28.04.2015, Gasometer, Wien

LYNYRD SKYNYRD vs. PRONG

Veröffentlicht am 06.05.2015

Wenn eine Legende wie LYNYRD SKYNYRD einmal in Wien gastiert, dann strömen auch die Fans in Scharen aus ganz Österreich und unseren östlichen Nachbarländern ins randvolle und somit ausverkaufte Gasometer. Um 20 Uhr standen die Leute noch ziemlich lange Schlange, weshalb ich mir noch ein kühles Getränk gönnte – das Fassbier ist den Gastronomiebetrieben des ersten Gasometerturms aufgrund des regen Bierkonsums jedenfalls ausgegangen. Die „Planet Music“-Crew in der Gasometerhalle war darauf aber gut vorbereitet und somit konnte die Party während des Konzerts feucht-fröhlich fortgeführt werden.

Der Supportact JARED JAMES NICHOLS fiel für mich jedoch der längeren Wartezeit beim Eingang zum Opfer. LYNYRD SKYNYRD ließen jedenfalls nicht lange auf sich warten: Um Punkt 21 Uhr wurde mit dem meiner Meinung nach schon zum Erbrechen oft gespielten AC/DC-Intro „Thunderstruck“ in die Show gestartet. Nach diesem kommerziellen Moment ging es aber gleich mit dem Tribut-Song an die Plattenfirma MCA „Workin‘ for MCA“ vom Durchbruchsalbum „Second Helping“ weiter, von dem insgesamt fünf Songs gespielt wurden.

Die Setlist drehte sich an diesem Abend aber ebenso um das legendäre Debüt-Album „Pronounced 'lĕh-'nérd 'skin-'nérd“, welches mit ganzen sechs Songs vertreten war. Da ging es mit „I Ain’t The One“ gleich mal richtig schwungvoll weiter.

Die siebenköpfige Band mit dem einzig verbliebenen Gründungsmitglied Gary Rossington an der Gitarre, plus zwei Backgroundsängerinnen, zeigte sich in bester Form. Allen voran Sänger Johnny Van Zant, der Bruder des beim Flugzeugabsturz 1977 ums Leben gekommenen Masterminds Ronnie Van Zant, glänzte mit Sympathie- und auch Empathiewerten beim Publikum des Gastgeberlandes Österreich und sang lässig und ohne große Mühe einen Klassiker nach dem anderen.

Nur kurz unterbrochen vom Cover der J.J. CALE-Nummer „Call Me The Breeze“ ging der Klassikerreigen mit den Hits „What’s Your Name“, „That Smell“ und „Saturday Night Special“ weiter, die bei keinem LYNYRD SKYNYRD-Konzert fehlen dürfen. Mit dem schon ein wenig an den „Alabama“-Hit erinnernden „The Needle And The Spoon“ wurde die Southern-Rock-Party fortgeführt. Doch dann war es Zeit für gemächlichere Töne und es wurde die äußert langsame Liebes-Ballade „I Need You“ dargeboten. Viele Besucher warteten aber schon auf den nun folgenden Moment: Beim Übersong „Simple Man“ wurden von so manchem im Publikum Tränen unterdrückt (Schuldig im Sinne der Anklage! - Anm. RF), da dieser Song dazu in der Lage ist, ganz große Emotionen hervorzurufen.

„Mississippi Kid“ mit dem prägnanten Gitarrenlick samt Slide-Gitarre transportierte die Anwesenden gedanklich geradewegs in die Südstaaten. Der zweite Gitarrist Rickey Medlocke und vor allem der durch sein langes, blondes Haar an Saruman aus „Herr der Ringe“ erinnernde Mark Matejka posten wie Jungspunde. Der aufgrund seines Outfits einprägsame Neuzugang Johnny Colt (seit 2012 bei der Band) zollte dem langjährigen und leider im Jahr 2001 verstorbenen Bassisten Leon Wilkeson Tribut, der zu seinen Lebzeiten auch schon durch seine außergewöhnlichen Kopfbedeckungen aufgefallen war.

Und dann kam endlich der Song an die Reihe, durch den ich in jugendlichem Alter überhaupt auf diese Band, die in den 70er-Jahren Musikgeschichte geschrieben hat, aufmerksam geworden war. Das von METALLICA auf der „Garage Inc.“ gecoverte „Tuesday’s Gone“, an dem bei der Aufnahme neben Gary Rossington einige bekannte Musiker mitwirken durften. Bevor das Konzert sich mit dem unvermeidbaren „Sweet Home Alabama“, bei dem auch die Background-Sängerinnen ordentlich Gas gaben, dem Ende neigte, gab es noch das knackige „Gimme Three Steps“. Dass das Publikum bei derart bekannten und schwungvollen Nummern ordentlich mitfeierte, war nicht verwunderlich.

Als Zugabe war es auch keine Überraschung, dass das Opus Magnum „Free Bird“ mit einem der besten Gitarrensoli der Musikgeschichte dargeboten wurde. Welch ein erhebender Moment, wenn sich nach dem eigentlich schon genialen Song das Solo bis zum Exzess mit dem berühmten Twin-Lead-Gitarrenpart steigert! Alle, die dabei waren, feierten und erlebten demütig diesen einzigartigen Konzertabend, der als Open-Air-Konzert, beispielsweise am „Wiesen“-Gelände, vielleicht noch ein wenig magischer hätte ausfallen können.

Lediglich die Merchandise-Preise mit T-Shirts um 35 Euro hatten einen bitteren Beigeschmack. Und eine Spielzeit von nicht ganz 90 Minuten war bei dem Ticketpreis von mehr als 50 Euro auch keine vollends befriedigende Gegenleistung. Verwunderlich war allerdings, dass ich im Gasometer, obwohl ich nicht in den vordersten Reihen stand, immer eine gute Sicht auf die Bühne hatte. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass die Mehrheit des Publikums so klein war, weil sie im Alter schon im Begriff ist, zu schrumpfen.

PRONG @ ((szene)) Wien

Und da an diesem Abend auch die genialen PRONG unweit vom Gasometer in der ((szene)) Wien spielten und die letzten beiden von mir besuchten Gastspiele mehr als genial waren, konnte ich nicht umhin, mir auch von dort noch vom verbleibenden Set eine ordentliche Dosis Metal abzuholen.

Und besser konnte meine Ankunft dort nicht begrüßt werden als mit den „Cleansing“-Hits „Another Worldly Device“ sowie „Whose Fist Is This Anyway?“ und natürlich dem Metal-Discofeger der 90er-Jahre „Snap Your Fingers, Snap Your Neck“. Absolut geil!

Tommy Victor scheint momentan in der Form seines Lebens zu sein, so fit und gesund hatte ich ihn gar nicht in Erinnerung! Seine Ansagen waren wie immer sympathisch, man nimmt ihm einfach ab, wie leidenschaftlich er für die Musik lebt. Jason Christopher, der seit 2011 sein Wegbegleiter am Bass ist, gerierte sich als eine ebenso coole Sau wie der Frontmann höchstpersönlich. Der erst seit 2014 engagierte Schlagzeuger Art Cruz versprühte eine gewaltige Energie und hatte durchweg Spaß (unter anderem indem er während der Songs dem Roadie die Drumsticks zuwarf).

„Power Of The Damager“ vom gleichnamigen 2007er Comeback-Album drückte dann noch einmal richtig aufs Gaspedal und war für mich damals als Spätberufener der Einstieg in die Welt von PRONG. Die meisten Anwesenden waren aber sicher bereits in den 90er-Jahren Fans dieser Band und belebten durch ihr Engagement im Moshpit ihre Jugend an diesem Abend wieder. Die ((szene)) war in sehr angenehmem Maße gefüllt, gemessen an der musikalischen Qualität der Darbietung aber definitiv viel zu leer!

PRONG waren in den 90er-Jahren ihrer Zeit anscheinend voraus. Tommy Victor hätte es sicher auch verdient, mit seiner Band so groß wie MACHINE HEAD zu werden, die sich des Öfteren auch selbst auf PRONG berufen. Aber auch MACHINE HEAD hatten es zur Jahrtausendwende nicht leicht und waren erst ab ihrem 2007er Erfolgsalbum „The Blackening“ zentrale Wegbereiter der Modern-Metal-Welle.

Nun kamen drei Cover-Versionen an die Reihe: „Banned In D.C“ (BAD BRAINS), „Vision Thing“ (THE SISTERS OF MERCY) und „Third From The Sun“ (CHROMER), welche auf den eigentlichen Grund der Tour verwiesen: Die Promotion des aktuellen Coveralbums „Songs From The Black Hole“. Der Moshfaktor flachte dann allerdings etwas ab – es ist halt nicht so leicht, Musikgeschichte in nur einem Livekonzert zu verpacken. Aber zum Abschluss gab‘s dann noch die lässigen Kracher „For Dear Life“ vom „Beg To Differ“-Album und den Titeltrack von „Prove You Wrong“, welche das Publikum zufrieden in die Nacht entließen.


WERBUNG: Hard
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