21.06.2015, Burg Clam

TOTO - Europa Tour

Text: Lady Cat
Veröffentlicht am 28.06.2015

Die liebe Clam-Burg, wie üblich ein tolles Ambiente: die Wiese vor der Burg, auf der die Bühne stationiert ist, die Meierei, viele Bäume und gemütliche Wege. Über allem thront das ehrwürdige, gut erhaltene Gemäuer. Eigentlich wäre der 21. Juni perfekt für einen Konzertabend. Zu dieser Jahreszeit denkt man an lange, laue Nächte, jedoch gilt das nicht für heute. Das Wetter spielt nämlich nicht ganz so toll mit. Naja, richtigen Regen haben wir nicht, aber ein gelegentliches Nieseln ist zu verspüren und die Kälte geht in die Knochen, wenn man nicht warm genug angezogen ist. Hinsetzen ist auch nicht, außer man hat absolut wasserdichte Decken oder Polster mitgebracht. Bereits bei der Wanderung zum Festival-Gelände sieht man, dass einen heute ältere Bands erwarten. Das Publikum ist im Schnitt um die fünfzig – kein Wunder, wir haben es nämlich mit Roger Hodson – Mastermind von SUPERTRAMP – und TOTO zu tun. Zwei Weltklasse Bands, die ihre Höhepunkte jedoch im letzten Jahrtausend hatten, als die heutige Mehrheit der Zuhörerschaft grad mal so Anfang/Mitte zwanzig war. Bevor wir jedoch in den Genuss dieser hochkarätigen Musiker kommen, dürfen wir uns noch ein wenig ärgern bzw. einen ungeplanten Gang retour zum Auto einlegen. Wir dürfen nämlich nicht mit unserer Foto-Ausrüstung rein. Es wurden seitens TOTO nur zwei Fotografen aus der ganzen Liste freigegeben. Der Rest der Redakteure darf bloß schreiben aber keine Fotos machen. Deswegen nachfolgend auch leider keine optischen Highlights. Ob es mit dem Alter der Bands zusammenhängt oder mit den Rahmenbedingungen vor Ort wissen wir nicht. Der Konzertabend beginnt sehr früh, nämlich um 18.30, und endet pünktlich um 22.15 – zu einer Uhrzeit also, wo andere grade erst mal anfangen. Auch gut. Kommen wir zur Abwechslung mal vor Mitternacht ins Bett.

ROGER HODGSON

Wie gesagt, Punkt 18.30 betritt Roger Hodgson die Bühne. Ich muss sagen, ich bin positiv überrascht. Der hat sich toll gehalten! Sieht mit den schulterlangen, leicht ergrauten Haaren und ein paar Falten noch immer sehr flott aus, und das mit 65! Das können sich so manch Junge eine Lehre sein lassen. Zudem ist seine Stimme noch immer SUPERTRAMP. Perfekt also für den Fan, weil dieser bekommt geliefert, was er erwartet. Roger ist aktiv und fröhlich und quirlig. Wechselt ständig von Keyboard zu Gitarre, dann Klavier und retour. Ein absoluter Vollblut-Musiker, sehr gut auf vielen Instrumenten und mit einer tollen, einfühlsamen Stimme gesegnet. Seine Band ist aber auch sehr gut – muss sie auch sein, weil ein Hitlieferant wie er kann und darf sich nicht mit minderer Qualität zufrieden geben. Mit seiner Erfahrung weiß Roger ganz genau, was die Fans von ihm erwarten: HITS! Und das liefert er auch. Sein Programm ist gespickt mit einem Ohrwurm nach dem anderen. Es gibt nur ganz wenige Songs, die nicht bekannt sind und das merkt man am Publikum. Es wird mitgesungen, ein wenig getanzt, es ist eine super Stimmung trotz des leichten Regens, man fühlt sich wohl und man freut sich, diese Größe noch einmal live erleben zu dürfen. Leider ist er ein wenig unter Druck. Es gibt keine Pause zwischen Hauptteil und Zugaben. Diese werden umgehend angehängt und gesungen/gespielt. Passt. Wer braucht schon Pausen, wenn man so tolle Musik geliefert bekommt. Weiters muss man sagen, dass an diesem Abend der Sound hervorragend ist. Nur zwei Mal gleitet das ganze ein wenig ab und wird übersteuert, aber grundsätzlich bekommt man eine fast perfekte Qualität geliefert. Mr. Supertramp ist ebenfalls zufrieden – mit der Musik, den Menschen, der Stimmung – er verabschiedet sich mit einem Lächeln von der Bühne, nachdem er noch „It’s Raining Again“ singt, aber zuvor mit folgenden Worten kommentiert hat: „Hoffen wir, dass es nicht regnen wird.“ Set-List: 1. Take the Long Way Home 2. School 3. In Jeopardy 4. Breakfast in America 5. Along Came Mary 6. The Logical Song 7. Had a Dream 8. Child of Vision 9. Babaji 10. Dreamer 11. Fool's Overture Zugabe: 12. Give a Little Bit 13. It's Raining Again

TOTO

Nach einer raschen Umbauphase gehts pünktlich um 20.30 weiter mit TOTO. Mit den acht Herren und der Dame ist die Bühne ganz schön voll. Aber die komplexen Songs von TOTO lassen sich auf andere Weise nicht rüber bringen. Wir haben ein Schlagzeug, 1 x Percussion-Set, 2 x Keyboard bzw. Klavier, 2 Background-Sänger, 1 x Bassist, 1 x Gitarrist und 1 x Sänger. Wobei Steve Lukather natürlich auch des öfteren am Mikro steht – klar, für viele ist er die Stimme hinter TOTO bzw. hinter einigen ihrer größten Hits und das muss auch heute sein. Gleich von Anfang an fährt der Bass voll rein, tut gelegentlich richtig weh. Das wundert ein wenig, weil das müsste bei dieser Musik nicht sein. Das Feeling, dass die ersten zwei Nummern zu laut sind, lässt dann nach – entweder haben sich die Ohren nun daran gewohnt oder man hat die Lautstärke zurückgenommen; sicher kann ich es nicht sagen. Jedenfalls ist es ab „Burn“ besser. „Burn“ bzw. der Opener „Running out of Time“ sind Stücke vom neuen Album und das merkt man sofort. Weil hier kommt sehr wenig Response vom Publikum. Und das zieht sich durch die ganze Setlist bzw. den ganzen Abend. Sehr schnell merkt man, dass viele Fans nur wegen der alten Hits kamen, für die TOTO in den 80er/90er Jahren bekannt wurden. Die neueren Sachen sind zwar von hoher Qualität, also 1 a Songwriting, wunderbare Kompositionen, abgerundete Backing-Vocals etc., jedoch halten sich die Zuhörer hier sehr zurück. Es wird eifrig applaudiert, aber nur wenige singen mit bzw. es ist sehr selten, dass man jemand entdeckt, der mitwippt. Was das Singen und auch den Zuspruch dafür betrifft, schneidet Steve eindeutig besser ab, als Joseph. Einzelne Songs, wie zB. „Stranger in Town“ werden von Paich gesungen, der dazu mit seinem Hut auf der Bühne eine kleine Show ablegt, oder auch von Steve Porcaro („Takin’ It Back“). „The Road goes on“ wird den verstorbenen Kollegen gewidmet, vor allem natürlich dem heuer im März verstorbenen Mike Porcaro. Großer Jubel dafür im Publikum – und das ist es auf jeden Fall Wert. Beim neuen Song „Orphan“ kommen die beiden Backing-Sänger an die Front und erhalten ihren Anteil vom Rampenlicht in der ersten Reihe. Beide sind natürlich sehr gut und bringen mit ihren souligen Stimmen einen zusätzlichen Touch in TOTOs Musik. Die beiden größten Hits „Roseanna“ und „Africa“ hebt sich die Band natürlich für den Schluss auf. Und jetzt ist der Jubel wirklich ehrlich und riesengroß, weil auf diese Super-Nummern hat jeder gewartet. Pünktlich um 22.15 wird Schluss gemacht. Fazit des Abends: TOTO sind tolle Musiker, die komplexe Songs auch live und bei einem Open-Air über die Bühne bringen. Ihre Musik ist aber fast schon zu technisch, um richtig tolle Stimmung aufkommen zu lassen. Ausserdem merkt man den Herren das Alter langsam an. Nur Steve Lukather kommt noch flott rüber und ist die absolute Nummer 1 bei dieser Band. Insgesamt hat man einen netten Abend mit zwei Weltbands erlebt, den auch das nasskalte Wetter nicht trüben konnte. Set-List: 1. Running Out of Time 2. I'll Supply the Love 3. Burn 4. Stranger in Town 5. I Won't Hold You Back 6. Hold the Line 7. Takin' It Back 8. Never Enough 9. Keyboard Solo 10. Pamela 11. Great Expectations 12. Without Your Love 13. Holy War 14. The Road Goes On 15. Orphan 16. Rosanna Zugabe: 17. White Sister 18. Africa


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