15.10.2016, Spinnerei, Traun

J.B.O.

Text: Lady Cat | Fotos: Lady Cat
Veröffentlicht am 23.10.2016

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Dann pirschen wir uns mal ran in der Provinz an die Spinnerei in Traun.
Es tut sich noch nicht recht viel, um 19:50 – gefühlsmäßig sind sogar mehr Leute vor dem Venue als drinnen in der Halle. Somit haben DRESCHER nicht gerade leichtes Spiel, die Musikbegeisterten anzuwärmen, da noch nicht allzu viele da sind, zum anwärmen.

Trotz eher begrenztem Platz auf der Bühne (der Kopf des Bassisten, der hinten und erhöht stand, verschwand fast im Gebälk) und nicht so klasse Sound (lag nicht nur am kurzfristig ausgestöpselten Gitarrenkabel von Sänger und Gitarrist Bernd) legten sich die österreichischen Folk Metaller voll ins Zeug, um rauszuholen, was rauszuholen möglich war.

Besonders faszinierend für mich dabei Filip am Akkordeon. Ich hatte keine Ahnung, dass man das Ding so in die Länge ziehen kann. Auch insgesamt ist so ein Akkordeon ein ziemliches Alien auf der Bühne, gibt es doch nur wenige Bands, die es wagen, dieses traditionelle Instrument beim Metal anzustimmen. DRESCHER machen es aber immer wieder und sorgen so für einen recht eigenständigen Sound, der eine ganz bestimmte Gruppe an Fans anspricht.

Leider waren diese Fans nicht sehr zahlreich vorhanden. Es mag vielleicht auch daran gelegen haben, dass nur auf wenigen Seiten zu lesen war, dass sie als Support für J.B.O. unterwegs sind. So schunkelten die J.B.O. Fans in den vorderen Reihen zwar gemütlich mit, aber eine so richtig fetzige Stimmung kam nicht zustande. Vielmehr hatte man den Eindruck, dass hier zahlreiche Leute anwesend waren, die auf den Headliner warteten und DRESCHER als Nebenerscheinung genossen.

Fast pünktlich um 21:00 Uhr war es dann soweit. J.B.O. kamen zu den Takten von "Glaubensbekenntnis" auf die Bühne – und siehe da, plötzlich war ein Vielfaches der Besucher von zuvor im Saal und die Stimmung ging hoch, als die Deutschen ihren typischen Party-Blödel-Metal anstimmten, der so viele Leute und vor allem die "echten" Metaller polarisiert. Wenn man den Jungs zuhört, weiß man aber sofort, das ist genau das, worum es ihnen geht: Spaß und Blödeln. Die wollen nichts anderes! Hier nimmt sich keiner tierisch ernst, hier ist jeder gut drauf und lässt dumme Sprüche vom Stapel. Die anwesenden Fans inhalieren diese Stimmung förmlich und zeigen ihre Überzeugung, indem auch die härtesten Männer Shirts mit rosa Aufschrift tragen. Besonders häufig gesichtet: "Satan ist doof" – ist ja wirklich zu verlockend, muss ich eingestehen.

Die Band spielte sich durch ein Set, das aus über 20 Songs bestand, darunter Stücke vom neuen Album, aber man hatte auch die alten Hits im Gepäck, die heiß von den Fans erwartet wurden (hörte man auf jeden Fall beim Mitsingen). Partystimmung also von Anfang bis zum Ende, und vor allem die wirklich tiefen bzw. zweideutigen Songs ziehen am meisten, aber das erwartet man sich auch bei dieser Band und den Fans. Publikumshits waren dann auch "Ich hätt gern mehr" oder "Wir ham ne Party". Neben dem Schunkeln gab man sich aber auch ein wenig kuschelig und nachdenklich. Einerseits ist ein Titel wie "Ein guter Tag zum Sterben" dafür geeignet. Mir persönlich gefielen jedoch auch Infos wie die Aussage von Rammstein, die zitiert wurde: "Leute, wenn es zu brennen anfängt, dann bitte zuerst dort bei der Tür raus, und dann erst auf Facebook posten". Der kleine Seitenhieb, um den es hier wirklich ging, war natürlich wieder mal, dass viele mit den Phones in der Hand da standen, auch in der ersten Reihe. Und das kam bei der Band nicht so gut an, weil die möchten natürlich, dass man ihnen volle Aufmerksamkeit widmet, und das geht so eben nicht. Trotzdem, der Großteil der Fans war gottseidank nicht so und sang und jubelte immer mit.

Soundtechnisch war J.B.O. gut aufgestellt, die pink-farbenen Scheinwerfer wurden zahlreich verwendet (ein Albtraum für Fotografen, möchte ich hier anmerken) und mit Verkleidungs-Utensilien wurde auch nicht gespart. Das hauseigene Bier wurde demonstrativ auf jedem Mikroständer platziert und anscheinend auch entsprechend konsumiert. A propos "hauseigen"...  Vor allem wenn J.B.O.s hauseigener Spaßvogel im Pfarrer-Kostüm, im Glitzer-Jacket, mit Feuerstein-Verkleidung oder dann auch leichter beschürzt über die Bühne stürmte, gingen die Begeisterungswellen hoch.

Ungefähr nach der Mitte des Sets wurden die obligatorischen Soli abgeliefert und dann durften wir uns noch über ein paar blöde Sprüche, weitere Songs und natürlich die Zugaben freuen.

Insgesamt ein lässiger Abend mit einer lockeren Band, deren blöde Sprüche man auch vom ersten bis zum letzten Wort versteht, und die einfach eine gewisse Gelassenheit drauf haben, die man heute nicht oft sieht. Den Fans hat es gefallen und man verließ die Location mit einem freudigen Grinsen und dem Gefühl, ein paar gemütliche Stunden verbracht zu haben.


Setlist (ohne Gewähr):

  1. Glaubensbekenntnis
  2. Bolle
  3. Rock Muzik
  4. Arschloch & Spaß
  5. Im Verkehr
  6. Ich liebe Dir
  7. 1001 Nacht
  8. Ich hätt gern mehr
  9. Gänseblümchen
  10. Wir ham ne Party
  11. Die Waldfee
  12. Panzer Dance
  13. Rammstein Reggae
  14. Bimber Bumber
  15. Könige
  16. Gimme Doop Joanna
  17. Schlagzeug/Bass Solo
  18. Hose runter
  19. Vier Finger
  20. Tag zum Sterben
  21. Wacken
  22. Kuschelmetal

 

Zugabe:

  1. Dr. Met
  2. Geh mer h.z. Slayer
  3. Verteidiger
  4. Ein Fest

 

 


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