01.02.2015, Wiener Stadthalle (Halle D), Wien

QUEEN + Adam Lambert

Veröffentlicht am 05.02.2015

QUEEN in der Stadthalle Wien, endlich einmal eine Show, für die diese Location ursprünglich gemacht zu sein scheint. Bei allen bisherigen Konzerten, die ich dort erleben durfte, gab‘s mal mehr, mal weniger zu kritisieren. Aber bei QUEEN war die Sache eine ganz andere: Solch eine kollektiv positive Stimmung hatte ich noch nie erlebt. Die Sitzplätze vom Parterre bis fast zur Decke an allen Seiten randvoll gefüllt und im Stehbereich, in den der Laufsteg in Form des Q-Schwänzchens ragte, gab es keine Dränglerei und gute Sicht auf die Bühne. Und diese Bühne ließ durchaus Großes erwarten: Ein riesiger QUEEN-Vorhang verhüllte sie, bis um Punkt 20:15 Uhr.

Die Spannung und der teilweise schon entstandene Unmut, ob der kurzen Verzögerung an einem Sonntag, wurden sodann durch Begeisterungsstürme ersetzt, als der Schatten des Gitarren-Meisters Brian May am Vorhang zu erkennen war. Und dann ließ Frontmann Adam Lambert mit großer Geste den Vorhang in die Decke verschwinden und gab den Startschuss für eine Show der Superlative. Ein Blickfang war das zentrale Bühnenelement, eine Konstruktion des QUEEN-Qs, das den Rahmen für eine Videowall gab und bei gewissen Songs abgesenkt wurde.

„One Vision“ war da der perfekte schwungvolle Einstieg, bei dem bereits viele Queen Trademarks, allen voran der orchestrale mehrstimmige Gesang, die phänomenale Gitarrenarbeit und die typischen Synthie-Klänge der 80er in Perfektion vorgeführt wurden. Mit dem ersten „Sheer Heart Attack“-Klassiker „Stone Cold Crazy“ wurde ziemlich heavy nachgelegt, kein Wunder, dass METALLICA diesen Song coverten, mit ihrer Version des Songs aber nie an die Klasse des Originals heranreichten.

Beim markanten Basslauf von „Another One Bites The Dust“ fehlte irgendwie John Deacon, der zwar würdig vertreten wurde, aber eben doch für eine typische QUEEN-Show vermisst wurde. Die Songs waren trotzdem große Klasse und nicht erst bei „Fat Bottomed Girls“ merkte man dem neuen Frontmann an, dass er großen Spaß am Auftritt hatte. Bei „In The Lap Of The Gods... Revisited“ und „Seven Seas Of Rhye“ mit dem markanten Piano-Intro wurde in der Diskografie weit zurück ins Jahr 1974 gegangen.

Adam Lambert – mit Fächer in der Hand und auf einer Couch liegend – trug anschließend auf extravagante Art und Weise „Killer Queen“ vor. Ein Hit jagte den anderen: Es war abzusehen, dass „I Want To Break Free“ sogleich auf tosende Begeisterung im Publikum traf. Auf die Frage von Lambert, wer im Publikum denn verliebt sei, hoben eine Vielzahl im Publikum die Hände. Nur der Sänger selbst gab den traurigen Single, der sich dann mit „Somebody To Love“ auf die Suche nach der Liebe machte. Sodann verschwand er auch für einige Zeit von der Bühne (vielleicht, um sich um die neugewonnene Liebschaft zu kümmern – in fast 30 Minuten geht sich schon was aus…).

Der nächste Teil des Konzertabends rückte die QUEEN Hauptakteure Brian May und Roger Taylor in den Vordergrund der Show. Den ersten Gänsehautmoment des Abends hatte ich dann bei der von Brian May auf seiner 12-saitigen Akustik-Gitarre gespielten und solo gesungenen Song „Love Of My Life“. Er versuchte sich in Dankbarkeitsbekundungen auf Deutsch und forderte das Publikum auf, ihm bei einigen Passagen zu helfen, um damit einen „Magic Moment“ zu erzeugen. Der entstand dann auch, als auf der Videoleinwand eine Einspielung von Freddie Mercury den Song beendete und in uns ein Gefühl hinterließ, als wäre er höchstpersönlich anwesend gewesen.

Beim auch akustisch gespielten Song „‘39“ stellte Brian May seinen Kollegen Roger Taylor und die anderen Bandmitglieder des Abends dem Publikum vor. Bei „A Kind Of Magic“ intonierte Schlagzeuger Roger Taylor höchstpersönlich einen der Hits der 80er und ließ seinem Sohn die Drum-Parts über, die dieser souverän meisterte. Ein kurzes Bass-Zwischenspiel gab‘s dann von Neil Fairclough, der John Deacon ersetzte, welches anschließend in das Drum-Battle zwischen Vater und Sohn mündete.

Bei „Under Pressure“ kam Adam Lambert wieder auf die Bühne und poste, was das Zeug hielt, zwischen den zwei Originalmitgliedern, dass es nur so eine Freude war, allen Beteiligten dabei zuzusehen. Bei „Save Me“ und vor allem bei „Who Wants To Live Forever“ war Lambert wieder im Mittelpunkt des Geschehens und brillierte bei diesen emotionalen Momenten im Diskokugellicht wie einer der ganz Großen. Auch wenn man dem 33-Jährigen auf den ersten Blick ansah, dass er einen „modernen Entertainer“ darstellt, der sich mit dem großen Künstler-Status eines Freddie Mercury gar nicht messen lassen will, nahm man ihm während der Show wirklich ab, dass er sich sehr geehrt fühlt, die Klassiker der Rockgeschichte würdevoll interpretieren zu dürfen.

Danach warb Brian May mit einer Gitarreninterpretation des Walzers „Blue Danube“ um die Gunst des Wiener Publikums, was aber mehr ein etwas holpriger improvisierter Versuch denn einem einstudierten Showelement gleichkam, was ihn durch eine entschuldigende Geste gleich wieder umso sympathischer und menschlicher machte. Sein ausgedehntes Solo zu „Last Horizon“ war aber über alle Zweifel erhaben und teilweise nicht von dieser Welt: Unglaublich, was hier einer der größten Gitarristen aller Zeiten an Sounds und Melodien hervorzauberte!

Nach den großen Solo-Momenten ging es dann zurück zu dem kurzen und knackigen Rocksong „Tie Your Mother Down“. Durch die Abwechslung von solchen humorvollen Momenten mit großen epischen Stadion-Rockhymnen wie „I Want It All“ bot der Abend alles, was man sich als Fan nur wünschen konnte. Die großen Hits der 80er wie „Radio Ga Ga“, die QUEEN erst so richtig groß werden ließen, fehlten ebenso wenig wie einfachere, charmante Rocksongs wie beispielsweise "Crazy Little Thing Called Love“.

Große künstlerische Momente gab es an diesem Abend zuhauf, aber der vielleicht beste Rocksong aller Zeiten wurde bis zum Finale aufgehoben und dann regelrecht zelebriert. Was soll man noch groß zu „Bohemian Rhapsody“ sagen? Ein Opus Magnum von Anfang bis Ende! Adam Lambert führte in den Song ein, am Höhepunkt wurde dann Freddie Mercury in Form einer Videoeinspielung die Bühne überlassen, bevor der berühmte Teil des Videos mit den Ansicht der vier Köpfe der QUEEN-Musiker zum Finale überleitete. Dazu kam Brian May wieder auf die Bühne und Adam Lambert übernahm die Schlussvocals, der damit die zwei-stündige Show fürs Erste beendete.

Doch es war klar, was jetzt noch kommen musste – das Publikum auf den Sitzplätzen begann schon zu stampfen und zu klatschen. Und das obligate „We Will Rock You“ folgte wie prophezeit, bei dem das endgeile Solo von Brian May ordentlich abgefeiert wurde. Zum finalen „We Are The Champions“ kam dann auch Adam Lambert im königlichen Umhang und mit Krone am Haupt auf die Bühne und genoss das euphorische Publikum in vollen Zügen.


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