03.07.2012, Arena

WOLFMOTHER

Veröffentlicht am 05.07.2012

Wenn der Himmel seine Schleusen öffnet, muss er nicht automatisch weinen. Bestes Beispiel war das mit etwa 3.500 Besuchern restlos ausverkaufte Arena Open Air mit WOLFMOTHER an einem launigen Juli-Dienstagabend, wo das orkanartige Sommergewitter nicht annähernd so derbe ausfiel, wie die knackigen Retro- bzw. Vintage-Gitarrenriffs der auftretenden Pudelfrisurenfraktion aus Australien. WOLFMOTHER zu hören heißt gleichzeitig auch aus dem digitalisierten Alltag zu flüchten, die engen Röhrenjeans anzulegen und – um Gottes Willen! – die Haare schon Wochen vor dem Konzert vor jedem Kamm und Fön zu schützen. WOLFMOTHER sind Charmeure der Hippie-Bewegung, stecken knietief in den Frühsiebzigern und wissen den hohen weiblichen Anteil im Publikum schon anfangs mit dem – auch durch „Guitar Hero“ bekannt gewordenen – Song „Woman“ zu bezirzen. Schnell wird klar, dass die röhrende Stimme von Gründungsmitglied und letztem Band-Ur-Überbleibsel Andrew Stockdale mit aufgemotztem Sound noch sägender ist, als auf den beiden Götteralben „Wolfmother“ und „Cosmic Egg“ zu vernehmen war. Macht aber nix, denn der mittlerweile schnauzgebartete Frontmann sieht mit seinem Kopfpelzhybrid aus Tingel-Tangel-Bob und Hausmeister-Wischmob nicht nur cooler aus als so manch trendige Dubstep-Kreatur der Neuzeit, sondern beweist auch, dass man ein begeistertes Publikum ohne lästige Zwischenansagen und Geschichten aus der Privatschatulle enthusiasmieren kann. Und dieses ist fürwahr dankbar. Dankbar für jeden Brocken inbrünstig dargebotenen Rock’n’Roll, für jeden memorablen Wah-Wah-Effekt, für all die ultracoolen Keyboard-Auflockerungen und für die basische, aber ungemein wirkungsvolle Bühnenshow. Nicht nur die vielen „Uuuhs“ und „Yeeeaaahs“ erinnern an längst vergangene Zeiten, die gesamte Songpalette WOLFMOTHERs lässt den Musikliebhaber darüber sinnieren, ob hier nicht doch die unbekannten Söhne von Jimmy Page, Robert Plant und Co. auf der Bühne stehen und mit einer Art LED ZEPPELIN 2.0 die jugendlichen Zuseher zum traditionellen Plattenkauf animieren möchten. „New Moon Rising“, „White Unicorn“, „Mind’s Eye“ und dazwischen noch der brandneue, hoffentlich auf einem bald erscheinenden dritten Album zu hörende Song „Keep Moving“ sorgen für gewaltige Stimmung. Nur die stets über den Himmel gleitenden Blitze, die unbescheiden auf ein unfreiwilliges Badevergnügen vorbereiten, werden vom bestens gelaunten Publikum noch lauter bejubelt. Nörgler mögen WOLFMOTHER für ihre ZEPPELIN- und PINK FLOYD-Lastigkeit vielleicht unkreativ finden und dem Quintett rund um den auffallend hyperaktiven Percussionisten/Keyboarder Elliott Hammond Ausverkauf vorwerfen, wer aber nach drei Jahren ohne neues Material die gesamte Arena-Wiese zum Beben bringt, durchnässte Körper in rockige Moshpits verwandelt und selbst die gewöhnlich distanzierten Galerie-Besetzer zum Kopfschütteln und Shaken bewegt, macht in jedem Fall mehr richtig als falsch. Dass beim abschließenden „Joker & The Thief“ dann alle Dämme brechen, ist nur wohlverdient. Auch Regen kann rocken. Vor allem dann, wenn Location und Band eine derart grandiose Einheit bilden. Nur das Fehlen eines Merchandise-Stands darf zu den großen Rätseln der Menschheit addiert werden.

Setlist WOLFMOTHER:

Woman California Queen Dimension New Moon Rising White Unicorn Keep Moving Cosmic Egg Love Train Apple Tree Mind's Eye White Feather In The Castle Colossal Joker & The Thief


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