21.01.2018, Hafen, Innsbruck

BATUSHKA & SCHAMMASCH & TREPANERINGSRITUALEN

Veröffentlicht am 30.01.2018

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Am Sonntag, den 21.01.2018, begab ich mich ins VAZ Hafen in Innsbruck, wo ART.illery Productions das im Rahmen der Tour European Pilgrimage III stattfindende Konzert von BATUSHKA, SCHAMMASCH und TREPANERINGSRITUALEN organisiert hatten. Pünktlich zum offiziellen Einlass um 19 Uhr fand ich mich ein, doch verzögerte sich der Start bis etwa um 20 Uhr, da es offenbar Probleme gegeben hatte.

Zunächst war ich nun gespannt, was TREPANERINGSRITUALEN zu bieten hätten, welche ein Ein-Mann-Projekt aus Schweden sind. Ein eher korpulenter Typ mit einer Art Leinen-Maske betrat nun die recht ausladende Bühne, Beats aus der Konserve wurden abgespielt und der Einzelkämpfer schrie stark verzerrt ins Mikrofon. Stellenweise mischen sich auch andere Geräusche ins Klangbild, aber dominiert wurde alles vom Geschrei des Frontmannes, der sich nach den ersten drei „Liedern“ den Leinensack vom Kopf riss und völlig verschwitzt, mit Blut bespritzt und mit Dreads zum Vorschein kam. Im meist bläulichen Licht schüttelte er sich nun erst einmal, sodass Schweiß und Blut flogen, weswegen ein, zwei Damen, die sich zu Beginn näher an die Bühne herangewagt hatten, das Gesicht verzogen und sich in die hinteren Gefilde zurückzogen. Viel Atmosphäre kam bei der Darbietung leider nicht rüber, sie wirkte aber zumindest etwas verstörend bis amüsant, weswegen ich mich umso mehr auf die nun folgenden Acts freute. Da man den Zeitplan geflissentlich einhalten wollte, wurde das Set auch gekürzt, was, wie ich beobachten und nachher auch hören konnte, nicht wirklich jemanden störte. Als Opener war die Sache aber in jedem Falle geeignet.

Als nächstes waren nun die Schweizer von SCHAMMASCH dran, die zuletzt mit ihren Veröffentlichungen in der Okkult-Szene des BM durchaus auf sich aufmerksam gemacht hatten. So war mir zumindest der Name bekannt, doch ich hatte mich mit ihren Werken bislang noch null auseinandergesetzt, weshalb ich mich einfach mal überraschen ließ.

Zunächst ergingen seitens des Sängers (im weiteren Verlauf auch Trommler und Gitarrist) Anweisungen an die Regie, keine Frontlichter und sonst weitestgehend nur rotes Licht zu verwenden, was die Protagonisten zumeist verhüllte, zumal auch recht üppig mit der Nebelmaschine gearbeitet wurde. Die Akteure waren mit teilweise verzierten Roben eingekleidet, kleine Schädel-Altäre waren aufgebaut und Kerzen brannten, alles erschien in rotem, diabolischem Licht. Im ersten Drittel des Konzertes ging es ziemlich ruhig zu, das Ganze wirkte eher doomig, wovon ich ein wenig überrascht war. Das war wohl das Material von der neuesten Platte, „The Maldoror Chants“. Nach gefühlten drei Intros nahm das Ganze dann aber merklich an Fahrt auf, wurde BlackMetal-lastiger und melodiöser. Auch der Gesang steigerte sich gleichermaßen, der Hauptsänger wurde durch eine weitere Person unterstützt. Leider war der Sound ein wenig breiig, sodass es schwer war, die Gitarrenläufe herauszuhören. Das lag unter anderem daran, dass SCHAMMASCH neben der Bassgitarre auch stellenweise drei E-Gitarren einsetzten, was wohl ein wenig zu viel war, sodass dem Sound etwas Transparenz und den Gitarren vor allem Punch fehlte. Nichtsdestotrotz konnten SCHAMMASCH mich im Laufe des Auftritts immer weiter in ihren Bann ziehen, sodass ich nun geneigt bin, mir deren Musik doch mal auf Platte zu geben.

Während einer längeren Umbaupause machten sich BATUSHKA ans Werk, wobei die mittlerweile nur noch teilweise anonymen Musiker unmaskiert auf der Bühne herumschritten. Nachdem alles für die Liturgie gerüstet war – auf dieser Tour spielen sie ein letztes Mal ihr erstes Album in voller Länge –, machte sich der Headliner ans Werk und zelebrierte eine obskure Andacht. Neben der opulenten Bühnengestaltung und -gebärdung, welche sich stark am liturgischen Zeremoniell der Orthodoxen Kirche orientiert (siehe Fotos), waren dabei vor allem die reichlich verzierten Roben der Akteure und der dreistimmige Chor auffällig, welcher an der Seite platziert war. Fronter und „Prediger“ Bart von Witching Hour Productions stand während des gesamten Auftritts vor seiner Ikone und machte sehr gemessene Gesten, gleich ob er klar sang, sprach oder schrie. Dabei fiel vor allem die Häufigkeit auf, mit der er das Segenszeichen der orthodoxen Kirche durchführte. Direkt neben ihm befand sich der Hauptgitarrist, welcher die durchaus melodischen Riffs mit ausgesprochener Souveränität runterspielte, während der zweite Gitarrist und der Bassist im Hintergrund verweilten. Der eigens mitgebrachte Lichttechniker verrichtete eine auffallende Arbeit, denn es gab nun weitaus mehr Lichtshow zu sehen, die gut zu dem Dargebrachten passte. Das bot auch dem Fotografen eine größere Bandbreite an Motiven.

BATUSHKAs Darbietung war in jedem Falle mitreißend und etwas, was ich so noch nicht gesehen hatte. Das erging auch den meisten der etwa 130 Besucher so, von denen etliche nach dem letzten Lied vergeblich mehrere Minuten vor der Bühne ausharrten und auf eine Zugabe hofften. Diesbezüglich wurden sie vorhersehbarerweise enttäuscht, was aber im Nachhinein die einzige Kritik diverser Personen bleiben sollte. Mich persönlich störte, wie schon auf Platte, die ausgesprochene Eindimensionalität des Extremgesangs, welche für das Ganze meines Erachtens nach nicht unbedingt angemessen erscheint, ansonsten ließen sich kaum wirkliche Kritikpunkte feststellen. Auch fiel spätestens bei diesem Auftritt kaum noch auf, dass die Lautstärke ungewöhnlich niedrig war, was einerseits an der ausladenden Räumlichkeit lag, andererseits aber daran, dass beim Aufbau ein wichtiges Stromkabel gekappt worden war, weswegen die Anlage nicht mit voller Power fahren konnte. Dadurch fehlte zwar sicher ein wenig der Punch, vor allem bei den Gitarren, aber letztlich war es auch angenehm wiewohl ungewohnt, nach einem Konzert – ohne Hörschutz – nach Hause zu kommen und dennoch beim Einschlafen kein nerviges Pfeifen im Ohr zu haben.

Alles in allem war das eine eindrucksvolle Veranstaltung, die mich zwar persönlich vor allem musikalisch nicht so ganz berühren konnte, aber dennoch ausgesprochen stimmig rübergebracht wurde. Nun kann man sich mal davon überraschen lassen, was BATUSHKA in Zukunft außer einem Album und einer extrem ausgefeilten Marketing-Kampagne (ein Album, dafür tausende T-Shirts) noch so zu bieten haben werden.


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