27.04.2017, Rockhouse-Bar, Salzburg

DRESCHER & PROLL GUNS & DEATH RISING

Veröffentlicht am 02.05.2017

Es ist Ende April und das Rockhouse Salzburg feuert kurz vor Beginn des Wonnemonats Mai konzerttechnisch noch einmal aus allen Rohren. Rockte am Vortag noch die KYLE GASS BAND in der Halle und stand anderntags mit PAIN noch eine namhafte Metal-Band in den Startlöchern, so gab es an diesem Abend Kontrastprogramm in der Bar. Wenn sich die Kuttenträger in die Krachlederne schmeißen und über die Unterschiede zwischen Tasten-Akkordeon, steirischer Knopferlharmonika und einer Harmonika nach Balkan-Bauart diskutieren, dann kann das nur eines bedeuten: DRESCHER stehen auf dem Programm! Die innerösterreichisch ordentlich durchstartende Truppe brachte natürlich auch ihre berühmte Dreschquetschn mit! Supportet wurden die „etwas härteren Volksmusiker“ thematisch weitestgehend passend von den Western-Thrashern PROLL GUNS und den Laakirchnern von DEATH RISING.


DEATH RISING am Metalnight Outbreak Vol. 5

Letztere machten dann auch den Anfang und entfachten gleich einmal, als so ziemlich härteste Band des Abends, einen akustischen Flächenbrand. Death/Thrash mit ordentlichem Nachdruck brachte die Anlage in der Bar bereits am frühen Abend an ihre Grenzen, wenngleich der Sound dennoch, für Bar-Verhältnisse, überraschend klar blieb. Der Bass trat den bereits zahlreich anwesenden Besuchern in die Magengrube, zwei Siebensaiter-Gitarren, die mit hohem Können malträtiert wurden, zogen den Zuhörern ein brutales Brett über den Schädel, der Wüterich am Schlagzeug hämmerte dem Publikum bildlich gesprochen das Knie in den Rücken, während Sänger Dave mit spitzbübischem Grinsen und todesverachtendem Gegurgel der Meute den sprichwörtlichen Stiefel zielgenau in den edelsten Teilen versenkte. Bei dem was DEATH RISING da auffuhren und mit lockerer Lässigkeit und hohem Spaßfaktor vortrugen (alleine die Ansagen sorgten für viel Gelächter: „De vierte Schei'm von da Schei'm is a Überschei'm“ „Oda a Fensterschei'm...“), konnten sie sich ihren Applaus mehr als hochverdient abholen. Für das legendäre “Paranoid“-Cover gibt es noch Pluspunkte obendrauf!


PROLL GUNS zu früherem Datum am gleichen Ort (c) Walter Thanner

Thrash, aber ohne Death, gab es hernach bei den PROLL GUNS – todesnah höchstens die stimmige Bühnendeko mit Holzgalgen und diversen, von der Wüstensonne ausgeblichenen Tierknochen. Stimmig-staubig auch die Outfits der schmutzverkrusteten Musiker, bei denen nicht einmal auf Cowboystiefel und Sporen verzichtet wurde - aber mal ehrlich: Das Fellschwänzchen, dass hinten vom Gürtel des Gitarristen baumelte, ist schon ein wenig verstörend, oder? Musikalisch gab es die Vertonung einer fröhlichen Saloonschlägerei, samt rechtem Haken mitten in die Kauleiste und Bud-Spencer-Gedächtnis-Gnackwatschn zur Indizierung eines geistigen Saltos obendrauf – die wilden Moshpits in der Bar gaben sich alle Mühe das Geschehen adäquat nachzustellen. Der rollende Western-Thrash konnte die Besucher also ganz ordentlich mobilisieren, sodass nebenbei auch gar nicht wenige Haarpropeller durch die Rauchschwaden der Bar peitschten. Ein durchwegs überzeugender Auftritt einer Band, die sich im Live-Sektor bereits einen ordentlichen Namen machen konnte – und das absolut nicht zu Unrecht, wie man anhand des energiegeladenen Auftritts in der Rockhouse-Bar sehen konnte. Der Jubel der inzwischen etwa zur Hälfte gefüllte Bar war den PROLL GUNS sicher!


Dreschquetschn-Power im Komma Wörgl (c) Tina Burgstaller

Nach staubiger Westernromantik nun auf zur Wirtshausgaudi – nein, nicht von den Teutonischen Heiden EQUILIBRIUM, sondern von den heimischen Folklore-Botschaftern DRESCHER! Machtig trachtig gewandet, stilecht mit Krachlederner und passendem traditionsverhafteten Hemd (im „Steinfeld“ trägt man das so, hab ich mir sagen lassen), halten DRESCHER die Fahne der echten Volksmusik hoch. Die Quetschn jubilierte in den höchsten Tönen, statt Moshpits wurde geschunkelt (einige Zuseher warfen sich sogar vor der Bühne auf den Boden und begannen zu rudern!) und die sanften musikalischen Weisen ließen sogar das Herz von Omi schmelzen. Doch halt... sanft?! Wer hat da gerade etwas von sanft gesagt? Omis Herz beginnt zu rasen, die Augenlider flackern vor nackter Angst, als infernalisches Gitarrengeshredder und rumpelnder Doublebass ihr Hörgerät zum explodieren bringen. „Olles Ok“ beschwichtigen DRESCHER, nur um kurz darauf „I will di ausbliatn sehn!“ in die begeisterte Menge zu kreischen. Es regnet Blut in der Rockhouse-Bar, während DRESCHER mit ihrer Form der morbiden, selbstironischen Volksmusik zur Höchstform auflaufen und den Dreschflegel thrashiger Volksmusik in den Stollen der Bar schwingen. War der Berichterstatter zunächst noch skeptisch, so lösten sich die Bedenken, ob die Verbindung zwischen folkloristischer Verklärung und bretthartem Thrash wohl funktionieren könnte, alsbald in Luft auf. Ja, es funktioniert tatsächlich und reißt dabei so derb die Bude ein, dass das schwer getroffene Gebälk des Rockhouses wohl noch länger unter der Belastung ächzen wird. Genau wie die Zuseher in der gut halb gefüllten Bar, die nach drei derart ambitioniert zu Werke gehenden Bands wahlweise mit blauen Flecken, Schleudertrauma oder veritablem Tinnitus nach Hause krochen. Im Schneesturm, wohlgemerkt – genau das, was man nach eine schweißtreibenden Konzertabend Ende April benötigt.
 

P.S.: Der geeichte Leser von Livereports dieses speziellen, hochaktiven Berichterstatters wird bestimmt bereits das Fehlen gewisser, nicht unwichtiger Komponenten eines gelungenen Livereports diagnostiziert haben: Fotos. Dank eigener Unfähigkeit (Speicherkarten nicht in der Kamera) technischer Unzulänglichkeiten (für solche Fälle bereitgehaltene Ersatzspeicherkarte im Kamerarucksack hauchte nach zwei Testfotos ihre Seele aus) und fehlender Möglichkeit eines kurzfristigen Ersatzes (versucht mal um Acht Uhr Abends eine Speicherkarte aufzutreiben...) muss dieser Livebericht leider, ganz entgegen der sonstigen Überzeugung des kleinen Schreiberlings, ohne aktuelle Bilder auskommen. Tut leid. Wirklich.


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