5.6.2017, Donauinsel, Wien

ROCK IN VIENNA 2017

Text: Kalti | Fotos: Kalti
Veröffentlicht am 07.06.2017

Einleitung
Ganz Stormbringer verweigerte dem Rock In Vienna die Anwesenheit. Hauptsächlich geschuldet dem Fehlen der Rockbands im Line Up. Ganz Stormbringer? Nein, irgendwo im zweiten Wiener Gemeindebezirk wohnt ein barbarischer Rebell, der sich dann doch auf die Donauinsel traut, um von dort zu berichten:

Wie auch so viele andere, war für mich die Veröffentlichung des diesjährigen Line Ups des Rock In Vienna eine Enttäuschung. Hatte man doch Bands erwartet die, so wie die letzten Jahre auch, mehr aus dem Rock / Metal Bereich kommen, als direkt aus dem Radio Österreich Drei. Für mich war dementsprechend klar: 2017 gibt es kein Rock in Vienna für den kleinen Kalti. Nun denn, irgendwie sollte doch alles anders kommen:

Als notorischer Festivalliebhaber lugt man natürlich beim Fahren mit der S-Bahn bzw. U6 direkt auf die Insel, um doch irgendwie einen Blick auf die Bühne zu erhaschen. Die Beschallung funktioniert auch bei gutem Wind (und den gibt es in Wien bekanntlich eh immer) auf die umliegenden Gebiete der Stadt und somit stieg dann doch die Sehnsucht im Laufe des Wochenendes. Ausschlaggebend waren dann allerdings Freunde, die, aufgrund des Festivals übers Wochenende in Wien ansässig, sehr detailliert vom Festival erzählten: kleiner als letztes Jahr, fast keine Leute, DEICHKIND war super, SILBERMOND haben sich selbst aufs Korn genommen usw. Bei jeder Aussage stieg das Interesse mehr und mehr, nicht der Bands wegen, sondern zwecks des Feelings, dem Festival – Lifestyle, dem Dings.

Nun denn, da fragt man doch einfach am Sonntagabend nach und bekommt prompt die Zusage für eine Akkreditierung mit Fotopass für den Montag, quasi ab auf die Insel:

Hauptteil

„Hallo I bims, dem Photograph vong Stormbringer“
So richtig geglaubt habe ich es nicht, aber nachdem ich am Montag kurz vor der Band CLUTCH am Gelände aufgeschlagen bin (der Opener THE LIVING END fiel dem dritten Staro im Sägewerk zum Opfer), stand wirklich mein Name auf der Gästeliste und ich konnte schnurstracks zur Bühne vorgehen. Begann das Gelände im Vorjahr noch vor der U-Bahn-Brücke und war dort sogar schon die kleine Jolly Roger Bühne, so verlagerte man den Eingang um gefühlt einen halben Kilometer nordwärts. Nice vong Gehminuten her, aber nicht nice vong umfassenden Personen her. Der abgesperrte Wavebreakerbereich vom letzten Jahr war ebenfalls weg, dem hatte man nur einen Wavebreaker in der Mitte des Geländes vorgesetzt (der allerdings, laut Erzählungen nur an diesem Tag hier prangte). Ist eh gut – ich hasse diesen VIP-ich-habe-Geld-Bereich sowieso. Das haben die Kollegen beim Nova Rock immer schon besser gekonnt, dort heißt es first come – first serve und nicht pay more – get more, aber wurscht, darum geht’s ja nicht.

Der Pressebereich und Einlass zum Fotograben war auch auf der anderen Seite, so enterte ich diesen gerade noch rechtzeitig zum Beginn des ersten Songs von CLUTCH.


CLUTCH

Die Bands
CLUTCH, die einzige Band, die meine Augen zuvor noch nicht begutachten konnten und bandtechnischer Grund für das Erscheinen meiner Wenigkeit lieferten eine solide Rock–Performance, die allerdings vom Hemd tragenden Publikum relativ wenig akzeptiert wurde. Ohne großes Herumgehopse und großartige Interaktionen mit dem Publikum, aber dafür mit Gitarren-Gefrikel vom Feinerfeinsten. Den Rockmusik-Fan freut es, der MARTERIA Hipster kann damit halt nix anfangen.


MARTERIA

„Alle haben n Job, ich hab Langeweile“ – Nun gut, mit Rock im herkömmlichen Sinn hat Marten Laciny aka MARTERIA nichts am Hut. Bedenkt man allerdings, dass sogar unser Lieblings-Steirer Gabalier mittlerweile quasi überall „rockt“, muss man MARTERIA in Schutz nehmen – der hat sogar eine E-Gitarre auf der Bühne (die möglicherweise sogar angeschlossen ist) und singt / rappt ohne Background-Hilfe ins Mikro. Obwohl ich kein wirklicher Fan von Hip Hop bin, war die Performance gut und das Publikum durchwegs auch motiviert den Hüpfbewegungen des Künstlers nach zu folgen. #SwagOida

Und dann kamen sie, die „BEATSTEAKS aus Berlin“. Bands, die man in der Jugend rauf und runter gehört hat, gehen halt immer. Im Normalfall können sie dann auch schlecht sein, dem eingefleischten Jugendfanboy oder dem eingetofuten Jugendfangirl (auch austauschbar bitte) wird dies niemals auffallen. Das Schöne an den BEATSTEAKS ist: Die gibt’s nicht wirklich in „schlecht“. Die Festivalband aus Deutschland gibt halt immer alles. Von den alten Sachen wie „Frieda und die Bomben“ über neueres Zeug wie „Automatic“ vom "Boombox"-Album oder ganz neuen Scheiben (die meine Wenigkeit nicht kannte und dementsprechend langweilig fand) war ein gemischtes Potpourri an deutschem Punk vertreten. Eine Band, die immer geht, die immer Spaß macht und bei der man nicht ein einziges Lied kennen muss und trotzdem von vorne bis hinten abgehen kann (ein Moshpit inklusive, das war den MARTERIA–Hemdträger-Typen irgendwie doch zu viel).


BEATSTEAKS

DIE TOTEN HOSEN gehören mittlerweile zum Standardinventar eines deutschsprachigen Festivals und sind dort auch nicht mehr weg zu denken. Ob Nova Rock, Frequency, oder eben Rock in Vienna, jedes Jahr trifft man diese Band irgendwo auf einem österreichischen Festival an. Oder, aus meiner Sicht betrachtet: Man kann sie einfach nicht verhindern. Nun gut, ich war nie ein Hosen-Fan, ich werde nie einer werden und selbst wenn es immer wieder alle probieren: NEIN ICH MAG DIE HOSEN NICHT. Nichtsdestotrotz, nach einigen Bieren konnte man mich doch noch dazu überreden, zumindest einigen Liedern der Deutschen zu lauschen (oder meine Ohren Krawall auszusetzen). Zudem traf man den DIE TOTEN HOSEN Fan Club und wurde zu einem Foto genötigt. (Nächstes Mal nehme ich meinen Anwalt mit). 

Sie werden für mich immer wieder ein großes Fragezeichen hinterlassen, trotzdem haben sie defintiv die meisten Menschen auf die Donauinsel gelockt. Während Campino mit leichter angeknackster Stimme „Altes Fieber“ trällerte, befand ich mich schon am Weg nach Hause.


Der Autor und der DIE TOTEN HOSEN Fanclub #NoPain

Schluss
„It Was Totally Worth It“ – auch wenn mich nicht wirklich das Line Up hergezogen hat, war ich dennoch durchwegs zufrieden und vor allem die Performance von MARTERIA überraschte mich positiv. Was bleibt ist ein Festival, das perfekt organisiert war und bis auf kleinere Pannen (zwischen BEATSTEAKS und den HOSEN war der Gang auf´s Klo mit Anstehen verbunden, das Problem dabei war aber nur der zu schmale Zugang zum Toilettenbereich) reibungslos verlief. Wenn man nach dem Tief in dem Jahr trotz alle dem wieder ein Festival auf die Beine stellt, bin ich definitiv dabei, dann aber wieder mit einem Line Up, dem der Name auch zusteht. Bis dahin gibt es im August noch die Metalvariante in Form des Jolly Roger Festivals. Kommen Sie, kaufen Sie, im Flair der Open Air Bühne der Arena Wien definitiv ein weiteres Schmankerl auf der Festivalspeisekarte.


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