03-03-2017, Livestage, Innsbruck

Alpine Steel Festival III - Tag 1

Text: Anthalerero | Fotos: Anthalerero
Veröffentlicht am 07.03.2017

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Nach den legendären Ausschweifungen des Vorjahres (zum typografischen Bericht des ersten und zweiten Tages, und der videografischen Aufarbeitung) sind wir nun zurück am Alpine Steel Festival, wo es für zwei Tage wieder heißt: 'Only Austrian steel!'. Da die reiche Kollegenschar des Vorjahres nach gewissen... Vorfällen nun wohl ein wenig Angst vor der an sich so harmlosen Stormbringer-Redaktionsdomina zu haben scheint, muss diese 2017 eben alleine ran. Vorsorglich haben die Veranstalter rund um Bruder Cle, Tschak und ihr Team, dieses Jahr im Backstagebereich keinen Opferaltar aufgebaut. Warum wohl...? Doch für das leibliche Wohl ist weiterhin gesorgt - der Stand der Waage nach der Fressorgie spricht Bände. Doch das alles wird für euch nur mäßig von Interesse sein, deswegen geht es gleich über zu den Geschehnissen des ersten Festivaltages!

 

Was sofort auffällt, als KASCHORROS WICIADOS loslegen: das Alpine Steel Festival ist dieses Mal um ein gutes Stück härter ausgerichtet, als noch im Vorjahr. Die Truppe legt gleich zu Beginn ordentlich brachial los und serviert knackigen High-Speed-Thrash der schädelspaltenden Sorte. Das Publikum hält sich zu Beginn noch ein wenig zurück – man will sich ja nicht schon zur ersten Band des ersten Tages verausgaben. Zu präsent ist noch der Abriss des Vorjahres, den INSANITY ALERT lieferten und auf dessen Fußstapfen der Vierer auch wandelt. Es fehlt jedoch der absolute Irrsinn der Tiroler Haus-und-Hof-Crossover-Thrasher, der von der Performance eines HevyKevy lebt – die sympathisch-verpeilten Ansagen des augenscheinlich italienischstämmigen Sängers und seine mehrmaligen Ausflüge ins Publikum, bei denen er beinahe den Stecker seines Mikrofons herausriss, konnten darüber auch nicht hinweghelfen. Kurze, knackige Songs (die Ballade ist natürlich am schnellsten!) und ein Gitarrist mit Lemmy-Vibe (Überkopf-Mikro und Reibeisenstimme) komplettieren eine solide Vorstellung, die die Zuschauer schon einmal aufwärmen konnte.

Setlist:  (Ohne Gewähr!)

  • Speedfreaks
  • Dis-Time
  • Orange
  • Brews Lee
  • Brooklyn Pete
  • Söber
  • Mongopushing
  • Skate or Die

Ganz im Zeichen der 80er präsentieren sich danach DIAMOND FALCON – nebst Blickfang eines coolen Mikroständers mit stilisiertem, metallischem Falken (die Augen glühen, uuuuh!) sind auch die Bandmitglieder selbst optisch sehr ansprechend – vorausgesetzt natürlich man liebt den Stil der Blütezeit des Schwermetalls. Man braucht schon ordentliche Eier in der Hose (natürlich im übertragenen Sinn, SO genau wurden gewisse Regionen jetzt nicht untersucht, ihr Schweinderl!), um sich mit hautengem goldenen (!) oder glitzernden Höschen auf die Bühne zu stellen – und dann SO hart abzurocken! Das Statement des Outfits war bei den Wienern auch keineswegs mehr Schein als Sein, gingen die Fünf (mit blauhaariger Damenverstärkung am Bass) doch ganz gewaltig ab. Arschcooler, tight gezockter Metal, so True, dass du schon am Granit lutscht, pfefferten DIAMOND FALCON in die Livestage, sodass vor der Bühne gleich ordentlich die Matten geschwungen wurden. High-Pitched Vocals, knackige, teils ein wenig thrashige Gitarren, dazu eine Prise MAIDEN-Einfluss (inklusive Prowler-Cover) sorgten dafür, dass die Fäuste wie von selbst Richtung Decke gezogen wurden! Obwohl DIAMOND FALCON mit ihren eigenen Songs auf voller Länge punkten konnten, erwies sich ein Cover als Highlight des Auftritts: als zum MANOWAR-Klassiker „Fighting The World“ auf der Bühne die Plastikschwerter geschwungen wurden, blieb kein Auge trocken! Starke Vorstellung!

Setlist: (Ohne Gewähr!)

  • The Tale of Izta
  • Deus non Vult
  • Away From The Sun
  • Turning White To Red
  • Nightmares
  • The End of Dreams
  • Prowler (IRON MAIDEN Cover)
  • Fighting The World (MANOWAR Cover)
  • Diamond Falcon

Nach etwas zugänglicheren Klängen gab es nun mit ASPHAGOR wieder voll aufs Maul. Hymnische Schwarzmetallische Walzen rollten über das Publikum hinweg, während die Nebelmaschine auf Hochtouren lief – das sorgte zwar für eine angemessen düstere, bedrückend und gefährlich wirkende Atmosphäre, erwies sich allerdings der Fotoausbeute als nicht sehr zuträglich. Während also auf der Bühne unter großem Publikumszuspruch geshreddert, gekeift, geblastbeatet und mit Skelett-Torsos geknuddelt wurde, überließ Stormbringer das Feld den amtlich abgehenden Black-Metal-Jüngern und kümmerte sich um das leibliche Wohl. Pünktlich zum finalen Abriss der Tiroler fand man sich aber wieder vor der Bühne ein und wurde Zeuge ausladenden Applauses, den sich ASPHAGOR für ihr stimmungsvolles Set auch redlich verdient hatten.

Setlist: (Ohne Gewähr!)

  • Sallow Sparkled Light
  • Katharsis
  • Sun Devourer
  • Anti
  • Absurd in Death
  • Suffering Flesh
  • Cementary Of Gods
  • Havoc

Und die nächste stilistische Kehrtwende! Von Black Metal zu Power Metal war die Devise bei ECLIPTICA! Durch den etwas hinterher hinkenden Zeitplan mussten die Wiener ihr Set ein wenig kürzen, so fiel das Publikum um die beiden Zugabensongs um. Doch das tat der Stimmung bei ECLIPTICA keinen Abbruch – der Zuschauer-Schichtwechsel hatte dafür gesorgt, dass sich zwar die Freunde der brachialeren Klänge in die Rauchpause verzogen, dafür aber die Anhänger der melodischeren Seite vollzählig Aufstellung vor der Bühne nahmen. Outfit und Gehabe des Sängers (knallrote Hose, schuhlos und etwas... nunja... sagen wir so, die Bewegugen erinnerten ein wenig an einen bekannten, von Johnny Depp dargestellten Piraten...) zogen viel Aufmerksamkeit und Publikumszuspruch auf sich, doch auch der Rest des sechsköpfigen Kollektivs ging ganz gewaltig ab. Die Zuseher feierten, nach den Haarpropellern bei den Vorgängern, zu den starken, melodischen Klängen ein etwas gediegenere Party. Bei Titeln wie „Love & Misery“ und „Fire, Burn!“ erwiesen sich doch überraschend viele Leute textsicher, und zur finalen Hymne „One For Rock And Roll“ konnten sich dann selbst bisher still gebliebene begeistern. Spaß auf der Bühne und Spaß im Publikum – da passt der Lack!

Setlist: (Ohne Gewähr!)

  • Welcome To The Show
  • Blackened Day
  • Love & Misery
  • Fire! Burn!
  • Road To Nowhere
  • My Paradise
  • One For Rock 'n' Roll


Bruder Cle kündigt die Audio-Annihilation an: TRANSILVANIA

Für den finalen Abriss des ersten Festivaltages (ja, es gibt wieder Kontrastprogramm zum melodischen Co-Headliner!) durften dann TRANSILVANIA sorgen. Diese staffierten die Bühne erst einmal mit Kerzenleuchtern und Grablichtern aus, um dem vollzählig anwesenden Publikum sodann die finale Gnackwatschn der Arbeitswoche zu verpassen. Black/Thrash hieß die Devise, als ein Riffgewitter sondergleichen über die Livestage hereinbrach. Die Truppe, vor allem Sänger/Bassist Possessor mit beeindruckend ausdrucksstarkem Stageacting, lebt wirklich was sie spielt – so manche klirrende Alteisensammlung am Körper der gecorpsepainteten und blutgetränkten Musiker inklusive. Musikalisch bretterte die akustische Ausgeburt der Hölle mit Präzision und überraschend klarer Soundqualität über die begeisterten Zuschauer hinweg – fiesester Krawall wie er nicht wirkungsvoller aus den Boxen hämmern könnte. Vor allem „Guardians Of Necropolis“, dessen Riff wie ein Bolzenschussgerät mitten ins Zentralhirn schoss, konnte die redaktionelle Herrin der Schmerzen beeindrucken.

Um die Jünger des Schwarzmetalls zur endgültigen Verzückung zu treiben, hängten TRANSILVANIA an ihr reguläres Set auch noch ein Oldschool-Black-Metal-Set an, das stimmungsvoll von einem BATHORY-Cover eingeläutet wurde. Im Verlaufe des Panda-Schaulaufens tauschten die Musiker immer wieder die Positionen (bei fast jedem Song!), einer der Gitarristen wechselte ans Schlagzeug, der andere ans Mikro, der Bassist an die Gitarre, der Drummer an den Bass... und so weiter, inklusive einiger Gastmusiker/Sänger, bis das sich in dem infernalischen Krawallset kaum noch jemand auskannte. Der Beweis, dass hier starke Musiker, die mehr als nur ein Instrument spielen können am Werk sind, wurde zur Genüge erbracht. Was will man darüber hinaus auch noch zu so einer Vollbedienung an Schwarzwurzel-Klassikern sagen? Ein gefundenes Fressen für Genre-Fans und ein würdiger Abschluss des ersten Tages!

 

So schleppte man sich, nach vollendetem ersten Festivaltag gründlich durchgewalkt, gen Bettchen – denn am nächsten Tag wartete noch ein Programm aus weiteren acht Bands...


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