31.07.2015, Gasometer

ROB ZOMBIE

Text: Florian Rosenberger | Fotos: Suzy
Veröffentlicht am 04.08.2015

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Endlich war ROB ZOMBIE wieder mit einer Headlinershow in Wien! Das letzte Gastspiel am Novarock 2014 bei Tageslicht hatte mich nicht wirklich überzeugt. ROB ZOMBIEs erste Show in Wien hatte ich aber noch als eine sehr gelungene in Erinnerung. Damals 2011 war die Stimmung im Gasometer fantastisch, die Horrorfilm-Backdrops mit King Kong, Frankenstein und Konsorten, die geniale Lichtshow und der für Gasometer-Verhältnisse fette Sound garantierten ein Konzert der Extraklasse. Den Vogel schoss der gute Mann aber eigentlich erst 2012 bei seiner Stadthallen-Show im Vorprogramm mit MARILYN MANSON ab. Die große Bühne ließ eine dermaßen geniale Show mit allerhand Requisiten, Monstern und anderen coolen Gimmicks zu, dass einem nur die Kinnlade runterfiel. Nun ist ROB ZOMBIE Jahr 2015 auf großer Festivaltour unterwegs und wir konnten uns glücklich schätzen, dass die Band einen Tag nach ihrem Wacken-Auftritt den Weg auf sich nahm, Wien einen Besuch abzustatten. Noch dazu war es der Geburtstag des Gitarristen JOHN 5 und meine Kollegin Suzy durfte diesen äußert sympathischen Herren exklusiv vor der Show interviewen. Da sich der Interviewtermin ein wenig nach hinten verschoben hatte, kamen wir gerade noch rechtzeitig zur ersten Nummer des Support-Acts AVATAR.

Und die Göteborger nutzten ihre 30 Minuten Stagetime äußerst effizient. Recht originell ist ihr Sound, der sich irgendwo zwischen MARYLIN MANSON und neuen IN FLAMES ansiedelt, zwar nicht, und wenn der Bandname an den erfolgreichsten und meiner Meinung nach völlig überbewerteten Film AVATAR erinnert, ist bei mir schon mal Skepsis angesagt. Also ging ich mit eher gemischten Gefühlen an die Show heran, war dann aber doch positiv überrascht und erwischte mich des Öfteren beim Headbangen, bei dem auch die Musiker die schauerliche Beweglichkeit ihrer Halswirbel demonstrierten. Die Bühnenpräsenz aller Bandmitglieder, allen voran des Sängers, der mit guten Deutschkenntnissen mit dem Publikum kommunizierte und die Meute anheizte, kann man nicht leugnen, was sicher auch beim Gig in Wacken einen Tag später gut ankam. Die Songs wie „Paint Me Red“ oder das finale „Smells Like A Freakshow“, dessen Name auch für ihren Auftritt Programm war, gingen gut ins Ohr. Ob einem nun die clowneske Schminke gefällt oder nicht, ist sicherlich Geschmacksache (ich persönlich habe mit meiner Clown-Phobie seit Stephen Kings „Es“ ein kleines Problem damit). AVATAR zogen jedenfalls eine professionelle Show ab und ich hatte bis zum Schluss ein bisschen das Gefühl, dass der kurze Auftritt etwas von einem Promo-Gig hatte, damit die Band in Bälde in Wien in der ((szene)) einen Headlinergig würde spielen können.

Um 22 Uhr startete dann die im Vergleich zu den vorherigen Wien-Konzerten ein wenig abgespeckte ROB ZOMBIE-Show, leider auch mit kürzerer Setlist, die es aber dennoch in sich hatte. Vielleicht lag es auch daran, dass ab meinem dritten Bier die Euphorie am Höhepunkt war und diese durch das kurze knackige Set nicht nennenswert abflachen konnte. Der Einstieg in die Show mit dem daherstampfenden „Teenage Nosferatu Pussy“ war schon mal sehr cool. Generell kenne ich kaum so homogen agierende Bands wie jene von ROB ZOMBIE (da kommt höchstes noch BEHEMOTH ran). Mit JOHN 5, PIGGY D. und GINGER FISH hat ROB ZOMBIE eine Truppe von Charakteren um sich gescharrt, von denen ein jeder (nicht nur JOHN 5) das Zeug für eine eigene Band hätte. Aber weiter mit den Songs: Nach dem WHITE ZOMBIE-Klassiker „Super-Charger Heaven“ wurde schon mit dem ersten Hit „Superbeast“ in die Vollen gegangen und das Publikum, in dem sich ein paar äußerst loyale und teilweise auch gruselig geschminkte Fans befanden, war schon am Durchdrehen. Doch bevor es dann mit dem Hitreigen weiterging, nutze Rob beim James Brown-Cover „Get Up (I Feel Like Being A) Sex Machine“ die Gelegenheit, um mit dem Publikum zu schäkern. Er tanzte von einem Podest zum nächsten und zeigte damit, dass es sich hierbei nicht nur ein gewöhnliches Konzert handelte, sondern um eine fette „Dance-Party“. Mich juckte unerklärlicherweise auch das Tanzbein, obwohl ich streng der Meinung bin, dass nur Typen tanzen, die kein Geld mehr haben, um es an der Bar auszugeben. Sei’s drum, das Publikum fraß ROB ZOMBIE aus der Hand und bei der Ankündigung von „Living Dead Girl“ gab es kein Halten mehr.

Die Single „Dead City Radio“ des noch aktuellen Albums führte die Chose weiter und alle brüllten die Refrain-Lyrics gekonnt mit. Zur kurzen Verschnaufpause für den Frontmann kam jetzt GINGER FISH mit einem Drum-Solo zum Zug, welches aber gleich in einen weiteren WHITE ZOMBIE-Hit, „More Human Than Human“, überging. Erneut ein Mitgröhlsong wie er im Buche steht, die fetten Rhythmen ließen einen abgehen wie die Lutzi. Die Party wurde mit „Sick Bubblegum“ weitergeführt, wobei passenderweise riesige bunte Ballons ins Publikum geworfen wurden. Mit „Pussy Liquor“ und „Meet The Creeper“, bei dem diesmal leider nicht das Showelement des „Creepers“ geboten wurde, jagte ein Hit den nächsten. Die Show war somit äußerst kurzweilig, ich konnte jeden Moment in vollen Zügen genießen, doch kam es mir eigenartigerweise auch so vor, als ob die Show nie aufhören würde. Die Halbzeit war vor dem nächsten Song „Never Gonna Stop“ aber schon lange überschritten und mit dem Cover des für mich nicht mehr hörbaren RAMONES-Songs „Blitzkrieg Bop“ – auch wenn Robs Version für mich noch zu den besten zählt – kam dann eigentlich überraschend schnell das Finale des Konzerts.

ROB ZOMBIE klopfte noch allerhand Sprüche, gratulierte JOHN 5 zu seinem Geburtstag, fragte ihn, ob es ihn denn überhaupt noch interessiert, immer wieder die gleichen Songs zu spielen, worauf JOHN 5 mit dem Riff von „Enter Sandman“ antwortete, von dem dann sogar der erste Teil komplett gespielt wurde. Der Spaß, den die Band an diesem Abend hatte, war augenscheinlich, was sich auch auf das Publikum übertrug. „Thunder Kiss ´65“ war dann schon der vorletzte Song des Abends, bei welchem JOHN 5 dann auch noch ein wenig ALICE COOPER in Form des „Schools Out“-Riffs einstreute und mich dadurch an das grandiose Arena Open Air-Konzert vor etwa einem Monat denken ließ. ROB ZOMBIE waren im Gasometer eine Macht, als Arena Open Air wäre die Atmosphäre aber vielleicht noch einen Tick besser gewesen. Das Bier schmeckte trotzdem und bei „Dragula“ konnte ich dann nicht glauben, dass das Konzert nach 75 Minuten auch schon wieder vorbei war. Dass die lauten „Zugabe“-Rufe leider nicht erhört wurden, war anscheinend der Festivaltour-Setlist geschuldet. Das nächste Mal kann es also gerne länger dauern, denn auch 2011 gab es satte fünf weitere Songs als Zugabe. Nach einem neuen Album hoffe ich dennoch stark auf die Rückkehr ROB ZOMBIEs nach Wien. Ich hätte aber auch nichts dagegen, JOHN 5 auf einer Solotour zu sehen, denn was dieser Typ auf der Gitarre draufhat, kann er bei ROB ZOMBIE nur begrenzt ausleben.


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