Interview: Blaze - Oliver Palotai

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BLAZE verdient eindeutig mehr Aufmerksamkeit... Wir arbeiten daran!

Der deutsche Gitarrist und Keyboarder Oliver Palotai ist nach dem unlängst erfolgten Umbruch bei BLAZE wieder mit von der Partie. Grund genug, den vielseitigen Musiker hier ein wenig genauer vorzustellen...

Text: Martin Keschenau (Blazed.de.vu)
Veröffentlicht am 13.11.2004

Ich muss sagen, Deine Biographie ist nicht von schlechten Eltern: Abgeschlossenes Studium der Musik und Musikpädagogik. Freie Mitarbeit bei einer Zeitung. Engagement in diversen Projekten im Klassik-, Jazz- und Metalbereich; bei Letzteren unter anderem mit Doro, Circle II Circle, BLAZE, dem Gitarrenvirtuosen Uli Jon Roth und nun bald wieder BLAZE... Damit ist Dir bei jedem Personalchef ein Vorstellungsgespräch sicher! Wie kommt es zu dieser Vielzahl von Aktivitäten? Hat es sich "einfach so" ergeben?

Im Grunde kommt es bei dem "freien Markt" Musikbusiness drauf an, das Saatgut in den Wind zu werfen und drauf zu hoffen, daß man fruchtbaren Boden trifft. Das heißt, soviel spielen wie möglich und Beziehungen knüpfen. Das wird natürlich immer leichter, je mehr man rumkommt. So habe ich neben den Jobs, die ich letztlich akzeptiert habe, noch eine ganze Menge anderer Angebote bekommen. Ich bin eben sehr unruhig und mache theoretisch nichts anderes als Musik. Und mir ist eine gewisse Abwechslung sehr wichtig. Dadurch bleibt die Motivation auf einem hohen Level.

Gerade Deine Metal-Tätigkeiten sind zusammen mit Deiner klassischen Ausbildung bemerkenswert! Die meisten klassischen Musiker würden Metal doch eher als "Geschrei und Lärm" abtun...

In Wirklichkeit ist die Vorstellung vom konservativen Klassiker unrealistisch. Wer mal mit einem Orchester mitgefahren ist, weiß, daß partymässig da oft wildere Sachen abgehen als bei manchen Metalbands. Die tanzen dann bei Aftershow-Partys genauso zu harten Gitarren wie unsereiner.

Andererseits hat Dein Klassikbackground auch Vorteile. Ich meine mich an ein Statement von Doro erinnern zu können, Du seist derjenige gewesen, der ihre Stücke für das klassische Orchester arrangiert hat. Stimmt das? Falls ja, so muss das ein gewaltiges Stück Arbeit gewesen sein!

Ich habe ungefähr ein Drittel der Orchesterarrangements geschrieben und eine instrumentale Komposition für die limited Edition beigesteuert. Anfang des Jahres habe ich ungefähr eine Woche Zeit gehabt, das zu erledigen. Es war sicher eine der anstrengendsten Phasen, die ich je erlebt habe. Aber ich habe viel gelernt dabei.

Die BLAZE-Fans sind natürlich brennend an Deinen Aktivitäten rund um Herrn Blaze Bayley interessiert. Wie genau bist Du denn an Deinen "ersten" Job als Ersatzmann für John Slater am Anfang der Blood & Belief-Tour gekommen?

Ich wurde rund eine Woche vor der Tour angerufen, ob ich John ersetzen könnte. Blaze kannte mich von den Doro-Touren und so kam ich in die Auswahl.

Das Ganze hatte sich damals recht plötzlich ergeben. Dir standen nicht mehr als einige Tage zur Verfügung, um Dich in BLAZE einzuarbeiten. Ich glaube auch nicht, dass es von den dortigen Stücken Noten gibt, die man Dir in die Hand hätte drücken können nach dem Motto "Hier, lern das". Wie hast Du das zeitlich knappe Kunststück fertigbekommen?

Das war ebenfalls eine heftige Erfahrung. Klar gibt es keine Noten, somit musste ich Johns Einspielungen heraushören. Gleichzeitig war ich noch voll in den Orchesteraufnahmen drin. Kurz vor dem Abflug nach England und nach einer schlaflosen Woche hat sich dann plötzlich mein Rücken völlig verkrampft. Ich kam wortwörtlich nicht mehr vom Bett hoch und musste den Notarzt rufen! Der sagte, das seien Stressymptome und ich müsste ein, zwei Wochen ruhig liegen. Ich dachte wirklich, die Tour sei gelaufen! Daraufhin sprang John für mich ein für die ersten UK-Shows und ich überstand den ersten Teil der Tour mit Schmerzmitteln. Blood & Belief eben :)

Nun gibt es gitarrentechnisch sicherlich Schwierigeres als BLAZE, aber auch Einfacheres... hast Du Passagen angetroffen, die besondere Herausforderungen waren oder ist BLAZE für Dich generell eher "Piece of Cake"?

John und Steve sind hervorragende Gitarristen und ich musste mich anfangs durchbeissen, bis ich einigermassen entspannen konnte. Die Rhythmus- und Soloparts sind vielschichtige, sehr interessante Angelegenheiten. Es macht jedes Mal Spass, sie zu spielen. Ich kann auch nicht überall so heftig rumspringen wie zum Beispiel während einer Doro-Show, weil ich mich schlicht auf manche Parts konzentrieren muss.

Steve Wray und John Slater sind ein harmonisches und alteingesessenes Team, was sowohl ihr Komponieren, als auch ihr Auftreten angeht, und nicht zuletzt auch gute Freunde. Das mag für einen Ersatzmann unter Umständen eine Hürde sein... wie seid Steve und Du miteinander ausgekommen, musikalisch und privat? Was ist Dein persönlicher Eindruck von Steve?

Steve ist ein sehr lustiger und zuvorkommender Typ. Er hat mir damals den ersten Teil der Tour leicht gemacht, obwohl die Umstände alles andere als einfach waren. Leider war die Kommunikation manchmal etwas zäh, da ich zwar gut Englisch spreche, aber bislang hauptsächlich mit Amerikanern zu tun hatte und mit Steves schnellem Dialekt oft nicht mitkam. Ich glaube darüber hinaus, daß Steve selbst nicht wirklich weiß, was er für ein großartiger Musiker ist und sich das Leben somit problematischer macht als nötig.

Du hast an vielen Projekten in Klassik, Jazz, Rock und Metal mitgewirkt, bist oft getourt und aufgetreten und hast eine Menge verschiedenster Leute kennengelernt. Wenn Du Deine Erfahrungen bei BLAZE nun mit denen davor vergleichst - gibt es da etwas, was Dir besonders aufgefallen ist? Im Guten, wie im Schlechten?

Blaze selbst ist - und das habe ich mit einem Seufzer der Erleichterung wahrgenommen - endlich mal ein Frontmann, der musikalisch flexibel ist. Er stellt sich zum Beispiel einfach dazu, wenn wir während des Soundchecks jammen und trägt seinen Teil bei. Darüber hinaus verliert er nicht die Nerven, wenn mal auf der Bühne etwas nicht so läuft wie geplant und agiert spontan. Und was das neue Line Up betrifft: Es ist eine der geilsten Konstellationen, die ich je hatte. Aber da mußt Du Dir selbst eine Meinung bilden. Negativ ist nur, daß Blaze seine eigene Vergangenheit ein wenig im Wege steht. Ich glaube, daß das ganze Projekt mehr Aufmerksamkeit verdient. Wir arbeiten dran :)

Wir wollen erst gar nicht versuchen, Neil Marklew, den Manager von BLAZE, zu hintergehen und hier irgendwelche Spekulationen aufkeimen zu lassen. Dies ist eine absolut unverbindliche Frage: Würdest Du Dir vorstellen können, in Zukunft wieder mal für Blaze Bayley zu arbeiten, wenn sich Gelegenheiten ergeben sollten?

Klar.

Als ausgebildeter Musikpädagoge bietest Du auch Unterricht an. Wie sieht denn beispielsweise eine Gitarrenstunde bei Dir aus, für Anfänger / für Fortgeschrittene? Bist du ein strenger Lehrer?

Meine Schüler sind entweder ambitionierte Amateure oder Leute, die mal professionell spielen wollen. Die wissen oft recht genau, was sie wollen. Davon mal abgesehen macht mir das Unterrichten Spaß und mir ist der Fortschritt jedes Schülers sehr wichtig. Die Methode richtet sich völlig individuell nach jeder Persönlichkeit.

Verrate uns doch noch bitte, was sich so alles im CD-Regal von Oliver Palotai befindet!

Natürlich ein Mix aus sehr, sehr vielen Bereichen. Im Bereich Klassik hauptsächlich Barock und Klassik. Jazz alles von Ragtime bis heute mit Schwerpunkt kleine Instrumental-Combos. Rock fängt so bei Hendrix an, Zeppelin, viel 80er, da ich in der Zeit großgeworden bin, ganz wenig Grunge, viel neues Zeugs. Opeth zum Beispiel finde ich zur Zeit stark.

Vielen herzlichen Dank, dass Du Dir die Zeit für dieses Interview genommen hast und viel Erfolg für die anstehende Arbeit mit BLAZE... wie auch für Deine anderen Projekte!


Danke an Martin, Blazed.de.vu


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