04.11.2016, Röda, Steyr

SPH Pre-Final Steyr

Veröffentlicht am 14.11.2016

Das letzte Pre-Finale des SPH-Bandcontests 2016 fand im Röda Steyr mit satten acht Bands statt. Der Timetable und die Spielzeit waren somit strikt einzuhalten, damit der Contest von 19:00 bis 01:00 Uhr – ganze sechs Stunden – gut über die große Bühne des großen Röda-Saals gehen konnte. Diesbezüglich bedanke ich mich im Vorfeld bei allen Bands, bei der Ton- und Lichttechnik und bei allen Helfern, die zu dem reibungslosen und damit auch gelungenen Konzertabend beigetragen haben.

Ein wenig stressig war es zu Beginn zugegebenermaßen doch, denn die erste Band kam quasi direkt aus dem Zug – gut, dass der Weg vom Bahnhof kein weiter war. Die Backline war schon von den „Soundcheckern“ SEVEN INCHES OF PAIN auf Herz und Nieren getestet worden. Die Vorarlberger VIBRATÖR stöpselten nur noch ihre Instrumente ein, kurzer Line-Check und ab ging die Post.

Die Vorstellung von VIBRATÖR zu Beginn des Abends war eine ganz großartige und es war bedauerlich, dass erst sehr wenige Zuschauer vor Ort waren. Die Anwesenden – vor allem Mitglieder der darauffolgenden Bands – goutierten die Heavy Metal Show aber sichtlich. Fetter Sound, steile Riffs, geile Soli und am interessantesten: der zweigeteilte Gesang. Frontmann und Bassist Ace Laze gab einen Lemmy, der gut bei Stimme ist, und Leadgitarrist Sam Cobra sang sich einwandfrei in höhere Gefilde, was bei traditionellen Heavy Metal Fans – wie auch ich einer bin – großen Anklang fand.

VIBRATÖR sollte man auf dem Radar haben. Sie nutzen auch jede Gelegenheit für Gigs, auch wenn sie keine einzige Karte im Vorverkauf an den Mann und die Frau gebracht hatten. Dass sie trotzdem erstaunlich viele Stimmen erhielten, bestätigte meinen sehr positiven Eindruck, war die Show doch von vorn bis hinten geil. Posing hilft immer!

AS GOD CREATED waren für mich schon im Regionalfinale in der Zuckerfabrik Enns die Metal-Überraschung des Abends gewesen (hier geht's zum Bericht). Dass die fünfköpfige Männerbande aus Profis besteht, bewiesen sie mir auch auf dem diesjährigen „Metalnight Outbreak“ in der Kitzmantelfabrik Vorchdorf, spielten sie dort doch neben THE SORROW und MIDRIFF und vielen anderen Bands die beste Show des Abends.

Ins Röda schaffte es der Fan- und Bandbus dann äußerst knapp zu ihrer Vorstellung knapp vor 20:00 Uhr. Und als die gesamte Metalmeute eintraf, war nichts mehr vor AS GOD CREATED auf der Bühne und vor ihrer wild moshenden und alkoholtechnisch gut bedienten Fanschar vor der Bühne sicher. Die Band fuhr, wie schon in Enns, eine ordentliche Soundwand auf, und glänzte mit überragender Bühnenpräsenz: allen voran Sänger Ego, der mit seinem voluminösen Stimmorgan überzeugte, die posende und technisch souveräne Saitenfraktion und der entspannteste Metal-Drummer seit Langem. Man muss ja eigentlich sagen, dass AS GOD CREATED fast zu professionell für einen Newcomer-Bandcontest sind. WACKEN-Zertifizierung genehmigt!

Die nächste Metal-Fraktion SEVEN INCHES OF PAIN hatten sich mir ja schon im März in der Vorrunde im Röda vorgestellt. Damals kurzfristig ohne Sänger und an diesem Abend noch immer ohne Sänger. In den Stadt- und Regionalfinal-Shows hat dieser Umstand anscheinend nicht geschadet. Auch an dem Abend des Pre-Finales fuhren die vier Musiker eine professionelle Metalshow auf, die sich in Sound und technischer Perfektion durchaus mit internationalen, modernen Metalbands messen lassen kann.

Ich persönlich liebe ja Instrumentalbands, auch wenn diese im Metalsektor eher eine Ausnahme darstellen. Die Publikumsinteraktion ist demgemäß leider begrenzter Natur. Auch wenn SEVEN INCHES OF PAIN durchaus eine Bühnenpräsenz als Band haben, war es an diesem Abend vor allem im Vergleich mit den davor aufspielenden AS GOD CREATED spürbar, wie sehr ein Sänger vermisst wurde. Ich wünsche der Band echt, dass sie mit ihrem eigenständigen Sound einen geeigneten Frontmann finden. Dann kann die Metalreise weitergehen.

Die Zeit der Stromgitarren war mit der vierten Band THE INVISIBLE ELECTRIC vorbei. Fast „unsichtbar“ mischte sich der E-Bass als einzig wirklich elektrisches Instrument auf die Bühne. Nach drei Metalbands war es zu diesem Zeitpunkt auch Zeit für eine Auflockerung mit geeigneter Partymusik. Die zwei Westerngitarren gaben den Ton bzw. den Sound der Band vor, die Rhythmusfraktion hinterlegte diesen mit einem ordentlichen Beat und der Sänger unterhielt mit seiner gelungenen Vocalleistung und motivierte gekonnt das Publikum. Im Bob Marley-Shirt und mit Baseball-Cap gab er den Gute-Laune-Frontmann und versetzte das Publikum in gute Stimmung.

Daran anknüpfen konnte die Acoustic-Singer/Songwriter-Band LIADLSCHNIAZA, die ja beim Regionalfinale eine Party sondergleichen gestartet hatten. War ich damals noch richtig überrascht, welche Performance-Steigerung die dreiköpfige Formation seit der Vorrunden-Show gemacht hatte, regierte an diesem Abend eine Abgebrühtheit, die ihresgleichen sucht. Die akustischen Mundartsongs mundeten dem Publikum äußerst gut. Auch die Jury konnte mit dem musikalischen Zusammenspiel überzeugt werden. Was bei jeder LIADLSCHNIAZA-Show hängenbleibt, ist die Freude der Bandmitglieder, die immer eine gute Zeit auf der Bühne zu verbringen scheinen. Wer also gut unterhalten werden will, der sollte sich eine länger als 25 Minuten dauernde Show der LIADLSCHNIAZA anschauen, am besten mit ROCKODILE im Vorprogramm.

Während der Shows der letzten Bands trudelten auch immer mehr Musikbegeisterte im Röda ein. Der publikumstechnische Höhepunkt wurde dann bei den Dirty Rockern WHO REIGN SUNS aus Weyer erreicht, motivierten sie doch über 50 Leute, die Reise nach Steyr anzutreten. Und die mitgereisten Fans wurden auch mit einer äußerst gelungenen Show belohnt, die von einer genialen Lichttechnik unterstützt wurde. Die eingespielte Truppe begeisterte mit fetzigen Songs und punktete mit einem äußerst fetten Sound, der durch die P.A.-Boxen der Röda-Anlage dröhnte. Frontmann und Sänger Ronald glänzte auch stimmlich mit seinem Timbre, das sich an internationalen Acts im Hard Rock Genre durchaus messen lassen kann.

Weiter ging es mit den Jungspunden SEVENTEEN, die auch einen sensationellen Sänger in ihren Reihen ausweisen können. Auch kompositorisch sind die Songs schon ziemlich ausgereift und werden von den genialen Soli des Leadgitarristen gekrönt, der die Posen vor den Mädels in den ersten Reihen durchaus zu genießen weiß. Die Rhythmusfraktion an Bass und Schlagzeug agierte zwar souverän, aber auch ein wenig zurückhaltend. SEVENTEEN besitzen unglaublich viel Talent, sollten unbedingt gefördert werden und viele Auftrittsmöglichkeiten angeboten bekommen. Auch wenn die Einzelleistungen an den Instrumenten durchaus beeindruckte, kann an der Bühnenpräsenz als Band und an der Show noch gearbeitet werden.

Die Show-Closer des Pre-Finales waren die Alternative Rocker EDGE OF THE SUN aus Wien, die zwar nicht vor vielen eigenen Fans spielten, sich aber durch die geschickte Positionierung vor der Urteilsverkündung viele neue Fans erspielen konnten. Der routinierten Truppe merkte man schon Bandcontest-Erfahrung an, bereitete sie sich doch schon den ganzen Abend gewissenhaft auf eine gelingende Show vor. Neben den souveränen musikalischen Leistungen aller Bandmitglieder, blieb vor allem die Bühnenpräsenz der Sängerin Lyo in Erinnerung, die sich auch speziell für die Show gestylt hatte. Neben der gelungenen Vocalleistung überzeugte auch die Publikumsinteraktion, die dem Konzertabend einen fulminanten Abschluss bescherte, denn die Stimmung im Publikum war auch während der letzten Band nach Mitternacht noch großartig.

Das Pre-Finale des SPH-Bandcontests kann – von der ersten bis zur letzten Band – durchgehend als gelungen bezeichnet werden. Um Punkt dreiviertel eins kam dann mit der Urteilsverkündung der entscheidende Moment des Abends, der den Weg für drei Bands ins Österreich-Finale am 03.12. nach St. Pölten ebnete. Diesmal gab es auch keine Wildcards, umso härter war die Verkündung des Ergebnisses, hätte ich doch allen Bands gerne die Chance gegeben, sich auch auf der nächsten Bühne zu beweisen.

Die zwei letzten Plätze musste ich trotz einwandfreier musikalischer Leistung – aber aufgrund der starken Konkurrenz – leider SEVEN INCHES OF PAIN und EDGE OF THE SUN zuweisen. Ganz knapp mussten sich leider auch THE INVISIBLE ELECTRIC gegenüber VIBRATÖR geschlagen geben, die überraschend viele Publikumsstimmen bekommen hatten. Der schwierigste Moment war dann die Verkündung des undankbaren vierten Platzes und damit jener Band, die es knapp nicht in die nächste Runde geschafft hatte. Somit ging der vierte Platz an die jungen Hard Rocker SEVENTEEN und der dritte Platz an die Metaller AS GOD CREATED, die aber auch wieder in der Jurywertung hoch im Kurs standen. Den zweiten Platz belegten dann mit deutlichem Abstand die LIADLSCHNIAZA. Die Sieger WHO REIGN SUNS sicherten sich sowohl im Publikums- als auch im Juryvoting den ersten Platz.


WERBUNG: Hard
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