06.12.2014, OTTAKRINGER BRAUEREI, Wien

SEETHER + PRANA

Veröffentlicht am 17.12.2014

Die Ankündigung im Sommer, dass SEETHER ein Headliner-Konzert in Wien spielen würden, bescherte mir eine lange Zeit der Vorfreude. Vor allem, da ich am Nova Rock dieses Jahr aufgrund von Bandüberschneidungen leider auf sie verzichte musste. Die Supportshow von 3 DOORS DOWN vor fast 3 Jahren ist mir aber sehr cool in Erinnerung geblieben. Ich bin mir zwar nicht mehr sicher, aber ich glaube mich zu erinnern, dass SEETHER damals zu dritt einen mehr als ordentlichen Auftritt mit fettem Sound hingelegt haben. Umso überraschter war ich, als - auch trotz der Promofotos als Trio - dann ein zweiter Gitarrist mit auf der Bühne stand. Aber so weit bin ich ja noch gar nicht.

Zuerst soll die Location der Ottakringer Brauerei Erwähnung finden, da diese an dem Abend des 6. Dezembers einiges zur besonderen Atmosphäre des Konzerts beigetragen hat. Mir war diese Location schon sehr wohl durch mehrmalige Besuche der „666 Hell-O-Wien Party“-Reihe bekannt und als Partylocation überzeugt die Brauerei voll und ganz, besonders die Aufteilung der Floors hat einen ganz besonderen Charme. An Konzertveranstaltungen kommt man über den Garderobenbereich und den Aufgang zum Gerstenboden direkt in den Hopfenboden, wo sich eine große Bar und Merchandise- als auch Raucherbereich befindet. Als Konzertfloor und als Herz der Location dient der Hefeboden, der ungefähr Platz für 800-1000 Leute bietet. Am weitläufigen Weg zur Bühne hörte ich schon so manche Stimmen über ihr erstes Mal in der Ottakringer Brauerei sprechen, die sehr positiv von der Location überrascht waren, da für das ausverkaufte Konzert an einem Samstagabend sicher auch viele Besucher von weiter her angereist sind.

Beim Betreten des Hefebodens war um kurz nach acht auch schon die russische Supportband PRANA am Werken. Das Trio aus Moskau rund um die offensichtlich sehr durchtrainierte Frontfrau Nat Varlamova, gab in ihrer halben Stunde Spielzeit ordentlich Gas. Über die Motivation der Band, allen voran eben die der Sängerin und Gitarristin, lässt sich nicht streiten, musikalisch war wir dieser Grunge und Punk-Rock Verschnitt aber nicht sehr zugänglich. Aber die halbe Stunde war schnell vorüber, die Umbaupause zum Headliner und die richtige Platzwahl für den Headliner verging wie im Flug. Die Bedenken, dass durch den Ausverkauf des Konzerts zu wenig Platz wäre, erübrigten sich, da darauf geachtet wurde, dass nicht unnötig viele Besucher die Location gepresst wurden.

Auch die Securities hatten alles im Griff und so stand dem perfekten Konzertgenuss leider nur noch eins im Weg: der Sound. Ich hatte schon im Vorhinein Bedenken, da ich schon einige Konzerte auch auf Partys dort gesehen hatte und diese immer mit einem katastrophalen Sound zu kämpfen hatten. Bei einer reinen Konzertveranstaltung hoffte ich aber darauf, dass mehr darauf geachtet wird. Aber wie es scheint, lässt die baulichen Rahmenbedingungen wenig Spielraum. Die Stahlträger und die sehr hohe Halle ohne Paneele für besseren Klang, strafen jeden Soundschnitzer und hinterließen letztes Jahr beim SKID ROW Konzert, bei dem ich kaum die Songs erkennen konnte, eine mehr als üble Meinung.

So schlimm war es aber gottseidank bei SEETHER nicht und auch wenn die Band vor allem zu Beginn mit Rückkopplungen zu kämpfen hatte, zeigten sie sich unbeeindruckt und spielten professionell ihre Show. Die Soundwahrnehmung lag sehr wahrscheinlich auch daran, wo man stand. Die Bühne war aber zumindest von überall gut zu sehen und auch das begeisterte Publikum hatte ich - genau wie die Bar - stets im Blickfeld.

Das Set startete die ursprünglich aus Südafrika stammende Band ohne Ansage mit den Klassikern „Gasoline“ und „Needles“, vom Durchbruchsalbum „Disclaimer“, wobei die markante Kurt Cobain-Stimme von Frontmann Shaun Morgan bezeichnend war. Cool, wenn da die Metalanteile ordentlich krachen. Richtig stark sind SEETHER aber bei den radiotauglichen Nummern wie „Rise Above This“, die NICKELBACK ordentlich Konkurrenz machen, aber niemals so kitschig daherkommen. Aber bevor es zu sehr kommerziell wurde, kam der lässige neue Track „See You At The Bottom“ groovig um die Ecke.

Shaun Morgan ist anscheinend kein Mann der großen Worte, denn persönlich ans Publikum richtete er sich nie und so zogen SEETHER konsequent ihr Konzert durch und spielten Hit um Hit. Der Aktivposten der Band war Bassist Dale Steward, der quasi ohne Worte das Publikum durchgehend motivierte. An Präsenz mangelt es keinem der Bandmitglieder, lediglich Sänger Shaun wirkte durchgehend etwas unbeeindruckt. Nichtsdestotrotz wurde dann schon frühzeitig ein Highlight in der Setlist angesteuert, bei „Fine Again“, das wie nach radiotauglicheren NIRVANA klingt, sah man einige Fans bereits ihre Matten schwingen. Doch was bei der Hitsingle „Broken“ abging, ist schwer in Worte zu fassen, absolut jeder sang hier mit, Gänsehaut deluxe.

Nach einem Drumsolo, wurde dann wieder ein wenig Metal abgefeuert, der groovige Grundriff von „My Disaster“ ist sensationell und der Refrain einfach geil zum Mitbrüllen. Ja, so mag ich das! Genauso die neue Hitsingle „Words As Weapons“, die mich mit den „Uuuu-Chören“ von der Stimmung her ein wenig an IAMX erinnert, bezeichnend für das durchwegs gute neue Album „Isolate & Medicate“. SEETHER haben eben auf jedem Album einige wirkliche Hits, die dann natürlich auch Live auftauchen müssen.

Einer dieser Hits der Platte davor war der „Country Song“, der mich an den Konzertmoment im Sommer bei CLUTCH mit ihrem lässigen „Regulator“ zurückerinnern lässt. Da zuckte das Tanzbein bei den Offbeat-Rhytmen und den markanten Single-Note-Lick mit. Großes Kino! Und gleich weiter gings dann wieder mit Ohrwurmmaterial „Tonight“ ausgezeichnet durch den großartigen Refrain „I feel so alive tonight...“. „Fake It“ überzeugte mit einem coolen Schlagzeugbeat bei und einem weiteren einprägsamen Refrain „Good god, you're coming up with reasons...."

In die Zielgerade bogen SEETHER dann mit einem Cover des NIRVANA Songs „Heart-Shaped Box“ ein, den man im Gegensatz zu den zwei anderen (ihr wisst welche ich meine) noch immer hören kann. Die Stimmung explodierte wie zu erwarten war. Den Anschluss-Song mit deutlicher Aussage machte der alte Klassiker „Fuck It“, bevor mit dem Überhit „Remedy“ ein großartiges Konzerterlebnis ein wenig zu früh beendet wurde. Nicht nur für mich hätte es gut noch eine halbe Stunde weitergehen können, aber man muss auch attestieren, dass aufgrund des knappen 90 minütigen Sets bis auf das Drum-Solo nie Langeweile aufkam. SEETHER dürfen gerne wieder kommen.

Setlist SEETHER:

  • Gasoline
  • Needles
  • Rise Above This
  • See You At The Bottom
  • Fine Again
  • Broken
  • Drum Solo
  • My Disaster
  • Words As Weapons
  • Country Song
  • Tonight
  • Fake It
  • Heart-Shaped Box
  • Fuck It
  • Remedy

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