13.11.2010, Arena - kleine Halle

TERRASOUND FESTIVAL Day2

Veröffentlicht am 17.11.2010

Wie soll ich sagen … oftmals halten sich kleinere, nationale Metalveranstaltungen von selbst klein und stellen sich in den Schatten des großen Tourzirkus, der uns immer wieder namhafte Bands aus dem Ausland bringt. Oftmals mangelt es den hiesigen Veranstaltungen an Selbstvertrauen und dem Bewusstsein, dass auch sie es mehr als nur wert sind, besucht und die Bands angehört zu werden. Das TERRASOUND-Festival jedoch musste sich in keiner Weise irgendwo verstecken. Schon Wochen, Monate davor wurde die Werbetrommel gerührt und Wien wurde wahrlich von einer Promotionwelle überschwemmt. So ziemlich keine Location wurde verschont, egal welcher Größe, vom Shelter bis zum Gasometer. Aber auch die Bands waren in der persönlichen Promotion und im Kartenvorverkauf (DEVILATE: mehr als 120 Karten!) sehr motiviert und so wurde das Wiener Metalpublikum regelmäßig daran erinnert, sich auf das TERRASOUND-Festival zu schwingen. Und so fundiert und professionell die Promotion war, so war auch die Organisation des Abends: straff und motiviert, die Changeovers gingen schnell, die Bandbetreuung war vorbildlich, alles in allem, gute Voraussetzungen für einen erfolgreichen Konzertabend. THE NOTHING tragen die schwere Bürde des Openers, lassen sich jedoch von einer halbvollen Halle nicht den Spaß am Livegig nehmen und treten ordentlich aufs Gas. Verwöhnt wird das Publikum hierbei von einer fundierten Metalshow mit sehr energischem Bangen und trashigen Riffing, welche verdammt tight heruntergespielt werden. Sebastian, Gitarrero und Hauptvokalist, lässt es sich hierbei nicht nehmen auch vor der Bühne zu performen. Auch das Maskottchen von THE NOTHING, der Ripper, gekennzeichnet durch den gelben Regenmantel und der schweren Holzfälleraxt, darf nicht fehlen und rammt in gewohnter Manier sein Werkzeug in die für die Show bereitgestellte Tonne.

Beim Changeover füllt sich die Halle schon mehr und für die Show von OBSIDIAN CHAMBER, die heute ihr zweites Album „Der Gesang der Fliegen“ releasen, steht schon ein motiviertes Publikum bereit. Eigentlich ist dies ein Blackmetalprojekt von Mastermind Eerie, der fast im Alleingang das Album aufgenommen hat, doch bekommt er heute Abend tatkräftige Unterstützung von ein paar Bandkollegen der Horns of Hattin. Die Show ist gezeichnet von symphonischen Keyboardklängen und sehr fundierten Blasts mit einer Briese High-Speed-Shredding. Es fällt hierbei in keiner Weise auf, dass nur eine Gitarre am Werk ist, da Bass und Keys das Klangspektrum voll und ganz ausfüllen. Auch die Performance von Rex Vermum (Mastermind der Horns of Hattin und der ehemaligen Vargsriket) kann sich durchaus sehen lassen, als er mit Munition und Nieten bestückt ins Mikro kreischt.

Da ich selbst bei DEVILATE ausgeholfen habe, wird der Livebericht hier von Reini fortgesetzt, jedoch möchte ich ein paar Worte hierbei verlieren. Vor einem Jahr hätten nicht viele geglaubt, dass die Wiener Trasher mit solch einer hohen Motivation wieder kommen, nachdem sie sich von einem Gründungsmitglied, Gitarrist und Frontsänger trennen mussten. Doch nach einer kleinen Umstrukturierung sind sie wieder da, mit mehr Motivation als je zuvor, mit einem neuen Gesicht und einer neuen EP, die meiner Meinung nach, in jedes Heimregal gehört. Viel ist über DEVILATE ja schon vom Jörg gesagt worden, fast unglaubliche 120 Tickets im VVK an den Mann/die Frau gebracht, runderneuert mit einem neuen Gitarristen (Türkei Import Alan) und Session Bassist Jörg Varga von DEVASTATING ENEMY himself. Wobei da sollten sich die DEVILATE Mannen vielleicht überlegen, ob sie aus dem Session nicht gleich einen permanenten Bassisten machen sollten, denn der liebe Jörg war nicht nur für die kompletten Backing Vox zuständig, sondern auch der Aktivposten der Instrumentalfraktion schlechthin – permanent in Bewegung, Propellerbanging (und das mit kurzen Haaren!) en masse und immer einen fetten Grinser auf den Backen. Der war aber auch berechtigt der Grinser, denn wenn man sich die Reaktionen aus dem Auditorium angesehen hat, dann haben DEVILATE an diesem Abend mächtig Arsch getreten. Sicher braucht Neo-Sänger (und ex-Bassist) Daniel Nicke noch ein paar Auftritte mehr um vollends sattelfest und abgebrüht den Fronter zu mimen, an der aggressiven Gesangsleistung gab es allerdings überhaupt nichts auszusetzen. Übrigens auszusetzen gab es auch an den Songs nichts um ehrlich zu sein – sowohl das neue Material der an diesem Abend offiziell vorgestellten (saustarken so viel sei mal verraten!) EP „A Picture of Misery“, noch an den älteren Tracks; die Wiener hatten das Publikum im Griff, machten mehr als ordentlich Druck und überzeugten obendrein mit einer schier unbändigen Spielfreude [-reini-]

Wenn ich sagen würde, dass die Livebesetzung von BLED DRY erst am Konzerttag ihre erste gemeinsame Bandprobe hatte, würde mir das wahrscheinlich niemand glauben. Dennoch ist es wahr! Das Zweimannprojekt von Michi und Bernth (momentan Belphegors Livesessiongitarrero) wurde von Thomas Urbanek (Drums bei Devastating Enemy) und Alex Kodnar (Leadgitarre bei Devastating Enemy) tatkräftig unterstützt. Der Gig hatte eine sehr mächtige Performance, kein Auge blieb trocken und es gab keinen Moment des Stillstands, der Druck von der Bühne war immens. Kein Wunder, da doch Bernth momentan fast nur auf Tour mit Belphegor ist und sowohl Tom und Alex auch nicht gerade untätig sind. Auch die vertrackten Songs des neuen Albums „This World is Hell“ wurden astrein runtergehämmert und geben Einblicke in die Vielseitigkeit von BLED DRY, welche zu einem großen Teil von der durchaus wandelbaren Stimme Michis geprägt wird.

Wie bereits erwähnt, war es ein sehr gut organisierter und musikalisch abwechslungsreicher Abend, der die Hörerschaft durch fast jede Sparte des Metal geschliffen hat ohne, dass es einen Kulturschock gegeben hat. Großen Dank hierbei noch an den Herren Reini Resch, Labelchef von TERRASOUND RECORDS und Organisator dieses Abends, der das Festival möglich gemacht und auf die Beine gestellt hat, vielen Dank!


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