27.11.2010, ((szene)) Wien

HELMET

Veröffentlicht am 30.11.2010

Der punkige Beginn des Abends kommt aus Nordirland. Die musikalischen Einwohner Belfasts treten unbeschwert und leichtlebig vors Publikum und unterhalten mit zügigen Riffabfolgen. Nicht nur optisch steht bei LAFARO der Viersaiter im Mittelpunkt, denn Bassist Herb Magee treibt die Songs voran, während Sänger und Gitarrist Johnny Black aufmüpfig das Mikrophon bearbeitet. Die Nordiren zeigen, dass Ungehorsam, Starrköpfigkeit, Begeisterung und Talent im Vereinigten Königreich in der Musik vereint werden. Schon LAFARO haben den Lautstärkepegel, der sonst in der Szene herrscht, weit übertroffen. Bei den nächsten Bands sollten gemeinsam mit den Dezibel auch die Besucherzahlen steigen. SUPERBUTT treten allein durch die Wahl des Bandnamens schon so manchen Hintern und auch musikalisch zeigen die Ungarn keinerlei Gnade. Wie man sich trotz kräftiger Statur geradezu geschmeidig auf der Bühne bewegen kann beweist jedenfalls Frontmann András Vörös. Der Gesang, teils sehr melodisch, teils strikt geradeaus, sowie die Performance sind energiegeladen und gewissenhaft einstudiert. Als besonders aktiv fällt der Gitarrist im 80s-Dress auf, der mit seiner LED besetzten Gitarre meterhohe Luftsprünge ausführt. Auch der zweite Gitarrist überzeugt durch gekonntes Gitarrenspiel am Rücken, denn einerseits legt er sich dafür auf den Boden und andererseits klemmt er sich das Instrument für kleine Soli hinter den Nacken. Der friedliche Metal zeichnet sich durch eine kräftige Stimme und massenhaft Bewegung auf der Bühne aus. Das Publikum scheint bestens unterhalten und ist nun bereit für den Auftritt des heutigen Hauptacts. HELMET hält sich ans Programm und tritt pünktlich um 22 Uhr vors Publikum. Die Amerikaner glänzen von Anfang an durch die simplen Riffs ihrer altbekannten Songs. Sänger Page Hamiliton überrascht nicht nur durch klirrende Soli sondern auch durch ausgezeichnete Deutschkenntnisse. Lässig unterhält sich der junggebliebene 50 jährige zwischen Klassikern und neuen Nummern mit dem Publikum. Neben den erwähnten Gitarrensoli, die sehr konzentriert dafür aber auch sauber gespielt werden, kommt auch das Schlagzeug auf seine Kosten. Während des Abends fällt der große Respekt auf, den die Bands füreinander hegen. So lobt man sich auf der Bühne über den grünen Klee und sogar Mitglieder des Hauptacts HELMET schmücken sich mit LAFARO T-Shirts. Eine spürbar harmonische Stimmung untermalt das heutige Konzert, welches sich jedoch schon dem Ende neigt. Weil sprachliche Differenzen durch Hamiltons Deutschkenntnisse praktisch nicht existieren wird nach der letzten Nummer auch nach einer „Zugabe“ verlangt, anstatt des sonst gebräuchlichen „We want more“. Eben diese linguistische Begeisterung der Kalifornier sowie ihre Freude am Spielen scheinen ausschlaggebend dafür, dass nach dem ersten Zugabenblock noch ein weiterer daraufgesetzt wird. Die Band, die sich im Genre irgendwo zwischen Punk, ehemals Hardcore und Alternative- Crossover bewegt, hinterlässt ein begeistertes und vom Jubeln erschöpftes Publikum. Alle Bands des Abends stellen sich grundsätzlich als wirklich sehenswert heraus jedoch stach eine Band ganz besonders hervor.


ANZEIGE
ANZEIGE