25.07.2013 - 26.07.2013, Tolmin

Metaldays 2013 - Part 2

Veröffentlicht am 12.08.2013

Tag 4: DONNERSTAG, 25.7.2013 Um dreiviertel vier stimmen SOLSTAFIR auf der Hauptbühne mit „Lios I Stormi“ ein kurzweiliges Set mit Songs in Überlänge an. Das Quartett ist nicht besonders gesprächig, dafür gaben sich die Musiker aber am frühen Nachmittag freundlich und ließen sich bereitwillig mit Fans an der Beach-Bar abknipsen. Affektiertheit, quasi reine Bühnenmasche. Wie das Festival schon des Öfteren zeigte, sind um diese Uhrzeit nur wenige Leute zur Bühne zu bewegen und der Auftritt von SOLSTAFIR stellt dabei keine Ausnahme dar. Nichtsdestotrotz steigern sich die Isländer in ihre flächigen Riffs und dröhnenden Saitenhiebe, sodass die langen Zöpfe von Basser Svavar Austman ihm nur so um die Ohren fliegen. Das brütend heiße Setting erinnert zudem an die „Köld“-Zeiten (2009) der Band, welche noch ganz im Zeichen des Desert-Rock standen. „Svartir Sandar“ und das bezaubernde „Fjara“ werden mit routinierter Lässigkeit performt, transportierten dennoch einiges an Gefühl. Nach einer dreiviertel Stunde verabschieden sich die Cowboys aus Island wieder still und heimlich.

Progressiv und Black

LEPROUS starten gegen 18.15 Uhr mit einer kleinen Verspätung, dafür aber voll durch. Die norwegischen Progressive-Metaller sind wie immer herausgeputzt bis ins kleinste Detail und auch auf musikalischer Ebene herrscht penible Genauigkeit. „The Valley“ vom bisher schwermütigsten Album der Band „Coal“ (2013) bildet den Auftakt des ereignisreichen Sets. Die komplexen Songstrukturen und abgehakten Pausen zwischen einzelnen Riffingelementen halten das Publikum bei Aufmerksamkeit und vor allem die Schreiberin bei Laune. Dass es bei LEPROUS zwischendurch auch mal sehr leise werden kann, daran gewöhnt man sich schnell denn nur so kann der Sound auch wieder an Intensität zulegen. Sänger und bis vor kurzem doch noch Dreadlocks-Träger Einar Solberg stellt dabei sein stimmliches Klangspektrum unter Beweis und performancemäßig ist der Fünfer ohnehin ganz Vorne dabei. Nach etwa 40 Minuten Spielzeit ist es so weit und der ehemalige EMPEROR-Mastermind, und Vater im Geiste, IHSAHN stößt zu den Jungspunden. Progressiv und außerdem Black präsentiert sich der Multi-Instrumentalist dem bereits gespannten Publikum. Ob da wohl einige Zuseher darunter sind, die während LEPROUS eigentlich nur auf IHSAHN gewartet haben? Egal, der sonnenbebrillte Sänger und Gitarrist legt gemeinsam mit den Musikern von LEPROUS jedenfalls ein abwechslungsreiches Set hin und begeistert durch seiner charmanten Art nicht nur auf musikalischer Ebene.

Tag 5: Freitag, 26.7.2013 Die Hitze kriecht über das Festivalgelände, der Sonnendämon ist unerbitterlich, und nach einer unfreiwilligen aber willkommenen Dusche für die Zuseher vor der MainStage, starten PRIMORDIAL pünktlich um 18.00 Uhr. Die dramatisch-impulsive Gestik des weißgeschminkten und kapuzierten Sängers Alan Nemtheanga führt geschickt durch das musikalische Geschehen aus malerisch-verhallten Tremoli, folkigen Einsprengseln und dem bereits im Soundcheck unverwechselbaren Gitarrensound. Nach weiteren Abkühlungen für die Fans und dem mit Publikumschören unterstützten „As Rome Burns“, endet das Konzert schließlich mit dem final-fulminanten „Empire Falls“, wobei betont wird, das wirklich jedes Imperium gemeint sei. PRIMORDIAL sind eine Band, denen die kleine Bühne besser steht. Verdient hat sie allemal die Größere. (MS) Die Norweger von TSJUDER finden sich um halb acht auf der SecondStage ein. Das finstere Power-Trio präsentiert in Stücken wie „Beyond The Grave“, „Ghoul“ und „The Daemon Throne“ klirrende Rasanz im Wechselspiel von Midtempo-Groove, schleppenden Akkordschiebungen und herausstechenden Refrains. Auch ironische Tanzeinlagen von einigen Zusehern sind zu beobachten, was sich wohl mit der exaggerierten Ernsthaftigkeit der Performance, welche dennoch der Musik und dem vermittelten Inhalt gut zu Gesicht steht, begründen lässt. (MS)



Ohne Strom keine Stromgitarren!

Während der Performance der Bands AURA NOIR (SecondStage) bzw. WINTERSUN (MainStage) kommt es zum Stromausfall auf dem gesamten Festivalgelände. Viele blicken überrascht um sich, einige jedoch bejubeln die vereinzelten, nun unverstärkt vorgetragenen, Drumsoli von Aggressor (AURA NOIR). Nach einigem Grübeln und Bangen geht es glücklicherweise bald weiter. Es wird kurz ausgespuckt, und AURA NOIR berauschen das Publikum mit ihrem Gebräu aus Thrash und Black Metal wieder. Doch keine zehn Minuten später herrscht wieder Stille. Abermals gehen die Lichter aus, die Gitarren verstummen und vereinzelt ziehen Gruppen mit Stirnlampen wie Zyklopen, durch die Dunkelheit zur MainStage. Ungeduld macht sich breit denn sofort mussten auch jegliche Getränkeausgabe-Stände ihre Schotten dicht machen. 30 Minuten nach dem ersten Blackout geht es bei WINTERSUN aber schon wieder mit „Beautiful Death“ und ohne zusätzliche Unterbrechungen weiter. Die Finnen geben sich trotz der verlorenen Zeit spielfreudig und unterlegen ihre Sweeping-Eskapaden mit schnellen Gitarren und flächigen Keyboardsounds. (MS)

Nach über einer Stunde Umbaupause wird ein schwarzer Vorhang gelüftet. Ein Bockskopf im Drudenfuß, ein viktorianisch anmutendes Setting mit Treppen und ein massiven Zaun, der zunächst noch das Publikum von den Akteuren auf der Bühne trennt, stellt die Kulisse für den ambivalenten Auftritt des niederländischen Musikers Kim Bendix Petersen, alias KING DIAMOND, dar. Geboten wird harmlos schönes Musiktheater mit einigen schiefen Tönen, welches es trotz beinahe kitschig anmutenden Einzelelementen schafft, den Zuseher in seinen Bann zu ziehen. Marionettenhafte Schauercharaktere geben sich auf der Bühne die Klinke in die Hand und transportieren die narrativen Elemente der Songs Richtung Publikum. Hand zahm, nur ein bisschen gespenstig und bewusst kindergerecht, wie es scheint. Nach dem hypnotischen „Voodoo“ werden Teile der Kulisse entfernt, die Bühne wirkt nun offener. In der Mitte des Konzerts gibt Matt Thompson ein andauerndes Drumsolo und mit „Come To The Sabbath“ und „Evil“ werden schließlich auch Stücke aus dem Repertoire von MERCIFUL FATE interpretiert. (MS)

Bevor der King noch seine letzten Songs hervorzaubert geht es weiter zur SecondStage um dem finalen Konzert der

Metaldays 2013

beizuwohen. Mit einem Intro, angelehnt an Chopins Trauermarsch, beginnen CANDLEMASS die Abschlusszeremonie. Die Schweden starten ihr Set mit thrashig kultigen Nummern aus vergangenen Tagen. Der erst kürzlich als Sänger zur Band gestoßene Mats Leven bemüht sich „Bewitched“ oder „Gallows End“ (vom Album „Nightfall“, 1987), originalgetreu rüber zu bringen, ohne aber darauf zu vergessen, dem Ganzen auch eine persönliche Note zu verpassen. Die Songsauswahl bewegt sich dabei zwischen Heavy-lastigen Inkarnationen aus der Vergangenheit, sowie schwerfälligen Sounds alla „Psalms For The Dead“. Das letzte Konzert des Festivals ist denkbar gut besucht und CANDLEMASS stellt sich als würdige Abschlussband heraus. Die musikalisch prall gefüllte Woche verging wie immer im flug und hinterlässt eine zufriedene Festivalmeute. Das zehnjährige Jubiläum bemühte sich nicht nur um die Unterhaltung der Besucher, sondern mit (teils veganen) Essenständen und fairen (Bier-)Preisen auch um das leibliche Wohlergehen. Lediglich die Müllentsorgung hätte sorgfältiger gestaltet werden können (mehr Mülleimer, auch in der Car-Camping-Area) und auch bezüglich Festival-Infos war man knausrig (nirgendwo Running-Orders). Das Wetter hätte allerdings besser nicht sein können und die Auswahl der Bands stellte einen guten Mix aus unterschiedlichsten Genres dar. Am Samstag Vormittag werden die vollen Müllsäcke geschultert und wieder gegen das Pfand eingetauscht (leider nicht von Allen). Dann knallen die Autotüren und man realisiert: Die

Metaldays 2013

sind Geschichte - und was für eine! Credits: MS


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