08.04.2014, Arena Dreiraum, Wien

SCORPION CHILD + HORISONT + JACKSON FIREBIRD

Veröffentlicht am 14.04.2014

Nachdem ich die Texaner SCORPION CHILD schon im Dezember letzten Jahres mit den famosen SPIRAL ARMS aus Kalifornien als Support im "Chelsea" bewundern durfte, war ich schon sehr gespannt, wie sich die Truppe mit HORISONT im Gepäck im "Arena Dreiraum" schlagen würde. Damals im "Chelsea" waren vielleicht, wenn es hoch kommt, 50 Leute anwesend, was sicher auch an einem Dezember-Montag lag, bei den vollkommen unterschätzen SPIRAL ARMS waren gerade mal 30 Leute erschienen.

Vielleicht lag es auch an dem parallel in der ((szene)) stattfindenden DEATH ANGEL-Konzert. Zumindest konnte sich FORBIDDEN-Mastermind Craig Locicero mit seinen neuen Bandkumpels von SPIRAL ARMS mit den heimat- und szeneverbundenen DEATH ANGEL-Leuten weit entfernt von der Bay Area in Northern California in Wien einen hinter die Binde kippen. Und auch aufgrund dieser Vorgeschichte hat es mich dann doch sehr verwundert, als es dann hieß, das "Arena"-Konzert sei ausverkauft. Verdienterweise, muss ich attestieren, denn die mir unbekannten JACKSON FIREBIRD starteten eigentlich alleine eine Headliner-würdige Show. Viele Anwesende traten sicher auch wegen der angesagten Band HORISONT aus Schweden den Weg in die "Arena" an. [-Flo-]

Ich hab ja schon den Europa-Release von JACKSON FIREBIRDs "Cock Rockin'"-Album via Napalm Records mehr als nur goutiert (zum CD-Review), was das Duo aus der australischen Wüste allerdings live aufgefahren hat, fällt einfach nur in die Kategorie "saugeil".

Das fing schon bei den Gig-Vorbereitungen an: Drummer Dale Hudak, dessen grüne Umhängetasche nicht von seiner Seite wich, brachte sich in Position, das Baseball-Cap wurde gegen ein Old-School-Stirnband ausgetauscht, die Schuhe samt Socken wurden ausgezogen und als Gitarrist/Sänger Brendan Harvey die Bühne enterte, wusste man dann auch, warum eine Art Maurertrog samt Duck-Tape gepimpten Waschbrett auf der Bühne herumlag.

Hudak spielte den Einstiegssong "Goin Out West" auf diesem "Bottle Bin" getauften "Instrument" und drosch mit bloßen Händen darauf ein, welche durch etliche Schweißbänder vor gröberen Verletzungen geschützt wurden, dass man nur mehr neugierige, ja gar ungläubige Blicke im Auditorium sichtete. Generell sind JF eine mächtige Liveband, da spielt es keine Rolle, dass die Kerle nur zu zweit agierten, auf der doch engen Bühne des Arena-Dreiraums, war das sogar ein nicht weg zu leugnender Vorteil. Hudak sang, wenn, dann über sein verklebtes Mikrophon in ein Megafon, was nicht nur abartig klang, sondern in Zusammenarbeit mit seiner wuchtigen Drum-Arbeit einiges an Koordination abverlangte.

Spontan sind sie auch die Aussie-Boys, dass Harvey gleich zu Beginn eine Seite reißen sollte, wurde mit einem lockeren Schlagzeug-Solo überbrückt, dass dem Kerl dann noch eine seiner Gitarren umfällt, geflissentlich ignoriert. Das Hauptaugenmerk lag natürlich auf dem "Cock Rockin'‘"-Album, obschon etliche Songs, darunter das auf Platte wie eine Mischung aus RATM und den BEASTIE BOYS tönende "Quan Dang", in der Livesituation völlig neue Facetten offenbarten. JF versteiften sich aber nicht nur auf ihr Debüt-Album "411 Positrac", "Hey Ho" und "Shake The Break" zum Beispiel stammen von der 2008er "Bottle Bin"-EP und die ebenfalls (laut Setlist!) dargebotenen "2 Kindsa Love" bzw. das abschließende "Knight Rider" fand man bislang noch auf keiner JF-Veröffentlichung.

Eine mehr als unterhaltsame Sache war dieser eigentümliche, aber durch und durch überzeugende Auftritt der Aussie-Rocker. Und wenn mir Kollege Rosenberger nach dem JF-Gig zwischen dem Nippen an seinem Bierbecher bzw. dem Versuch, seine Lederjacke irgendwie unter Kontrolle zu bringen (ich habe den aufgeklaubten JF Drumstick irgendwie verstauen müssen - Anm. [-Flo-]) ein enthusiastisches "Wahnsinn" ins Ohr haucht, lässt sich ohnehin darauf schließen, dass JACKSON FIREBIRD auf ihrer Debüt-Tournee auf dem europäischen Festland vollends überzeugt haben. [-Reini-]

Setlist JACKSON FIREBIRD:

  • Goin' Out West
  • Can Roll
  • 411 Positrac
  • She Said
  • Little Missy
  • Quan Dang
  • Hey Ho
  • 2 Kindsa Love
  • Cock Rockin‘
  • Shake The Break Down
  • Knight Rider

HORISONT hatten dann mit "She Cried Wolf" vom aktuellen Album "Time Warriors" mit seinen knapp über zwei Minuten den perfekten Opener in Petto. Das folgende hypnotische Gitarrenlick und die doomigen Riffs von "The Unseen" vom Debütwerk "Tva Sidor Av Horisonten" zogen dann die Anwesenden vollends in ihren Bann. Die sirenenartigen, an Ozzy Osbourne angelehnten Lyrics, sind sicher Geschmackssache, mundeten mir aber doch zugegebenermaßen vor allem bei "On The Run", der mit einem genialen Refrain glänzt.

Die Gitarrenklänge im 70ies Style und die Soli gingen extrem geil rein - eine Zeitreise in Vollendung. Die aktuelle Videoauskopplung "Writing On The Wall" setzte den eingeschritten Weg in die Vergangenheit fort. Der auf Schwedisch gesungene Song "Du Röde" schlug eher ruhige Töne an, eine willkommene Abwechslung in der Setlist. Dann ging‘s aber gleich schwungvoll mit dem neuen "Brother" weiter, der sich durch unglaubliche Screams auszeichnet. Sicher was richtig Neues (um die abgedroschene Phrase "das Rad neu erfinden" nicht zu verwenden) bieten HORISONT nicht, aber ich habe kaum eine authentischere Band gesehen, und das ist glaube ich das Ziel aller Retro-Bands: um die Authentizität zu wetteifern.

Eine Song-Granate um die andere wurde präsentiert, ob der Titeltrack vom zweiten Werk "Second Assault" oder die sich darauf befindlichen "Crusaders Of Death" (ruhig) und "Time Warrior" (fetzig), den meisten der erschienenen Musikliebhaber gefiel‘s. Manchen schon fast zu sehr, und die Band musste damit klar kommen, dass sie keinen halben Meter vom Publikum getrennt war. Publikumsnäher als die "Arena"-Dreiraum-Bühne geht’s kaum mehr und das zeichnet auch die lässige Stimmung, die während des ganzen Gigs herrschte, aus.

Zurück zum Debüt mit "Just Ain't Right", bei dem der Schlagzeuger seine Cowbell auspackt – ein weiterer Akzent im Gesamtsound der bluesig angehauchten Band. Bei "Diamonds In Orbit" wird das "Seek and Destroy"-Riff verwurstet und ohne die Wurzeln zu verleugnen auch das Lick des Metallica-Songs kurz angespielt. Nach einem weiteren schwedischen Song "Visa Vägen" wurde mit "Nighrider" durch sein einprägsames Gitarrenlick und seinen geilen Twin-Lead-Gitarrenpart zum Finale geläutet. "Eyes Of The Father" erinnerte dann vom Riff her an IRON MAIDEN, natürlich im Retro-Sound. Ein jetzt schon für wohlfeile 15€ perfekter Konzertabend, der noch nicht enden sollte.

Setlist HORISONT:

  • She Cried Wolf
  • The Unseen
  • On The Run
  • Writing On The Wall
  • Du Röde
  • Brother
  • Second Assault
  • Crusaders Of Death
  • Time Warrior
  • Just Ain't Right
  • Diamonds In Orbit (DIO)
  • Visa Vägen
  • Nightrider
  • Eyes Of The Father

Bevor SCORPION CHILD die Bühne enterten gab‘s noch eine kleine Vorgeschichte zu diesem Gig, die doch einen ziemlich großen Einfluss auf das Geschehen des Abends haben sollte. Am Nachmittag in Wien eingetroffen, warf SCORPION CHILD Bassist Shaun Diettrick Avants das Handtuch und verließ nach einem nicht unheftigen Streit die Band in Richtung Heimat. Die Bassparts wurden kurzerhand vom Bassisten und den beiden Gitarristen von HORISONT übernommen und die Setlist wurde ein wenig gekürzt. Chapeau an den Einsatz der noch verbliebenen Truppe, die den Konzertabend damit rettete!

Schon bei der Ankunft in der "Arena" fiel mir ORANGE GOBLIN-Sänger Ben Ward auf, der bei dieser Tour den Job des Tourmanagers übernommen hatte und mir während des Gigs auf meine Frage hin, wie es weiter laufen werde, die Antwort gab: "A friend of mine is coming from the UK to play bass for the rest of the tour". Also keine Sorge, dass die noch bevorstehenden Gigs abfallen würden, und auch der Gig in Wien war dann zwar doch eher improvisiert, vermittelte aber auch den Spirit, etwas Einmaligem beigewohnt zu haben.

Schon mit "I Might Be A Man" wickelte der charismatische SCORPION CHILD-Sänger Aryn Jonathan Black vom Start an das Publikum um seinen kleinen Finger, verschwieg aber auch nicht interne Bandprobleme, zeigte dabei jedoch keine Spur von Angefressensein, was unter diesen Umständen zu bewundern war. Der zweite Song "Liquor" shuffelte sich gemächlich ins Gehirnzentrum, "Secret Spot" groovte schön dahin, die Textzeile "Remember my name" blieb da im Gedächtnis hängen. "Salvation Slave" haute in dieselbe Kerbe und brachte mit dem groovigen Basslauf Abwechslung in die Setlist.

Mit der Ballade "Antioch" wurden dann mit einer grandios einfühlsamen Stimme auch die Ladys bedient. Zu "King's Highway" schluchzte Aryn Jonathan Black seine Lyrics regelrecht ins Publikum. Um die nächsten geplanten Songs wurde das Publikum leider gebracht, das an einem Dienstagabend aber nach Mittagnacht eh schon mit den Gedanken beschäftigt war, irgendwie noch öffentlich heimzukommen.

Somit machte es mir, auch aufgrund der großartigen Konzerte von JACKSON FIREBIRD und HORISONT, nicht allzu viel aus, dass nach nicht mal einer Stunde schon zum Finale der grandios fette Song "Polygon of Eyes" gezündet wurde. Dieser blies aber auch alles weg und lud bei den Refrainzeilen "I live on the mountain and dream of the open sky" zum Mitsingen ein, was auch tatkräftig zelebriert wurde.

Die verbliebenen Zuhörer wollten aber partout nicht wahr haben, dass der Konzertabend damit sein Ende gefunden hatte. Auch die Entschuldigung des Sängers, dass sie keine Songs mehr haben, ließen manche nicht gelten und somit wurde zuletzt kurzerhand basierend auf einem Song der Band LUCIFER's FRIEND gejamt. Dieser einzigartige Abend mit drei sensationellen Bands wird den Anwesenden sicher lange im Gedächtnis bleiben. [-Flo-]

Setlist SCORPION CHILD:

  • I Might Be A Man
  • Liquor
  • Secret Spot
  • Salvation Slave
  • In The Arms Of Ecstasy
  • Antioch
  • King's Highway
  • Polygon Of Eyes

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