24.10.2013 - 26.10.2013, Pod Kopcem Pub

Red Raven Phantoms Of Pilsen 2013

Text: Tom
Veröffentlicht am 14.11.2013

Ein Ausflug zu unseren nördlichen Nachbarn in die tschechische Republik ist jedes Mal für sich ein ganz besonderes Erlebnis. Egal ob Kulturausflug, Sommer Open Air oder Indoor Festival. Der diesmalige Trip stand unter dem Banner des Red Raven Phantoms Of Pilsen 2013. Auf gut Deutsch gesagt vier Tage Metal Kult, böhmischer Gerstensaft und wenig Schlaf im Herzen von Pilsen.

Tag 1 – Warm-Up Party (24.10.2013):

In Pilsen angekommen erwartete uns nach einer halben Stunde schon das erste Highlight des verlängerten Wochenendes (Do-So). Bereits kurz nach dem Einchecken als man sich gemütlich in eines der „Beisln“ das erste gepflegte Blonde einbauen wollte, nichts ahnend von der Gründlichkeit der örtlichen Exekutive, bemerkte man bereits eine Parkkralle am abgestellten Kfz. Der Ärger war allerdings schnell verflogen sind doch die Strafen in Tschechien für uns Alpenbewohner wahrlich ein Schnäppchen und auch die Hilfsbereitschaft wurde wieder einmal aufs Neue bewiesen, bekamen wir vom Hotel eine Nacht Gratis parken gutgeschrieben. Der anstehenden Warm-Up Party in der Pilsner Altstadt stand somit kein weiteres Hindernis mehr im Wege. Gemütlich wurde auf dem Weg noch der ein oder andere Abstecher in Lokale eingelegt. Dabei sei zu erwähnen das der Bierpreis von durchschnittlichen 25 Kronen, das sind etwas weniger als 1 €, für einen Salzburger wahre Paradiesische Zustände sind. So kam man schon stark getränkt vom günstigen Gerstensaft Genuss letztendlich bei der Warm-Up Party an. Wobei die beiden Bands KILL! KILL! KILL! und MORTIFILIA längst ihren Auftritt absolvierten. STAGEWAR und 1000 BOMBS wurde dann nebenbei an der Bar mit etlichen kühlen Blonden genossen. Aufgrund des erhöhten Alkoholpegels ist ein detaillierter Konzertbericht dieser beiden Bands nicht mehr zu rekonstruieren. Alles in allem war jedoch der Warm-Up Abend im „Divadlo Pod Lampou“ ein guter Einstand auf das Festival. Warm-Up Party Running Order: 20:00 - 20:30 - Kill! Kill! Kill! 20:45 - 21:30 - Mortifilia 21:45 - 22:40 - Stagewar 23:00 - 00:15 - 1000 Bombs

Tag 2 (25.10.2013): Ein wenig verkatert Begann der erste richtige Festival Tag nach einer durchzechten Nacht. Für das Frühstück war der Tag schon etwas zu weit fortgeschritten, deshalb wurde beschlossen vor dem Aufbruch zum Festival erstmals ordentlich auf ein Mittagsmahl zu gehen. Schnell wurde unser hungriger Trupp fündig beim nahegelegen Steakhouse. Auch im Steakhouse fühlte man sich beim Preisvergleich mit der Heimat im Schlaraffenland und so dauerte das Mahl doch etwas länger als geplant, deshalb wurden die ersten beiden Bands des Abends HAILSTONE und SPASMODIC versäumt. Am Gelände angekommen führten die Kieler ENDSTILLE ihren Soundcheck durch. Eigentlich interessierten mich ENDSTILLE seit Jahren so viel wie ein Sack Reis in China, aber irgendwie war man an diesem Tag dennoch in der Stimmung sich die deutsche Black Metal Horde anzusehen. Der Auftritt war auch zugleich mein erster mit den neuen Sänger Zingultus, mittlerweile ist dieser jedoch auch schon seit 2009 mit an Bord. Vom neuen Material kannte ich bis Dato noch nichts, muss jedoch eingestehen, dass es mir Live recht gut gefiel. Alte Songs wie „Frühlingserwachen“ wurden von Zingultus ebenso stark präsentiert wie von Iblis. Mein Eindruck nach dem Konzert war, das der Weggang von Iblis kein Fehler war, auch konnte ich mich während dem Set wieder für ENDSTILLE erwärmen. Nach den norddeutschen ENSTILLE ging es musikalisch noch weiter in den Norden nach Skandinavien. Die norwegischen Black Metaller KOLDBRANN enterten die Bühne. Auch in den Genuss dieser Band kam ich seit dem 2007er Black vs. Death Festival in Salzburg nicht mehr. Auch schon wie 2007 legten die Norweger einen soliden Auftritt hin, der zwar nicht Bahnbrechend ist, aber dennoch für unterhaltsame Minuten gut ist. Nach KOLDBRANN war es endlich soweit für FEN, eines der Gründe für die Anreise meinerseits. Man merkte schnell, dass ein Großteil des Publikums an diesem Abend auch durch das Billing bedingt eher aus dem Old-School Sektor stammt. So konnten viele der anwesenden Besucher zunächst nicht recht viel mit dem atmosphärischen Post-Black Metal der Briten anfangen, bis auf die Die-Hards in den ersten Reihen. Allerdings im Laufe des Konzertes konnte der Funke auch auf die restlichen Anwesenden in der Halle übergehen und man merkte, dass sich die Stimmung von Nummer zu Nummer steigerte. Nach FEN war es dann Bandtechnisch für mich Schluss, dafür wurde mit den Spezln und neuen Bekanntschaften das Nachtleben von Pilsen geprüft. Running Order Freitag 25.10.2013: doors: 15:45 16:30 - 17:00 - Hailstone 17:20 - 17:55 - Spasmodic 18:20 - 19:05 - Endstille 19:30 - 20:20 - Koldbrann 20:45 - 21:35 - FEN 22:00 - 22:50 - Demonical 23:15 - 00:10 – Nargaroth



Tag 3 (26.10.2013):

Weniger verkatert als am Vortag erwachte man an einem sonnigen Freitagvormittag. An diesem Tag begann das Festival bereits um 13:00. Allerdings entschlossen wir uns erst zu den heimischen Black Metallern SELBSTENTLEIBUNG zu erscheinen. Die Zeit wurde für einen kulturellen Ausflug in die Pilsner Altstadt genutzt. Die wirklich schön herausgeputzt wurde und auch das Flair der untergegangen Donau Monarchie ist schon mal wegen der Architektur aber auch auf der Speisekarte immer noch stark präsent. Irgendwie erinnerte mich die Stadt an eine Miniaturausgabe von Wien, Bratislava und Prag, die noch nicht den vollständigen touristischen Kommerz verfallen ist. Ein Ausflug auch abseits des musikalischen kann mit besten Gewissen empfohlen werden. Pilsen ist auch für Bierfreunde eine Reise wert, wurde das Pils erstmals in Pilsen gebraut und auch ein Biermuseum befindet sich in der Stadt. Optisch beeindruckend ist auch die vollständig renovierte Synagoge, die neben dem Pilsner Dom eine gute Orientierung zu nachte bietet.

Aufgrund der langen Taxi Suche kamen wir genau beim letzten Song von SELBSTENTLEIBUNG am Gelände an. Das war zwar sehr Schade, aber man wird die aktiven Jungs sicher demnächst in der Umgebung wieder mal zu Gesicht bekommen. Weiter ging es an diesem Abend mit unseren Wienern TULSADOOM. Wer oder was TULSADOOM sind braucht man hier an dieser Stelle nicht mehr erwähnen. Die Barbaren aus der Bundeshauptstadt kommen auf jeden Fall mit ihren Bonebreaking Barbarian Metal und Songs wie „Barbarian Beer Attack“ und „Barbarian Bitchfuck“ sehr gut bei unseren Nachbarn an. Stimmungsmäßig dürften die Wiener das Publikum an diesem Tag am meisten eingeheizt haben. Danach waren die tschechischen Black Metaller von INFERNO an der Reihe, für die ich mich nach dem Feuerwerk von TULSADOOM nicht mehr stark erwärmen konnte. So wartete man in der Festival Barstube auf das erste Highlight dieses Festivals VULTURE INDUSTRIES, die diesmal mit Happy Gorilla Dance Company ein ganz spezielles Programm im Gepäck hatten. Bevor das Konzert dieser Avantgardistischen Norweger loslegte muss ich zu meinen eigenen beschämen eingestehen bis dato noch nicht von den Jungs gehört zu haben. So durfte es neben mir auch noch einigen anderen Festival Besuchern ergangen sein. War zunächst die Erwartungshaltung und Stimmung im Publikum noch recht gedrückt. Das änderte sich im Verlauf der Show zunehmend und steigerte sich am Schluss zur Ekstase, sodass noch lautstark nach einer Zugabe geschrien wurde, die dann auch voller Inbrunst zelebriert worden ist. Neben den musikalischen war auch die Show einzigartig, mit einer als Leprakranken kostümierten Artistin und sonstigen Bizarren Schabernack wartete die Show auf und konnte sowohl visuell und akustisch dermaßen Überzeugen. Mein persönlicher Favorit an diesem Festival. Nach diesem beindruckenden Ritual enterten die norwegischen Black Thrasher AURA NOIR die Bühne und zerlegten diese auch gleich zu Beginn. Der rotzige schwarz gefärbte Thrash Metal aus Skandinavien konnte das anwesende Publikum von Beginn an fesseln.

Die nachfolgenden MAKE A CHANGE … KILL YOURSELF, ein Nebenprojekt vom ANGANTYR‘s Ynleborgaz, zelebrierten in Pilsen einen ihrer raren Shows. Musikalisch nicht schlecht, allerdings auch mit einigen Spielfehlern entpuppte sich schnell, dass man die Band nicht allzu ernst nehmen sollte. Ins Publikum wurden Antidepressiva geworfen und die Ansagen zwischen den Songs sorgten mehr für Heiterkeit als Depression. Dennoch war die Show gesamt Betrachtet nicht schlecht und machte Laune. Running Order Samstag 26.10.2013: doors: 13:00 13:30 - 14:00 - Hellocaustor 14:20 - 14:50 - Avenger 15:10 - 15:45 - Sakrileg 16:05 - 16:45 - Selbstentleibung 17:10 - 17:55 - Alchemyst 18:20 - 19:00 - Tulsadoom 19:30 - 20:20 - Inferno 21:00 - 22:00 - Turning Golem - Vulture Industries and Happy Gorilla Dance Company 22:30 - 23:30 - Aura Noir 23:50 - 00:45 - Make a Change ... Kill Yourself Was auf jeden Fall als Eindruck bleibt ist das in Tschechien Konzerte und Festivals ihr ganz eigenes Flair haben und sich die Veranstalter organisatorisch nicht vorm Westen verstecken brauchen. Um es genauer zu sagen läuft dort die Organisation wenn auch manchmal chaotisch, definitiv Fanfreundlicher ab als in westlichen Gefilden. Besonders erwähnen möchte ich die dortige Hilfsbereitschaft und Toleranz des Hotelpersonales für feiernde Metaller. Summa Summarum ein schönes verlängertes Wochenende und Pilsen hat mich gewiss nicht zum letzten Mal gesehen.


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