21.10.2011, Tivoli

PAIN

Veröffentlicht am 28.10.2011

Uitverkocht! - Beim Betreten des Tivoli in Utrecht ist nicht schwer zu erraten, was die deutsche Übersetzung dieses Begriffes ist. Die Konzerthalle am Rande des Stadtkerns ist berstend voll und auch die verglaste Rauchernische scheint überfüllt. Der musikalische Auftakt für den heutigen Abend nennt sich ENGEL. Insgeheim weiß man jedoch, der Großteil des Publikums wartet, frei von jedem Masochismus, nur auf PAIN. Während sich ENGEL auf der Bühne anstrengen und versuchen die Masse etwas aufzulockern, zeigt man im Publikum nur wenig Begeisterung für den melodischen Death Metal der Schweden. So gesehen ist die Darbietung der Göteborger auch weder neu, noch besonders, noch besonders gut. Andererseits werden die Gitarrenläufe sauber gespielt und auch stimmlich gibt es nichts auszusetzten. Es ist eher die Gesamtatmosphäre, welche die Leistung des Openers nicht wirklich zum Publikum durchdringen lässt. Nichtsdestotrotz bemüht man sich weiterhin um die Gunst der Zuhörer und ergattert durch guten Zuspruch zumindest einige Sympathiepunkte. Leider hebt sich die Band einen sehr schwachen Song für den Abschluss auf und ob auf die Ankündigung, dass nach dem Konzert am Merchandise-Stand alles was das Herz begehrt signiert wird jemand reagierte, bleibt fraglich.

Nach einer kleinen Pause, in welcher die Bezeichnung „Rauchglas“ nicht besser zur kleinen Nische in der Halle passen könnte, wird es Zeit für den Hauptact. PAIN kündigt sich bereits durch ein majestätisches Intro an. Clint Mansells Theme-Song zur Drama-Produktion „Requiem For A Dream“ begleitet den Auftritt der Musiker und sobald die Hauptfigur des Abends erscheint, setzt „Let Me Out“ ein. Neben vier flackernden Flachbildschirmen ziert eine ausgezerrte und dürre Figur die Bühne. Die Rede ist hier nicht vom cybermäßigen „Painhead“- Maskottchen, welches in Übergröße im Hintergrund prangert, sondern von Peter Tägtgren selbst. Selten haben solche Augenringe wahrscheinlich eine ganze Show überstanden, aber Tägtgren zeigt Durchhaltevermögen.

Bereits „Dancing With The Dead“ animiert die Masse zum friedlichen Herumrempeln in den ersten Reihen. Der Techno- und Elektronik-lastige Metal scheint auf einmal außerordentlich tanzbar zu werden. Die Aufmerksamkeit für die Performance schwindet, die Lust an der Bewegung steigt und steigt. Gleichzeitig zeigen die Bildschirme zu „Psalm Of Extinction“ Bilder der Ungerechtigkeit und George W. Bush. So gut die Videosequenzen auch gestaltet sein mögen, live stellt sich doch eher eine Reizüberflutung ein. Sintflutartig prasselt außerdem auch ein poppiger Riff nach dem anderen hernieder. Gute-Laune-Nummern wie „Zombie Slam“ oder „End Of The Line“ verlieren mit der Zeit ihren Witz und leider kann man auch Songs wie „I’m Going In“ nach so viel Elektropop nicht mehr schätzen.

Das Publikum jedoch ist begeistert und tanzt und rempelt sich die Seele aus dem Leib, bis bei „Monkey Business“ vorläufig Schluss ist. Nach einer kleinen Verschnaufpause, für den Zuhörer wie für die Band, laden die Musiker jedoch ein: „Have A Drink On Me“. Ausgepackt werden, neben Bottleneck und Akustikgitarren, eine stimmige Hillbilly-Atmosphäre und der bisher beste Song des Abends. Nach dieser Erleichterung werden mit „Supersonic Bitch“ und klarerweise „Shut Your Mouth“ noch eins drauf gesetzt. Im rasenden Applaus und nach danksagenden Verbeugungen hinterlassen die Schweden ein, aus verschiedensten Gründen, erschöpftes Publikum.

PAIN Setlist (ohne Anspruch auf Richtigkeit und Vollständigkeit):

1. Let Me Out 2. Dancing With The Dead 3. Psalm Of Extinction 4. Dirty Woman 5. Zombie Slam 6. End Of The Line 7. Suicide Machine 8. Nailed To The Ground 9. It's Only Them 10. The Great Pretender 11. I'm Going In 12. Monkey Business Encore: 13. Have A Drink On Me 14: Supersonic Bitch 15. Same Old Song 16. Shut Your Mouth


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