16.12.2017, Schwarzwaldhalle, Karlsruhe

Knock Out Festival 2017

Text: Marc Folivora, Anthalerero | Fotos: Anthalerero
Veröffentlicht am 23.12.2017

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Alle Jahre wieder begibt sich eine kleine Stormbringer-Abordnung ins ferne Karlsruhe, wo kurz vor Weihnachten Deutschlands größtes Hallenfestival über die Bühne geht. Bekam man im Vorjahr mit einem stilistisch weit gefächerten Triple-Headliner-Billing ordentliches geboten, so stand auch das diesjährige Double-Headliner-Programm dem in nichts nach. POWERWOLF und HAMMERFALL standen als Höhepunkte bereit, während DORO, KISSIN' DYNAMITE, XANDRIA und SINNER für das kongeniale Vorprogramm sorgten. Eine ausverkaufte Halle zum 10-jährigen Jubiläum des Festivals stellte das dementsprechend motivierte Publikum, das allen Bands amtlichen Applaus spendete. Als Moderator fungierte, als liebgewonnene Tradition auf dem KnockOut-Festival, einmal mehr Bernhard Weiss von AXXIS.
 

Den pünktlichen Auftakt machten SINNER, die zwar ein wenig leise abgemischt waren, doch das Blut der Metalheads gleich ordentlich in Wallung bringen konnten. Zumindest jenes der Leute, die bereits in der Schwarzwaldhalle standen und abrockten – eine nicht unerhebliche Schlange an später angereisten und/oder am alljährlichen Baustellenchaos rund um die Location in die Irre gefahrenen zog sich während des Auftrittes von SINNER nämlich noch quer über den Festplatz am Kongresszentrum. Die Stormbringer-Abordnung, ebenfalls ein Opfer der kruden Verkehrsführung, mit eingeschlossen. Doch dank organisierten Einlasses schafften es die meisten noch rechtzeitig in die Halle, um noch einen Song der langdienenden Teutonen-Metaller zu sehen, die nach ihrem kurzen Set mit lautem Applaus verabschiedet wurden.

Setlist: (Ohne Gewähr)

  • Born to Rock
  • Tequila Suicide
  • Knife in My Heart
  • Rebel Yell (BILLY IDOL cover)
  • Germany Rocks
     

XANDRIA machten dieses Jahr von sich reden, als sie ihre Sängerin Dianne van Giersbergen überraschend vor die Tür setzten und als Ersatz für die restlichen Konzerte des Jahres AEVERIUM-Sirene Aeva Maurelle ankündigten. Selbige, die nun am KnockOut Festival schon wieder ihren letzten Auftritt mit der Band bestritt, fügte sich nicht nur stimmlich gut in das Bandgefüge ein, sondern brachte mit deutlich rockigerem Stageacting als ihre Vorgängerin auch ordentlich Schwung in den Auftritt der deutschen Formation. Das Publikum dankte es XANDRIA mit lautem Applaus, der angesichts des runden Auftrittes auch hochverdient war – vor allem der bei XANDRIA am ausgewogensten abgemischte Sound brachte viel musikalische Freude.
 

Als Quasi-Lokalmatadoren (um's Eck, von der Schwäbischen Alb) konnten KISSIN' DYNAMITE anschließend wieder einmal auf die volle Unterstützung der proppenvollen Schwarzwaldhalle bauen und diese erstmals so richtig zum Kochen bringen. Leider streikte anfangs eine der beiden Gitarren, was aber der Partystimmung im Publikum keinen Abbruch tat. Lediglich der dumpf-dröhnende, extrem basslastige Sound erwies sich als kleiner Spielverderber, dafür überraschten KISSIN' DYNAMITE die Stormbringer-Fraktion, bisher durch das Zappelphillip-Stageacting der fünf, trotz zehn Jahren Bandbestehens noch immer blutjung wirkenden Rocker etwas abgeschreckt, mit dosiertem und coolem Posing. Kein Vergleich zur früheren, überdreht wirkenden Bühnenpräsenz. Musikalisch gab es keine großen Überraschungen, KISSIN' DYNAMITE lieferten trotz anfänglicher Probleme ein solides Set ab, das von den Zusehern (vor allem der überwiegend weiblichen ersten Reihe...) angemessen lautstark goutiert wurde.

Setlist: (Ohne Gewähr)

  • Highlight Zone
  • Money, Sex & Power
  • DNA
  • Running Free
  • Love Me, Hate Me
  • She Came She Saw
  • Sex Is War
  • I Will Be King
  • Flying Colours
     

Etwas gemütlicher wurde es danach bei DORO. Zur unkaputtbaren Metal-Quen konnte man sich einfach zurücklehnen und die mit WARLOCK-Songs gespickte Setlist genießen. Es ist schon faszinierend zu sehen, mit welchem Elan und welcher Hingabe Doro noch immer die Bühnen der Welt beackert und wie sympathisch und Fan-nah sie sich dabei noch immer gibt. Dass sie dabei seit gefühlten Ewigkeiten nicht müde wird, die gleichen Titel immer wieder ins Publikum zu feuern, kann man nicht wirklich ankreiden – wie die glückseligen Blicke vieler Metalheads zeigten, ist es doch genau das, was die Leute wollen. Während also ein Teil des Stormbringer-Teams kräftigst die Kult-Sängerin abfeierte, inspizierte der fotografierende Part des Stormbringer-Gespanns die in der Nebenhalle liegende, weitläufige Food-Area. Mit mehreren Fressbuden (voriges Jahr war das Angebot aber breiter, oder irren wir uns da...?) und ausreichend Biergarnituren konnte der vorübergehend festivalmüde gewordene Besucher hier seine Batterien wieder aufladen. Doch pünktlich zum Höhepunkt mit dem JUDAS PRIEST-Cover „Breaking The Law“ und der Ewigkeits-Hymne „All We Are“ war man wieder zurück, und grölte gemeinsam mit tausenden Besuchern herzhaft mit. So muss das.

Setlist: (Ohne Gewähr)

  • Raise Your Fist in the Air
  • I Rule the Ruins (WARLOCK)
  • Burning the Witches (WARLOCK)
  • Fight for Rock (WARLOCK)
  • East Meets West (WARLOCK)
  • The Night of the Warlock
  • Für Immer (WARLOCK)
  • Wacken Hymne (We Are the Metalheads)
  • Revenge
  • Breaking the Law (JUDAS PRIEST Cover)
  • All We Are (WARLOCK)
     

Mit Riesenschritten näherte sich das Festival seinem Höhepunkt – HAMMERFALL feuerten zur Feier des 20-jährigen Jubiläums ihres damals hoch gefeierten Debüts „Glory To The Brave“ ein schmissiges Set aus alten und neuen Klassikern in das bis auf den letzten Platz gefüllte Rund. Im „Medley To The Brave“ wurde die Erinnerung an das prägende Debüt hochgehalten, während sich das Auditorium zu alten Hymnen wie „Blood Bound“ und „Renegade“ genauso wie zu neueren Gassenhauern wie „Bushido“ oder „Dethrone And Defy“ ordentlich die Kante gab. Gut, der Sound war, wie schon bisher, wieder ziemlich dumpf und basslastig geraten und die Vocals vielleicht Anfangs einen Tick zu leise und auch der inflationäre Gebrauch des Stroboskops, der einen beinahe geistig ausknockte, wäre ein wenig zu überdenken gewesen, doch dafür brachten die Schweden vor allem eines: Spaß, Spaß, Spaß! Stampfende Rhythmen, mitreißende Refrains – was will man mehr? Ganz klar: Nur noch die Über-Hymne „Hearts On Fire“, deren erste Strophe bereitwillig vom Publikum alleine gesungen wurde – da brauchte der bestens aufgelegte Joacim Cans gar nicht erst zum Mikro zu greifen, der Text sitzt, und zwar bei allen! Wirklich stark, was HAMMERFALL da ablieferten!

Setlist: (Ohne Gewähr)

  • Hector's Hymn
  • Riders of the Storm
  • Blood Bound
  • Any Means Necessary
  • Renegade
  • Dethrone and Defy
  • Last Man Standing
  • Let the Hammer Fall
  • Built to Last
  • Medley to the Brave
  • Origins
  • Hammer High
  • Bushido
  • Hearts On Fire
     

Stark genug, dass POWERWOLF, die momentane Band der Stunde, die mit reihenweise ausverkauften Gigs aufwarten kann, den Sack nur noch zumachen musste. Klar, irgendwie klingt das alles größtenteils ziemlich gleich, zuletzt machten sich auch auf den sommerlichen Festivalshows einige Ermüdungserscheinungen bemerkbar – doch egal was die Wölfe auf der Bühne abziehen, das Publikum ging wie immer vom ersten Augenblick an steil. Auch wenn der Innovationsfaktor nicht gerade hoch ist, die schmissigen Hymnen von POWERWOLF brennen sich so schnell und so hart in die Gehirnrinde, dass man gar nicht anders kann, als mitzumachen. Schlag auf Schlag prasselten die Ohrwürmer auf das Publikum ein, Attilas Ansagen sorgten für so manches schmunzeln und die wie immer energiegeladenen Greywolf-Brüder sorgten für schmachtende Blicke im östrogenbefeuerten Teil des Publikums. Ja, was soll man da noch sagen? POWERWOLF verdienen es unbestritten, an der Live-Speerspitze des melodischen Schwermetalls zu stehen. Anhand der Begeisterung, die diese Band zu entfachen imstande ist, kann es ja nicht so verkehrt sein, was die Herren mit dem wölfischen Image so treiben.

Setlist: (Ohne Gewähr)

  • Blessed & Possessed
  • Army of the Night
  • Coleus Sanctus
  • Amen & Attack
  • Dead Boys Don't Cry
  • Saturday Satan
  • Armata Strigoi
  • Let There Be Night
  • All We Need Is Blood
  • Resurrection by Erection
  • Kreuzfeuer
  • Werewolves of Armenia
  • Sanctified With Dynamite
  • We Drink Your Blood
  • Lupus Dei

So ging das KnockOut Festival 2017 mit einem zu erwartenden und verdienten Höhepunkt zu Ende und das Team von Stormbringer freut sich schon jetzt auf die nächste, elfte Ausgabe des zur liebgewonnenen Tradition gewordenen Events. Der durchwegs entspannte Umgang vermochte es, selbst auf einem so groß gewordenen Festival, eine gewisse familiäre Atmosphäre zu erzeugen – selbst wenn die olfaktorische Kulisse in der gegen Ende dann doch ziemlich stickig werdenden Halle nicht jedermanns Sache war. Auch dass es deutlich voller war als im Vorjahr war zu bemerken – dennoch ging die Bewegung der Massen weitestgehend ohne größeres Geschiebe und Gedränge ab und die Standzeiten an den zahlreichen Getränkeständen hielten sich in Grenzen. Ein gutes Beispiel für vorbildliche Organisation – da dürfen sich einige Veranstalter gerne etwas abschauen!

Weitere Fotos des Festivals findet ihr bei Images Of Pain And Pleasure.


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