19.05.2018, Rockhouse-Bar, Salzburg

Seeds Of Doom vs. Metal Thrashing Madness

Veröffentlicht am 25.05.2018

Stellt euch vor: Es finden zwei Festivals am gleichen Tag statt und ihr wolltet euch eigentlich beide anschauen. Da bleibt einem im Normalfall nichts anderes übrig, als sich eben für eines der Beiden zu entscheiden. Doch für welches? Sich zum vertonten Weltenschmerz das schwarz Herz aus der Seele reißen, oder doch lieber zu aggressivem Highspeed-Geböller eskalieren? Selbstmordklänge, oder doch Massenmordgelärm? Kurzun: Doom oder Thrash?

Der Berichterstatter stand in Salzburg vor ebenjener Entscheidung – sollte man lieber das erste Seeds Of Doom in der Rockhouse-Bar beehren, oder sich bei der dritten Auflage des Metal Thrashing Mandess im Mark die Kante geben? Der bereits auf Wahnsinn geeichte Schreiberlin (wir erinnern uns an den Selbstversuch...) fand jedoch, dass es keine der beiden mit Herzblut organisierten Veranstaltungen verdiente, unbeachtet zu bleiben. Also warum nicht einfach abwechselnd beide besuchen und das Gebotene Programm einem Vergleich zu unterziehen, zumal die beiden Locations keine zehn Fahrminuten auseinanderlagen? Gesagt, getan!


GLARE OF THE SUN

Der Wahnsinn startete in der Rockhouse-Bar von Salzburg, wo das Seeds Of Doom starttechnisch die Pole-Position innehatte. OSTEON aus Freilassing eröffneten den Reigen an niederschmetternden Klängen mit ihrem interessanten Konzept über die Frühgeschichte der Menschheit, indem sie am frühen Abend gleich einmal tonnenschwere Riffungetüme auftürmten. Leider waren die Vocals ein wenig arg leise eingestellt, sodass man das lyrische Konzept nur schwer erfassen konnte. Dennoch konnten sich OSTEON bereits über regen Publikumszuspruch freuen, die die getragenen Klänge entsprechend goutierten.

Im Anschluss konnte man den Soundwelten der deutsch/österreichischen Kooperation GLARE OF THE SUN lauschen, die sich vor allem optisch, bzw durch ihre Lichtshow, deutlich vom Rest des Abends abhoben. Dabei durfte man, laut Ausführungen der Band, als Erste brandneuem Songmaterial lauschen, was den inzwischen schon überraschend zahlreichen Besuchern in der Bar sichtlich gefiel. Der Berichterstatter bedauert es an dieser Stelle ganz besonders, dass der extrem stimmungsvolle Auftritt von GLARE OF THE SUN nicht in seiner Komplettheit verfolgt werden konnte – stand doch einige Kilometer weiter schon das nächste Festival in den Startlöchern...


MOROS

… wo der rasende Schreiberling gerade rechtzeitig einlangte, um noch das letzte Drittel des Sets von PREDICTION auf die Rübe zu bekommen. „Zwei Mann machen Krawall“ - diese Umschreibung trifft es wahrscheinlich am Besten, wenn man von dem Duo Infernale, das die Trommelfelle im Mark einer gründlichen Prüfung unterzog, spricht. Ganz so schrammelig wie beim letzten Zusammentreffen vor einigen Jahren in Tirol klang es dann glücklicherweise doch nicht, sondern sogar überraschend fett – und die auch hier schon sehr zahlreich anwesenden Besucher gingen bereits ordentlich ab.

Eine Gutteil alkoholischer wurde es danach mit MOROS aus Vorarlberg, die den Thrash-Jüngern im Mark ein amtliches Brett an Highspeed-Riffs über den Schädel zogen und den Zuschauern eine Runde Moros-Bräu ausgaben. Die Bestechung mit Flüssiggold zeigte Wirkung, gaben sich doch die Anwesenden pflichtschuldig zu den lässigen Thrash-Granaten ordentlich die Kante und ließen die Matten fliegen – wenn da nicht schon das ein oder andere Schleudertrauma entstand... Viel zu früh musste das kleine Schreiberlein aber die Abriss-Party schon wieder verlassen, um wieder in die zähflüssige Welt des Doom abzutauchen.


B.S.T.

Konträr zum Highspeed-Geböller im Mark, tauchten B.S.T. die Rockhouse-Bar in eine wunderbar stimmungsvolle Atmosphäre, die von kristallklarem, schiebenden Sound perfekt unterstützt, auf die Schultern der Anwesenden drückte. Getragene, geradezu ausladende Riffs und deutschsprachige Texte verschmolzen zu einem klanglichen Monolith, der das Publikum und auch den Berichterstatter nachhaltig zu beeindrucken mochte.

MONASTERIUM begannen danach ein wenig verspätet, was das kleine Schreiberlein dann doch ein wenig unter Zeitdruck brachte. Auf der eher räudigen, angeschwärzten Seite des Doom-Universums stehend, vermochten es die Italiener während ihrer ersten beiden Songs nicht so ganz den Berichterstatter zu erreichen – glücklicherweise sahen das die vollzählig in der etwas mehr als halb vollen Bar angetretenen Zuschauer anders, während sich der rasende Stormbringer-Reporter schon wieder auf dem Weg zum Kontrastprogramm im Mark befand.


MYNDED

Dort angekommen wurde der Schädel sogleich von den Deutschen von MYNDED gespalten. Brutalst drückender Sound und eine blendend aufgelegte Band, die sich richtig heftig ins Zeug legte waren die Zutaten für eine deftige Abrissbirne, die das Publikum im ebenfalls cica halb vollen Mark zu propellerbangenden Höchstleistungen antrieb. Dank der auch hier schleichenden Verzögerung gingen sich mehr Songs von MYNDED aus als gedacht – worüber man sich angesichts des machtvollen Auftritts, der von den Besuchern auch entsprechend honoriert wurde, wirklich freuen konnte.

Den Schlusspunkt unter das Metal Thrashing Madness setzten TOXIC WALTZ, die noch einmal „Knüppel aus dem Sack!“ spielten und mit einem präzisen Geschoss von Auftritt das letzte aus den Zuschauern herausprügelten. Warum nur, muss man dann aufgrund der selbst auferlegten Doppelpflicht am Höhepunkt, als die Stimmung geradezu am Überkochen schien, schon wieder gehen? Macht nichts, die gepflegte Gnackwatschn von TOXIC WALTZ wird bestimmt noch länger in den Gehörgängen nachhallen...


JACK FROST

Als Late-Night-Absacker durften dann die heimatlichen Gothic-Doom-Heroen von JACK FROST herhalten, die den Berichterstatter einmal mehr in ihren Bann zu ziehen vermochten. Dunkeldüstere, schwere Kompositionen, irgendwo auf halbem Wege zwischen Gothic und Doom, beschlossen das grandiose erste Seeds Of Doom mit großartiger Atmosphäre, zu der sich das Gros der Doom-Jünger einmal mehr entrückt im Takt wiegen konnte. Stark, wirklich stark was hier geboten wurde, selbst wenn das kleine Schreiberlein kurz vor Ende des Sets von JACK FROST dann doch die Segel streichen musste und der Müdigkeit nachgab.

Doom vs. Thrash – zwei so unterschiedliche Veranstaltungen an einem Abend – kann das funktionieren? Ja, es kann! Hatte man Anfangs noch große Bedenken, dass sich die beiden Festivals gegenseitig die Besucher wegnehmen würden, konnte schon während der ersten Bands Entwarnung gegeben werden, denn sowohl das Seeds Of Doom in der Bar, als auch das Metal Thrashing Madness im Mark konnten sich über hohes Besucheraufkommen freuen, das sich auch jeweils in der Stimmung niederschlug. Und die hätte unterschiedlicher nicht sein können, denn während in der Bar der Genuss und das Eintauchen in die magische, niederschmetternde Welt im Vordergrund stand, gab es im Mark Partystimmung und gepflegte Gruppeneskalation. Sich abwechselnd auf diese Beiden so konträren Stile einzulassen war eine gewisse Herausforderung, doch überraschenderweise griff der Wechsel zwischen langsamem, getragenem Liedgut und aggressiver Highspeed-Breiseite perfekt ineinander und sorgte für ein, nein, zwei Konzerterlebnisse der Sonderklasse. Perfekte Organisation und tolle Stimmung an beiden Veranstaltungsorten ließ das anstrengende hin und her hetzen anstatt lästiger Pflicht zu einem richtigen Vergnügen werden.

Der Berichterstatter bedankt sich bei den Organisatoren beider Festivals für die unkomplizierte Möglichkeit sich frei zwischen den beiden Örtlichkeiten bewegen zu können, was diesen wahnwitzigen Stilmix erst möglich machte. Weitere Auflagen beider Veranstaltungen erhalten eine ausdrückliche Besuchsempfehlung – beim nächsten Mal hoffentlich nicht wieder am gleichen Tag. Wobei... der kleine Stormbringer-Schreiberling würde es sofort wieder tun!

Fotogalerie Seeds Of Doom (mehr davon in Kürze bei Images Of Pain And Pleasure)

Fotogalerie Metal Thrashing Madness (erweiterte Galerie ebenfalls in Bälde bei Images Of Pain And Pleasure verfügbar)

 


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