Interview: VARG - Philipp

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Ich sehe VARG nicht mehr als Teil der Pagan Szene, auch wenn die Bezeichnung Manowar-Onkelz des Viking Metal doch ein gewisses Schmunzeln auf unseren Lippen hinterlassen hat.

Die Wölfe sind zurück. Mit "Wolfskult" legen die bayrischen Genreverweigerer VARG ihr drittes Epos in die Läden. Sänger Freki unterhielt sich mit uns über das neue Album, diverse Schimpfwörter und Freundschaften im Metal-Zirkus.

Veröffentlicht am 24.02.2011

„Blutaar“ war letztes Jahr nicht nur für einen Großteil der Presse, sondern vor allem für die zahlreichen Fans des Genres so etwas wie die Rettung des Pagan Metal. Ist doch auch wohltuend oder? Vor allem, wenn auf diversen Pagan- und Heidenfesten Piraten- bzw. Saufcombos wie ALESTORM und SWASHBUCKLE am Start sind oder?

Die Hingabe unserer Fans macht uns stolz, keine Frage. Gegen Bands wie ALESTORM und SWASHBUCKLE haben wir aber überhaupt nichts. Im Gegenteil, wir sind mit dem alten SWASHBUCKLE Schlagzeuger Mike sehr gut befreundet und ebenfalls mit den Piraten von ALESTORM, coole Jungs, trinkfest!

Beim Review für „Wolfskult“ hab ich mich auch etwas aus dem Fenster gelehnt und stellte die Behauptung auf, dass ihr im neuen Jahrtausend für das Genre ähnlich wichtig seit wie einst MITHOTYN. Würdest du mir da zustimmen bzw. welchen Stellenwert hat VARG für dich im Metalbusiness?

Wir machen unser Ding, da ziehe ich keine Vergleiche oder Parallelen zu anderen Bands. Eigentlich sehe ich VARG auch gar nicht mehr als Teil der Pagan Szene, auch wenn die Bezeichnung "Manowar-Onkelz des Viking Metal" doch ein gewisses Schmunzeln auf unseren Lippen hinterlassen hat. Wir lassen uns nicht gern nur in eine Ecke stecken, da gibt es einfach zu viele Einflüsse. Eins ist klar, wir haben uns große Ziele gesteckt!

Nach diversen Querelen mit Nuclear Blast scheint ihr mit den Ösis von NoiseArt Records sehr gut zusammenarbeiten zu können. Wird die Zusammenarbeit auch weiter stattfinden und läuft die Promotion-Schiene deiner Meinung nach gut genug?

Ich wurde übrigens vor kurzem aufgeklärt, dass "Ösi" in Österreich als Schimpfwort aufgefasst wird, was ich bis vor ein paar Monaten nicht gewusst habe!? Die Zusammenarbeit mit NoiseArt läuft jedenfalls super und wir werden noch für mehrere Alben mit ihnen arbeiten, für uns gibt es bisher auch keinen Grund über einen Wechsel nachzudenken.

Kommen wir aber jetzt endlich zum Album. „Wolfskult“ ist für mich noch eine Spur erhabener, epischer und gelungener als „Blutaar“. Ihr habt sicherlich auch wieder eine Menge an Arbeit in das Werk investiert, trotzdem ward ihr mit dem Nachfolger verdammt schnell. Hast du schon genug Abstand zu „Wolfskult“, um es aus deiner Sicht gut bewerten zu können?

Nein, den Abstand den es braucht, um "Wolfskult" aus unserer Sicht bewerten zu können, wird man wohl erst mit den Arbeiten am nächsten Album finden. Bisher ist "Wolfskult" aber definitiv das beste Werk in unserem Schaffen.

Beispiellos ist zweifelsohne, dass ihr für den Chor des Songs „Wir sind die Wölfe“ 50 eurer Die-Hard-Fans aus Deutschland und Österreich eingeladen habt. Wie seid ihr auf diese Idee gekommen und wie hat sich das Ganze dann im Studio und danach entwickelt?

Da wir großen Wert auf die Verbundenheit und Freundschaft zu unseren Fans legen, wollten wir sie auch auf dem Tonträger mit einbinden. Live wird der Chor dann hoffentlich von der Meute im Publikum ersetzt, Gänsehaut garantiert! Ich kann es kaum erwarten den Song zum ersten Mal live zu spielen, das wird sicher ein großartiges Erlebnis. Die Live-Premiere wird zum Album Release am 4. März in Wien gefeiert.

Das Thema ist mittlerweile ja zum Glück vom Tisch, aber sprecht ihr mit dem Intro „Jagd“ darauf an, dass euch diverse Medien und unverbesserliche Tunneldenker in eine bestimmte politische Ecke stellen wollten?

Nein, es geht um die Wölfe, die wieder jagen.

Die Black Metal Elemente scheint ihr von Album zu Album verstärkt in euren Sound einzuweben. Am auffälligsten ist da wohl „Blutdienst III“. Hat sich da im letzten Jahr mehr Wut aufgestaut oder ist das einfach ein natürlicher Prozess?

Die musikalischen Fähigkeiten und Einflüsse von Managarm und mir als Songwriter verändern sich mit der Zeit, diese Weiterentwicklung hält das musikalische Schaffen lebendig. Es macht wahnsinnig Spaß, sich an neuen Herausforderungen zu versuchen, alte Stärken auszubauen und neue Elemente einzubinden.

Ihr macht ja bekanntlich nicht nur Musik, sondern auch Texte mit einer kräftigen Portion Herz und Hirn. Gibt es auf „Wolfskult“ einen durchgehenden roten Faden? In welche Richtung geht das neue Album?

Der rote Faden sind die Gedanken eines Menschen, der sein Leben nach dem "Wolfskult" lebt. Viel Freiraum für Interpretation ist gegeben, das soll die Fans anregen sich selbst Gedanken zu machen. Ein Konzept in dem Sinne wie du es hinterfragst, kann man zwar hineininterpretieren, ist aber nicht als solches gedacht.

Wirklich ehrfürchtig verbeugen muss ich mich vor euch für das fast zehnminütige Epos „Sehnsucht“. Der Song knackt vom ersten Riff bis zum majestätischen Ende einfach alles. Ist das jetzt eure neue Bandhymne und wird man ihn auch live hören können?

"Sehnsucht" ist für Managarm und mich definitiv das größte Stück Musik, an dessen Schaffen wir bisher beteiligt waren. Da steckt so viel Emotion und Herz in diesem Monstrum, dass es mir im Auto jedes Mal die Armhaare zu Berge stehen lässt. Die Bandhymne wird dieser Song nicht werden, er steht für sich allein und wäre live nicht würdig umzusetzen, nicht zuletzt wegen zu vielen Gitarrenspuren. Aber wie sagt man so schön: Sag niemals nie.

Der Promozettel lügt nicht! Der Andy Classen hat wirklich wieder einen ungemein fetten Sound auf Rille gezaubert. Dennoch sind etwa BELPHEGOR oder LEGION OF THE DAMNED zuletzt in die Abyss Studios nach Schweden gewandert. Überlegt ihr auch mal einen Produzentenwechsel, oder passt mit dem Andy alles bestens?

Mit Andy und seiner Arbeitsweise kommen wir hervorragend aus, er kennt uns, wir kennen ihn, die Chemie stimmt und das hört man auch. Der Sound von "Wolfskult" ballert einfach alles weg, was wir uns erträumt hätten, was will man mehr? Für manche Bands, die nach Jahren Routine mal eine neue Herangehensweise ausprobieren müssen/wollen, ist ein Produzentenwechsel sicher nicht verkehrt, um neue Einflüsse zu gewinnen. Wir sind aber noch derart voll mit Kreativität und Ideen, dass wir einen Tapetenwechsel nicht benötigen und werden auch den "Wolfskult" Nachfolger bei Andy einhämmern, sofern der nochmal Lust auf uns Perfektionisten hat. HAHA

Auf der Digipak-Version gibt es ja so manch Akustisches und ein paar Gaststars zu bestaunen. Was kannst du dazu sagen und nach welchen Kriterien habt ihr das dortige Material ausgewählt?

Auf der gemeinsamen Tour mit ARKONA und ELUVEITIE haben wir Freundschaften geschlossen und schon damals über mögliche Gastspiele gesprochen. Es wird auf dem neuen ARKONA Album auch einen deutschen Song mit meiner Stimme zu hören geben auf den man sicher gespannt sein darf. Wir sind stolz, mit Anna Murphy und Masha Scream, zwei ganz besonders talentierte Musikerinnen, Teil unseres Schaffens zu Wolfskult nennen zu dürfen. Neben den Akustikstücken gibt es auch einige fette Metalsongs auf der zweiten Scheibe im Digipak. Die 2-CD Edition ist für echte Fans gemacht, wir hoffen, sie haben an den „etwas anderen“ Stücken genauso viel Spaß wie wir und finden vielleicht auch den Hidden Track, zu dem ich jetzt noch gar nichts verraten möchte.

Der Bandname gibt es ja vor, aber werdet ihr (ähnlich wie CHILDREN OF BODOM mit „Bodom“ auch) auf jedem eurer Alben zumindest einen Song mit „Wolf“ im Titel haben? Der „Blutdienst“ ist ja doch auch schon eine Trademark oder?

Ja, in der Tat kann man von mindestens einem "Wolf"-Titel pro Album ausgehen, die Blutdienst-Trilogie hingegen hat auf "Wolfskult" ihr Ende erreicht.

Ihr seid auch permanent auf Achse. Jetzt steht einmal das Paganfest mit Größen wie UNLEASHED oder MOONSORROW an, danach plant ihr sicher noch weitere Shows – möglicherweise auch als Headliner? Was ist denn inwieweit schon spruchreif?

Wir werden einige Sommer Festivals in ganz Europa spielen, unter anderem auch wieder am eigenen "Wolfszeit Festival", was für uns natürlich jedes Mal ein absolutes Highlight ist, auch wenn es deutlich größere Festivals gibt. Im Herbst werden wir wahrscheinlich eine Europatour mit Death Metal-lastigerem Lineup bestreiten und ein Angebot für die erste USA Tour liegt auch vor. Mal schauen was die Zukunft bringt, wir freuen uns auf die Gigs!


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