03-07-2016, Rockhouse, Salzburg

Dome Of Rock - Tag 3

Text: Anthalerero | Fotos: Anthalerero
Veröffentlicht am 09.07.2016

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Nach verdammt tightem Programm ohne wirklichen Ausfall am Samstag, sollte es am Sonntag noch einen Nachschlag für die Besucher des Dome Of Rock geben. Als kleiner Nachbrenner des Festivals gaben sich in der Rockhouse-Bar noch einmal drei Bands ein Stelldichein. Der Abend war dann auch genremäßig angepasst, füllten entsprechend thematisch passend, überwiegend post-rockende und post-metallische Klänge die Bar. Die Post bringt bekanntlich allen was und so war auch hier für jeden Geschmack etwas dabei.

AMER aus Wien starteten den Abend gechillt und mit wenig Licht (Jungs, so hässlich seid ihr nun auch wieder nicht, dass ihr euch im Finstern verstecken müsst – kleiner Scherz am Rande), was für Verzweiflung bei den Fotografen sorgte, dafür aber bei den Zuhörern für Genuss – aber nicht wegen fehlender Beleuchtung, sondern aufgrund der gar feinen Klänge, die das Ohr erreichten. Der Sound in der Bar erwies sich so wunderbar klar und differenziert wie man ihn die beiden vorherigen Tage, trotz überwiegend guter Qualität, noch nicht gehört hatte. Irgendwo in der Post-Hardcore-Ecke, mit ganz dezentem Schwarzmetallischen Einschlag und einer großen Prise Doom, lieferten die Wiener eine höchst eindringliche, fast apokalyptische Performance ab, die vom leider heute nur spärlich Anwesenden Publikum laut beklatscht wurde. Auch der Berichterstatter ließ sich von AMERs Musik dieses Mal mitreißen, war doch bei seiner letzten Begegnung mit den Herren, voriges Jahr im MARK.Freizeit.Kultur, gepflegt der Denkapparat auf Links gewendet worden. Davon dieses Mal keine Spur – die Wiener verstanden es dank brillanter Soundqualität nun auch beim Stormbringer-Schreiberling voll durchzuzünden.


AMER - Im Dunkeln ist gut Munkeln

Band Nummer zwei, TORN FROM EARTH aus Ungarn, hatten hernach mit einigen Problemen zu kämpfen – so gab bereits während des ersten Songs die Bassdrum w.o., als der knackige Down-Tempo-Beat des Drummers das bereits drei Tage lang in der Bar ordentlich strapazierte Fell des LES LEKIN-Drumkits zerlegte. Ein Ersatz war von der Rockhouse-Technikabteilung schnell aus der gegenüber liegenden Halle organisiert worden – die Band kommentierte den kleinen Unfall auf der Bühne mit den humorig-entschuldigenden Worten „This thing isn't anymore“. Das Publikum nimmt es ebenfalls mit Humor und geht dafür, als die sympathischen TORN FROM EARTH endlich weitermachen können, umso besser mit. Der schleppende, erneut in die Post-Ecke wabernde Sound des Trios entwickelte, auch dank des harschen Duett-Gekeifes der beiden Saitenwürger, ganz gehörigen Drive und fügte sich nahtlos in die niederschmetternde Thematik des Abends ein. Hier passierte auch, worauf der geneigte Leser wahrscheinlich bereits seit dem legendären Bericht zum Stonerhead-Festival im Vorjahr wartet – das Gehirn eures kleinen Schreiberlings hing nämlich hier, dank der Post-Vollbedienung, wieder einmal etwas in Schräglage [die Post bringt bekanntlich jedem was! d.Korr.].


TORN FROM EARTH - machten was kaputt

Das verhieß nichts Gutes für den Auftritt der folgenden HEMELBESTORMER (selbst wenn man weiß was der Name bedeutet, klingt er im deutschsprachigen Raum einfach beknackt – Grinskrampf olé!), doch die Belgier, mit aktuellem Album „Aether“ im Gepäck, konnten auf ganzer Länge positiv überraschen. Gut, ausgenommen vielleicht die Licht-Situation, denn auch HEMELBESTORMER versteckten sich gerne das ganze Konzert über im Dunklen, wobei man aber nicht umhin kam zu bemerken, dass die spärliche Beleuchtung eine wunderbar bedrückende, fast niederschmetternde Atmosphäre kreierte, die für die besondere Wirkung der schweren Klänge unabdingbar war. Die Belgier nahmen die Besucher mit auf eine post-metallische Reise in apokalyptische Soundwelten aus melodischem Ambient und groovigem Doom, der partiell sogar in zeitlupenartigen, bleischweren Funeral Doom abgleitete. Ein massiger Koloss, ein musikalischer Moloch, der einen zu Boden schlug, dann in neue Sphären hob, nur um einen anschließend umso härter wieder in den Grund zu schmettern, wo zähe Lava das Selbst zu einem schwarzen Klumpen schmolz. Auf eine ähnlich eindringliche, fesselnde Atmosphäre wie MY SLEEPING KARMA tags zu vor, war der Berichterstatter nun nicht gefasst gewesen – umso größer war die Überraschung, wie nachhaltig sich dieser musikalische Seelenfresser im Gehörgang festsetzte. Das jubelnde Publikum sah das wohl ähnlich – und auch die Tatsache, dass der Vorrat an Platten des aktuellen Albums nach der Show sehr schnell zusammenschmolz (der kleine Schreiberling erwischte wohl eine der Letzten), sprach für sich. Beide Daumen hoch!


Finsternis als Kunstform, bei HEMELBESTORMER

So ging das Dome Of Rock 2016 mit einem unerwarteten Highlight zu Ende und entließ ein vielleicht am letzten Tag nur kleines, aber dennoch hochzufriedenes Häufchen an Besuchern in die Nacht. Ein tolles, stilistisch weitestgehend kohärentes, aber dennoch abwechslungsreiches Programm mit so manchen, teilweise auch höchst überraschenden Highlights sorgte für ein rundum gelungenes Festival, bei dem man sich bereits sehr auf eine hoffentlich weitere Ausgabe freut!


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