02.06.2012, Schloß Mamling

METALFEST - DAY 3

Veröffentlicht am 14.06.2012

Nach dem halbwegs trockenen Konzertverlauf des letzten Tages darf man heute aufatmen. Der Himmel ist blau, die stinkenden Lacken werden im Laufe des Tages noch austrocknen und das Line-Up sieht gut aus. Der einzige Haken ist die Tatsache, dass mit dem heutigen Tage auch das Metalfest 2012 im Mining am Inn vorbei ist. Aber noch ist es nicht so weit. Zur Mittagszeit erscheinen die Londoner ORANGE GOBLIN auf der Freiluftbühne. Der Opener des im Februar erschienen „A Eulogy For The Damned“ dient auch live als Einstimmung und mit „The Filthy And The Few“ geht es nahtlos weiter. Der Fronthüne strotzt vor Energie und Übereifer. So oft es geht wirft er beide Fäuste in die Höhe als hätte er das Bedürfnis, sogar der letzen Reihe mitzuteilen, wie gut er drauf ist. Mit „Some You Win, Some You Lose“ motivieren die Engländer es Ben gleich zu tun und einfach Spaß an der Musik zu zeigen. Die Neigung zu Horrorfilmen und Heavy Metal wird nicht nur durch die T-Shirts der Bandmitglieder sondern auch durch Songs wie „The Fog“ oder „Acid Trial“ ausgedrückt. Wem die Mundwinkel noch immer nicht von einem Ohr zum nächsten reichen, werden schließlich noch dosenweise Bier per Luftpost übermittelt. Some You Win!

Die Sonne brennt bereits im Nacken als sich MOONSPELL zu „Axis Mundi“ formieren. Auf drei großflächigen Bannern wird das eindrucksvolle Artwork des neuen Albums „Alpha Noir“ präsentiert und auch musikalisch dreht sich alles um eben dieses. Wuchtig wird „Lickanthrope“ nachgeworfen, bei welchem unweigerlich das Rotkäppchen-Motiv des kürzlich erschienen Videos mitschwingt. Der Fünfer gibt sich sympathisch und Sänger Fernando Ribeiro führt geschwätzig durch die abwechslungsreiche Setlist. Die Musiker sind energiegeladen, wechseln in Lyrics zwischen Portugiesisch und Englisch und auch sonst scheinen die Jungs sehr flexibel. Kurzerhand wird Keyboarder Pedro Paixão zum Gitarristen und Sänger Fernando hilft zu „Fullmoon Madness“ mit voller Wucht am Schlagzeug aus. Unvorstellbar, aber die Portugiesen lassen heute bereits um 4 Uhr nachmittags den Vollmond steigen.

Während auf der Mainstage BLIND GUARDIAN und MEGADETH für einen runden Abschluss sorgen, herrscht auch auf der Second Stage Weltuntergangsstimmung. Bevor TRIPTYKON zweifellos dafür sorgen werden, haben WITCHCRAFT noch ein paar Asse im Ärmel. „Du musst verstehen, aus Eins mach Zehn“, hallt Goethes Hexeneinmaleins wieder, während es bei den Schweden auf der Bühne ähnlich verschroben zugeht. Die 2000 gegründete Band ist bekannt für ihre Parallelen zu GRAVEYARD und wie ihre Musikerkollegen setzen WITCHCRAFT auf Retrosound. Der neupräsentierte Song vom Album „Legends“ zum Beispiel, klingt, wie man es damals wahrscheinlich nur von Bands wie COVEN kannte. Verhext scheint außerdem Frontmann Magnus Pelande, welcher eine sehr sonderbare Bühnenperformance darlegt. Geradezu sacht und behutsam bewegt er Arme und Beine zum Takt des doomigen Hard Rocks und kniet sich manchmal, einfach so, mit geschlossenen Augen auf den Boden. Während die Stimme also eher zurückhaltend ist, scheint die Gitarrenfront klar im Vordergrund. Zu den gemächlichen Riffs von „Hey Doctor“ vom 2007 erschienenen „The Alchemist“ legt man sich nochmal gemeinsam ins Zeug, bevor es aus der Hexenküche schallt: „Aus Sieben mach Acht, so ist’s vollbracht“.

Ganz vorbei ist es dennoch nicht. TRIPTYKON betreten um 22.20 Uhr das Podest und treten mit der CELTIC FROST-Nummer „Procreation Of The Wicked“ eine Lawine los. Die bedrückend tiefen Bässe, welche unter anderm von der zierlichen Vanja Slajh stammen, kreiern eine eisige Atmosphäre. „Goetia“ klirrt wie kalter Stahl und in ewiglangen Instrumentalparts ruhen klangliche Schätze. Was nach dem Festival im Gedächtnis bleibt, sind die großartigen Auftritte der wunderbaren Musiker. Die Auswahl der Bands hätte genreübergreifender und bunter nicht sein können. Ganz abgesehen von organisatorischen Schwierigkeiten, welche wetterbedingt oder anders jederzeit entstehen können, war das METALFEST 2012 ein ganz besonderes Erlebnis. (Photo Credits: Caroline Traitler) --Metalfest-Day1 --Metalfest-Day2


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