07.06.2014, Wiener Stadthalle (Halle D)

PRINCE + 3RDEYEGIRL

Veröffentlicht am 10.06.2014

Er ist eine der wichtigsten, aber auch exzentrischsten Figuren der Musikgeschichte: Prince Rogers Nelson, besser bekannt einfach als PRINCE. Mittlerweile blickt er auf eine über dreißig Jahre dauernde illustre Karriere zurück, hat ebensoviele Top-40-Hitsingles im Gepäck, und hat mehrere Genres von Funk über Rock bis zum Wave und Synthpop der Achtziger entscheidend mitgeprägt. Am 7. Juni wurde PRINCE 56 Jahre alt, und gibt es eine bessere Methode, einen stimmigen Geburtstag zu feiern, als im Kreise seiner Liebsten? Wohl nicht, auch wenn in diesem Fall das wohl ein paar tausend geneigte Fans in der Wiener Stadthalle waren, denn der Maestro beehrte die Hauptstadt an diesem Abend, um die Halle D für fast drei Stunden in eine schwüle Funk-Party zu verwandeln. Dass der kleine Prinz auf Konventionen pfeift, ist längst hinreichend bekannt: Gerade mal knapp zwei Wochen Vorlauf gönnte man hier den Fans, um überhaupt Wind davon zu bekommen, dass der Meister in der Stadthalle würde auftreten - dennoch ist die Halle gefüllt, und bei bereits dreißig Grad draußen vor den Toren der Stadthalle am Vogelweidplatz werden drinnen im Laufe des Abends noch einige Gräder draufgelegt. Dabei beginnt PRINCE überraschend rockig, und auch bei überraschend brutalem Sound: Da schneiden die Gitarren schon bei MOTÖRHEAD-nahen Lautstärkepegeln durch die stickige Stadthallen-Luft, und auch wenn des Prinzen ausschließlich damenhaft besetzte Backing-Band 3RDEYEGIRL musikalisch (und auch in anderer Hinsicht!) alle Stückerln spielt, so ist der Sound selbst für den Metal-geeichten Hörer heute schon gefährlich nahe an der Schmerzgrenze dran, und auch die vielseitige Stimme des Meisters hat im Soundmix darunter zu leiden; zu oft schrammt man zumindest anfangs nur gar zu knapp am Übersteuern vorbei. Dennoch bringt PRINCE mit seinem launigen Mix aus Funk, Rock und auch Acht das Publikum in Tanzstimmung, und schon bald wird auch auf den Rängen amtlich abgeshaked. Und klar, bei heißen Klassikern an einem ebenso heißen Sommerabend wie "When Doves Cry", dem Überhammer "Kiss" und auch ruhigeren Momenten wie "Diamonds and Pearls" gibt's einfach kein Sitzenbleiben, und der Meister wird amtlich abgefeiert. Dies insbesondere bei einer großartigen Performance seines durch SINEAD O'CONNOR populär gewordenen unsterblichen Hits "Nothing Compares 2 U", bei dem freilich die versammelte Fanschaft auch lautstark mitintoniert. Beeindruckend sind aber nicht nur Songauswahl und Länge des Konzerts an diesem Abend, PRINCE beweist auch einmal mehr sein tatsächliches musikalisches Können und greift phasenweise nebst der Gitarre auch zu Bass und Keyboards, und brilliert freilich auch gesangstechnisch. Die 56 Lenzen sieht man dem Maestro übrigens auch keineswegs an - spritzig wie ein halb so alter Mann groovt und tanzt sich PRINCE durch sein Set, und spätestens beim wirklich großartig dargebotenen und bis aufs Letzte ausgekosteten "Purple Rain" tobt die Halle. Doch PRINCE hat da noch lange nicht genug, und begibt sich in der Folge auf eine nochmals 45-minütigen Zugaben-Odyssee, bei der vor allem die funkigen Elemente seines Schaffens noch einmal in den Vordergrund gerückt werden, wie etwa mit dem passend betitelten "Funk'n'Roll" oder dem Wild-Cherry Gassenhauer "Play That Funky Music". Damit verabschiedet der Maestro dann eine verschwitzte, aber mit Sicherheit sehr glückliche Stadthalle nach einer zünftigen Geburtstagssause in den (weiteren) Feierabend, und beweist, dass PRINCE auch mit 56 noch lange nicht zum alten Eisen gehört und mit weiterem funkigen und rockigen Songmaterial darf - auch angesichts eines neuen Plattenfirma-Deals mit Warner Bros. nach achtzehnjähriger Abstinenz! - wohl gerechnet werden! PRINCE ist und bleibt aber jedenfalls ein Künstler, den man unbedingt auch live erlebt haben sollte - in Zeiten des sterilen Plastik-Pop, der von uninspirierten Synthetik-Castinggestalten dominiert wird, hat wirklich erstklassige handgemachte Pop-, Rock- und Funkmusik mittlerweile schon regelrechten Seltenheitswert; da sollte man sich solche musikalischen Highlights keinesfalls entgehen lassen.


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