07.09.2011, Arena
POWER OF METAL TOUR II feat. SABATON
SABATON sind ja bekanntlich die Power-Metal Band der Stunde, und so verwundert es auch wenig, dass sie als Headliner im Rahmen der zweiten POWER OF METAL-Tour auch in der Arena in Wien wieder vorbeischauten. Und dass die Schweden mittlerweile zu den gefragtesten Liveacts der Szene gehören, das wird nicht nur durch ihre Supportshows für IRON MAIDEN unterstrichen, sondern auch durch das Faktum, das man niemand Geringeren als die True-Metal-Legende GRAVE DIGGER mittlerweile im Vorprogramm(!) hat.
Aber nichtsdestoweniger haben die Veranstalter auch diesmal wieder ein sehr formidables Lineup zusammengestellt, und nebst den beiden bereits genannten Bands durften auch POWERWOLF aus Deutschland und SKULL FIST aus Kanada der hungrigen Meute in der Arena einheizen.
Dabei machten die kanadischen ROCK THE NATION-Award-Gewinner den Opener, und versuchten, mit klassischer Achtziger-Metalkluft und derzeit ja durchaus auch populärem Retro-Metal im NWoBHM-Stil zu punkten. Fronter Jackie Slaughter bedient dabei Mikrofon und Gitarre gleichzeitig, und weiß mit seiner hohen, aber nicht ganz so ausgebildet und kraftvoll klingenden Stimme ein sehr authentisches Flair zu erzeugen. Beeindruckender fällt da eher das flotte Gitarrenspiel von Mitgitarrist Johnny Nesta aus – dies insbesondere, als der auch zwischendurch mal von Frontmann Jackie auf die Schultern genommen wird, und dann beide Herren in dieser Formation weitershredden. Nette Einlage! Beim Publikum kommen SKULL FIST unterschiedlich gut an – bei den doch zahlreich vorhandenen Traditionalisten in Metal-Kutten sieht man doch heftiges Kopfgeschüttel, während aber viele jener Leute, die mit den ganz klassischen Sounds der Truppe nicht so viel anfangen können, eher mäßig begeistert wirken. Durchschnittlicher Gig einer jungen und sympathischen Truppe, die mich aber auf Grund von mangelnder Eigenständigkeit und dem Verdacht auf Trendreiterei nicht unbedingt mitreißen kann.
Ganz anders verhielt es sich da mit den Mystery-Metallern von POWERWOLF. Diese durfte ich ja heuer bereits am Masters Of Rock live erleben, und auch dort konnten sie mich überraschen und begeistern; und auch in Wien sollte dieser Eindruck noch unterstrichen werden. Wiederum stilsicher mit düsterer Beleuchtung, viel Weihrauch und blass-bleicher Gesichtsbemalung entern die Herren um Front-Werwolf Attila Dorn die Bühne, und überzeugen sofort mit kraftvollerem Sound und präziserem Spiel als vorher noch SKULL FIST. Man legt vor mit Songmaterial des aktuellen Albums wie „Sanctified With Dynamite“ und „Dead Boys Don’t Cry“, lockert das Ganze aber natürlich mit Bandklassikern wie „Raise Your Fist, Evangelist“ und „Prayer In The Dark“ auf. Überzeugend der klare und druckvolle Gesang von Attila Dorn, der an diesem Abend wohl zweifelsfrei der beste Sänger auf der Arena-Bühne war. Auch das Stageacting von POWERWOLF gefällt mir immer sehr gut, insbesondere originell die zahlreichen Ausflüge von Organist Falk Maria Schlegel wissen zu unterhalten. Abschließend gibt’s dann noch die aktuelle Single „We Drink Your Blood“ und „Resurrection By Erection“, ehe man das Publikum schließlich mit „Lupus Dei“ in den weiteren Abend entlässt. Tolle Stimmung, astreine Performance – definitiv der Gewinner des Abends!
Setlist POWERWOLF:
Sanctified With Dynamite
Prayer In The Dark
In Blood We Trust
Raise Your Fist, Evangelist
We Drink Your Blood
Werewolves Of Armenia
Dead Boys Don't Cry
Resurrection By Erection
Saturday Satan
Lupus Dei
Gut, GRAVE DIGGER waren nun nie so meine Lieblingsband – allerdings haben sie natürlich schon eine ordentliche Handvoll Klassiker in ihrem Backkatalog stehen, und dankenswerterweise gibt es auch hauptsächlich solche zu hören. Und als nach dem „Reaper“ höchstselbst am Keyboard, Monsieur Axel Ritt an der Klampfe und Jens Becker am Bass dann Ober-Totengräber Chris Boltendahl die Bühne entert, bekommen natürlich sämtliche Traditionsmetaller, die mit „Tunes Of War“ & Co. groß geworden sind, feuchte Augen.
Ich persönlich reiße mich allerdings eher weniger um GRAVE DIGGER live – zu schmerzlich vermisst man die im Studio immer so wunderbar produzierten fetten Chöre, und auch ein zweiter Gitarrist täte dem Livesound der Teutonen gut. Und dass Chris Boltendahl sowieso nicht der Göttersänger vor dem Herrn ist, das weiß man auch nicht erst seit gestern.
Aber so müssen halt Klassiker wie „Dark Of The Sun“, „Twilight Of The Gods“ oder “Excalibur” herhalten, um das Publikum quasi von selbst Stimmung erzeugen zu lassen; denn von der Band selbst kommt mir einfach ein Tick zu wenig, auch wenn sie mir heute besser gefällt als bei meinem letzten Aufeinandertreffen mit GRAVE DIGGER bei deren Co-Headlinershow mit THERION vor einigen Jahren. Und dass Hymnen wie „Rebellion“ und das abschließende „Heavy Metal Breakdown“ immer noch funktionieren, ist natürlich klar – dennoch wird man das Gefühl nicht los, dass die ganz großen Tage von GRAVE DIGGER wohl hinter ihnen liegen. Für Fans der alten Schule aber natürlich trotzdem eine vergnügliche Show.
Setlist GRAVE DIGGER:
Paid In Blood
The Dark Of The Sun
Hammer Of The Scots
Ballad Of A Hangman
Twilight Of The Gods / Circle Of Witches / The Grave Dancer / Twilight Of The Gods
Excalibur
Rebellion (The Clans Are Marching)
Heavy Metal Breakdown
Schließlich durften dann SABATON als Headliner ran, und bereits bei den ersten Takten von „Ghost Division” (nach einem laaangen langen Intro bestehend aus EUROPEs „Final Countdown” und einem weiteren Instrumental) ist klar, warum die Schweden diesen Slot innehaben: Da werden frenetisch Fäuste gen Himmel gereckt, und textsicher bei Joakim Brodéns ureigenem Sprechgesang mitgegrölt.
Doch sonst ist eigentlich über den Gig von SABATON kaum viel zu sagen – denn wer das schwedische Panzerbattallion schon mal live erlebt hat, der weiß, wie auch diese Show ablief: Routiniert performt, gute Gesangsleistungen der Band an den Backingvocals, ordentliche Stimmungsmache und viel Energie bei Fronter Joakim; dazu die typischen kitschigen Keyboard-Sounds von Tastenhauer Daniel Myhr sowie eine Vielzahl von…ahem… recht ähnlich klingenden bombastischen Songs. Aber wir wissen ja ohnehin, dass SABATON jetzt musikalisch nicht gerade eine kombinierte Reinkarnation von Beethoven, Mozart und Wagner in einem sind; aber ihr einfacher, geradliniger Metal weiß vor allem in der Livesituation mitzureißen und zu überzeugen, und so können die Schweden auch diesmal wieder dick Punkte sammeln. Ein gutes Stück überbewertet sind sie natürlich schon, denn die Ähnlichkeiten innerhalb des Songmaterials sind natürlich deutlich, und handwerklich wird kaum mehr als Standard geboten. Aber einen eigenständigen Sound haben sie und auch viel Spielfreude und einfach eine sympathische Art; und so funktionieren dann Stampfer wie „In The Name Of God“, „40:1“ oder „Attero Dominatus“ einfach, und auch das beliebte „Cliffs Of Gallipoli“ mit deutlicher SAVATAGE-Tribute-Schlagseite darf natürlich im Set genauso wenig fehlen wie „Coat Of Arms“ und das unvermeidliche „Primo Victoria“.
Und wie nicht anders zu erwarten werden SABATON brav abgefeiert, und der Freund des wahren Stahls geht nach einer fulminanten Nacht im Zeichen des klassisch geschmiedeten Metalls zufrieden nach Hause. Offenbarungen fanden hier und heute zwar keine statt, aber sämtliche Bands lieferten zumindest ansehnliche Shows, und für mich waren klar POWERWOLF die interessanteste Truppe des Abends. Alles in allem ein gelungenes und sehr passendes Package für Fans traditioneller Klänge; gerne mehr davon!
Setlist SABATON:
Ghost Division
In The Name Of God
White Death
Screaming Eagles
The Final Solution
Swedish Pagans
40:1
Cliffs Of Gallipoli
Into The Fire / Attero Dominatus
Purple Heart
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Coat Of Arms
Primo Victoria
Metal Ripper