17.02.2015, Arena Dreiraum
MANTAR
Die Roadtrips to Outta Space der Arena Wien stehen nicht nur für doomige, fuzzige und dröhnende Konzertabende, sondern bieten all jenen eine Bühne, die als Klangschaffende ein bisschen aus dem Rahmen des Alltäglichen fallen. Das dabei die Zwei-Personen-Formation voll im Trend liegt, zeigt auch der Auftritt der deutsch-türkischen Freundschaft unter dem Namen MANTAR im finsteren Dreiraum. Doch zunächst beginnt die Ein-Personen-Krawallindustrie von MICHAEL ZIMMEL. Wer dabei einsiedlerische Schwarzmetallromantik vermutet, wird schnell eines Besseren belehrt und findet sich in einer urban-lärmenden Klangwolke wieder. Ein monotones, vorprogrammiertes Schlagwerk drischt breitwandige Riffs repetitiv vor sich hin. Diese tönen sludgig und industriell fast bis zur Zerspieltheit. Dabei entlockt ZIMMEL den Saiten auch plötzliche Passagen der Auflockerung, mal als schwebende Akkordprogression, dann wieder als angriffiger Stakkato-Riff. Das Publikum bedankt sich vorsichtig klatschend und bewegt.
Manta, wie das Auto? Nein, MANTAR, wie die Band. Das deutsch-türkische Duo aus Hamburg geizt nicht mit seinen Reizen und tritt ohne Top, dafür mit voller Soundmontur vors Publikum. In Eigenregie wurde Anfang 2014 das Debüt „Death By Burning“ veröffentlicht und sorgt seitdem für wässrige Münder der Review-Fraktionen. Mit Gitarre, Drums und Vocals wird das dampfende Publikum mit einem toxischen Tongebräu überschüttet. Knüppelnder Sludge setzt sich im Körper fest, während Ausreißer ins Schwarzmetallische einem das Fleisch von den Knochen lösen. Geifernd und comichaft lotet die körperbetonte Performance von Sänger/Gitarrist Hanno die Grenzen des Machbaren aus und aktionistisch wird ein Mikrofonständer gerade so umgeworfen, dass dessen Nachhall im Amp gleich zum Outro wird. Die Darstellung wirkt somit spontan und bestens durchdacht. Auch wenn sich MANTAR nicht mit dem aktuellen Begriff des Sludge identifizieren können, (Hanno: „Nennt es, wie ihr wollt, aber bitte nicht Sludge.“) machen die schweren Riffs und dröhnenden Elemente einen Großteil des hervorragenden Klangerlebnisses aus. Zwischendurch gibt es freche Ansagen die zwar ungewohnt aber durchaus sympathisch daher kommen (Hanno: „Hat heute schon jemand einen Sitzen?“) und zur Entspannung wird mit "March Of The Crows" noch ein kurzer, aber kräftiger Drone angerissen. Wem es noch nicht aufgefallen ist hat spätestens jetzt bemerkt, dass das Duo bestens eingespielt ist und auch in der diffusen Soundwall wieder zueinander findet. MANTAR, das ist durchgeknallter Hardcore Punk mit dröhnend schwarzem Anstrich, der sich bewusst aus dem Schubladendenken aktueller Genre-Refrains herausnimmt, um Erwartungshaltungen über den Haufen zu werfen. Wie das funktioniert? Macht euch am besten selbst ein Bild – das Chaos-Duo hat nach der kommenden US Tour noch ein paar Europa-Konzerte für den Festivalsommer geplant.