13.12.2015, Arena - kleine Halle, Wien

CARNIFEX + WITHIN THE RUINS + FALLUJAH + BORIS THE BLADE

Text: Kalti | Fotos: Kalti
Veröffentlicht am 16.12.2015

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Im Jahr 1976 sollte die Arena Wien dem Erdboden gleichgemacht und abgerissen werden – durch massive Proteste und die Besetzung des Geländes konnte dies damals, Satan sei Dank, verhindert werden. Durch Einladen von CARNIFEX und gleich drei Vorbands versucht man anscheinend diesen Abriss im Jahr 2015 nachzuholen – die besinnliche Adventzeit auszunutzen, um ungeschützt die CARNIFEXsche Abrissbirne auf die kleine Halle der Arena loszulassen war wohl eine gerissene Idee, die ich mir auf keinen Fall entgehen lassen konnte. Zwei Tage zuvor hatte Kollegin Burgstaller schon das Vergnügen in München dem Abriss beizuwohnen (zu den Fotos).

Kurz nach 20 Uhr eintreffend, musste ich leider feststellen, dass der erste Support schon seine Stemmeisen in die Wände schlug. Nachdem ich den „Zeittisch“ nicht kannte, lief gerade das letzte Lied von BORIS THE BLADE als ich die Konzerthalle betrat. Urteil kann ich darüber keines abgeben, soviel sei jedoch festgestellt: Die Außenmauern bebten schon beim Vorbeigehen an der Abendkasse und leichte Risse in den Wänden waren sichtbar.

Der zweite Support, FALLUJAH, war für mich wohl die interessanteste Band des heutigen Abrisskommandos. Den Stil der Band zu beschreiben ist äußerst schwierig, lässt sich aber mit Technical-, Progressive- und Atmospheric-Death-Metal, sowie Teile des Black Metal halbwegs abgrenzen. Das exzessive Drumming und die durchwegs progressive Stimmung leiten dazu, die Augen zu schließen und zu genießen. Ab „Abandon“ fordert der Sänger Alex Hofmann die noch sehr zaghafte Zuhörerschaft doch sich näher zur Bühne zu begeben – der Bann bricht und das Auditorium steigt in die Tiefen der Atmosphäre ein. Bei jedem Schlag auf die Doublebass werden die Risse in der Mauer größer. Beim abschließenden „Ritual Of Godflesh“ ist das Publikum dermaßen in den Bann gezogen, dass es gar nicht mitbekommt, wie sich einzelne Brocken von der Mauer lösen.

FALLUJAH
Rob Morey - FALLUJAH (Foto by Christoph Kaltenböck)

 

Nach einer kurzen Verschnaufpause brettern die Westfielder WITHIN THE RUINS auf die Bühne. Damit sei die Deathcore-Ära eingeleitet. Mit Samples versüßte Songs und technisch gut umgesetzte Riffs verleihen dem Ganzen eine spezielle Note. Das erste Mal hilft auch das Publikum mit den Abriss weiterzutreiben: Erste, ernst zu nehmende Moshpits entstehen in der eher spärlich erschienenen Menge. Ganz im Gegenteil zum Erwarteten war es aber als fotografischer Sicht kein Problem sich in die Mitte zu stellen und ohne großartige Rempler abzudrücken. Der dauernde Positionswechsel von Gitarrist Joe Cocchi und Bassist Andrew Tate waren auf Dauer etwas nervig und die Qualität der Screams nahm mit der Zeit etwas ab. Möglicherweise beschränkte man hier die Band, um nicht vor dem Hauptact die Halle komplett zu zerstören.

WITHIN THE RUINS
Tim Goergen - WITHIN THE RUINS (Foto by Christoph Kaltenböck)

 

Kurz nach 22 Uhr begann der finale Abriss. Die Mannen von CARNIFEX legten gleich zu Beginn einen hohen Gang ein. Mit „Salvation Is Dead“ vom letzten Album „Die Without Hope“ startete man in gewohnter CARNIFEX-Zerstörungsmanier in die Vernichtung der kleinen Arena. Das gewohnte Tempo wurde kaum durch Ansagen unterbrochen. Nur manchmal versuchte Scott Lewis das etwas träge Publikum zum Moshen zu motivieren – richtig Stimmung kam dabei leider nicht auf. Bei der Mitte des Sets zu „Until I Feel Nothing“ brach die erste Seitenwand ein – die zweite kam immer mehr ins Wanken. Gegen Ende des Gigs war Scott Lewis’ Stimme kaum noch zu hören, vermutlich lag dies aber nicht am Sound der Halle, der sich wieder einmal von der besten Seite zeigte. Nach der Ansage „I Didn’t Choose Hell“ kam das obligatorische „Hell Chose Me“ vom Auditorium – alle Kräfte wurden noch einmal zusammengerauft und Publikum und Band schafften die zweite Wand noch einzureißen, bevor es nach einer knappen Stunde Spielzeit auch schon wieder vorbei war. Obwohl CARNIFEX mit dem fetten (#darferdas) Cory Arford an der Gitarre die perfekte Reinkarnation einer Abrissbirne im Gepäck hatte, kam diese nicht zum Einsatz. Einzig Scott Lewis bewegte sich auf der Bühne und interagierte mit dem Publikum. Abrissbirne Arford und auch Basser Fred Calderon sowie der zweite Gitarrist Jordan Lockrey hatten auf der Bühne Wurzeln geschlagen. Nachdem man die Fettbombe nicht verwendete, blieben die zwei verbleibenden Seiten der Halle stehen und das Werk unvollendet. Spaß hat es trotzdem gemacht und ein Wiedersehen würde definitiv Freude bereiten.

CARNIFEX
Scott Lewis - CARNIFEX (Foto by Christoph Kaltenböck)

Setlist CARNIFEX:

  1. Salvation Is Dead
  2. Dark Days
  3. In Coalesce With Filth And Faith
  4. Hatred And Slaughter
  5. Slit Wrist Savior
  6. Where The Light Dies
  7. Until I Feel Nothing
  8. Sorrowspell
  9. Dead But Dreaming
  10. Die Without Hope
  11. Lie To My Face
  12. Hell Chose Me

 


WERBUNG: Hard
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