31.07.2008 - 02.08.2008, Wacken Festival Area

WACKEN:OPEN:AIR 2008

Veröffentlicht am 05.08.2008



Donnerstag, 31. Juli 2008

Es ist soweit. Es beginnt der Tag, der der erste meines Wacken-Debuts werden soll. Frühmorgens um 6.00 Uhr machen wir uns auf zum Flughafen Wien-Schwechat, von wo aus es in knapp anderthalb Stunden gemütlich nach Hamburg geht. Nach planmäßiger Landung geht's erstmal ab zum Hauptbahnhof, wo wir nach einer kurzen Mittagspause unseren Zug borden und weiter nach Itzehoe düsen, wo wir auch nächtigen werden (that's right - no camping for us). Netterweise holen uns unsere Gastgeber direkt vom Bahnhof ab, wo wir auch bereits die ersten Gleichgesinnten antreffen, die dort bereits auf einen Shuttlebus ins heilige Wackenland warten. Wir begeben uns aber doch zuerst mal zu unserem Quartier, und nachdem wir unsere Sachen verstaut haben geht's auch schon wieder zurück durch Wald und Wiese (lustigerweise mitten in Itzehoe) zu ebengenannter Shuttlebus-Haltestelle, wo auch wir uns ein "All-In" Ticket für den Bus um schlappe 7 Euro leisten - ein Geschäft, das leider besser aussah als es dann letztendlich war; aber dazu später. Gegen 17.00 erreichen wir dann auch schon bei strahlendem Sonnenschein das Festivalgelände, holen uns unsere schicken Bändchen ab, und los geht's... noch nicht. Denn zunächst müssen wir noch einen kurzen Spaziergang durch den Campingplatz hinter uns bringen, ehe wir dann am eigentlichen Festivalgelände angelangt sind - und von Superlativen schier erschlagen werden. Vor uns die Eingänge zum Bühnenbereich, um uns herum viele Getränke und vor allem sehr viele Essens-Stände; zu unserer Rechten ein umfangreicher Metal-Markt, der wirklich alles zu bieten hat, was das geneigte Herz aus Stahl begehrt, und natürlich viele tausend Menschen, von denen eine große Zahl wohl auf den Headliner des Tages wartet - Iron Maiden. Aber zu diesem Zeitpunkt sind gerade noch

AIRBOURNE

zu Werke, und die Senkrechtstarter aus Australien haben doch eine recht große Meute vor die Black Metal Stage gelockt. Während Airbourne also wie Sau rocken, Fronter Joel O'Keefe zwischendurch auch mal aufs Gerüst klettert, um von dort aus seine Riffs und Soli ins Publikum zu schmettern, inspizieren wir nochmals das Festivalgelände, und müssen zu unserem Leidwesen feststellen, dass dort wirklich nichts umsonst ist - auch nicht die Notdurf. Schlappe 50 Cent pro "Latrinengang" werden einem abgenommen, netterweise werden aber auch gleich Zehnerblocks für WC und / oder Dusche angeboten, wohl in erster Linie für Camper interessant. Nunja. Glücklicherweise gibt es aber dennoch auch WC-Anlagen ohne Aufpreis; lustigerweise sind aber auch die kostenpflichtigen nicht zwingend sauberer oder schneller zugänglich als die kostenfreien. Aber gut. Bislang sind wir also schon ein bisschen Kohle "einfach so" losgeworden, jetzt will man natürlich auch was Trinken und Essen - und da wären wir also, bei den heißgeliebten Festival-Preisen! 0,3 L Bier um 3,50 (plus 1 Euro Pfand auf Becher und 5 Euro auf die schicken Wacken-Masskrüge), Wasser und Softdrinks um 3 Euronen für 0,3 L. - natürlich nicht gerade günstig, aber halt Festivalpreise. Auch die zahlreich vorhandenen Verköstigungs-Stände sind leider nicht wirklich billig; dafür wird aber alles in Hülle und Fülle angeboten - von obligatorischen Bratwürsten über Hamburger, Steaks und Chili bis hin zu Asiatischem und sogar Crepes ist alles dabei; hier hat sich die Organisation wirklich nicht lumpen lassen. Nachdem Airbourne geendet haben und

AVENGED SEVENFOLD

die Bühne unsicher machen, verziehen wir uns erstmal ins Metal-Market Zelt, wo eine nette AC/DC-Tribute-Truppe namens

DIRTY DEEDS

für einen Eintritt um EUR 2,50 ihr Set stimmungsvoll zum besten gibt; allerdings vor recht kleinem Publikum, da sich die Leute bei den Temperaturen wohl lieber draußen in der Sonne herumtreiben. Hm. Allerdings schon wieder Eintritt, diesmal nur um in ein Zelt mit CD- und Merchandising-Ständen zu gelangen, und um eine Coverband zu hören. Hmmm... Irgendwie nehmen einem die Leute in Wacken doch gerne ein bisschen Kohle übers Hintertürchen ab. Aber gut, gehört halt dazu - man muss ja nicht reingehen, wenn man nicht will. Ob dieser Eintritt hier aber angesichts eines Ticketpreises von 99 Euronen noch notwendig wär, darüber lässt sich diskutieren. Aber langsam wird es dann doch Abend, und wir, wir viele viele andere begeisterte Wacken-Besucher auch, trotten langsam Richtung True Metal Stage, wo dann nach ungefähr 2 weiteren Intros endlich die bekannte "Churchill's Speech" aus den Boxen tönt, ehe dann

IRON MAIDEN

mit "Aces High" und "2 Minutes To Midnight" in ihr Somewhere-Back-In-Time-Set starten, und die hungrige Meute komplett ausrastet! Hier sind sich wohl 98% der versammelten Metalgemeinde einig - Iron Maiden gehören angeschaut & abgefeiert, und so kommen auch wir nicht mal mehr in die Nähe der Hauptbühne, und müssen mit mäßig gutem Seiten-Sound und Videowall Vorlieb nehmen. Und hier sei kurz einer meiner Hauptkritikpunkte am heurigen Wacken Open Air angesprochen - denn gerade angesichts eines solchen Über-Headliners wie Maiden kann angenommen werden, dass WIRKLICH viele Leute diese Band sehen möchten; und so reichte einfach der Platz vor einer einzigen Main-Stage nicht mehr aus. Bei solchen Bands müsste man wohl doch fast das gesamte Gelände innerhalb der Security-Barrieren vor den Hauptbühnen weiter nach hinten vergrößern; zusätzlich stand dann noch ein ziemlich nerviger Getränktestand beinahe zentral vor der True Metal Stage, sodass man leider aus den hinteren Reihen kaum mehr auf die Bühne sehen konnte. Schade - denn der FOH-Turm ist wirklich gut platziert, aber man fragt sich, warum man nicht diese sichtraubende Bar etwas mehr richtung Party Stage hat manövrieren können. Aber egal - die schlechte Sicht tut der Stimmung keinen Abbruch, und die Herren um Bruce Dickinson und Steve Harris spielen sich natürlich erwartungsgemäß hochklassig durch ihr Set, wenn auch Herr Dickinson manchmal ein bisschen schlampig singt heute - aber dafür läuft er wie der altbewährte Derwisch über die Bühne, und seine Bandkollegen stehen ihm da auch nicht viel nach - und dass Maiden auf so einer Tour einen Knaller nach dem anderen ins Publikum feuer können, versteht sich von selbst. So folgt auf die beiden Opener gleich mal "Revelations", "The Trooper" und "Wasted Years", dann gibt's noch "The Number of the Best" zum Drüberstreuen zwischendurch; neben anderen Tracks noch ein bisschen "Can I Play With Madness" und sogar den überlangen "Rime Of The Ancient Mariner" und natürlich darf auch "Run To The Hills" nicht fehlen, bevor man sich nach "Fear Of The Dark" und "Iron Maiden" in die Pause vor der Zugabe begibt - und dann setzen Maiden noch mit "The Clairvoyant" und "Hallowed Be Thy Name" einen exzellenten Schlussakkord an eine mehr als gelungene und stimmungsgeladene Performance. Top, bitte mehr davon! Leider endet für uns der Tag nicht ganz so glanzvoll wie für Maiden - so eilen wir denn knapp nach Maiden-Ende (ca 23.30) Richtung Parkplatz, wo dann der Shuttlebus wieder zurück nach Itzehoe fahren soll - denn im Shuttlebus-Plan steht ja "letzter Bus ab Wacken 01.30"; also denken wir, es werden wohl doch ein paar Busse fahren. Tja - leider ist der "letzte" Bus ab Wacken auch der EINZIGE Bus ab Wacken in der Nacht (vielleicht hätte das jemand etwas klarer im Shuttlebus-Plan formulieren können) - und jetzt einfach mal so gute 2 Stunden herumsitzen und auf den Bus zu warten ist uns auch ein wenig zu nervig, und so teilen wir uns mit ein paar anderen müden Festivalbesuchern ein Taxi (10 Euro pro Kopf, glücklicherweise müssen wir nicht alleine fahren an diesem Tag, sonst kommt das Taxi je nach Laune des Fahrers auf 30-35 Euro nach Itzehoe), und unseren tollen "All In Bus Pass" um 7 Euro können wir uns (für heute) sonstwohin stecken. Schade; hier sollte man wirklich darüber nachdenken, ob es nicht sinnvoll wäre, zumindest 2 Shuttlebusse in der Nacht fahren zu lassen, um elendslane Wartezeiten zu vermeiden. Bei den ganzen Zusatzkosten eben für Bus, WC/Dusche und Metalmarkt-Zelt wär das ja wohl drin. Aber auch mit dem Taxi kommen wir gut daheim an, und fallen, von einem langen Reisetag erschöpft, todmüde ins Bett.



Freitag, 1. August 2008

Der nächste Tag beginnt für uns um die Mittagszeit, und heute stehen für uns viele interessante Bands auf dem Programm. Gegen 15.30 landen wir endlich in Wacken (nachdem wir vorher schon fast eine Stunde auf unseren Freund den Shuttlebus warten durften, obwohl diese ja angeblich halbstündlich fahren sollten - wie gesagt, so genau darf man den Shuttlebus-Plan wohl nicht nehmen), und schaffen es gerade noch rechtzeitig zu

KAMELOT

vor die True Metal Stage. Und was ein persönliches Highlight für uns werden soll, wird es auch - auch wenn Kamelot während des gesamten Sets mit wirklich miesem Sound zu kämpfen haben; Rückkopplungen, Pfeifen, Dröhnen ohne Ende; Sänger Roy Kahn hat offensichtlich auch mit seinem In-Ear-Monitoring seine liebe Mühe und nimmt dieses auch oftmals raus, um dann, vor den Monitorboxen kniend, trotzdem seiner Band mal einen halben Takt voraus, mal einen halben hinten nach zu sein; und als Simone Simons von EPICA dann ihren Gastauftritt hat, ist's endgültig vorbei mit dem Sound, und ein ewiges Quietschen beginnt. Schade, denn Kamelot legen sonst eine sehr gute Performance mit einer stimmigen Setlist hin - Von "Rule The World", über "The Human Stain" und "Ghost Opera" von der aktuellen Scheibe über Kracher wie "When The Lights Are Down" und "The Haunting" von Black Halo, "Karma" und "Center of the Universe" ist alles dabei, was im Kamelot-Backkatalog Rang und Namen hat, und auch beim obligatorischen Singspiel zu "Forever" geht nochmal richtig die Post ab. Als Abschluss setzt man noch "March of Mephisto" mit opulenter Feuershow stilgerecht in Szene. Starke Performance mit leider teilweise unterirdischem Sound; aber jedenfalls sehenswert! Viel Zeit zum Luftholen bleibt nicht, denn schon stehen auf der Party-Stage die Schweden von

SABATON

in den Startlöchern; und dass die Herren mit ihrem einfachen, stampfigen Power-Metal stets gute Stimmung machen, ist bekannt. Und so gelingt es ihnen auch diesmal, doch einige tausend vor die Party-Stage gekommene Gäste mit Tracks wie "Ghost Divison", "Panzer Battallion", "Into The Fire" und "Attero Dominatus" gut zu unterhalten; allerdings muss ich doch anmerken, dass Sabaton zwar auf kurze Distanz sehr lustig anzuhören sind - bei einer Setlist von einer Stunde zeigen sich allerdings die Schwächen in der Substanz der Truppe; denn wenn man sich selbst ein so enges musikalisches Korsett schnürt wie Sabaton, und sich in so engen songwriterischen Grenzen bewegt, wird das Konzept einfach nach der sechsten, siebten Nummer etwas öde. So bleiben wir auch nicht bis zum obligatorischen "Primo Victoria"-Gassenhauer vor der Bühne, sondern wandern schon wieder zurück zur True Metal Stage, wo bereits die Techniker im Endspurt sind, um den Auftritt von Sonata Arctica vorzubereiten.

SONATA ARCTICA

legen dann auch gleich ordentlich los, und ich bin diesmal wirklich positiv überrascht vom Sound - ich habe die Herren um Frontröhre Tony Kakko nun doch schon einige Male live erleben dürfen, und bislang war eigentlich noch fast jede Show von ihnen sound-technisch eine einzige Katstrophe. Diesmal aber passt alles - die Drums drücken schön, ohne aber wie sonst einfach alles und jeden zuzudecken, und siehe da - man hört sogar eine Gitarre! Sensation bei Sonata Arctica! Dazu singt noch Tony Kakko in erstklassiger Form (aber gut, wirklich schlecht ist der ja eigentlich eh nie), und die Setlist passt auch - mit Klassikern wie "Full Moon", "Black Sheep", "Kingdom For A Heart" und "Replica" bis zu Songs der letzten Beiden Alben werden eigentliche alle Schaffensperioden der Band abgedeckt, und mit dem überraschend guten Sound liefern Sonata Arctica hier mit Sicherheit die beste Leistung, die ich von ihnen bis dato live gesehen habe. Hut ab! Jetzt schalten wir aber einen Gang runter, und sehen uns nochmal die lustige AC/DC-Coverband im Metalmarkt Zelt an, die heute dank des eingetrübten Wetters ein deutlich größeres Publikum unterhalten darf. Während wir so im Zelt den klängen von "Girls got Rhythm", "Jailbreak" und anderen AC/DC-Gassenhauern lauschen, beginnt es auch gleich nochmals kurz zu kübeln. Doch glücklicherweise endet auch dieser Regenguss ziemlich schnell und das Wetter soll dann auch bis zum Ende des Abends halten. Wir begeben uns jetzt aber erstmal gemütlich zu dem kleinen Feld vor dem Eingang zum Metalmarkt, und sehen uns zuerst die Show von Flitzefinger Alexi Laiho und seinen

CHILDREN OF BODOM

an - und was die Herren instrumentaltechnisch zaubern, ist wirklich bemerkenswert. Gut, in der Masse vor der Bühne möchte ich angesichts der schon auf der Videowall beängstigenden Moshpits wirklich nicht sein - aber die Show der Bodom-Kinder ist wirklich astrein und große Unterhaltung, und als dann Alexi und seine Jungs am Ende auch noch Rihanna's "Umbrella" intoniern, ist die Chose gelaufen. Für Fans bestimmt ein lohenendes Erlebnis; aber auch für mich als Melodie-Liebhaber noch durchaus genießbar und sehenswert. Vor der Bühne muss ich mir das aber nicht antun. Ein überraschendes und (für mich) unerwartetes Highlight tut sich dann in

CORVUS CORAX

auf - Orchester, opulente Bühnenshow, massiver Chor und extravagante Sopranistin - die Spielleute lassen sich wirklich nicht lumpen, und liefern bei der Uraufführung von "Cantus Buranus II" eine sensationelle Show ab! Leider wird sogar dieses hochwertige Spektakel nach einiger Zeit etwas repetitiv, da letztendlich doch alle Stücke auf dem gleichen System basieren; dennoch sind die Arrangements selbstredend fantastisch, die Show gewaltig, der Sound sensationell, und mit dem abschließenden Feuerwerk setzen Corvus Corax auch noch optische Akzente.

Mittlerweile sind wir ja auch vor die True Metal Stage gepilgert, um nun - endlich! - dem für mich persönlich wichtigsten Headliner des Festivals, nämlich Tobi Sammets

AVANTASIA

zu lauschen. Corvus Corax überziehen ein paar Minuten ihrer Spielzeit, so beginnt die Live-Performance der "Metal Opera" auch etwas verspätet - aber bereits ab den ersten Takten des Openers "Twisted Mind" vom neuen Album "The Scarecrow" ist klar - hier wird geklotzt und nicht gekleckert. Mit vollem Support von Nuclear Blast durfte offenbar der gute Tobi sein Solo-Projekt als wirklich massive Show inszenzieren, und das ist ihm auch geglückt - der beste und ausgewogenste Sound des ganzen Festivals schallt nun nämlich über das Gelände, und Tobi Sammet liefert eine sensationelle Performance ab, die man ihm kaum zugetraut hätte; angesichts der teilweise schauderlichen Erinnerungen, die man an seine früheren Live-Leistungen hat. Aber hallo - Hut ab, Tobi hat wirklich ordentlich zugelegt und stielt hier regelrecht die Show. Doch als dann bei der zweiten Nummer, dem Titeltrack des Albums "The Scarecrow" endlich Jorn Lande die Bühne entert, und zum Göttergesang ansetzt - passiert nichts. Und hier, liebe Leute, kann wohl angenommen werden, dass der Verantwortliche der Avantasia-Soundcrew seinen Job los sein dürfte. Denn obwohl der gute Jorn aus vollem Leibe shoutet, ist im Publikum davon leider nichts zu hören; denn sein Mikro funktioniert aus irgendwelchen Gründen nicht. Aber damit nicht genug. Denn obwohl "Scarecrow" eine 10-Minuten-Nummer ist, bei der es im Mittelteil noch ein 3-Minuten-Solo gibt, ist die Technik-Crew hier nicht im Stande, Jorn Lande ein neues Mikro zu verschaffen oder auch ihm oder Tobi Sammet mitzuteilen, dass da mit dem Mic was nicht stimmt - nein, stattdessen lässt man Göttersänger Jorn Lande noch die komplette Nummer unhörbar singen, und erst am Ende des Tracks, als sonst Stille einkehrt, hört man Jorn ganz ganz leise im Hintergrund "schreien": "Wacken, I can't fucking hear you!" - Tja, und da kam ich nicht umhin, zurückzugrölen: "That's because WE can't fucking hear YOU!". Aber gut - jetzt wird's ja hoffentlich gerichtet, und siehe da - nach ein paar Sekunden hört man Jorn nun doch. Und weiter geht's auch gleich in der Setlist von Avantasia mit "Another Angel Down", ebenfalls vom neuen Album, und diesmal... ist Jorn Lande WIEDER weg! Ich bin schon schwer am Haareraufen, freundliche Festival-Mitbesucher klopfen mir schon versöhnlich auf die Schulter weil ich kurz vorm Ausrasten bin... doch am Ende des Songs hat es die Crew dann ENDLICH geschafft, Jorn Lande dauerhaft hörbar zu machen, und ab da ist alles gut. Nein, perfekt! Avantasia glänzen nämlich nicht nur durch einen hervorragenden Sound, sondern auch durch eine starke Setlist (naja, kein Wunder bei dem Ausgangsmaterial) die kaum Wünsche offen lässt, und neben den tollen Individualperformances von Tobi Sammet, Jorn Lande, Bob "The Hand" Catley, Häuptling Andre Matos und auch Amanda Somerville (die sich aber nicht so ganz entscheiden kann, ob sie lieber klassisch oder rocktig singen soll, und dann einen seltsamen Hybrid gewählt hat, der nicht immer ganz so toll funktioniert hat) auch noch mit starken Chören (unterstützt u.a. durch Oliver Hartmann(!), seines Zeichenes ehemaliger Sänger der deutschen Power-Metaller von AT VANCE an der Gitarre) - mit anderen Worten, eine Rundum gelunge Performance. Zwar gibts zwischendruch mal ein paar instrumentaltechnische Aussetzer, und auch Andre Matos versäumt seinen Einsatz beim abschließenden "Sign Of The Cross", aber hier rettet Tobi Sammet den Song schnell und so bleiben auch diese kleinen Fehler verschmerzbar. Die Songauswahl wie erwähnt stark: Neben den bereits erwähnten Tracks gibt's vom neuen Album noch die Speedgranate "Shelter From The Rain" sowie die Single "Lost In Space", die überraschend starke Publikumsreaktionen auslöst, und die Catley-Powerballade "The Story Ain't Over", und dann natürlich noch Kracher von den ersten beiden Avantasia-Alben wie "Reach Out For The Light", "Serpents In Paradise", den Titeltrack "Avantasia", wo natürlich erwartungsgemäß die Post abgeht, und vor dem Zugabenblock bekommt man noch ein sensationelles "Promised Land" von Tobi und Jorn um die Ohren geblasen. Abschließend gibt dann Herr Sammet eine durchaus gelungene Alice-Cooper-Impression bei "The Toy Master", bei "Farewell" darf munter geschunkelt werden, und beim finalen "Sign Of The Cross" singen dann nach (diesmal kurzer, weil unter Zeitknappheit abgehaltener) Introduction der Bandmitglieder nochmal alle "Avantasians" mit, und gegen Ende geht man dann sogar noch auf den fulminanten Chorus von "The Seven Angels" vom zweiten Teil der Metal Oper über, um eine wirklich sensationelle Performance abzurunden. Ich persönlich war wirklich schwer beeindruckt und positiv überrascht; hätte nicht gedacht, dass man das Avantasia-Projekt in so hochwertiger Fassung zu sehen bekommen würde. Darum hoffe ich ja schon mal schwer auf eine Neuauflage in den nächsten Jahren (eine wirkliche Tour wird ja leider Utopie bleiben), und dann vielleicht noch ein paar Tracks mehr von Avantasia Part II (Seven Angels in kompletter Länge, oder auch Neverland), und unbedingt mehr Spielzeit - denn Avantasia wurde auch nach anderthalb Stunden noch nicht langweilig, und das ist wirklich ein gutes Zeichen. Also, lieber Tobi, nun hochoffziell - ein dickes, fettes "DANKESCHÖN!" aus dem englischsprachigen Raum (also Österreich) - und die Bitte mit Kniefall um eine weitere Auflage, und neue Alben. Denn wenn auch das aktuelle Avantasia-Studioalbum nicht in allen Belangen meinen Geschmack getroffen hat - die Live-Performance war einfach sensationell und mit das Beste, was ich seit langem live erleben durfte; und darum unbedingt mehr davon bitte! Und heute leiste ich mir gerne das Taxi zurück nach Itzehoe, noch immer auf Glückswolken schwebend.



Samstag, 2. August 2008

Heute gibt es eigentlich nur eine wirkliche Must-See-Band für uns als Melodiefraktion, und das sind - no na - NIGHTWISH. Bevor diese allerdings spätabends dran sind, müssen wir noch unsägliches Geknüppel von

HATEBREED

und

AS I LAY DYING,

halbwegs aushaltbares Gerocke von

CARCASS

, gar nicht mal so schlechtes Material und eine tolle Liveshow von

KILLSWITCH ENGAGE

(mit lässigem "Holy Diver" Cover als Abschluss) und gnadenlos öden Death Metal von

AT THE GATES

über uns ergehen lassen, wobei mich die vielgepriesenen Letzteren überhaupt nicht begeistern konnten. Sodann versuchen wir allerdings doch noch vor die True Metal Stage zu gelangen; leider gelingt uns das nur bedingt. Viele, viele Leute (irgendwie scheinen es plötzlich überall viele mehr zu sein als noch an den vergangenen beiden Tagen) drängeln sich vor den Main Stages, und offenbar dürfte die tolle Aggro-Mucke der Vorgänger-Bands mehr als nur ein paar der Leuten die Birne weichgeklopft haben - denn plötzlich sind viele Leute unnötig aggressiv, stoßen und rempeln völlig unmotiviert und unnötig herum, und sind einfach nur scheiße drauf - und wo am Vorabend noch zu Avantasia regelrecht geschunkelt und Party gemacht wurde, da regieren jetzt steinerne Mienen und unnötige Aggressivität. Ja, ich glaube da sind wirklich viele Leute der "Musik" wegen dort - ganz, ganz bestimmt! Aber egal - ich möchte ja nun wirklich nicht über gesamte Genres urteilen, es waren ja auch glücklicherweise die etwas "ennervierenderen" Zeitgenossen trotz allem noch in der Unterzahl; nur muss meines Erachtens solch komisches Geremple und Gedränge gerade vor einer Band wie Nightwish nicht sein, wo doch der Frauenanteil um einges höher ist als bei obengenannten Küppelbands; und wenn dann auch noch halbvolle Bierdosen geschmissen werden und Leute auf den Kopf treffen, dann hört sich der Spaß echt auf. Und so ertrugen wir dann auch nur kurz die miese Stimmung vor den Hauptbühnen; sehen konnten wir wegen wiederum vieler Menschen eh nichts, und zogen uns dann alsbald wieder auf die Wiese vor dei Videowall zurück. Was wir da von

NIGHTWISH

sehen konnten, war durchaus angenehm - Anette Olzon wirkt sehr sympatisch auf der Bühne, und passt eher in eine Rockband als Tarja Turunen, und macht auch die ihr übertragene Aufgabe durchaus gut. Sie singt druchvoller als auf dem Studioalbum, aber dennoch muss sie sich dann einigen der schwereren, höheren Passagen (vor allem älterer Tarja-Stücke) natürlich geschlagen geben. Dennoch meistert sie einige der älteren Stücke überraschend gut ("Dark Chest Of Wonders", "The Siren"), andere dafür wiederum überraschend schlecht ("Ever Dream"). Bei den "eigenen", neuen Stücken kann sie natürlich überzeugen - letztlich kommt man um den Fakt leider nicht herum, dass durch den Abgang von Tarja und den nicht-Zugang einer neuen Opernstimme der pure Bombast-Faktor, der für mich immer einen großen Anteil an der Faszination Nightwish darstellte, deutlich abgenommen hat. Klar schreibt Tuomas Holopainen immer noch hervorragend durchkomponierte, soundtrackartige Stücke - aber mit einer doch "normaleren", rockig/poppigen Stimme wie sie Anette besitzt, können die Stücke halt leider nicht ihre volle Gewalt entfalten, was doch irgendwie schade ist. Leider sind wir nach den negativen Vibes in der Menge vor den Hauptbühnen etwas genervt, und bleiben auch nicht mehr bei den Rausschmeißerbands wie Kreator, Axxis oder Lordi, sondern fahren wieder zurück nach Itzhoe, um dann am Sonntag zur Mittagszeit wieder die Heimreise mit Bahn und Flugzeug anzutreten. Unterm Strich bleibt für mich aber dennoch ein sehr tolles Festivalerlebnis mit vielen schönen Performances von starken Bands und einigen absoluten alltime-Highlights, das nur gering getrübt wurde durch die mitunter heftigen Preise und den etwas unschönen letzten Tag mit Nightwish. Also wenn das Lineup passt werde ich sicher wieder mal in Wacken dabei sein; kann nicht wirklich verstehen, was so viele Leute an diesem Festival auszusetzen haben - denn teuer sind eigentlich alle Festivals in dieser Größenordnung (mit Ausnahme vielleicht des Masters of Rock), aber kaum eines letztlich so gut organisiert und selbst bei 65.000 Leuten noch immer chillig und größtenteils angenehm. Und wer weiß - angesichts des anstehenden 20jährigen Jubiläums im nächsten Jahr werden sich die WOA-Organisatoren sicher nicht lumpen lassen und wohl ein paar Hochkaräter verpflichten wollen; und vielleicht sind die ja dann Grund genug, auch 2009 wieder im Wacken Holy Land vorbeizuschauen!


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