28.01.2014, B72, Wien

"CLUB NOLABEL" feat. SOLAR BLAZE + SUCCOPUSS

Veröffentlicht am 04.02.2014

Die Veranstaltungsreihe "Club Nolabel" im "B72" war mir bis zu jenem Abend des 28. Jänners 2014 noch kein Begriff. Aber durch einen eher zufälligen Besuch im "Venster 99" vor ein paar Monaten auf Hinweis meiner Stoner-/Psychedelic-Rock-Kumpels von VOKARA und TRIPTONUS bekam ich bei einer Veranstaltung von und mit HALF BAKED CHEESE die Gelegenheit, drei junge originelle Psychedelic-Rock-Bands zu sehen, von denen sich zwei davon – SOLAR BLAZE und SUCCOPUSS – beim "Club Nolabel" die Klinke in die Hand gaben.

Die jungen Musiker von SOLAR BLAZE zogen schon bei ihrem ersten Song "The Ballad Of Lady Sunshine & Mr. Moon" sämtliche Register ihres Könnens. Eine Mischung aus Psychedelic und vom Gesang her eher Alternative Rock verzückte von Beginn an die zahlreich erschienenen Zuhörer. Das Zusammenspiel und der Groove funktionierten vorzüglich. Die Klangfarbe der kreativen Köpfe wurde dann noch mit Orgelklängen bereichert. Zusätzlich gab es von einer jungen VJane passende Visuals als Hintergrund. Den Auftritt als ein Gesamtkunstwerk zu bezeichnen, kann man somit eigentlich nur unterschreiben.

Beim zweiten Song "Clown's Ballon", der vor Originalität sprühte, beamten die Orgelklänge von Lady Caroline Lutz zuerst mal die Zuseher an einen fernen Ort. Im von Frontmann Maximilian Röhrle vorgetragenen Text wurde geschickt zwischen deutschen und englischen Lyrics gewechselt. Das war für meinen Geschmack aber schon fast zu abgedreht und alternativ. Ich mag's dann doch lieber durchgehend groovig und bekam beim restlichen Konzert dann aber eh die Vollbedienung.

Beim instrumentalen Song "Dropping Satellites" gab es zuerst mal schräge Gitarrensounds à la Tom Morello vom Leadgitarristen Paul Altmann. Durch einen Rhythmuswechsel trieben dann Drummer Sebastian Appenzeller und Bassist Rainhard Süss den Song nach vorne, über dem äußert lässige Gitarrensoli gestrickt wurden. Immer cool finde ich, wenn innerhalb eines Songs die Dynamik wechselt und sich dieser bis zum Schluss steigert und das muss eigentlich bei allen Songs, die nie die sieben Minuten Marke unterschreiten, auch so sein, damit es nicht langweilig wird.

Beim "Breakfast Song" gab's dann Vocal-Akrobatik mit einer A-capella-Einlage aller Bandmitglieder, denen man anmerkte, dass sie während des Konzerts einfach Spaß hatten, der sich auch merklich an die Zuseher übertrug. Mit "Lake Of Sound" wurde zu einem Finale geläutet, das sich gewaschen hatte. Extrem lässig der Start in eine Klangorgie - Dave Wyndorf von MONSTER MAGNET hätte seine größte Freude damit gehabt. Der ruhige zweistimmige Gesang zwischen Frontmann und der Lady an der Orgel ging zwar im Rausch der Musik fast unter, gab den Zuschauern während den groovigen Parts aber zumindest eine Verschnaufpause. Prädikat: sehr empfehlenswert!

Wer wie SUCCOPUUSS sein Set mit dem "Pussy"-Intro vom Film "From Dusk Till Dawn" startet, der hat eines schon mal verstanden: Ein Konzert soll eine Show sein, die vom ersten bis zum letzten Ton cool durchexerziert werden muss, und die Band-Bezeichnung "Dick Shakin' Rockn'n'Roll" spricht dabei schon mal Bände und zeugt zudem von einem Selbstbewusstsein, das erst mal auf der Bühne bewiesen werden muss. Bei SUCCOPUSS reichen Schlagzeug (Krystof Hümer) und Halbakustikgitarre plus Vocals (Tobias Paul) dazu vollkommen aus - ein reduziertes Band-Line-Up, das es aber in sich hat. Der Übergang vom Intro zu coolen TITO & TARANTULA-Riffs und "mexikanischen" Klängen war schon mal sehr passend, ab der dritten Minute wurde dann zum ersten Mal Vollgas gegeben und gegrooved, was das Zeug hielt.

Beim zweiten Song gesellte sich dann zu diesen coolen Gitarrenriffs eine unglaublich intensive, charismatische Stimme dazu, was ich beim besten Willen nicht erwartet hätte. Sehr schwierig zu beschreiben ist die Klangfarbe der Stimme des Sängers, am ehesten eine Mischung aus Tom Waits und Jim Morrison, was ja schon an sich einen Ritterschlag bedeutet. Das coole Vibrato in der Stimme und das Rockstar-Gehabe – bei instrumentalen Teilen muss die obligatorische "Tschick" aus dem Mundwinkel hängen – suchen hierzulande ihresgleichen.

Ja, so gehört sich das, das Publikum zeigte sich äußert positiv gestimmt und feierte die Band von Beginn an gnadenlos ab. Der Song "Kill Kill Kill" startete mit einem äußerst lässigen Gitarrenlick, der Gitarrensound muss auch durchgehend als fett bezeichnet werden. Die Drums wurden äußert geschmackvoll akzentuiert gespielt, gaben aber bei den notwendigen Passagen auch einen ordentlich Rumms. Bei "Double Wheeled" ging es mit einer coolen Bluesnummer weiter, eine Ballade, den Mädels im Publikum gewidmet, Augen zu und abheben in den Klangkosmos der Herren von SUCCOPUSS.

Nach zwei weiteren, eher ruhigeren Nummern, begann "Black Flash" mal wie "Highspeed"-Granate, über einen langsameren Vers, wurde die Spannung zum Refrain bis aufs Äußerste gesteigert - "Hitchcock" nichts dagegen – der Schluss des Songs lädt einfach nur zum kollektiven Durchdrehen ein.

Beim vermeintlich letzten Song, "Seagull", wurde dann auch noch eine Ziehharmonika hervorgezaubert, mit der der Schlagzeuger im Hintergrund eine Stimmung erzeugte, sodass man sich in einer versifften Hafenkneipe fühlte. Ausgesprochen originell, aber für ein Finale fast schon zu langsam und einlullend.

Die frenetisch verlangte Zugabe, der Coversong "I Got Mine", sog einem dann noch das letzte Quäntchen Energie aus dem Körper, ja da wurde wieder gegrooved, dass mir der Schädel schwirrte. Immer wieder faszinierend, welche Bands Österreich unter den widrigen Umständen unserer verseuchten Radiolandschaft hervorzubringen vermag. Wer wie ich auf frische, unverbrauchte Bands steht, der sollte sich kein Konzert von SUCCOPUSS entgehen lassen!

Setlist SUCCOPUSS:

  • Intro Succopuss
  • Kill,Kill,Kill
  • Bone
  • Double Wheeled
  • Vultures
  • I'll Take Care Of You
  • Black Flash
  • Seagull
  • I Got Mine

Eine sehr junge, durchaus talentierte, Alternative-/Post-Rock Band namens NEW NATIVE, die zwar musikalisch auch einiges auf dem Kasten hat, aber nach den intensiven Shows der zwei Vorgängerbands leider das Nachsehen hatte, hat schlussendlich auch noch gespielt. Ihr Potential war zwar durchaus zu erkennen, die Mitglieder sind halt einfach noch ein bisschen zu jung. Sie werden aber, wenn sie ihren Weg konsequent verfolgen, auch noch genug Selbstbewusstsein bekommen, um das Publikum mit ihrer Musik fesseln zu können.

Die Veranstaltung "Club Nolabel" an sich, die mit einem günstigen Eintrittspreis von lediglich vier Euro sich eigentlich unter ihrem tatsächlichen Wert verkauft, war an diesem Abend auf alle Fälle große Klasse!


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