27.01.2017, Planet.tt, Bank Austria Halle, Gasometer, Wien

SABATON & ACCEPT & TWILIGHT FORCE

Text: mat | Fotos: Radka Klein
Veröffentlicht am 31.01.2017

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An einem eiskalten Freitag Ende Jänner bot sich uns in der ehrwürdigen planet.tt-Halle im Wiener Gasometer wieder einmal ein spannendes Metal-Package, das viel knackiger gar nicht hätte sein können. Böse Zungen sprechen dabei zwar von einem "Eunuchen-Auflauf", für die zahlreichen Fans im wirklich stark gefüllten Gaso war es aber quasi der feuchte Traum eines herzhaften Power Metal-Schlafs. Dementsprechend war die Location auch schon zu Beginn dieses Brimboriums - also gegen 19.00 Uhr - relativ gut besucht, als die schwedischen Supporter von TWILIGHT FORCE die Bühne enterten, um mit ihrem, an verschiedenste Genre-Größen erinnernden, eingängigen Power Metal schon mal vorab ein wenig einzuheizen. Mit einer sechs Songs starken Setlist war der erste Durchgang dieses "Metal-Dreiers" zwar etwas kurz, die sympathischen Jungs vermochten aber durchaus zu punkten, indem sie einen kleinen Einblick in ihr - vielleicht zwar etwas zu eindimensionales, aber durchaus gefälliges - Repertoire boten. RHAPSODY (OF FIRE) und Co lassen zwar grüßen, TWILIGHT FORCE aus Falun (woher übrigens auch die späteren Headliner SABATON stammen) beherrschen ihr Metier aber perfekt und zeigten auch auf ihrem (2016 erschienenen) Zweitlingswerk namens "Heroes Of Mighty Magic" (mehr Reminiszenz an Fabio Lione und Co. geht fast nicht mehr!), das sie was auf den Saiten haben. Live funktioniert das auch gut. Muss man mögen, ja, aber "einhorntechnisch" auf jeden Fall zu empfehlen!

 

Setlist (ohne Gewähr):

Battle Of Arcane Might
To The Stars
Riders Of The Dawn
Flight Of The Sapphire Dragon
Gates Of Glory
The Power Of The Ancient Force

 

Okay, ja, zugegeben: Es ist quasi ein Metal-Frevel, dass ACCEPT als Supportact auftreten. Ja, der Udo ist nicht mehr dabei. Dessen finaler Abschied in Richtung U.D.O. ist aber auch schon wieder über ein Jahrzehnt her und seit 2009 hat sich das Urgestein des teutonischen Metals quasi noch einmal neu erfunden. Mit drei wirklich starken Alben und mit einem quirligen, charismatischen Mark Tornillo am Mikro, der der alten Dame ACCEPT noch einmal frisches Leben eingehaucht hat. Also ja: Das Support-Label haben die alten Jungs nicht verdient; eingefleischte Fans können über solche Details aber hinweg sehen und freuen sich einfach, dass diese Dinosaurier mal wieder den Weg nach Wien gefunden haben. Da tut es der Freude auch keinen Abbruch, dass die Band - wie zu erwarten - kein vollständiges Konzert-Set spielt, sondern als braver Einheizer agiert und eine schöne, zehnteilige Setlist auf die Bühne zaubert, die eine gediegene Mischung aus alten Must Haves ("Balls To The Wall") und neueren Songs beinhaltet (zB "Stalingrad"). ACCEPT zeigen sich jedenfalls unglaublich spielfreudig, das hörige Publikum, das aus meiner Sicht wirklich zum Teil vor allem wegen dieser Konzertstunde gekommen ist, geht bei allen Songs mit und Wolf Hoffmann und Co zeigen, dass sie nach wie vor aus harter deutscher Eiche geschnitzt sind. Die Stimmung kocht auf, die Riffs sitzen, die Vocals von Tornillo ebenso. Viel besser hätte man sich einen Auftritt dieser Jungs nicht vorstellen können. Für mich ist es jedenfalls das erste Mal, das ich die "Akzeptierer" live gesehen habe und daraus resultierend bleibt mir nur eines zu sagen: "Challenge accepted" - sehr gut war's!

 

Setlist (ohne Gewähr):

Stampede
Stalingrad
Restless And Wild
London Leatherboys
Final Journey
Princess Of The Dawn
Fast As A Shark
Metal Heart
Teutonic Terror
Balls To The Wall

 

Und dann war's endlich Zeit für den Hauptact des Abends. Die Krieger, die Wilden, die Jungs von SABATON. Mittlerweile quasi in den Heroen-Himmel des truen Power Metal aufgestiegen, "hail Sweden". Mit ihrem eigentlich vierten Studioalbum "The Art Of War" hat 2008 alles angefangen. Größere Bekanntheit, größere Shows, größere Hallen. Und das zurecht. Veröffentlichen die Jungs rund um Frontschwein Joakim Broden doch seit diesem Zeitpunkt wirklich konstant starke Alben, deren Neuigkeitsaspekt zwar gen Null tendiert, aber laufend gute Kost für kriegsversehrte "Metal Warrior" bietet. Pathetisch und kriegsverliebt? Ja. Aber auch unglaublich eingängig, mitreißend und spaßig-kitschig. Und genau diese Mischung scheint bei den immer mehr werdenden Fans in ganz Europa anzukommen. Deshalb überrascht es auch nicht, dass der schwedische Fünfer dieses bärenstarke Metal-Package im Gasometer anführen darf und das auch standesgemäß tut. Mit Neo-Gitarrist Tommy Johansson an Bord entern die Jungs dann die Bühne. Sänger Broden ist dabei natürlich wieder stilecht mit Reflektor-Eisen-Joppe bekleidet und schon kann die große "Metal-Beer-Pong-Party" losgehen. Das fließend vom Cover-Klassiker "In The Army Now" ins galoppierende "The March To War" übergehende Intro zeigt gleich, wo der Hammer an diesem Abend hängen wird. Und ab den ersten Takten des treibenden "Ghost Division" gibt es eigentlich kein Halten mehr. Da wird gegrölt, gesungen, gesprungen, gelacht. Die SABATONs schießen ein Feuerwerk der kriegerischen guten Laune ab, das man sich in dieser Form gar nicht vorstellen hätte können. Kurzweilig, mit spannenden Pyro-Effekten (wie von links nach rechts abschießenden Feuerfontänen) untermalt sowie mit dazu passenden, etwas thrashigen Video-Schipseln am Screen im Hintergrund abgerundet. Dazu zwei ungemein spielfreudige Gitarristen in Form von Chris Rörland und dem bereits erwähnten Johansson, der sich innerhalb kürzester Zeit perfekt ins Bandgefüge integriert zu haben scheint. Die obligatorischen "Noch ein Bier"-Rufe, die SABATON mittlerweile seit ein paar Jahren und einem ehrwürdigen Wacken-Gig verfolgen, bleiben natürlich auch in Wien nicht aus und so kommt es, dass Broden schon nach den ersten paar Songs eine Halbe auf ex runterkippt. Da bleibt keine Kehle und auch kein Auge trocken und so zocken sich die sympathischen Schweden durch einen wirklich überaus überzeugenden Backkatalog, den sie quasi in eine Best-Of-Setlist verwandelt haben, die die besten Songs aus den gesamten über 16 Jahren SABATON vereint. Wird die Uptempo-Nummer "Gott mit uns" kurzerhand mit "Noch ein Bier"-Refrain versehen, fliegen beim Abschluss des regulären Sets, den "Winged Hussars", die Salven tief. Treibendes Riffing, dazu der dunkle, kratzige Gesang von Broden und eine Spiellaune, die man in jedem einzelnen Gesicht der Musiker am jeweiligen Lächeln sofort ablesen kann. So sind SABATON und deshalb vergehen die rund eineinhalb Stunden buchstäblich wie im Flug und bei der obligatorischen "Primo Victoria"-Zugabe singt die ganze Halle lauthals mit. Egal ob mittlerweile als Klassiker fungierende Titel wie "Carolus Rex" oder eine komplett verfremdete, weil akustische Version von "The Final Solution"; egal ob Songs, die bis dato noch nicht oft live gespielt wurden (wie "Union...") oder brandneue Tracks (wie "Shiroyama" oder "The Lost Battalion") - SABATON bieten die perfekte Metal-Show für geneigte "Einhorn-Warrior", indem sie ein in sich stimmiges Package von eingängigem Power Metal, feuriger Show, mitreißendem Auftreten und starker Setlist bieten. Fan-Herz, was willst du mehr? Nix. Oder?

 

Setlist (ohne Gewähr):

In The Army Now
The March To War

Ghost Division
Sparta
Blood Of Bannockburn
Swedish Pagans
Gott mit uns ("Noch ein Bier"-Version)
The Last Stand
Carolus Rex
Union (Slopes Of St. Benedict)
Dominium Maris Baltaci
The Lion From The North
Diary Of An Unknown Soldier
The Lost Battalion
Resist And Bite
The Final Solution (Akustik-Version)
Night Witches
Winged Hussars

Zugabe:
Primo Victoria
Shiroyama
To Hell And Back

 


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