13.06.2014, Pannonia Fields

NOVA ROCK 2014 - Tag 1

Veröffentlicht am 23.06.2014



FREITAG, 13.06.2014

2014 feiert Österreichs größtes und international relevantestes Rock- und Metalfestival, das NOVA ROCK, sein bereits zehnjähriges Bestehen. Grund genug für meine Wenigkeit, mich angesichts des starken Lineups zum Jubiläum auch auf die Pannonia Fields bei Nickelsdorf im Burgenland zu begeben, um auch einmal die Nova-Experience zu erleben. Gemeinsam mit den STORMBRINGER-Kollegen Florian Rosenberger, Thomas Patsch und Chris Gütl sowie mit Bildern von Max Dengler sowie einem Gastbetrag von Charli Weber wollen wir hier für euch unsere Eindrücke zusammenfassen. [Dragonslayer]

BUCKCHERRY

Als erste Band am NOVAROCK 2014 durften dieses Jahr BUCKCHERRY an den Start. Und wie ich schon in meinem Konzertbericht vom Headlinerkonzert in der ((szene)) schrieb, gehört diese amerikanische Band auf die große Bühne. Dass sie leider schon so früh raus mussten zeigt, dass sie Österreich noch wenig bekannt sind. Doch zumindest Fans ließen es sich nicht nehmen, noch im Besitz ihrer vollen Energie bei dieser Gute-Laune-Mucke ordentlich abzurocken. Und auch wenn es in der Freitagshitze nur für eine halbe Stunde Spielzeit reichte, brachten neben der Sonne auch BUCKCHERRY mit Songs wie "Lit Up" und "All Night Long" das Publikum zum Schwitzen. Die Ballade "Sorry" lies bei mir die Stimmung ein wenig abflachen, gefiel aber sicher den anwesenden Damen. Mit dem Partysong "Gluttony" gings danach aber eh gleich wieder in die Vollen und der am ganzen Körper tätowierte Frontmann Josh Todd motivierte im Refrain gekonnt zu Publikumschören. Die meiste Publikumsreaktion gab es dann trotzdem beim abschließenden "Crazy Bitch" und dann war auch schon Schicht im Schacht. [Florian Rosenberger]

SEPULTURA

Puh, gleichsam mächtig wie sperrig zockten die Brasilianer ihr Novarock-Set. Gleichwohl die MOTÖRHEAD des Thrash Metal auch mit Neo-Glatzkopf Derrick Greene am Mikro schon seit langem unter Beweis stellen, dass sie es live draufhaben, unterzogen sie ihre Fans mit den schwierigen (aber meist eh noch besseren) Nummern der letzten Alben (vor allem "The Mediator Between Head And Hands Must Be The Heart") einer harten Bewährungsprobe. Zu zerfahren und wenig zwingend sind Songs wie „Manipulation Of Tragedy". dennoch krachte und rock'n'rollte der Vierer amtlich daher. Gitarrist Andreas Kisser und Basser Paolo Jr. (das einzige, mittlerweile arg ergraute Ur-Mitglied) posten amtlich und hatten naturgemäß mit den in der zweiten Sethälfte gezockten Band- und Genre-Klassikern leichtes Spiel. Ein dynamisches Konzert (samt der üblichen Percussion-Einlagen und kernigen „Serrrrrrvus“-Begrüßungen durch den Frontmann) ging zu Ende, trotz aller Livegewalt (der Livesound heute eher mau) muß schön langsam eine Reunion mit den Cavaleras näherrücken, auch wenn das abgedroschen klingen mag. Gute Liveleistungen, die vor allem vom jungen Publikum goutiert werden, können und dürfen nicht weiter über schlechte Studioleistungen hinwegtäuschen, und der schwarze Peter dafür darf hier keinesfalls dem ambitionierten und sympathischen Greene zugeschoben werden. Ich war am heutigen Tage jedenfalls froh, niemals meinem Anfang-90er-Fanboy-Wunsch nach einem SEPULTURA-Tribal-„S“-Tattoo erlegen zu sein. [Thomas Patsch]



PHIL ANSELMO

Eine Show, auf die sich sehr viele auf den Pannonia Fields wohl gefreut haben. PHIL ANSELMO & THE ILLEGALS gehen in der glühenden Nachmittagssonne auf die Red Stage und liefern ein sehr, sagen wir, eigenes Set ab. Dass einige Jahrzehnte Rock'n'Roll und andere Katastrophen nicht spurlos an einem vorbeigehen wird, bei Mr. ANSELMO sehr gut sichtbar, der etwas zugelegt hat und abgekämpft aussieht. Sollte normalerweise nichts am Auftretten eines Musikers auf der Bühne ändern, aber richtig motiviert wirkte der Gute leider nicht. Stimmlich schwächelte es an mancher Ecke und auch die Songs wollten nicht so richtig zünden, was vielleicht auch an so manchem Soundproblem lag. Das geht besser! Hoffentlich beim nächsten Mal. [Chris Gütl]

BLACK STONE CHERRY

Bei immer noch traumhafesten Festival-Wetterbedingungen bereiten sich dann gegen 18:20 die amerikanischen Southern-Rocker von BLACK STONE CHERRY auf ihre Show vor, und wer die Jungs schon einmal live gesehen, weiß, dass die Truppe es in sich hat - und zwar vor allem Sänger Chris Robertson verkörpert mit seiner unnachahmlichen dreckigen Rock-Röhre das kentuckyianische Südstaaten-Feeling mit viel Soul und noch mehr Blues in der Stimme wie kaum ein Zweiter. Der Sound passt, und nach einem kurzen Country/Bluegrass-Intro starten die Mannen auch schon ihn ihr knackiges fünzig-Minuten-Set, und präsentieren dabei Kracher der Bandhistorie wie "Rain", "White Trash Millonaire" oder das immer wieder kultige "Blame It On The Boom Boom". Hierzulande sind BLACK STONE CHERRY zwar auch nach erfolgreichen Touren gemeinsam mit ALTER BRIDGE etwa noch immer ein Geheimtipp, aber Shows wie beim diesjährigen Nova Rock sollten der Band doch weitere Türen auch auf dem alten Kontinent öffnen. Heute wurden die Jungs jedenfalls amtlich abgefeiert, und haben die Meute ordnungsgemäß auf Betriebstemperatur für die nachfolgenden STEEL PANTHER gebracht. [Dragonslayer]

STEEL PANTHER

Ein bisschen PANTERA gab's vorher schon in Form von PHIL ANSELMO, jetzt scharren aber die stählernen Panther in den Startlöchern, und auch im Festivalambiente verzichten die Herren Satchel, Michael Starr & Co. nicht auf die altbewährten Showelemente: Zahlreiche "fucking" dies und "fucking" das werden da strapaziert, das Hauptaugenmerk (im wahrsten Sinne des Wortes) vornehmlich auf zahlreiche blankgezogene Damenbrüste gelenkt, Kalauer ausgetauscht und zwischendurch auch immer mal wieder ein klassischer Eighties-Rocksong gespielt. "Asian Hooker", "17 Girls In A Row" und das immer wieder unterhaltsame "Community Property" runden dabei eine routinierte Show ab; ganz so großartig wie auf - natürlich - für sie abgestimmten Headliner-Shows funktioniert das STEEL PANTHER-Programm zwar im Festivalrahmen noch nicht, aber auch diesmal können die Amerikaner die Show wieder als Erfolg verbuchen, und mit einigen neuen Fans wohl zufrieden die Heimreise antreten. [Dragonslayer]



SLAYER

Probleme mit dem Backdrop führten gleich eingangs zu leichter Nervosität bei den gespannten SLAYER-Fans. Dazu später mehr. Endlich war die Bühne in Blutrot getaucht und das infernale Intro zu „Hell Awaits“ sorgte für ekstatische Verzückung ob des Soundorkans der folgen sollte. Und wie er folgte...die Thrash-Legende zog alle Register und fönte einen amtlichen Thrash-Sturm aus der Anlage. Kernige Riffarbeit des sympathischen Neo-Rauschebarts Gary Holt sowie des kahlen, kettenbehangenen Stakkato-Bangers Kerry King bildete die Basis für einen routiniert-guten Livegig, bei dem auch Paul Bostaph wieder eine exzellente Leistung hinter seiner Schießbude abrufen konnte. An der Songauswahl gab es ebenso wenig zu mäkeln, hier kann ohnehin aus dem Vollen geschöpft werden, doch auch der einzige wirklich neue Titel „Hate Worldwide“ knallte amtlich. Gleichwohl kleinere Mankos festzustellen waren (Arayas Schreie sind nicht mehr gleich geil wie früher und auch die Stellungswechsel der Sechssaiter wirkten arg einstudiert, Holt muss hier zukünftig mehr aus dem King-Chef-Schatten treten) zockten die Totschläger ein fettes und tightes Set, das auch die Ketzer- und Früher-War-Alles-Besser(wisser)-Fraktion überzeugen sollte. Bei „Angel Of Death“ fiel das minimalistisch anmutende „Slaytanic Wehrmacht“-Backdrop und gab die Sicht frei auf ein Jeff Hannemann-Gedächtnis-Banner (im Heineken Bier-Stil) mit der Aufschrift "Hannemann"/„Angel Of Death“/“Still Reigning“ – eine still-unpeinliche und gleichzeitig wuchtig-plakative Würdigung des 2013 verstorbenen Stammgitarristen. [Thomas Patsch]



LIMP BIZKIT

Ich durfte mich dann mit den Herren Durst, Borland und Co. nach Einbruch der Dunkelheit auf Zeitreise in meine Jugendtage begeben; denn anno dazumal, als ein jungspündischer Herr Drachentöter um die Jahrtausendwende noch die Schulbank drückte und allmählich das musikalische Schwermetall für sich zu entdecken begann, da schickte sich gerade eine junge, trendige Band aus Jacksonville, Florida an, mit ihrem neumodischen "Rap Metal" die Grundfesten der Rockszene zu erschüttern. LIMP BIZKIT waren damals die Speerspitze der Nu Metal-Fraktion, und trafen mit ihrem Rock- und Rap-Crossover perfekt den Zeitgeist der Generation. Und auch 2014 funktioniert das noch: Denn egal ob Limp Bizkit mit "Rollin'" über Nickelsdorf brettern, mit "Take A Look Around" Reminiszenzen an die Tom Cruise'schen "Mission Impossible"-Filme beschwören, oder am liebsten mit "Break Stuff" das gesamte Areal zerlegen möchten - heute sind LIMP BIZKIT längst selbst Kult, und zählen schon beinahe zu den "Altrockern" des Festivals. Gut, die gelegentlichen Soundprobleme, die vor allem Wes Borland zu schaffen machen, werden rasch überspielt, und die Jungs zocken auch mal schnell das unsterbliche "Master Of Puppets"-Intro der Landsmänner von METALLICA ebenso an wie das klassische "Knight Rider"-Theme per Einspielung (vielleicht schon als kleines Warm-Up für die zu erwartende Show von DAVID HASSELHOFF am zweiten Festivaltag?) - aber im Wesentlichen beschränkt man sich auf das, was man gut kann: Drückenden, rhythmischen Rap-Metal zu zelebrieren, und mit einigen tausend Fans Party zu machen wie damals, 1999 - während SLAYER zwischenzeitlich die Red Stage in Schutt und Asche legen. [Dragonslayer]



THE PRODIGY

So mancher hat sich gewundert, als er gelesen hat dass THE PRODIGY den ersten Tag des Festivals headlinen werden, andere freuen sich darauf. Tatsache ist: THE PRODIGY am Nova Rock ist so etwas wie Tradition; man bedenke, die Engländer waren auch bereits am ersten Nova Rock einer der Headliner. Damals meckerte keiner; wie sich die Zeiten ändern. Alles in allem lieferten DJ Liam Howlett und seine zwei Wahnsinnigen MC's eine Top Show. "Smack My Bitch Up", "Firerstarter" , "Vodoo People" sind nur eine kleine Auswahl der Nummern, die das Trio - unterstüzt von ihrer Liveband - in die Menge abfeuerte. Animation, Aktion und vor allem Interaktion wird bei Shows von THE PRODIGY großgeschrieben. Da kann das Set hundert Jahre alt sein, die Performance stimmt immer. Spätestens nach dem Set sollten alle Bedenken erloschen sein, warum die Herrschaften die Headliner auf der Blue Stage waren. In jedem Falle mehr als verdient, auch wenn der Sound etwas fetter hätte ausfallen können. Somit ist Tag 1 Des NOVA ROCK 2014 Geschichte. Freut euch auf Tag zwei mit ausfüllenden Storys zu allen Acts und natürlich DAVID„THE HOFF“ HASSELHOFF und seinem Kumpel K.I.T.T. [Chris Gütl]


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