27-01-2017, Backstage (Werk), München

HAMMERFALL & GLORYHAMMER & LANCER

Text: Anthalerero | Fotos: Anthalerero
Veröffentlicht am 02.02.2017

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Datum: 27. Januar 2017. Zeit: 18:56 Uhr. Ort: München. Der Kombi eines kleinen Stormbringer-Schreiberlings biegt von der Wilhelm-Hale-Straße in den Birketweg auf der Suche nach einem Parkplatz und ... WHAT THE FUCK! Die Schlange der Besucher steht bereits bis zur Kurve, wo der Schreiberling kurzentschlossen seinen fahrbaren Untersatz kunstvoll in eine millimetergenau passende Parklücke bugsiert. Ob es wirklich so eine gute Idee war, den Einlass erst eine halbe Stunde vor Beginn zu starten? Als Fotograf darf man zwar gemütlich an der Schlange vorbeimarschieren (inklusive freundlicher und mal weniger freundlicher Kommentare, dass man sich doch gefälligst hinten anzustellen hätte) um sich sein Bändchen, respektive Pass, abzuholen, doch die Gedanken sind bei den Zuschauern des restlos ausverkauften Backstage Werks, bei denen es fraglich ist, ob es alle rechtzeitig zum Beginn der Show in die Location schaffen...


So manche der etwas knapper zum Einlass Angereisten durften wohl noch einige Zeit in der frostigen Außenluft ausdunsten, denn als LANCER als erste Band des Abends anfingen das Publikum zu beschallen, platzte das Werk noch nicht aus allen Nähten. Noch nicht. Ob es wohl an den gründlich durchgefrorenen Besuchern lag, dass die Schweden noch keine allzu euphorischen Reaktionen auslösen konnten? An der durchwegs guten Soundqualität und den schmissigen, eingängigen Songs dürfte es zumindest nicht gelegen haben und auch an der Performance (inklusive motiviert geschwungener Nachbildung des Albencovers – Medusa? – von Sänger Isak) konnte man kaum herumkriteln. Irgendwie fehlte aber der letzte Zacken, der das Publikum aus bloßem Goutieren und artig Mitnicken herausgeholt und in etwas mehr Begeisterung versetzt hätte. So blieb von LANCER als stabilem Opener leider nur wenig in Erinnerung, obwohl das inzwischen platzmäßig schön langsam beengte Backstage höflich und laut applaudierte. Ein bisschen mehr Licht hätte es auch vertragen, aber daran ist die Band nicht schuld...

Setlist: (ohne Gewähr)

  • Dead Raising Towers
  • Future Milennia
  • Purple Sky
  • Behind the Walls
  • Mastery
  • Masters and Crowns


Recht viel mehr Licht gab es auch bei GLORYHAMMER nicht, doch dafür fuhr das Publikum schon mit den ersten Takten des Intros „Infernus Ad Astra“ den Partymodus hoch und ging in der Folge ab wie ein Zäpfchen. Die irre Truppe um Mastermind Christopher Bowes (ALESTORM), auch bekannt als Zargothrax, und ihr Schweizer Sänger Thomas Winkler, Verzeihung, Angus McFife, heizte dem Publikum von Beginn an gut ein und konnte mit ihrer zwischen Genie und Wahnsinn pendelnden Bühnenshow punkten. Klar, so dermaßen abgedrehte Sachen muss man einfach mögen, sonst wäre man im Verlaufe des Auftrittes vermutlich tausend Tode gestorben. Aber wo sieht man schon einmal mehrere Hundertschaften an Metalfans, die zu einem Disco-Song („Universe On Fire“) gnadenlos abfeiern? Eben. Da kann auch schon einmal, während der Hollywood Hootsman am Bass sein Bier ext, Angus McFife einem Konzertbesucher mit Luftgitarre (der Einfachheit halber als „Hansi“ tituliert) auftragen, Bier zur Befeuchtung der heroischen Kehlen auf der Bühne zu besorgen. Pflichtschuldig trug das Publikum anschließend den Deliquenten während „Questlords of Inverness Ride to the Galactic Fortress!“ crowdsurfenderweise bis zur Bar und wieder zurück – jedoch leider ohne das gewünschte Bier. Selbiges versuchte ein weiterer Besucher wenig später auf gleichem Wege in Richtung Bühnenheroen zu tragen, was aber unter lautem Schreckensgeheul des Publikums ebenfalls scheiterte. Was will man dazu noch sagen? Spiel, Satz, Sieg, GLORYHAMMER!

P.S.: Der nächste, der außerhalb einer SABATON-Show „Noch ein Bier!“ schreit, der kriegt auf's Maul. Ernsthaft jetzt. Rollt euch den Spruch zusammen und steckt ihn euch bitte dorthin, wo die Sonne nicht scheint. Danke.

Setlist: (Ohne Gewähr)

  • Rise of the Chaos Wizards
  • Legend of the Astral Hammer
  • Hail to Crail
  • Questlords of Inverness Ride to the Galactic Fortress!
  • The Hollywood Hootsman
  • Angus McFife
  • Universe on Fire
  • The Unicorn Invasion of Dundee


Solcherart vorbereitet brauchten HAMMERFALL den Sack anschließend nur noch zuzumachen. Im bis auf den letzten Platz vollgestopften Werk, in dem sogar der Merch in die direkt nebenan liegende Werkstatt ausgelagert wurde, und nicht, wie sonst immer, im Eingangsbereich des Werks aufgebaut war, tropfte es zu diesem Zeitpunkt bereits von der Decke. Der stehende Dunst im Werk, in dem es gefühlt zuletzt beim Abriss des German Tanks DIRKSCHNEIDER so drückend schwül gewesen war, sorgte dafür, dass bei den Fotografen sogar die zwischenzeitlich eigentlich bestens akklimatisierten Objektive beschlugen. Doch das erwies sich als kein Problem im Rosa-Blau gemischten Licht der ersten Songs, das einem in seiner Intensität sogar durch den Kamera-Sucher noch beinahe die Netzhaut wegbrannte. Im Verein mit glasklarer Soundqualität (wie es aussieht, ist die neue Anlage des Backstage nach einer gewissen Einlaufzeit nun gut im Griff!) hieß es nur noch „Hammer high, amplify“ als HAMMERFALL mit „Hector's Hymn“ mit Nachdruck in ein knackiges, 18 Songs umfassendes Set starteten.

Klarerweise lag der Fokus auf dem aktuellen „Built To Last“, von dem vier Songs zum Besten gegeben wurden, doch im Verlauf des Konzertes zeigte sich, dass die Zuseher vor allem die älteren Nummern, sprich die Klassiker wie „Blood Bound“, „Renegade“ oder „Glory To The Brave“ ganz speziell abfeierten. No-Na! Handelt es sich dabei doch schon quasi um Klassiker des Genres, das HAMMERFALL mit ihrem Debüt seinerzeit quasi wieder wachgeküsst hatten. Aber die Frage, bei welchem Song nun das Publikum wohl am lautesten war, ist müßig, verwandelte sich das überquellende Werk dank der treuen Jünger der Schweden sowohl bei stampfenden Hymnen älterer („Let The Hammer Fall“, „Crimson Thunder“) als auch neuerer Bauart („Bushido“, „Any Means Necessary“) in einen regelrechten Hexenkessel. Gekrönt wurde die Vorstellung – welch Überraschung – von der unkaputtbaren Hymne „Hearts On Fire“, bei dem sich das zwischenzeitlich im Schmelzen befindliche Dach der Halle, vermutlich selbsttätig aufgrund des Schalldrucks der sich die Seele aus dem Leib schreienden Fans, einige Meter nach oben hob.

Machte sich vor einigen Jahren bei den Darbietungen der Schweden noch ein wenig Langeweile ob der allzu routinierten Bühnenshow breit, so kann man HAMMERFALL inzwischen mit Fug und Recht als an der Live-Front wiedererstarkt benennen. In neuer beziehungsweise auch eigentlich „alter“ Besetzung machen die Schweden wieder rundherum Spaß! Bring It, HAMMERFALL, Bring It!

Setlist: (Ohne Gewähr)

  • Hector's Hymn
  • Riders of the Storm
  • Bring It!
  • Blood Bound
  • Any Means Necessary
  • Renegade
  • Dethrone and Defy
  • Crimson Thunder
  • Last Man Standing
  • Let the Hammer Fall
  • Built to Last
  • Medley to the Brave
  • Glory to the Brave
  • Origins
  • Punish and Enslave
  • Hammer High
  • Bushido
  • Hearts on Fire

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