zu können.

Setlist (Ohne Gewähr!)

  • Lost in the Grey
  • Relentless Chaos
  • Hey Mister
  • Swallow Your Teeth
  • I.H.E.
  • Under Fire
  • Shadows Inside

 


EMMURE - Auf dem Boden der Tatsachen.

Die Erwartungshaltung für die folgenden EMMURE war groß, doch der Ami-Vierer  konnte die Hoffnungen hinsichtlich Brutalitäts- und Eskalationsfaktor nicht wirklich halten. Zwar erwies sich das derb groovige, oftmals in den Deathcore schielende und teils sogar djentige Material als durchaus Schädelspaltend, doch über das komplette Set  hinweg machte sich dann doch ein wenig Monotonie breit. Eine neunsaitige Gitarre ist zwar eine amtliche Ansage hinsichtlich Komplexitätsfaktor, doch davon kam leider letztlich nur wenig im Auditorium an. Eventuell lag es auch an der etwas von der Wirklichkeit entkoppelten Performance des Sängers, die sich nicht so recht mit der gebotenen musikalischen Kost zusammenfinden wollte und der mehr durch seinen Körpergeruch als durch Interaktion mit Publikum und Mitmusikern auf sich Aufmerksam machte. Beim letzten Song gab es dann doch etwas mehr Bewegung in der Halle, doch unterm Strich blieb der Auftritt von EMMURE als eher seltsam denn mitreißend in Erinnerung.

Aber jetzt mal ernsthaft. Kann bitte irgend jemand dem Fronter von EMMURE mal das Prinzip Körperpflege und die Funktionsweise einer Waschmaschine erklären? Es ist nämlich äußerst uncool wenn jemand riecht, als ob ihm gerade bei lebendigem Leib was abfaulen würde und das mindestens zehn Meter gegen den Wind - das grenzt schon olfaktorische Vergewaltigung mit biochemischen Kampfstoffen. Ab unter die Dusche, nächste Band!

 


THY ART IS MURDER - Aua, mein Kreuz!

Nach der Beinahe-Vergasung der ersten Reihen war dann bei THY ART IS MURDER die Welt wieder in Ordnung. Eine fette Soundwalze mit geradezu überirdischem Druck wälzte sich durch den Saal, zwar erneut ein klein wenig zu laut, doch mit einem derart fetten Groove, dass einem der pure, aus diesen Klängen nur so triefende Hass schier die Lauschlappen wegätzte. Sänger CJ markierte den Brüllaffen vom Dienst und grunzte ins Mikro, dass es einfach nur noch eine Freude war, sich von den derben, oftmals technischen Deathcore-Klängen so richtig die Fresse panieren zu lassen. Analog dazu ging es im Zuschauerraum endlich amtlich rund – die häufigen Moshpits zogen sich teils über die komplette Breite der Halle, Crowdsurfer im Tiefflug wurden gesichtet und dem kollektiven Ruder-Moshpit (Ja, Leute die auf dem Hallenboden sitzen und so tun als würden sie rudern – man muss nicht jeden Trend verstehen, aber lustig zum Zusehen ists allemal!) schloss sich gefühlt die halbe Besucherschar an. Herz, was begehrst du mehr, als so eine Brutalo-Breitseite, die dir mit chirurgischer Präzision bei vollem Bewusstsein die Beißerchen aus der Kauleiste stemmt? Und was, wenn es noch nicht brutal genug ist? Was macht mal als ultraharte Band, wenn man einfach noch härter wirken will? Ganz einfach: Man covert RAMMSTEINS „Du Hast“, was bei der abgehenden Zuschauermeute extrem gut ankam und dem kleinen Schreiberling ein dickes Grinsen ins Gesicht tackerte. Die Gestalt gewordene Abrissbirne THY ART IS MURDER hatte ihre Schuldigkeit getan und hinterließ, nach der obligaten Zugabe, in Salzburg nur noch verbrannte Erde. El Finito – Applaus!

Setlist: (Ohne Gewähr!)

  • Dear Desolation
  • Puppet Master
  • Holy War
  • Coffin Dragger
  • The Purest Strain of Hate
  • Shadow of Eternal Sin
  • Absolute Genocide
  • No Absolution
  • Du hast (RAMMSTEIN cover)
  • Dead Sun
  • Slaves Beyond Death
  • The Son of Misery
  • Reign of Darkness

 

Weiteres Fotofutter findet sich wieder mal bei Images Of Pain And Pleasure.


WERBUNG: Hard
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