16-04-2016, Grosser Rathaussaal, Telfs

NO BROS & TASHA

Text: Laichster | Fotos: Anthalerero
Veröffentlicht am 21.04.2016

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„Der Huber Sepp war früher Mal ganz ein Brutaler, so mit Lederjacke und a Motorradl hat er ah mal kapt – I glab, der war sogar bei so am Bikerclub – harte Typen halt! Giftnatter hams ihn gnannt, weil er immer auf Stoff war und saufen hat er können wie ein Loch! Aber jetzt hockt der Sepp im Altenheim, woast eh wie des lafft mitn Alter, da packst es halt nimmer so richtig, des mitn rocken, saufen und die Weiber dumm vögeln!“ – schreckliches Schicksal! Die Redaktion fühlt in tiefster Trauer mit dem alten Alpenrocker, der seinerzeit mit Puch-Maxi, selbstgebrannten Schnaps und sittenwidrigen Krawall am Walkman (Für die Jüngeren: es handelt sich um ein tragbares Kassettenabspielgerät – you know Kassetten?) das Inntal terrorisierte – jetzt nervt der Sepp nur mehr die geile, osteuropäische Krankenschwester, der er jeden Tag am Morgen beim Windeln wechseln auf den perfekt geformten Arsch greift und ihr dabei ins Dekolleté sabbert. 

So ein Pensionistenleben wünschen wir uns doch alle, vollgepumpt mit Tabletten, dauerhigh, voll bedient und gepflegt von Miss Ukraine - vermerkte doch schon Dave „A Womans Place Is On my Face“ Kibler: „In der Ukraine findest du einfach die meisten A-Class Titten!“. Doch irgendetwas fehlt dem Sepp trotzdem in seinem Ruhestand, es juckt in noch einmal in den zittrigen Fingern, derweil er sich eine von seinen Marlboro anzündet – nein, einmal will er es noch wissen! So greift er zum Hörer seines Seniorenhandys und ordert seinen Schwiegersohn herbei, der einst auch eine Lederjacke besessen hat, und des Sepp´s Tochter das Hirn rausvögelte… irgendwann kam der Nachwuchs und heiraten musste man auch und so tauschte man das Bike gegen einen familientauglichen Kombi, die Lederjacke gegen eine billige Softshelljacke mit Aufdruck des örtlichen Trachtenvereins. Und anstatt zu rocken, sitzt man am Abend auf der Couch und schaut gespannt die Regionalnachrichten (hier klicken und "abrocken" mit dem ORF-Tirol! Höhö - gesegnete Sommerfrische und abschließendes Rosenkranzbeten die Damen und Herren!) - und was erblickt er dort, just in dem Moment, als sein alter Herr ihn bittet, mit ihm doch ein letztes Mal um die Häuser zu ziehen, bevor er das Zeitliche segnet? Ja, es ist der Schubert Klaus – anmoderiert vom krrrkistanischen Englischslang des Moderators – Classic Rockrrrrrk!


TASHA - braver Poprock aus Tirol

Da wird dann erzählt, von den alten Tagen, von Rock ´n´ Roll, von internationalem Durchbruch, von harter Arbeit und von einer Tiroler Rockröhre wird gesprochen – geworben wird mit internationalem Flair, traf sich doch die Weltelite vor zwei Jahren bei „Schubert in Rock“ (Unser Schmuserocker war damals für euch vor Ort und kuschelte mit Joey Lynn Turner und Konsorten – seine Eindrücke gibt’s hier nachzulesen)! Die Aussicht endlich wieder cool zu sein, jugendlich und wieder richtig zu rocken erfreut doch Papa und Schwiegersohnemann dermaßen, dass sie gemeinsam beschließen loszuziehen, um der Welt zu zeigen, dass sie immer noch stehen können. Der eine braucht dazu zwar meist Viagra (Auch ukrainische Krankenpflegerinnen im Lederoutfit können keine physiologischen Wunder bewirken!) und der andere kommt seit dem dritten Kindersegen nicht mehr so viel dazu – aber man gibt die Hoffnung ja nicht auf. Frau und Kind müssen zu Hause bleiben, denn heute gibt Papa noch mal Gas – auf geht’s in die Rock City Telfs! Neben unseren beiden, exemplarisch herbeigezogenen Studienobjekten, tummelt sich doch eine reichliche Anzahl an Zuschauern im Rathaussaal, der Alters- und Kultfaktor zieht heute die Massen zur Huldigung des Austro-Kultes. 

Gleich wie zuletzt bei W.A.S.P., tummelt sich das Metal-untypische Publikum vor der Bühne, da stöckeln sie dahin, zwischen den letzten übriggebliebenen Hard-Rockern, die Dorfprinzessinnen, die besoffen zu „Hells Bells“ am Tisch tanzen, um stolz ihren ihnen vom Dorffriseur als rockig verkauften Kurzhaarschnitt und das billige Primark-Shirt mit bezeichnendem ROLLING STONES „Fourty-Licks“-Logo-Druck auszuführen. Um der Provinz zu präsentieren, wie sie doch rocken können – und nächste Woche geht es dann hardcore-abrocken zum Gabalier Andi… „I sing a Liad fia di!“ Bei so viel geballter „Rock-Kultur“ erblasse ich doch vor Scham und wünschte doch ich hätte mein DAVID-HASSELHOFF-Shirt ausgeführt, anstatt des Leders mit dem ASPHYX-Backpatch – aber egal, die Rock-Bauernprinzessinen werden mich höchstens fragen, wo man denn eine so hübsche Jacke mit so vielen tollen bunten Aufnähern kaufen kann... Willkommen im Sumpf des Schikimiki-Rocks, wo Sekt und Kaviar verspeist werden, während Legenden performen, wo die Musik das Beiwerk zur eigenen Zurschaustellung ist, während man sich gegenseitig mit seiner Oberflächlichkeit auf seine Ed-Hardy-Bling-Bling-Shirts wichst (Ja, das umgangsprachliche Verb zum Fachausdruck masturbieren wird mit „ch“ geschrieben, nicht mit „x“ oder „xx“ oder „xxx“ – für alle Syntaxbehinderten, die immer noch Klotüren mit ihren Hauptschulsprüchen bemalen!) bis die gefakten Swarovski-Kristalle von selber abfallen.

Da kann auch der Nachwuchsbauer sein AC/DC-Shirt vom letzten Megakonzert, auf dem er sich demonstrativ mit Jacky-Cola die letzten drei Gehirnzellen vernichtet hat, oder das „Germknödel-Lawless-Shirt“ ausführen, das er letztens erstanden hat. Ja, das klingt ja auch fast so wie AC/DC und rocken tun wir ja alle im Heiligen Land, solang nicht die Kirche beleidigt wird, oder du gar was gegen den Hofer Andi sagst – da hört sich der Spaß aber wirklich auf. Wie sagt die alte Überlebensregel: „Bisch a Tiroler bisch a Mensch, bisch koaner bisch a Arschloch! Also zupf di! Höt!“ Willkommen im Streichelzoo des Posertums, willkommen zur kollektiven Vergewaltigung des Begriffs „rocken“ – hat hier jemand HELENE FISCHER gesehen? „DJ spiel mir mal was von METALLICA, „Nothing Else Matters“ das ist so toll, oder vielleicht was von VOLBEAT, oder von RAMMSTEIN! Paaaaaaaarty!“ 


TASHA - trällert auch bei SERENITY

Doch genug der Schmähkritik; Zwischen dem gemeinen Freizeitrocker tummeln sich dann doch einige Kuttenträger, ja auch ein paar bekannte Gesichter sind anwesend – den Großteil stellt doch heute wirklich die alte Garde, die Division Rollator schlägt zu, lässt es sich am Bierstand gut gehen und pflegt ihre mit viel Liebe zum Detail angesoffene Wampe in perfekt organisiertem Ambiente. Bei „Telfs lebt!“ gibt es wahrlich nie etwas auszusetzen, da sitzt jeder Handgriff in der Organisation, da freu ich mich jedes Mal wenn ich wieder in die Rock-City pilgere, hier bekomm ich für mein Geld geboten was ich will – einzig stört mich heute das nicht Vorhandensein eines zweiten Ausgangs, zusätzlich zu den Eintrittspforten - oder war ich mal wieder zu verpeilt (nur partiell versteht sich) eben jenen zu finden? Aber egal, wir haben es trotzdem halbwegs ohne Quetschwunden, zwischen „Tirol Is Lei Oans“-Softshelljacken und dazugehörigen übergewichtigen Glitzersteinchen-Weibchen hinausgeschafft in die Frischluft, um die Lunge zu asphaltieren wie den „Highway To Hell“ (Höhö – was für ein provinzialer Wortwitz mit dem Anflug von Dorffestzeltdicso!). Jetzt wirklich genug der Publikumsbeschimpfung – auch wenn der Handke Peter seinen Spaß daran hätte – man möge die Unterhaltungstruppen auf die Bühne rufen, auf dass sie sich der (überspitzt satirischen) Kritik beugen mögen. Soll ja laut einem gewissen Herrn Böhmermann gerade ziemlich in sein - ein Hoch auf die Meinungsfreiheit, auf die Grundgesetze und auf den Heavy-Metal! Ein politisch-schwarzhumoriger Scherz am Rande, als seriöses Medium bitten wir vielmals um Verzeihung! Und jetzt: Bussi, Bussi, wir lieben euch alle, der Kakao durch den ihr gezogen werdet möge klebrig und heiß sein – Trommelwirbel - und hier kommt TASHA!

TASHA:
Welcher Busch wächst im Keller? Nein, keine Angst, diese Natascha lebt im Sonnenlicht – und manchmal ist ihr Tag so sonnig, dass sie mit Einhörnern über Regenbögen reitet und mit meiner absoluten Lieblingsband - den unschlagbaren und musikalisch wertvollen, mich jedes Mal zum Eargasm treibenden SERENITY - die Bühne teilt, alleine deswegen muss man TASHA eigentlich schon lieben (Nein ich bin nicht auf Drogen, ich wurde mit vorgehaltener Waffe gezwungen das zu schreiben!). TASHA rocken, wenn man die Verbindung von radiotauglichen Pop-Melodien und braver Attitüde als Rock ´n´ Roll akzeptiert – meine Wenigkeit eines Aggro-Terriers tut das bekanntlich nicht. Zu putzig ist das Dargebotene für den Freund des Dreckigen, zu zuckersüß und vor allem mit dem Charme familientauglicher Unterhaltung – Rebellion und Auflehnung sieht anders aus. Die Angepasstheit des Mainstreams schlägt sich durch die Performance, ausgelegt auf ein möglichst breites Publikum; Populärmusikalische Kompositionen, getragen von nicht zu weit in die abstrakte Komplexität abdriftenden Riffs, unterstützt von eingängigen Drum-Beat und Keyboard-Geduddel zur Abrundung des Gesamtpaketes. Am Keyboard steht übrigens Thommy Tschugnall, der auch das Debüt  "A Long Way" im eigenen Tonstudio produzierte – aber das nur am Rande, ist man doch mehr damit beschäftigt sich, abseits persönlicher musikalischer Ignoranz und Vorliebe zum Panzerkrawall, ein Bild über das performende Tiroler-Mädl zu machen.Trällern kann die Else nämlich – das hat sie auch schon zur Genüge bei meiner „Lieblingsband“ bewiesen - da tanzt sich das Einhorn einen ab. 


TASHA - familientaugliche Unterhaltung mit E-Gitarre

Dass der Sound auch recht suboptimal abgemischt ist, stört das Publikum recht wenig, dröhnt es doch des Öfteren durch die PA – Applaus gibt es trotzdem zur Genüge, nicht nur dem Heimvorteil geschuldet – die Gesangsleistung hat es sich durchaus verdient. TASHA sind braver Pop, ohne Schnörkel, auf radiotauglichem Niveau und liefern eine solide Darbietung, die zwar den überkritischen Verfasser nicht sonderlich vom Hocker reißt, für den heutigen Headliner und das anwesende Publikum jedoch einen passenden Anheizer darstellt. Persönliche Präferenzen über eine objektive Wertung am Auftritt einer genrefremden Band voranzustellen, würde wohl mehr als nur unfair den Künstlern gegenüber sein, denen man die Liebe zu ihrer Musik ansieht. So ergeht die Empfehlung: Der kuschelig orientierte Freund österreichischer Populärmusik („So eine unbekannte bestimmt grottenschlechte österreichische Band!“ – der musste jetzt sein!) mit dem Anflug großer Popproduktion darf ohne schlechten Gewissens reinhören und TASHA auch aufgrund ihrers spielerischen Handwerks Respekt zollen und „abrocken“ – ich schädel mir derweilen einen auf den Porn und den Grind!

NO BROS:
„I spiel in ana Band, die ka Sau kennt, I bin a Rockstar in Austria!“, so bezeichnend wahr die Worte der österreichischen Bierflaschenrocker und Schrecken jeder Freibierveranstaltung ALKBOTTLE – und NO BROS können von diesem Schicksal mehr oder weniger auch ein Lied singen. Konnte man sich Anfang der 1980er, durch gute Verbindungen zum ORF, noch als österreichisches Aushängeschild in Sachen Hard-Rock etablieren und mit „Heavy Metal Party“ und „Ready For The Action“ zu weitreichendem Bekanntheitsstatus gelangen, verschwand man nur kurz darauf unter dem Druck persönlicher Differenzen von der Bildfläche. Böse Zungen behaupten BLIND PETITION hätten sich ins Fäustchen gelacht, doch man ließ sich nicht unterkriegen und Mastermind Schubert werkte weiter mit NO BROS, konnte jedoch nie mehr an die Erfolge der frühen 1980er anknüpfen – ein schweres Schicksal, das mit unterschiedlichsten Side-Projekten zu verdrängen versucht wurde, bis es 2005 zur Reunion (jedoch ohne Originalfronter Freddy Gigele) kam. 


NO BROS - das Hemd hat Wiedererkennungswert

Zwischendurch gab es noch die Rock-Messe „Schubert In Rock“ (zum CD-Review/zum Live-Report) in Tiroler Landen zu begutachten, zu der sich doch internationale Größen an die Seite des Gitarristen bitten ließen – an dieser Stelle sei die Frage erlaubt, ob man den Live-Mitschnitt doch noch irgendwann, wie versprochen, auf VHS (DVD ist uns zu Neumodisch) zu sehen bekommt? 2015 kam dann doch die lang erwartete Reunion mit Originalsänger Freddy Gigele und man präsentierte uns „Metal Marines“ – eine Nostalgikerscheibe für die letzten ihrer Art, technisch hochwertig dargeboten, wenn auch nicht mit sonderlichen Überraschungen vollgepackt. Was unsere gnadenlose Redaktionsdomina dazu meinte, könnt hier nachlesen und ein Interview mit dem Schubl Klaus führte sie damals auch – und beschwerte sich der „Gitarrist mit Wiedererkennungswert“ (Meinte Don Airey von DEEP PURPLE damals, so steckte es uns Schubl im Interview...) darüber, dass die junge Generation aufgrund der Politik des öffentlichen Rundfunkes NO BROS nicht mehr kenne, so muss ich ihm beipflichten: Die Unterstützung für heimische Musik lässt doch sehr zu wünschen übrig. Aber auch wirklich, NO BROS sind eben auch nur so eine total schlechte, unbekannte Band, die versucht ihren Scheiß zu verkaufen – Höhö, Lichtenegger da bist du wieder!

„In Österreich arbeitet man nicht für die Bands, sondern dagegen!“, vermerkte Schubl im Interview und irgendwo hat er doch recht, wenn man sich die Mainstream-Medien ansieht. Doch solange es Peter Rapp gibt, ist noch Hoffnung gegeben und wenn du in der Brieflosshow (Ob sie gewonnen haben, erfahren sie hier – und nicht vergessen die Pornobrille aufzusetzen!) auftrittst und dann dein Konzert auch noch zusammen mit „Bibi Blocksberg das Musical“ angekündigt wird, dann hast du wirklich endgültig den internationalen Durchbruch geschafft – Hex Hex! Nein, man konnte sich diese Bissigkeit nicht verhalten und freut sich jetzt, gemeinsam mit dem gut gefüllten Saal, auf NO BROS auf der Bühne des Telfer Rathaussaals – Zelebration des österreichischen Hard Rock Kultes.  „Heavy Metal Party“ – für die alten Hasen und die Jungen, die sich immer noch durch die abgeranzten Platten der 80er wühlen, auf der Suche nach legendären Perlen und Schandtaten!


NO BROS - Freddy Gigele im Perserteppich

„Ready For The Action“ tönt es, als nach erhaben inszenierten Intro die Protagonisten die Bühne betreten – und da ist er auch wieder, der etwas andere Wiedererkennungswert, trägt der Mastermind doch das gleiche Hemd wie immer. Gab es das im Hunderterpack zu kaufen? Nun gut, über modische Sünden zu diskutieren würde hier jetzt im dritten Weltkrieg münden, für Freddy Gigeles bauchfreies Perserteppichoberteil gibt es nämlich eindeutig die goldene Himbeere für die „kreativste Bühnenausstattung“. Die während der Show noch zweimal ausgetauschten Oberteiler retten den Modeunfall dann auch nicht mehr, aber wenigstens Cronos wäre mehr als stolz auf solch exquisite Outfits – Aaaaaaarrghh! Waaaaarhead! Wir sind jedoch ein Musikmagazin und nicht die „Vanity Fair“ und deswegen widmen wir uns der musikalischen Darbietung, die da doch zwiespältig ausfällt. Einerseits ist man selbst und das Publikum gebannt davon, die alten Klassiker, die sich doch in Österreich einen Kultstatus bei ihrer Klientel erarbeitet haben, live von der Bühne schallen hören zu dürfen, aber anderseits liegt hier heute doch so einiges im Argen und das Rad läuft alles andere als rund.

Zwar gibt es an der Songauswahl nichts auszusetzen – „Hey You“, „Be My Friend“, „Good Morning Sir“, alles da – jedoch hapert es doch an der einheitlichen Umsetzung, macht die Band im Gesamten doch heute einen äußerst unabgestimmten Eindruck, was sich darin zeigt, dass Schubert seine Musiker zum Solo dirigiert und die Einsätze am laufenden Band daneben gehen. Das gipfelt im absolut in dem Sand gesetzten „Find Myself“, das dreimal angespielt wird, bis es dann endlich passt und Gigele seine Anfangsstelle dann doch endlich trifft – der Mann mit der sonst doch stimmgewaltigen Performance sägt sich heute auch selber ab, da ist nichts von Gänsehautfeeling zu spüren und selbst ein sonst unter die Haut gehendes „Be My Friend“ bleibt auf halber Strecke stehen. Muss wohl am Wetter liegen, oder an einer verschleppten Erkältung, wir wissen es nicht so genau. Trotzdem zieht man die Sache tapfer bis zum Ende durch – richtig nervig wird es aber dann, wenn man es mit den instrumentalen Soli übertreibt! Eine gefühlte Ewigkeit Schubert-Selbstbeweihräucherungssolo ist dann doch too much und dass man daraufhin in ein absolut einfallsloses Nullachtfünfzehn-Drumsolo übergeht (Nochmal fürs Protokoll: Ich hasse Drumsoli!), ist der Sache auch nicht sonderlich zuträglich. Mitreißende Inszenierung und atmosphärischer Spannungsbogen sehen leider anders aus, da kann man den Daumen noch so oft nach Oben heben - oder versucht man nur per Anhalter durch die Galaxies zu entfliehen? 


NO BROS - Stylingberater ist wohl Cronos

Überzeugen kann heute nur Andi Brunner an der Hammond-Orgel, der mit seinem Solo zeigt, was dieses Instrument so alles in sich hat – geiler Scheiß sozusagen! Am Ende präsentiert man noch Originalbasser Michael Außerhofer und schmettert „Smoke On The Water“ ins Auditorium, wie passend, bezeichnet unser G. doch NO BROS noch Stunden zuvor liebevoll als verkappte DEEP-PURPLE-Coverband. Bezeichnenderweise feiert das Publikum den Welthit der Engländer härter ab, als die zuvor hereingegangenen Kultnummern des heimischen Urgesteins – was heißt das nun? Das Publikum wusste zum größten Teil nicht was es sich da eigentlich anschaut, aber Hauptsache wir rocken? Oder ist dies der Beweis dafür, dass NO BROS, trotz ihrer Erfolge, im Status einer lokalen Zeltfest-Unterhaltungsband stecken geblieben sind? Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen – NO BROS waren einst das Aushängeschild des österreichischen Hard-Rocks, dessen Provinzimage sie jedoch niemals ganz hinter sich gelassen haben und trotzdem war es ein Genuss die Kulthits endlich wieder Live auf der Bühne bestaunen zu dürfen, heimische Rock-Geschichte zu zelebrieren! Auch wenn heute nicht alles ineinandergegriffen hat – kein Glanzschlag also, aber auch keine komplette Demontage, einfach eine heimische Legende an einem schlechten Tag… und jetzt, hopp hopp, alle wieder zurück ins Altersheim!

Am Ende geht unser Dank wieder einmal an Christian Santer und das gesamte „Telfs lebt!“-Team, die wie immer eine perfekt organisierte Veranstaltung auf die Beine gestellt haben. Wir freuen uns schon auf den nächsten Schlag, den es da geben wird mit „Warwick & Johnson Unplugged And Dangerous“ am 20.05.2016, wenn es wieder heitß: Telfs – Rock City Tirols!


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