30.10.2013, Chelsea, Wien

THE QUIREBOYS + BONAFIDE

Veröffentlicht am 05.11.2013

THE QUIREBOYS nach 8 Jahren (das letzte Mal 2005 im Planet Music) wieder in Wien zu Besuch – eine äußerst seltene Angelegenheit also, die genutzt werden sollte. Mit einem sehr coolen Support aus Schweden namens BONAFIDE konnte an diesem Mittwochabend wirklich nichts schief gehen.

Nachdem BONAFIDE im September 2013 ausgiebig ihr Heimatland betourt hatten, ging es für sie im Oktober quer durch Großbritannien. Welch Ehre es für Wien war, das "Chelsea“ für ihre Österreichpremiere zur Verfügung zu stellen, wurde mir erst nach Ende des Konzerts klar. Ihre Tour wird sie noch durch die Schweiz und Deutschland führen, was kein vernünftiger Hard-Rocker versäumen darf. Ich tippe mal darauf, dass, wenn AIRBORNE mal einen anderen Support als ihre treuen BLACK SPIDERS mit auf Tour nehmen würden, es dann wohl BONAFIDE sein müssten.

Hier haben wir es mit einer spielfreudigen Band zu tun, die Ihresgleichen sucht, und wer solchen aufstrebenden Hard-Rock-Bands eine Chance gibt, wird mit einem großartigen Club-Konzert auf Weltniveau belohnt. Die gerade erst releaste neue Scheibe "Bombo“, die mit großartigen Kritiken abgefeiert wurde, war dann naturgemäß Mittelpunkt der Show. Hört euch mal sämtliche Songs der Setlist an, ihr werdet einige Juwelen darunter finden! Einige Songs darunter sind wahre Livegranaten und bieten sich besonders in der Live-Situation an: "Rock n’Roll Skal“, "Hard Livin’Man“ und um das finale "Fill your Head with Rock“ beneidet sie wahrscheinlich jeder arrivierte Hard-Rock-Act.

Das Auftreten der Schweden, allen voran des Frontmans Pontus Snibb, war an Professionalität und coolen Rock-Posen kaum zu überbieten. Die nächste Generation von AC/DC-Fans findet in BONAFIDE sicher ihre neuen Helden. Leadgitarrist Mikael Fässberg ist mit einem unglaublichen Spielgefühl ausgezeichnet und Basser Martin Ekelund poste mit rosaroten Fingernägel mit jedem Bandmitglied um die Wette. Schlagzeuger Niklas Matsson zerstörte einen Drumstick um den anderen – da sah man schon den ein oder anderen Holzspitter im letzten Chelseabogen fliegen.

Setlist BONAFIDE (ohne Gewähr):

  • Bombo
  • Dirt Bound
  • Doing The Pretty
  • The Mess
  • Rock N' Roll Skal
  • Can't Get Through
  • No Doubt About It
  • Hard Livin' Man
  • Fill Your Head With Rock

Nach dem grandiosen Auftakt von BONAFIDE kam dann die Zeit für die legendären QUIREBOYS. Jene die sie kennen, waren auch an diesem Abend anwesend und schätzten die leidenschaftliche Performance, insbesondere jene des charismatischen Sängers Jonathan 'Spike' Gray, der 1984 mit 17 Jahren sein Leben dem Rock’n’Roll verschrieben hatte. Der typische Sound der Band ist auch 2013 erhalten geblieben, was die aktuelle, ausgezeichnete Langrille namens „Beautiful Curse“ belegen kann. Besonders die Single "Too Much of a Good Thing“ punktet mit cooler Stimme und grooved ordentlich dahin.

Und der Song kam dann auch schon gleich nach dem Opener "Black Mariah“ vom 2004er Werk "Well Oiled“ an die Reihe. Dann ging es weit zurück in der Diskografie, und die Hits des 1990er Durchbruchsalbums "A Bit Of What You Fancy“ wurden angestimmt. Bei "Misled“ und "There She Goes Again“ war das Trademark-Piano deutlich wahrzunehmen und rockte im Southern-Rock-Style dahin, den KID ROCK nicht besser hinbekommt. Den Mädels im Publikum war das Grund genug, das Tanzbein zu schwingen. Jene die auf hard-rockigere Nummern warteten wurden danach auch mit dem coolen, bluesigen "Homewreckers And Heartbreakers“ und dem fetzigen "This Is Rock 'n’Roll“ belohnt.

Mit "Mona Lisa Smiled“ wurde die erste richtige Ballade mit wunderschönen Gitarrenakkorden und emotionalem Gesang geboten – Herzschmerz lass nach! "Diamonds And Dirty Stones“ und "27 Years“ rockten dann wieder gut drauf los. Insgesamt sieben neue Songs – für manche (ältere) Fans vielleicht zu viel neues Material, das aber meiner Meinung nach mit den alten Großtaten durchaus mithalten kann, worin auch die Qualität des neuen Albums besteht.

Sehr abwechslungsreich war die Setlist und bot für jeden Zuseher etwas. "I Don’t Love You Anymore“, eine Schnulzenballade wie sie im Buche steht, folgte der größte Erfolg der QUIREBOYS: "Hey You“, bei dem dann sämtliche Zuschauer steil gingen und zumindest die Refrain-Zeilen euphorisch mitsangen. Es folgten noch ein paar neue als auch Songs älteren Datums – wie gesagt, war der Mix zumindest für mich sehr gelungen und nach dem vermeintlich letzten Song gab es als Zugabe noch "Sex Party“.

Die aktuelle Besetzung der QUIREBOYS konnte vollends überzeugen. Dreh- und Angelpunkt der Show war natürlich Sänger Spike. Die Gitarrenfraktion Guy Griffin und Paul Guerin verpasste dem Publikum eine Sounddröhnung, die sich gewaschen hat. Pianist Keith Weir und Drummer Pip Mailing hielten sich showtechnisch eher im Hintergrund, wie auch Bassist Nick Mailing, der aber trotzdem hier eine besondere Erwähnung verdient. Seine Erscheinung – hagere Figur, schmales Gesicht, Vollbart, Hut – war ziemlich außergewöhnlich, aber auch irgendwie passend, und erinnerte an den typischen Kleidungsstil aus der Zeit um die Jahrhundertwende. Es war eine Freude ihn beim Spielen zuzusehen. Die großen Gesten und die Show oblagen aber dem nicht minder speziell gekleideten Spike: Mit seinem Signature-Bandana und seinem Gilet mit Taschenuhr gab er den Rockstar im kleinen Rahmen.

Man könnte meinen, dass Bands, die größere Zuseherzahlen gewohnt sind, in intimerem Rahmen eine eher undankbare Show absolvieren würden. Dies war aber bei den QUIREBOYS im "Chelsea“ an diesem Abend überhaupt nicht der Fall, denn sie zogen ein durch und durch motiviertes Konzert durch. Das "Chelsea" war aufgrund der bei kleinem Publikum recht adäquaten und dankbaren Räumlichkeit wahrscheinlich die Ideal-Location für diese Veranstaltung – man konnte sich also an diesem Abend glücklich schätzen, einem so hochkarätigen Line-up eine Bühne zu bieten. Und da sollte es dann doch drinnen sein, dass der letzte Raum nicht unbedingt wie ein Lagerraum aussieht, in dem sich die leeren Bierkisten stapeln...

Setlist THE QUIREBOYS (ohne Gewähr):

  • Black Mariah
  • Too Much of a Good Thing
  • Misled
  • There She Goes Again
  • Homewreckers and Heartbreakers
  • This Is Rock 'n' Roll
  • Mona Lisa Smiled
  • Diamonds and Dirty Stones
  • 27 Years
  • I Don't Love You Anymore
  • Hey You
  • Beautiful Curse
  • Chain Smokin'
  • I Love This Dirty Town
  • 7 O'Clock
  • Mother Mary
  • Sex Party

ANZEIGE
ANZEIGE