04.06.2015, Sölvesborg

SWEDEN ROCK FESTIVAL : DAY 2

Text: manfred
Veröffentlicht am 02.07.2015

Donnerstag

DELAIN

Der Donnerstag wird eröffnet von DELAIN, die zur Mittagszeit auf ungefähr 2.000 Besucher vor der Sweden Stage bauen können. Natürlich hätten DELAIN mehr Publikum verdient, aber der durchschnittliche Metalhead zeichnet sich auch in Schweden nicht gerade dadurch aus ein Frühaufsteher zu sein. Doch die Holländer lassen sich davon nicht beeindrucken, und legen einen tollen Auftritt auf die Bretter. Die charmante Frontfrau Charlotte Wessels gibt wie immer ihr bestes um die Fans bestmöglich anzutreiben, und das gelingt ihr am Sweden Rock auch wirklich gut. Nebst Charlotte auch ein Blickfang die neue Gitarristin, die mit dem Bassisten um die Wette bangte. Die reinste Hairforce One! Unterm Strich konnten Delain somit auf voller Länge überzeugen, und durften sich dabei auch noch über ausnehmend guten Sound freuen. Setlist: - Mother Machine - Electricity - Frozen - Your Body Is a Battleground - Tell Me, Mechanist - Silhouette of a Dancer - Not Enough - Here Come the Vultures - April Rain - The Tragedy of the Commons - We Are the Others

STEVE 'N' SEAGULLS

Um die Wartezeit zu CHILDREN OF BODOM zu überbrücken, schauen wir noch auf einen Sprung auf der 4Sound Stage vorbei, um deren Landsleute von STEVE 'N' SEAGULLS einmal zu begutachten. Das YouTube-Phänomen hat sich mit Banjo-Coverversionen bekannter Rock- und Metal-Klassiker einen Namen gemacht, und kam somit beim Publikum auch extrem gut an. Songs wie "Paradise City", "You Shook Me All Night Long" oder "Run To The Hills" verströmen zwar Partyfeeling pur, aber meine Baustelle ist das Ganze nicht wirklich, denn die teils wirklich schrägen Coverversionen kann man sich wohl nur jenseits der 2 Promille anhören. Und davon bin ich noch weit entfernt. Setlist: - Paradise City (GUNS 'N' ROSES cover) - Over The Hills And Far Away (GARY MOORE cover) - The Trooper (IRON MAIDEN cover) - You Shook Me All Night Long (AC/DC cover) - Holy Diver (DIO cover) - Ich Will (RAMMSTEIN cover) - Black Dog (LED ZEPPELIN cover) - Seek & Destroy (METALLICA cover) - Nothing Else Matters (METALLICA cover) - Run To The Hills (IRON MAIDEN cover) - Thunderstruck (AC/DC cover)



SPIKE'S FREE HOUSE

: Nach dem Banjo-Intermezzo ist also noch Zeit um bei der Festival Stage vorbeizuschauen die gerade von SPIKE'S FREE HOUSE zum ersten Mal bespielt wird. Da wird richtig gechillt, denn der THE QUIREBOYS-Frontmann Spike Gray spielt Hits von FREE und dem schottischen Singer/Songwriter FRANKIE MILLER. Etliche machen es sich vor der Bühne in ihren Camping-Stühlen gemütlich und lassen den Herrgott bei Songs wie "Be Good To Yourself", "Mr. Big" und "All Right Now" einen guten Mann sein. Ein gemütlicher aber nichtsdestotrotz sehr guter Auftritt, der einen scharfen Kontrast zu dem Partytreiben auf der 4Sound Stage bildet. Setlist: - Be Good To Yourself (Frankie Miller cover) - Wishing Well (Free cover) - Cocaine (Frankie Miller cover) - My Brother Jake (Free cover) - Intensive Care (Frankie Miller cover) - Fortune (Frankie Miller cover) - Mr. Big (Free cover) - The Other Side Of Town (Frankie Miller cover) - Cheap Hotel (Frankie Miller cover) - Darlin' (Stewart Blandamer cover) - The Hunter (Free cover) - Brooklyn Bridge (Frankie Miller cover) - All Right Now (Free cover)

CHILDREN OF BODOM

Mit gerade einmal einer Viertelstunde Pause geht es auf der gegenüber liegenden Rock Stage fast nahtlos weiter mit CHILDREN OF BODOM. Fronter Alexi Laiho wirkt heute ziemlich verkatert, und bewegt sich mit Hut und Sonnenbrille bewaffnet keinen Millimeter auf der Bühne. Sogar die Anzahl an "Fucks" bei seinen Ansagen ist gefühlt weniger als sonst, dafür wiegt das zu dem BestOf-Set gnadenlos abgehende Publikum die fehlende Bühnenaction wieder auf. Die Finnen spielen sich routiniert durch ihr Set, und beweisen nicht nur beim obligatorischen "Are You Dead Yet?" dass sie live einfach am besten sind. Selbst mit neuem Gitarristen am Start, und nicht so ganz in Höchstform hauen Songs wie "Halo Of Blood" noch immer ordentlich rein. Setlist: - Hate Me! - Needled 24/7 - Silent Night, Bodom Night - Are You Dead Yet? - Scream for Silence - Hate Crew Deathroll - Everytime I Die - Halo of Blood - Sixpounder - Angels Don't Kill - Lake Bodom - Downfall - In Your Face



FISH - FAREWELL TO CHILDHOOD

Nachdem CHILDREN OF BODOM heute nicht so wirklich überzeugen mögen, treibt uns die Neugier zur Sweden Stage rüber. Dort spielt nämlich gerade mit FISH - FAREWELL TO CHILDHOOD die Überraschung des Festivals. Der frühere MARILLON-Fronter zockt auf dieser Tour zum letzten mal das volle "Misplaced Childhood"-Album von 1985 bevor er sich zur Ruhe setzen will. Stimmlich top wie eh und jeh, mit perfekter Songauswahl und ebenso tollem Sound, macht es das nicht unbedingt leichter dass man den Herren in Kürze in den Ruhestand verabschieden muss. Drauf hat ers auch mit seinen auf die 60 zugehenden Jahren noch immer, wie er heute eindrucksvoll beweist. SETLIST: - Pipeline - Feast of Consequences ------------------------- Misplaced Childhood (MARILLION Album) - Pseudo Silk Kimono - Kayleigh - Lavender - Bitter Suite - Heart of Lothian - Waterhole (Expresso Bongo) - Lords of the Backstage - Blind Curve - Childhoods End? - White Feather --------------------------- - Internal Exile - Market Square Heroes (MARILLON)

SLASH featuring Myles Kennedy and The Conspirators

Rechtzeitig zu SLASH sind wir wieder zurück an der Festival Stage. Und was His Royal Hatness da abzieht ist wieder einmal ganz großes Kino. Unglaublich brillantes Spiel, tolle Ausstrahlung und so richtig Power auf der Bühne sorgen für einen richtigen Bilderbuchgig bei dem das Publikum von der ersten Sekunde an steil geht. Myles Kennedy ist zudem ein absoluter Wahnsinnsfrontmann, vor dem einem in letzter Zeit fast schon unheimlich werden kann, so gut ist der Mann. Nicht nur stimmlich top, auch von der Performance her zieht Kennedy wirklich alle Register. Alle Register zieht SLASH auch bei der Songauswahl - klarerweise will was Publikum hauptsächlich die GUNS 'N' ROSES Klassiker hören, die auch entsprechend gnadenlos abgefeiert werden. Dazwischen gibt es aber immer wieder Songs der diversen Projekte von SLASH eingestreut, und auch der VELVET REVOLVER-Song "Slither" darf nicht fehlen. Am lautesten ist das Publikum aber definitiv bei den Überklassikern "Sweet Child O' Mine" und "Paradise City" die vom zahlreichen feierwütigen Publikum laut mitgegröhlt werden. Den frenetischen Applaus konnte SLASH samt Gefolgschaft somit mehr als verdient einfahren. Setlist: - You're a Lie - Nightrain (GUNS 'N' ROSES) - Avalon - Back from Cali - Wicked Stone - You Could Be Mine (GUNS 'N' ROSES) - Bent to Fly - World on Fire - Anastasia - Sweet Child O' Mine (GUNS 'N' ROSES) - Slither (VELVET REVOLVER) - Paradise City (GUNS 'N' ROSES)



AIRBOURNE

Auch bei AIRBOURNE auf der Rock Stage kam das Publikum voll auf seine Kosten. Die Australier waren auf der Bühne wie immer wie aufgezogen, und konnten keine Minute still halten. Kreuz und quer herumlaufend wurde jeder Millimeter der Bühne ausgenutzt, und Sänger Joel O'Keeffe lieferte natürlich auch seine obligatorische Klettereinlage ab und testete die Härte von Bierdosen an seinem Schädel. Neben der fulminanten Bühnenaction gab es natürlich auch klasse Songs auf die Ohren, wie "Ready To Rock", "Stand Up For Rock 'n' Roll" und viele mehr. Eine arschcoole, richtig tighte voll-in-die-Fresse-Show die vom Sweden Rock-Publikum auch super aufgenommen wurde! Setlist: - Ready to Rock - Too Much, Too Young, Too Fast - Chewin' the Fat - Blonde, Bad and Beautiful - Girls In Black - Cheap Wine & Cheaper Women - Black Dog Barking - Bottom of the Well - Stand Up for Rock 'n' Roll - Live It Up - Runnin' Wild

BATTLE BEAST

Bei BATTLE BEAST hatte man das Gefühl Sängerin Noora wollte das Publikum mit Haut und Haar fressen, so legte sich die platinblonde Amazone ins Zeug. Kracher wie "Far Far Away" "Madness" und "Black Ninja" aus der coolen Songauswahl fielen im Publikum auf fruchtbaren Boden, und die Mitsingdichte im Publikum war extrem hoch. Obwohl um Gitarrist und Hauptsongwriter Anton Kabanen erleichtert, lieferten BATTLE BEAST eine unglaublich tighte Performance ab die vom Publikum geradezu aufgesogen wurde. Zum abschließenden "Out Of Control" gingen die Leute noch einmal so richtig ab, und die Finnen wurden mit lautem Applaus bedacht. Setlist: - Far Far Away - I Want the World… and Everything in It - Out on the Streets - Let It Roar - Madness - Black Ninja - Unholy Savior - Iron Hand - Touch in the Night - Enter the Metal World - Out of Control

TOTO

Nach der coolen Performance der Finnen hieß es schnell zurück zur Festival Stage, wo mit TOTO gerade Klassiker-Alarm herrschte. Die Amerikaner haben mit Joseph Williams einen verdammt guten Sänger an Bord, und mit Steve Lukather einen absoluten Ausnahmekönner an der Klampfe, und decken das Publikum mit einem wahren Trommelfeuer an Klassikern ein. Bei Songs wie "Hold The Line" schnalzte das Stimmungsbarometer ordentlich in die Höhe, aber vor allem bei den finalen "Rosanna" und "Africa" tobte der Mob. Ein verdammt starker Auftritt! Setlist: - Running Out Of Time - I'll Supply The Love - Never Enough - Stranger In Town - Hold The Line - On The Run / Goodbye Elenore - Pamela - The Road Goes On - Caught In The Balance - Without Your Love - Little Wing (The Jimi Hendrix Experience cover) - Orphan - Great Expectations - Rosanna - Africa

HAMMERFALL

Dass der Prophet im eigenen Lande doch etwas gilt, konnte man anschließend bei HAMMERFALL sehen die auf eine volle Hütte vor der Rock Stage bauen konnten. Da sieht man wieder einmal welchen Stellenwert HAMMERFALL in ihrem Heimatland haben. Die Mannen rund um Joacim Cans stiegen mit "Hector's Hymn" in ihr Set ein, und posten sich dann unter riesigem Zuschauerzuspruch durch ihr BestOf-Set. Zwischen "Renegade" "Blood Bound" und "Heeding The Call" wurden Fäuste und die allgegenwärtige Pommesgabel tausendfach in die Luft gereckt, und neuere Stücke wurden genauso abgefeiert wie die alten Klassiker. Zum Schluss gab es natürlich wieder die heimliche Bandhymne "Hearts On Fire" die vom Publikum wieder einmal enorm laut mitgegröhlt wurde. Setlist: - Hector's Hymn - Any Means Necessary - Renegade - B.Y.H. - Blood Bound - Heeding the Call - Let the Hammer Fall - Live Life Loud - 400 Meter Medley - Threshold - Last Man Standing - HammerFall - Templars of Steel - Bushido - Hearts on Fire

EXODUS

Zeitgleich mit HAMMERFALL zerlegten EXODUS auch ohne Gary Holt die Sweden Stage in ihre Einzelteile. Eine musikalische Druckwelle mit der Präzision einer überdimensionalen Abrissbirne walzte da über das Publikum hinweg. Für mich eines der absoluten Highlights des Festivals, denn was da aus den Boxen kam war der absolute Hammer. Eine richtige Machtdemonstration, und in dieser Form muss sich die Konkurrenz warm anziehen um nicht von der Bühne geblasen zu werden. Im Publikum gab es dazu passend eine mörderische Wall Of Death, wo Leute mit Stahlnietenarmbändern ohne Rücksicht auf Verluste auf einander losgestürmt sind. Das sieht man auch nicht alle Tage! Setlist: - Black 13 - Blood In, Blood Out - Iconoclasm - Children Of A Worthless God - Piranha - Salt The Wound - Pleasures Of The Flesh - Body Harvest - Metal Command - The Last Act Of Defiance - Blacklist - A Lesson In Violence - Bonded By Blood - War Is My Shepherd - The Toxic Waltz - Strike Of The Beast



DEF LEPPARD

DEF LEPPARD als erster großer Headliner des Sweden Rock boten nichts anderes als eine famose BestOf-Zusammenstellung aus ihrer beeindruckenden Bandgeschichte. Von "Animal" über "Hysteria", "Love Bites", "Women" und "Let's Get Rocked" bis hin zu "Photograph" spannte sich der Bogen der Hits - es war schlicht und ergreifend gesagt eine Wucht! Man kann dieser Band vorwerfen was man will, aber ihre Liveshows sind immer und in allen Belangen ein Erlebnis. Die Fans konnten sich über sehr druckvollen, guter Sound freuden, der überdies von einer überdimensionalen Videoleinwand, die simultan zum Gig benutzt wurde, wirkungsvoll visuell unterstützt wurde. Fronter Joe Elliot ist perfekt bei Stimme und hat das Publikum voll in Griff, und Gitarrist Phil Collen ist wie immer Aktivposten der Band und sucht ständig die Kommunikation mit dem Publikum. Mit den Zugaben „Rock Of Ages" und "Photograph" donnerten DEF LEPPARD nach knapp eineinhalb Stunden schließlich zum letzten Mal über die restlos begeisterten Fans hinweg, dass der Putz nur so bröckelte. Wahre Helden sind eben nicht totzukriegen, wie an diesen Abend TOTO, FISH und DEF LEPPARD auf glorreiche Art und Weise vorexerziert haben. Setlist: - Rock! Rock! (Till You Drop) - Animal - Let It Go - Foolin' - Promises - Paper Sun - Love Bites - Armageddon It - Rock On (David Essex cover) - Two Steps Behind (acoustic/Joe only) - Rocket - Bringin' on the Heartbreak - Switch 625 - Hysteria - Let's Get Rocked - Pour Some Sugar on Me - Rock of Ages - Photograph

GHOST

Ihre enorm hohen Stellenwert in Schweden mussten zu nächtlicher Stunde noch GHOST auf der Rock Stage beweisen. Mit ihrem "neuen" Sänger Papa Eremitus III und wie immer maskierten Nameless Ghouls an den Instrumenten feierten GHOST eine bedeutungsschwangere Messe auf der Bühne. Ganz stilecht vor dem Bühnenbild einer Kirche, und den ganzen Auftritt über mit Weihrauchduft auf der Bühne. Musikalisch richtig gut und auch von der Beleuchtung her stimmig und düster, fehlt aber dennoch irgendwie die Bewegung auf der Bühne. So wirkt die Performance insgesamt recht hölzern, was aber das Publikum das zu Songs wie "Con Clavi Con Dio" oder "Year Zero" super mitgeht nicht stört. GHOST sind ein perfekter Abschluss des Festival-Donnerstags, theatralisch und stimmungsvoll, aber für mich zu so fortgeschrittener Stunde zu schwer verdaulich. Zudem ist es inzwischen auch schon wieder verflucht kalt draußen... Setlist: - Genesis - From the Pinnacle to the Pit - Ritual - Prime Mover - Majesty - Con Clavi Con Dio - Death Knell - Cirice - Stand by Him - Elizabeth - Satan Prayer - Year Zero - Absolution - If You Have Ghosts (Roky Erickson cover) - Monstrance Clock


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