25.3.2016, Röda, Steyr

PARASOL CARAVAN & TIMESTONE

Text: Kalti | Fotos: Kalti
Veröffentlicht am 01.04.2016

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Diese Woche war sowohl musikalisch als auch fotografisch eine Herausforderung, und zugleich ein Genuss. Dienstags traf man sich in einem zappendusteren Viper Room bei NARGAROTH und genoss die zarten Stimmchen der Black-, Death- und Thrash – Metal-Bands. Bei minimalem Licht und Nebelschwaden ohne Ende war die fotografische Ausbeute minimal (...da hilft auch ein Feuerzeug zum Beleuchten nichts mehr). Der Donnerstag brachte mit URIAH HEEP eine Old-School Rock Party der allerfeinsten Art in die ((szene)) Wien. Solch Dauerbeleuchtung durch fette Scheinwerfer wünscht sich wohl jeder Konzertfotograf. Der Abschluss der Woche führt mich nun zu diesem Bericht. DORNENREICH in Wien oder PARASOL CARAVAN in der Heimat hieß die Devise am Freitag. Der Entschluss für PARASOL CARVAN war schon fast patriotisch, aber keinenfalls ein schlechter.

Unter dem Deckmantel „Stoner Rock Night“ gastierten zwei heimische Bands des Genres im "Röda" in Steyr. 19 Uhr Einlass, 21 Uhr Beginn - so lautete es auf der Facebook-Veranstaltung. Aber in Steyr ticken die Uhren etwas anders – erst kurz vor zehn ertönten die ersten Klänge von TIMESTONE aus der kleinen Halle. Die Zeit bis dahin war allerdings sehr kurzweilig, man traf diverse Freunde aus vergangenen und aktuellen Tagen, und Musiker aus der Region.

Mit „Na guat dann fanga ma an!“ eröffneten TIMESTONE vor einem quasi leeren Raum. Nach den ersten Akkorden begann sich die kleine Halle zu füllen und immer mehr Bar- Bier-Trinker quetschten sich hinein.  

TIMESTONE, die bisher „stonigste“ Stoner Rock-Band meiner Konzertkarriere (abgesehen von SPACE CELL beim Desert Sun Festival 2015) zeigten gleich, dass ein Bass nicht zwingendermaßen ein Hintergrundinstrument darstellt. Dieser und das kräftige Schlagwerk stellten den sonst so prägnanten Sound der Gitarre in den Hintergrund. Aufgrund einer Verkühlung musste Sänger Chewie etwas zurücktreten, man merkte ihm allerdings kaum Schwächen an. Das sehr instrumentale Set ganz im psychedelischen Stil der 70er Jahre gehalten, verführte zum Augen schließen und genießen. In den hinteren Reihen drängten sich die Leute auf ein paar Quadratmetern zusammen. Ganz in Trance sah wohl keiner den Platz vor der Bühne, wo sich, außer ein paar Typen, die wussten wie man psychedelischen Stoner Rock abfeierte, Kollege Rosenberger und mir keiner hin traute [Meine Helden! d. Chefred.]. Mir persönlich war das Ganze dann doch auf Dauer etwas zu intensiv und meine Fähigkeiten direkt in die Musik einzutauchen sind noch eher beschränkt - „Eingraucht warats besser gwesen“. Dem restlichen Publikum gefiel es allerdings äußerst gut. Zugaberufe wurden vom Sänger aufgrund seiner gesundheitlichen Probleme verneint – auch verständlich: Sicherheit geht vor! (Aber wer nix riskiert kommt nie in den Himmel...)

TIMESTONE

Nach einer kurzen Umbauphase stand auch schon der Hauptact des Abends auf der kleinen, spärlich beleuchteten Bühne. PARASOL CARAVAN, das Linzer Quartett, machte sich mit Auftritten in Deutschland und Ungarn im letzten Jahr auch international einen Namen. Kollege Rosenberger schwärmt immer noch vom phänomenalen Auftritt am Lake on Fire Festival 2015 – „Allerfettester Stoner Rock mit Fuzz-Schlagseite und coolen Vocals“, so seine Wortwahl anno 2015.

Das ist auch schon die Kernaussauge dieses Abends: Der psychedelische Teil des Stoner Rock wird durch geilen Heavy Rock ersetzt. Die rauchige Whiskeystimme von Sänger Alexander Kriechbaum kommt perfekt zur Geltung und der Sound in dem kleinen Raum kann gut mit dem in größeren Hallen mithalten. Im Gegensatz zu den Vorgängern, bei denen der Wahnsinnsmoment der Show ein Handschlag zwischen Bassist und Gitarrist darstellte, zerlegten PARASOL CARAVAN die Bühne regelrecht. Abgefeiert vom Publikum ließ sich Kriechbaum dazu animieren gegen Ende des Sets die Bühne zu verlassen und in Luftgitarren-Style durch das Auditorium zu marschieren und seinen Bass (!!!) zu spielen [...welche Schwammerl waren das jetzt genau und wo wachsen die? d.Red.]. Besonders interessant war es Gitarrist Richard Reikerstorfer zuzusehen: Dem eher zurückhaltenden Auftreten auf der Bühne hatte er ausgefeilte Gitarrenparts entgegenzusetzen und eine Talkbox, deren funktionsweise mir persönlich nicht bekannt war und mich von Beginn an faszinierte (hier gibt’s den Wikipedia Link).

PARASOL CARAVAN

Am Ende des kurzweiligen Sets gab es zur Belohnung noch eine gewaschene Zugabe und nach dem Motto „Man soll doch aufhören wenn’s am schönsten ist“, ging der Gig fabelhaft zu Ende. Definitiv eine gewaltige Machtdemonstration der österreichischen Musik und möglicherweise aufgrund der hohen Besucherzahlen ein Hinweis an das Röda Team doch öfter solch geniale Rock Veranstaltungen zu organisieren.


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