18.01.2018, Rockhouse-Bar, Salzburg

BATUSHKA & SCHAMMASCH & TREPANERINGSRITUALEN

Text: Anthalerero | Fotos: Anthalerero
Veröffentlicht am 21.01.2018

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Ein frühes Highlight der Obskurität bot die Salzburger Rockhouse-Bar an einem verregneten Donnerstagabend. Grässlich kalter Wind und strömender Regen spülte ein erkleckliches Häufchen an Besuchern in das zweite Wohnzimmer des Berichterstatters (Ja, ich richte mir dort jetzt ein Postfach ein), die allesamt nur eines im Sinn hatten: Obskur-spirituellen Bands zu huldigen. Von letzteren gab es an diesem Abend reichlich – der kleine Stormbringer-Schreiberling hatte selten so viele Knochen und Schädel an einem einzigen Abend auf der Bühne erspähen können. Für die attraktiven Fotomotive war also gesorgt – auch wenn die bereitstehende Oldschool-Nebelmaschine für misstrauische Seitenblicke sorgte.
 


 

Als Auftakt des Abends wankte ein Ketten- und Knochenbehangener Waldschrat auf die Bühne, der über seinem Kopf einen Jutesack trug. Hämmernd, roh und bedrückend dröhnten die musikalischen Effekte aus den Lautsprechern, als das TREPANERINGSRITUALEN zu knarzigen, virtuos-spirituellen Gesängen anhob. Mit großer Hingabe kreierte das obskure schwedische Ein-Mann-Projekt eine intensive, von Räucherwerk und Kerzenschein gestützte Atmosphäre, die jedoch das Publikum zur frühen Abendstunde noch nicht so wirklich zu erreichen vermochte. Man konnte den Leuten überdeutlich anmerken, dass die ausgefallene, künstlerische Performance nicht von jedem so wirklich verstanden wurde. Ein Teil der Besucher formte im vorderen Bereich vor der Bühne einen Integrationskreis, und wippte im Takt der Musik mit. Ein surreales Bild, das sich den Neuankömmlingen unter den Zusehern da bot, doch nichtsdestotrotz wurde TREPANERINGSRITUALEN mit reichlich Applaus bedacht.
 


 

Zur nächsten Band, den Schweizern von SCHAMMASCH, senkte sich eine intensive Schwarzmetallische Atmosphäre wie ein Vorhang über die Rockhouse-Bar. Genaugenommen war es eher der Nebelwerfer, dessen ästhetisch wabernde Dunstwände sich über Band und Publikum legten - sehr zur Freude der Fotografen. Doch man kam nicht umhin zu bemerken, dass die dichten, geradezu massiven Schwaden die drückende, mystische Atmosphäre, die SCHAMMASCH mit ihren ausladenden, elegischen Gitarrenläufen kreierten, unterstützten und verstärkten. Im Verein mit komplettem Verzicht auf Frontlicht und die daraus resultierende Scherenschnitt-Optik, die aus den Musikern - die zum Teil sogar noch ihre Gesichter schwarz gefärbt hatten - ausdrucksstarke Silhouetten machte, ergab sich so eine äußerst intensive Show, deren Klänge auch noch die letzten Nervenenden stimulierten. Black Metal kann so schön sein – wenn man nicht gerade beinahe den Erstickungstod stirbt...
 


 

Der obskure Höhepunkt des Abends gehörte aber eindeutig BATUSHKA. Die Polen, die mit ihrem ersten Album und mit ihrer mythischen Show im schwarzmetallischen Universum zuletzt ganz gewaltig durchstarteten, luden in Salzburg zur unheiligen Messe. Schweigend enterten die mit bestickten Kutten uniformierten Musiker die detailreich dekorierte Bühne und zogen mit stoischer Ruhe ihr ausgeklügeltes, minutiös durchchoreografiertes Ding durch. Man kam nicht umhin zu bemerken, dass die ritualisierten, zur schwarzmetallischen Messe hochstilisierten Bühnenhandlungen auch bis zu einem gewissen Grad mit Kalkül entworfen wurden, um sich von der Masse abzuheben und eine eigene Nische zu besetzen. Und das ist den Polen, das muss man neidlos anerkennen, auch gelungen. Auch musikalisch hat das ganze Konzept Hand und Fuß und wurde entsprechend mit Können und Perfektion dargereicht, auch wenn sich die Überraschungen im Gegensatz zur ausladenden Bühnenshow eher in Grenzen hielten. Zwischen hämmerndem Schwarzmetall und mehrstimmigen Chorälen zu angemessen druckvollem Gekeife wurde mit allerhand sakralen Glöckchen und Percussion eine durchaus beeindruckende Liturgie abgehalten, bei der selbst der Weihrauchschwenker nicht fehlen durfte. Einziger Wermutstropfen der schon ziemlich beeindruckenden Show: Die Länge von gerade einmal 50 Minuten. Klar, dadurch dass die Polen erst ein einziges Album am Markt haben, gibt das Gesamtschaffen noch nicht mehr her, als ebendiese 50 Minuten. Für eine Headliner-Show ist das, trotz des ausufernden Klimbims rundherum dann doch etwas wenig, da hätte man sich als Besucher doch schon ein bisschen mehr erwartet [...etwa die eine oder andere METALLICA-Coverversion; Anm.d.Korr.]. Klar, die Show war in Ordnung, man bekam auch ordentlich etwas fürs Auge geboten, doch unterm Strich ist es für BATUSHKA, trotz des derzeitigen Hypes, vielleicht doch noch zu früh für eine echte Headliner-Tour.


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