23.03.2015, Arena

BLACK VEIL BRIDES - The Black Mass Europe 2015

Text: Lady Cat
Veröffentlicht am 29.03.2015

Dieses Konzert startete ein wenig unüblich für uns. Naja, nicht direkt das Konzert, aber das kurz davor. Da vertreibt man sich die Zeit zwischen Ansturm der Masse und Start der ersten Support-Band gemütlich auf einem Sitzplatz im hintersten Teil der Location, um solange als möglich, möglichst wenig von dem Gekreische vor der Bühne mitzubekommen und in Ruhe sein Bier zu trinken. Glatt wird man von einer Frau in den besten Jahren angesprochen: "Na, wartet ihr auch möglichst weit hinten, während eure Tochter sich das anhört?" Ähm. Lady, ich mag zwar alt genug sein, um eine Tochter im entsprechenden Alter zu haben, aber ich bin aus beruflichen Gründen bzw. freiwillig hier. Huch - das war echt der Wink, nun in den Fotograben zu verschwinden. Also, auf nach vorne und durchgezwängt durch eine Unmenge an 14-20-jährigen Girls. Vereinzelt treffe ich nun doch auf männliche Wesen, die ihren Weg hierher gefunden haben. Naja, zum Großteil entpuppen sie sich als besorgte Väter, die an diesem wunderschönen März-Abend, an dem sich LIKE A STORM, FEARLESS VAMPIRE KILLERS und natürlich die BLACK VEIL BRIDES in Wien ein Stelldichein geben, ihre Töchter zu einem der lautesten Konzerte begleiten, das ihre Ohren wohl je gehört haben. Die erste Support-Band -

LIKE A STORM

- startet noch mit einer akzeptablen Lautstärke und vor allem einem ganz seltenen Instrument. Chris Brooks schmettert nämlich die ersten Töne von "Chemical Infatuation" auf seinem Didgeridoo in die Menge. Umgehend haben die drei Brüder aus Neuseeland die Girls auf ihrer Seite. Chris, Matt und Kent sind nämlich nicht nur sehr gute Musiker, sie sehen auch verdammt gut aus. Obwohl viele die Songs der

Didgeridoo-Metaller

nicht kennen, wird mitgekreischt und gewippt was das Zeug hält. Nach ihren sieben Songs haben die drei Sunnyboys eine Unmenge neuer Fans gewonnen. Und als Sänger Chris schließlich beim letzten Song "Love The Way You Hate Me" die Gitarre auf der Bühne lässt, vom Podium hüpft und sich auf die Absperrung zu den ersten Reihen stellt, hat er Mühe, all die Hände abzuwehren, die nach ihm langen. Trotzdem schafft er es am Ende des Songs mit intakter Jeans, die noch immer auf den Hüften sitzt, wieder die Bühne zu erklimmen und sich für ein Beweisfoto mit den Zuschauerinnen in Pose zu werfen.

Setlist

(ohne Gewähr): • Chemical Infatuation • Never Surrender • Gangsta's Paradise (COOLIO-Cover) • Didgeridoo and Drums Jam • Wish You Hell • T.N.T. (AC/DC-Cover) • Love the Way You Hate Me

Nach ca. 20 Minuten Umbau betritt die zweite Support Band die Bühne:

FEARLESS VAMPIRE KILLERS

. Eine fünfköpfige Truppe aus dem Vereinigten Königreich. Ihr

Genre: Death Pop

- zumindest laut der Aussage auf ihrer Facebook-Page. Wie ihre Vorgänger sind sie in unserem Land eher unbekannt. Der Stil der fünf Jungs ist auch nicht Hard Rock und Metal, sondern wirklich eine schräge Kombination aus Pop und hartem Rock. Auch ihre Kleidung ist nicht metalmäßig sondern sie stehen mit schwarzen Klamotten auf der Bühne, die fast schon wie Anzüge aussehen und insofern den Eindruck einer "Studenten-Truppe" hinterlassen. Ob bekannt oder nicht, den Zuhörerinnen ist es egal. So weit wie möglich wird bei den Songs mitgesungen oder (eher) gekreischt. Eigentlich irgendwie lustig: Man bekommt den Eindruck, dass es heute egal ist, was auf der Bühne geboten wird - Aussehen egal, Stilrichtung egal, Beherrschung der Instrumente egal - Hauptsache die Wesen da oben sind männlich. Überraschend ist, dass ein Song von ELTON JOHN gecovert wird. "I'm Still Standing" ist eine Hymne, die auch hart gerockt gut ankommt. Kann aber auch sein, dass das Publikum diesen Song weder in der einen noch der anderen Art kennt und der Jubel generell kommt. "Neon In The Dance Halls" wird unterstützt durch die entsprechende Lichtshow und motiviert die weiblichen Fans so richtig abzurocken. In Summe kommen die FEARLESS VAMPIRE KILLERS mal hart, mal grungig und dann doch auch soft rüber. Im Vergleich zum Album hören sie sich jedoch live viel härter an.

Setlist

(ohne Gewähr): • Say What You Want From Me • Maeby • Bite Down on My Winchester • I'm Still Standing (ELTON JOHN-Cover) • All Hallow's Evil • Could We Burn, Darling? • Neon In The Dance Halls • Unbreakable Hearts

Die folgende Pause benützen wir zum Getränke kaufen. Nicht jedoch das Gros der Fans. Die Menge der weiblichen Zuhörerschaft vor der Bühne wird immer dichter. Im ausverkauften Haus will sich jede den besten Platz sichern und möglichst nahe an ihre Idole von den

BLACK VEIL BRIDES

kommen. Dass die "Brides" ihre eigene Fan-Army haben, wird ganz deutlich sichtbar - viele Mädels sind im Stil der alten BLACK VEIL BRIDES geschminkt und entsprechend im Stil von "Set The World On Fire" oder "Wretched And Divine" gekleidet. Auf diese Weise entsteht ein Zusammengehörigkeitsgefühl, ein "Wir-sind-anders"-Gefühl bzw. wird ein "Keiner-versteht-uns"-Gefühl ausgedrückt. Der Ruf nach dem Hauptact des Abends wird immer lauter. Die Halle brodelt. Die Luft ist hormongeladen und knistert als stände sie kurz vorm Entflammen. Und so ähnlich ist es auch... Wir kämpfen uns vor bis zur Bühne. Wow. Ein gewaltiger Aufbau. Die Band legt nicht viel Wert auf Banner und Flags, sondern auf ihre eigene Optik und Lautstärke. Eine mehrere Meter hohe Wand aus Marshall-Boxen bildet den Background für die Jungs, die auf dem Boden bleiben. Oben, hoch über den Köpfen der Gitarristen und von Sänger Andy, scheint CCs Schlagzeug förmlich zu schweben. Nein, doch nicht ganz - es steht über den Boxen und er hat somit von seiner luftigen Höhe den besten Überblick. Nachteil für die Fans ganz vorne und unten - sie sehen ihn kaum. Um ca. 21.30 Uhr sprinten Andy, Ash, Jinxx und Jake auf die Bühne. Mit Blitzlicht und Wolken und voller Lautstärke wird "Heart Of Fire" geröhrt. Die Menge tobt. Andy hält sich am liebsten ganz vorne auf, steht zusätzlich noch auf einem Podest und dirigiert die Masse wie der Rattenfänger von Hameln. Tja - als möglichem Elternteil wird einem bei diesen Szenen richtig mulmig zumute. Andererseits sollte man nicht vergessen, dass man schließlich auch mal jung war. Also Augen zu und akzeptieren. Die Burschen werden alle geliebt - egal, ob Andy, Ash, Jinxx oder Jake ins Rampenlicht rücken, jeder wird bis zur Heiserkeit bejubelt. Richtige Schlägereien entstehen, wenn Andy seine Handtücher, mit denen er sich den Schweiß abwischt, ins Publikum wirft. Jede möchte eines dieser begehrten Stücke ergattern. Nebenbei schmettern Songs wie "Faithless" oder "Wretchend And Divine" aus den Lautsprechern.

Da Andy noch immer ein wenig an seiner Kehlkopf-Entzündung laboriert, sieht man ihn fast pausenlos kauend bzw. lutschend auf der Bühne. Mit Sicherheit vernichtet er an diesem Abend eine Packung Hustenzuckerl oder auch mehr. Ob es nun damit zu tun hat, seine marode Stimme zu tarnen, oder ob der Mann am Mischpult nicht mehr 100 Prozent Hörleistung hat, ist nicht sicher - garantiert kann man jedoch sagen, dass der Sound ziemlich beschienen war. Der Bass so laut und übersteuert, dass man nach kürzester Zeit nach hinten flüchtete, weil vorne einfach nichts mehr von den anderen Instrumenten zu hören war. Weitere Hits trudeln durch die Lautsprecher. "Knives And Pens" oder "Rebel Love Song" werden enthusiastisch mitgesungen. Mit "Kickystart My Heart" liefern die Jungs ein Tribut an MÖTLEY CRÜE. Eigentlich keine schlechte Idee, sieht man doch viele Parallelen - leider geht auch dieser Song in der Wahnsinns-Lautstärke unter. Vor

CCs Drum Solo

begeben wir uns eine Etage höher - rasch ist ein halbwegs guter Platz gefunden, um auf Augenhöhe mit Christian zu sein, während er sein Schlagzeug-Solo zum Besten gibt. Nicht ganz einfach, dieses wildgewordene und rasende Tier an den Drums in einer halbwegs ruhigen Position zu erwischen. Aber es geht. Mit coolem blauen Licht beleuchtet läuft CC zur Höchstform an und zeigt, was er an den Drums kann. Johlender Applaus ist garantiert.

Mit Super-Hits wie "Falllen Angels" und dem letzten Stück "In The End" lassen die BLACK VEIL BRIDES ihr Wiener Konzert ausklingen. Und die Ohren klingen. Wie üblich werden kleine Give-Aways in die Menge geschossen. Nicht enden wollender Jubel und Toben bei den Fans. Die zufriedenen BRIDES stehen vorne und verabschieden sich. Andy mit einem wissenden Grinsen im Gesicht, dass ihm die Girls förmlich aus der Hand fraßen und er wohl alles mit ihnen anstellen könnte, ohne irgendein "Nein" zu hören. Da am nächsten Tag Schule ist, haben wir ein frühes und rasches Ende. Keine weiteren Zugaben, keine großen Abschiedsszenen.

Das waren die BRIDES in Wien: Sehr laut, bejubelt, angefeuert und ausverkauft

.

Setlist

: 1. Heart Of Fire 2. Coffin 3. Faithless 4. Let You Down 5. Wretched And Divine 6. Knives And Pens 7. Shadows Die 8. Kickstart My Heart (MÖTLEY CRÜE-Cover) 9. Rebel Love Song 10. Christian 'CC' Coma Drum Solo 11. The Legacy 12. Sweet Blasphemy 13. Fallen Angels 14. In The End


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