06.04.2017, Wiesla Rock Club, Hof

REAPER'S REVENGE & MELODRAMATIC FOOLS & FIRE FIST

Text: Anthalerero | Fotos: Anthalerero
Veröffentlicht am 13.05.2017

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Manchmal soll man bekanntlich über den Tellerrand schauen, und auch einmal außerhalb der gewohnten Gewässer fischen gehen. Also machte sich das kleine Stormbringer-Schreiberlein auf Einladung des Rockclubs Nordbayern auf an den Nordrand des Weißwurstäquators, um sich im Wiesla Rock Club von Hof (Wahlspruch: In Bayern ganz Oben) von einem Dreierpaket an lokalen Bands überraschen zu lassen. Im Falle des Headliners REAPER'S REVENGE, dem Berichterstatter ja nicht gänzlich unbekannt, war die Marschrichtung klar, doch auch die beiden weiteren Bands des Abends, MELODRAMATIC FOOLS und FIRE FIST hatten es in sich!

Was als erstes auffiel, und woran sich die hiesige Szene durchaus ein Scheibchen abschneiden kann: Die Besucherzahl! Im kleinen, urigen Wiesla Rock Club, zeitgleich Vereinsheim eines lokalen Fußballvereins, tummelte sich nämlich eine fast dreistellige Meute, die nicht nur ordentlichen Durst, sondern auch verdammt gute Stimmung mitbrachte! Denken wir dann an die üblichen Salzburger Verhältnisse beispielsweise... nein, reden wir erst gar nicht darüber. Ein übriges zur Partystimmung trug die durchwegs überraschend gute Soundqualität bei, wie man sie gerade in kleineren, oftmals durch die Raumaufteilung akustisch suboptimalen Locations mit der Lupe suchen muss. On Top das im Konzert-bezug schräge, aber äußerst charmante urbayrische Ambiente und die Bühne beleuchtet von zwei warmweißen Scheinwerfern links und rechts – und alles war gut.
 


FIRE FIST: Akkuschrauber of Doom!


Bereits beim Opener ging ordentlich die Post ab – zwar waren FIRE FIST aus Los Angeles (bei Gera!) nur mit einem platzsparenden Elektro-Drumkit unterwegs, doch dieses konnte mit überraschend sattem Sound aufwarten. (Über solcherlei Gerätschaften darf man bekanntlich nichts schreiben, da es keinen Einfluss auf die Musik selbst hat. Auch ist die Erwähnung von Hautfarbe, Körpergröße und P*nislänge der bedienenden Person selbst in äußerst abstrakten und nur schwerlich zu interpretierenden Metaphern zu unterlassen – man könnte sonst verklagt werden. Ja, das WAR ein Seitenhieb – die Wissenden dürfen sich nun auf die Schenkel klopfen, der Rest überliest dieses Intermezzo einfach.) Dass die Gitarre über weite Strecken besser aus den Boxen briet als der Bass, darüber konnte man geteilter Meinung sein, doch Stimmung und Spielfreude tat das keinen Abbruch. Im Laufe des unterhaltsam-rockigen Auftritts wurde von den vier Feuerfäusten so manches Goodie auf die Bühne geschleppt und augenzwinkernd in die Show integriert: Von Skateboard mit FIRE FIST Logo, über Konfettikanone (das Zeug fand man danach übrigens überall, sogar am Tag danach noch im Equipmentrucksack...) bis hin zum goldenen Akkuschrauber of Doom („Powerthrill“). Die ausschließlich englischsprachigen Ansagen zur Wahrung der Internationalität und Verschleierung des sächsischen Akzents erwiesen sich zu keiner Zeit als peinlich, sondern tackerten den Zuschauern vielmehr ein lockeres Grinsen ins Gesicht und gaben der Stimmung noch einen Extra-Boost. FIRE FIST machten alles richtig und konnten mit simplem, aber äußerst effektiv in die Beine und das Haupthaar fahrendem Liedgut auf voller Länge überzeugen. So machts Spaß!
 


Heimlicher Headliner: MELODRAMATIC FOOLS


Die Marktredwitzer MELODRAMATIC FOOLS liefen im Anschluss gleich mit eigenem Fanclub auf, der die kompletten ersten Reihen mit einheitlichem FOOLS-T-Shirt-Look füllte. Von der ersten Sekunde an brannte beim energischen Auftritt des Vierers die Hütte, gehören MELODRAMATIC FOOLS doch zu den derzeit aufstrebendsten Bands aus dieser Gegend. Besondere Bekanntheit, ließ sich der Berichterstatter sagen, erlangte die Band durch einen legendären Auftritt auf dem Marktredwitzer Weihnachtsmarkt einige Jahre zuvor, bei dem sie mit ihren knackigen Schwermetall-Klängen wohl einige Kinder erschreckt und so mancher Omi die Dauerwelle glattgeblasen hatten – was sie nicht nur bis zu Metal Hammer und Rolling Stone, sondern sogar bis in die BILD-Zeitung brachte! Ein Boost, der sich keineswegs als Eintagsfliege herausstellte und den sich MELODRAMATIC FOOLS auch redlich verdient hatten, wie sie mit ihrem Auftritt im Wiesla Rock Club auch für das kleine Stormbringer-Schreiberlein untermauerten. Was für ein Mörderbrett aus amtlichem Heavy Metal prasselte da bitte auf das Publikum ein?! An manchen Stellen erinnerte das raue Stimmcoleur von Sänger/Gitarrist … ein wenig an Peavy Wagner, was dem amtlich böllernden Songs streckenweise einen Touch älterer RAGE gab, vermischt mit der Vehemenz von klassischen JUDAS PRIEST. Heavy Metal ist nicht tot! Er lebt und erfreut sich bester Gesundheit und Jugend – ja, die Blicke der holden Damenschar angesichts der knackigen Musiker (inklusive neidiger Seitenblicke auf die Matte des Fronters) waren nicht zu übersehen. Hier stand eindeutig der heimliche Headliner auf der Bühne – eine bockstarke Überraschung für den Berichterstatter, der hofft, dass ihm die von ihren Fans nur „FOOLS“ genannten Herrschaften auch einmal auf einer größeren Bühne über den Weg laufen...
 


REAPER'S REVENGE: Entertainment pur!


Im Hinblick auf die nicht weniger guten, aber in diesem Landkreis weniger bekannten REAPER'S REVENGE hätte man durchaus an einen Tausch des Slots denken können, zog doch ein kleiner Teil des Publikums nach Abgang ihrer Local Heroes von MELODRAMATIC FOOLS von dannen. Doch  das hieß nicht, dass die REAPER'S vor leerem Haus spielen mussten – im Gegenteil, konnten die durchwegs flotten und amtlich kantigen Songs doch schon im Laufe der ersten Viertelstunde so manchen vor dem Club rauchenden Besucher interessiert schnuppernd zurück in die urige, unter den schwermetallischen Klängen wackelnde Bude locken. Die durchwegs ausgelassene Stimmung des Abends setzte sich bei REAPER'S REVENGE nahtlos fort, welche, davon angestachelt, nicht nur zur musikalischen, sondern auch zur komödiantischen Höchstform aufliefen. Da flitzten die Finger nur so über die Saiten und die Sticks über die Felle, des Berichterstatters lederbehoster Lieblingsbassist ließ seine Matte kreisen und selbst Sänger Bösl meisterte trotz leichter Erkältung die diversen Ausflüge in stimmliche Höhen – nebenbei schaukelten sich launige Zwischenrufe aus dem Publikum und prompte, schlagfertige Antworten von der Bühne zu einem äußerst unterhaltsamen Schlagabtausch auf, der die Pausen nicht weniger einnehmend gestaltete als die musikalische Darbietung selbst. Letztere kam beim Publikum in Hof, dank Ausrichtung in der härteren Powermetallischen Ecke (nix mit Zuckerguss, immer voll auf die Rübe!) und ab und zu auch ein klein wenig in den Thrash-Bereich schielend, richtig gut an. Die Ansage der Band „Bringts's uns was, wir saufen wirklich alles!“, wurde durch prompt vom Veranstalter höchstselbst gelieferte Alkoholika auf die Probe gestellt – der reichlich rasse Nussschnaps sorgte zum Gaudium des Publikums dann doch für einen Hustenanfall. Doch Bier und Höllen-Sprudel (kein Witz, gibt’s wirklich!) sorgten gleich für Linderung und ließen REAPER'S REVENGE ihr vollgepacktes Set aus Songs vom Debüt „Wall Of Fear And Darkness“ und neuen Titeln vom in Arbeit befindlichen Zweitling gebührend beenden.

Was soll man dazu noch sagen? In Hof weiß man, wie man anständig abrockt! Drei starke Bands aus der dortigen, höchst lebendigen Szene gaben dem zahlreichen Publikum im Wiesla Rock Club eine ordentliche Gnackwatschn und dürften so einige verrenkte Nackenwirbel zurückgelassen haben. Stormbringer sagt herzlichen Dank für die Einladung! Lust auf einen Gegenbesuch?

Eine erweiterte Galerie des Konzertes findet ihr bei Images Of Pain And Pleasure.


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