29.11.2012, Arena

DEVIN TOWNSEND & FEAR FACTORY

Veröffentlicht am 08.12.2012

Relativ zeitig, um 20:10 Uhr um genau zu sein, ertönte das Intro zum Titeltrack des aktuellen FF-Albums „The Industrialist“ und wenige Sekunden später trudelte auch die Band auf der Bühne ein. Sechs-Saiten-Koloss Dino Cazares als Letzter und von der ersten Sekunde an überzeugte primär der Bomben-Sound, den die Angstfabrik in der superb gefüllten Arena auffuhr. Lediglich die Snare-Drum klang im Vergleich zur alles Niederdonnernden Double-Bass ein wenig blechern, sonst war aber das Ding klar, druckvoll und an jeglichen Stellen in der Halle herrlich ausgesteuert. Dies konnte man vom Klargesang des Burton C. Bell leider nicht behaupten. So kalt und unbarmherzig das Set in den aggressiven Phasen auch klang, so sehr litt die Performance unter der wirklich unterirdischen Sangesleistung des Sängers. Noch dazu wurden die cleanen Vocals des Herren Bell derart in den Hintergrund gemischt, dass in manchen Phasen genau gar nichts von seiner Stimme zu hören war – nur ein Schelm denkt hier und jetzt, dass dies beabsichtig gewesen sein könnte….

Wer sich an diesem doch massiven Knackpunkt nicht störte wurde mit einer kaum vorstellbaren instrumentalen Wucht, einer agilen Band (das ein doch eher beleibterer Zeitgenosse wie Dino Cazares derart auf der Bühne herumhopst, hätte ich mir nicht mehr erwartet) und auch die Aggro-Stimme von Burton lies kaum Wünsche offen. Die Songauswahl sowieso nicht, der Titeltrack des aktuellen Albums ist sowieso der beste FF-Track seit einer gefühlten Ewigkeit, Klassiker wie „Powershifter“, oder „Acres of Skin“ muss man nicht weiter kommentieren, lediglich beim relaxten „Resurrection“ muss man ob Bells völlig indiskutabler Sangesleistung von einem Totalausfall sprechen. Ab „Martyr“ (vom 92er Debüt „Soul Of A New Machine“) wurde es dann aber irgendwie magisch: Denn in weiterer Folge wurden die ersten vier Nummern der 95er Göttergabe „Demanufacture“ in einem Aufwaschen zum finalen Ohrgasmus rausgehauen – herrlich. Zwiespältig bleibt die Chose aber trotzdem. Burton C. Bell sollte entweder seinen Klargesang einfach ein paar Oktaven tiefer peilen, ganz darauf verzichten oder schleunigst ein paar Gesangsstunden nehmen, denn außer diesem (für mich schon erschwerenden) Makel gab es an der FEAR FACTORY Show wenig bis gar nichts auszusetzen [reini] FEAR FACTORY Setlist: The Industrialist Shock Edgecrusher Smasher/Devourer Powershifter Acres of Skin Linchpin Resurrection Recharger Martyr Demanufacture Self Bias Resistor Zero Signal Replica

Dafür, dass uns der gute Mann "gesundheitsbedingt" heute kein Interview geben wollte, wirkt DEVIN TOWNSEND dann on Stage erstaunlich gelassen und fit. Nach den üblichen, entzückenden Kinderkram-Videos als Intro legt der Kanadier heute als Headliner ein fast schon zu perfektes Set auf die Arena-Bretter. Die Bühne wurde bis ins letzte Eck ausgereizt, obwohl die Musiker ja eigentlich nicht wirklich viel Platz brauchen - die riesige Videowall bestimmt das Geschehen und sämtliche Songs werden damit standesgemäß optisch aufgehübscht. Die zwei Rauschebärte Brian Waddell und Dave Young flankieren den glatzköpfigen Zappel-Philipp mit eher stoischer Gelassenheit, lassen Devin himself die Show übrig, und dieser nutzt jede Sekunde seine Programms gekonnt, sei es nun für's Grimassen schneiden, kultige Ansagen schwingen oder einfach nur sein tenorlastiges Organ in den Saal zu schmettern - es ist einfach nur eine Freude ihn dabei zu beobachten.

Drummer Ryan Van Poederooyen ist das heimliche Powerhouse der Band, der Dampfkessel, scheinbar ständig ein paar Millisekunden voraus, peitscht er mit irrsinnigem Drive die Band von hinten auf. An der Performance und der spielerischen Klasse gibt's ergo nix zu bemängeln, und sollte Devin heute gesundheitlich wirklich angeschlagen gewesen sein - Hut ab vor diesen eineinhalb Stunden Vollgas! Nebenbei sei noch erwähnt, dass natürlich klassischeres wie "Supercrush!" und "Planet Of The Apes" neben neuem Zeug vom "Epicloud"-Album(ist mit vier Songs vertreten) dargeboten wird, und unser Freund und Devin's Alter Ego Ziltoid darf natürlich auch nicht fehlen ("Juular"). So ergötzte sich die bestens gefüllte Arena schlussendlich an einem Entertainment-Paket vom allerfeinsten, und wenn dann nächstes Mal vielleicht endlich auch mal Townsend-Muse Anneke Van Giersbergen mit von der Partie ist, steht einer Seligsprechung des kanadischen Multitalents nichts mehr im Wege. [Mike Seidinger]

Setlist DEVIN TOWNSEND PROJECT: Supercrush! Kingdom Truth Planet Of The Apes Where We Belong Sunday Afternoon Vampiria Lucky Animals Juular Grace Deep Peace _________________ Bad Devil


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