20-01-2017, Feierwerk (Kranhalle), München

10 Jahre NEBELKRÄHE feat. HAILSTONE & CHAEDRIST

Text: Anthalerero | Fotos: Anthalerero
Veröffentlicht am 25.01.2017

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Der öfter auf Stormbringer vorbeischauende Leser wird den Verfasser sowie das Datum dieser Veranstaltung sehen und sich wundern. Der sich gemeinhin zu Zuckergussklängen hingezogen fühlende Schreiberling ist NICHT bei der parallel in der Tonhalle stattfindenden Metal-Messe der Wölfe? Nun ja, POWERWOLF besucht doch ohnehin jeder, die Supports reißen den kleinen Stormbringer-Schreiberling nicht vom Hocker – und überdies gibt es auch abseits des metallischen Mainstreams äußerst feine Veranstaltungen, denen es sich lohnt beizuwohnen. So wie der 10-jährigen Jubiläumsshow der Münchner Schwarzwurzeln NEBELKRÄHE, deren Einladung ins Feierwerk man nur zu gerne Folge leistete. Wie auch gar nicht wenige weitere Besucher, die die Kranhalle (nicht nur das Backstage hat mehrere Hallen, meine Freunde!) gut zur Hälfte füllten.

Natürlich gab es zum Jubiläum auch entsprechend Rahmenprogramm, bestehend aus CHAEDRIST und HAILSTONE...


CHAEDRIST

… wovon CHAEDRIST den Anfang machten. Zwar musste der Fünfer auf seinen Leadgitarristen verzichten, der vermutlich irgendwo im Stau steckengeblieben war und erst kurz vor Ende des Gigs überhaupt in der Halle einlangte, doch das tat der Soundwand, die den Besuchern kredenzt wurde, keinen Abbruch. Gut, ein bißchen seltsam mutete es schon an, wenn die melodiösen Gitarrenläufe aus den Boxen schallten (schwedisches Todesblei der melodischen Sorte lässt grüßen!), prägnante Hooks rausgehauen wurden – aber irgendwie auf der Bühne niemand zu erblicken war, der die Töne fabrizierte. Mit dem Wissen des vorhandenen, aber heute fehlenden Gitarristen in Hinterkopf, konnte man vor CHAEDRIST nur den Hut ziehen, den Gig trotzdem so souverän und gleichzeitig mitreißend rüberzubringen! Die Zuschauer sahen das ähnlich und spendierten amtlichen Applaus, während sich bereits die Ersten befleißigt fühlten, sich zu den ordentlich arschtretenden Walzen gepflegt den Schädel abzuschrauben. Gerade in der Schnittmenge von Death- und Black Metal, gerne auch mit melodischer Schlagseite, bekommt man gemeinhin ja so einiges eher mittelmäßig undergroundige zu hören – zu dieser Fraktion gehören die technisch versierten CHAEDRIST definitiv nicht! Hier gab es zur frühen Stunde schon Qualitätskrawall auf's Mützchen!


HAILSTONE

Noch einen Zacken knackiger agierten hernach HAILSTONE, die mit Vehemenz eine ordentliche Todesmetall-Abrissbirne durch die Kranhalle schwingen ließen. Svenska Dödsmetall vom Feinsten, schön druckvoll, dennoch melodisch, auch mit deutlich modernen Einflüssen, aber ohne dabei schon in Core-Gefilden zu wildern. Bei den bereits ordentlich aufgewärmten, sich stetig mehrenden Besuchern fielen HAILSTONE ebenfalls auf äußerst fruchtbaren Boden – in den vordersten Reihen wurden die wahlweise mehr oder weniger behaarten Köpfchen zu den brachialen, aber schön klar abgemischten Klängen ausgiebig geschüttelt. Auch der Berichterstatter fühlte sich durch das Doppelpack an hochwertigem Krawall sehr gut unterhalten und nickte artig mit. Wenn der Krach von der Basis technisch einwandfrei und mit solchem Herzblut vorgetragen wird, dann kann nichts schiefgehen. Danke für dieses Brett! Wer jetzt noch nicht warm war, dem war nicht zu helfen [...dem war wahrscheinlich kalt; Anm.d.Korr.].

 


NEBELKRÄHE

Die Spannung stieg, als die veranstaltenden NEBELKRÄHE die Bühne in Beschlag nahmen, um mit einem 75-minütigen Spezialset quer durch die komplette Bandhistorie ihr 10-jähriges Jubiläum zu zelebrieren. Die Münchner mussten dabei kurzfristig lichttechnisch umdisponieren, aber der zur Bedienung der Regler herangezogene Ersatzmann machte seine Sache äußerst gut! Musikalisch war es nun, nach zweimal voll auf die Zwölf, Zeit für etwas Abwechslung und verschachteltere, anspruchsvollere Kost. NEBELKRÄHE beschreiben ihren Stil selbst als „Innovative Black Metal“ und das kann man auch so stehen lassen, denn von Einheitsbrei war die Performance des Fünfers weit entfernt. Auf einem schwarzmetallischen Tablett wurden allerlei stilistische Einflüsse serviert, in teils wirklich ungewöhnlicher Kombination, wodurch der ein oder andere überlange Titel durch die überbordende Fülle an eingebundenen Ideen etwas zerfahren wirkte. Doch das blieb eher die Ausnahme in diesem stimmigen, äußerst eindringlichen Auftritt – teils rasende, dann wieder nahezu hypnotische Stücke, getragen von einem mitlebenden und -leidenden Vokalisten, der von gehauchtem Flüstern bis hin zu infernalischem Gekreische die komplette Bandbreite präsentierte, kreierten eine stimmige, die Aufmerksamkeit fordernde Atmosphäre, die die anwesenden Zuseher mitzureißen und zu begeistern vermochte. Möchte man den Sound von NEBELKRÄHE beschreiben, so liegt einem am ehesten noch das Attribut „avantgardistisch“ auf der Zunge, in ebenjene Richtung deutete auch das in seiner Simplifikation stimmige Bühnenoutfit (ohne größeres Wissen, könnte man jenes in ca. ein Jahrhundert vor dieser Zeit einordnen) der Musiker. Auch hier klarer, druckvoller Sound (Kompliment an den Mischer!), das machte das Zuhören zu einem Vergnügen und ließ die Zuseher nach Endung des Sets vehement nach einer Zugabe verlangen – die sie natürlich auch bekamen und zu der noch einmal ausgiebigst die Mähnen geschüttelt werden konnten.

Chapeau, NEBELKRÄHE! Ihr konntet den Berichterstatter wirklich überraschen, nicht nur mit eurer eigenen, äußerst starken Performance, sondern auch mit den als Support gewählten CHAEDRIST und HAILSTONE, die trotz, oder gerade wegen der stilistischen Unterschiede ein amtliches Rahmenprogramm boten. Der Vorzug des unbekannten Programms gegenüber Bewährtem, hat sich somit vollauf gelohnt!


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