Interview: RTN - Boban Milunovic

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Ich bin also davon überzeugt, dass es kein Festival gibt, das so viel Klos pro Besucher hat. Und es ist definitiv das sauberste Festival das ich je besucht habe.

Ein Festival muss gut organisiert sein, überhaupt wenn es sich um ein 5 Tages Festival wie das Metalcamp handelt. Nicht nur die Organisation ist dabei eine Herausforderung. Welche Hürden und Stolpersteine bei der Festivalorganisation auftauchen erzählte RTN & MOM Metalcamp Direktor Boban Milunovic

Veröffentlicht am 21.07.2010

Wie hat alles begonnen? Wer hatte die Idee eines METALCAMP?
Das war 2003 oder 2004 und vor meiner Zeit. Der Stefan, der Kopf von RTN, eine österreichische Firma hatte eigentlich die Idee. Sie hatten es dann 2004 versucht es ist gut gelaufen. Und jetzt sind wir, 7 Jahre später, dort wo wir sind.

Haben die Veranstalter über die Jahre gewechselt?
Es sind noch immer dieselben Leute, mit dem Unterschied, dass ich eigentlich als Geschäftsführer 2008 eingestiegen bin und seit dem führe ich das Ganze und befasse mich mit der Fesivalveranstaltung.

Tolmin ist ja eine sehr kleine Stadt. Wie reagierten die Anrainer/ die Stadt, als man sie das erste Mal mit der Idee des Metalcamp konfrontierte?
Naja, es ist so. Die waren es schon einigermaßen gewöhnt weil Metalcamp ist nicht das erste Festival das dort passiert. Es gibt noch immer ein Reggae Festival das sogar älter ist als Metalcamp, ich glaube um 5 Jahre oder so.

Letztes Jahr gab es ja Gerücht, dass die Location etwas verlegt werden solle. Gab es dieses Jahr auch wieder Probleme mit dem Standpunkt des Metalcamp? Warum?
Die Geschichte ist ziemlich lange. Wenn du willst kann ich sie gern kurz erzählen. Es ist so: Das Land, das wir für Metalcamp verwenden, ist im Besitz von 28 verschiedenen Menschen. Dass man mit allen klarkommt ist natürlich nicht einfach. Jedes Jahr haben sie andere Vorstellungen was das Finanzielle angeht. Das ist mal die eine Sache. Die nächste Sache ist: Mitten am Gelände ist ein Hotel und der Hotelinhaber wollte viel Geld haben. Blöderweise liegt das Hotel eben direkt am Gelände, man kann es nicht umgehen. Das waren eingentlich die zwei Hauptaspekte, ja, warum wir wegwollten und ist noch immer aktuell. Das Fesival wird sich noch zwei, drei Jahre in Tolmin bleiben aber es kann sein, dass wir danach wirklich nach Bovec umziehen. Es kommt eine Straße irgendwann in 2013 die direkt über das Gelände drüberfährt, so eine Art Umfahrung. Wegen des Umbaus kann man dort sicher zwei Jahre lang keine Veranstaltung machen. Wenn wir das Fesival verlegen müssen, werden wir dann wahrscheinlich nach Bovec gehen. Das Gelände dort ist eigentlich besser als in Tolmin. Da gibt’s von unserer Seite eigentlich überhaupt keine Sorge. Es ist größer, schöner, besser und liegt auch an der Soca.

Warum hat man das Festival dann nicht schon früher nach Bovec verlegt?
Wir haben letztes Jahr einen drei-Jahres Vertrag mit Tolmin, den Grundstückbesitzern und allen gemacht. Das wär blöd jetzt schon nach Bovec zu gehen. So um 2013, wenn wir das Fesival nicht machen können wegen dem Umbau, dann vielleicht.

Das Metalcamp ist ein vergleichsweise billiges Festival. Wie sieht es mit den Einnahmen aus? Bringt das Festival einen Gewinn?
Bis jetzt haben wir damit nichts verdient. Das Festival wächst jedes Jahr. Es wird irgendwann die Zeit kommen, dass wir Geld daraus haben aber bis jetzt ist das noch nicht passiert. Egal welches Geschäft man macht, man muss mindestens 10 Jahre irgendwie dranbleiben und dann kannst du hoffen, dass es aufgeht.

In Foren wird ja oft über die Bands diskutiert, die auftreten und auftreten sollen. Wie sehr geht man bei der Band Planung darauf ein?
Ich habe mal eine Wunschliste von Metalcamp Besuchern gepostet. Und wenn du dir das Lineup von 2010 anschaust: sicher 80% der Band die spielen stimmen überein mit dieser Wunschliste. Das zeigt eigentlich, dass wir sehr auf die Besucherwünsche hören und versuchen es so zu machen, wie sich die Leute das vorstellen.

Beobachtet man die Forenbeiträge? Geht man im allgemeinen auf Wünsche und Anregungen ein? z.b. im Bezug auf sanitäre Anlagen, Duschen, Coupon System.
Das Coupon System bleibt. Was die anderen Anregungen betrifft, das sehe ich eher gelassen. Schau ich besuche jedes Jahr so viel Festivals wie es sich zeitmäßig bei mir ausgeht. Ich bin also davon überzeugt, dass es kein Festival gibt, das so viel Klos pro Besucher hat. Und es ist definitiv das sauberste Festival das ich je besucht habe. Somit kann sich da also fast niemand beschweren.
2009 war ein extremes Jahr. Das Wetter war kacke und es hat 10 Tage ununterbrochen geregnet. Natürlich duschen da die Menschen öfter als wenn es schön ist. Damit haben wir nicht rechnen können. Wenn das Festival mal angefangen hat, kann ich jetzt nicht auf die schnelle noch 50 Duschkabinen aufstellen.
Ich sehe das alles ziemlich gelassen. Wir werden natürlich versuchen, das heuer wieder besser zu machen. Wir werden auf jeden Fall mehr Kaltduschen haben die auch kostenlos sind und solche Sachen. Wir machen jedes Jahr fortschritte glaube ich.
Aber wie gesagt, man wird nie alle 100%ig glücklich machen können. Es war auch ein großes Thema, warum wir keine Safe- Deposit Boxen haben. Es stimmt, wir hatten das noch nie und letztes Jahr habe ich einige Container aufgestellt wo jeder seine Wertsachen oder den Reisepass deponieren kann. Das hat 2€ gekostet. Und weißt du wie viele Menschen das Genutzt haben? Genau zwei. Deswegen nehme ich das alles nicht mehr so ernst.

Das schlechte Wetter letztes Jahr kam ziemlich überraschend. Es gab nicht genug Stroh oder ähnliches um den Boden auszulegen. Außerdem mussten Autos größtenteils vom Campinggelände abgeschleppt werden. Wir man durch diese Erfahrung heuer besser darauf vorbereitet sein ?
Naja, jein. Wir können uns nicht besser vorberieten. Wir sind nun mal auf einer großen Wiese und da ist es nun mal matschig wenn es so viel regnet. Wir dürfen auch keinen Sand oder Kies streuen und wenn es so viel regnet hilft eben das Stroh auch nichts.

Rotting Christ und Order of Apollyon haben kürzlich abgesagt. Wie geht man organisatorisch mit Absagen um. Kann zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt noch Ersatz gefunden werden?
Naja, für Rotting Christ finde ich wahrscheinlich noch einen Ersatz. Für Order of Apollyon habe ich schon eine slowenische Band gefunden, die jetzt spielt. Ich versuche jetzt Watain anstatt Rotting Christ zu kriegen, ob ich sie bekommen werde weiß ich nicht. Das ist natürlich alles sehr kurzfristig.

Wie reagieren Bands auf Probleme am Festival z.b. letztes Jahr, als das Equipment einiger Bands nicht ankam- wo man als Veranstalter ja nichts dafür kann.
Das ist ganz einfach. Auf diesem Fesival spielen sehr viele Bands und einige haben auch ähnliche Instrumente. Wir besprechen das dann mit den anderen Leuten, ob sie uns das borgen können und wenn wir das so hinbekommen das alle zufrieden sind, spielt die Band auch. Wenn wir das nicht schaffen, dann wird eben leider nicht gespielt, was kann man machen. Zum Glück hat es letztes Jahr so gut funktioniert.

Heuer schließt das Magic Circle Fesival ja direkt ans Metalcamp an. War das schon lange geplant oder hat sich das einfach so ergeben?
Es war nicht geplant. Es ist zufällig zustande gekommen. Nachdem Manowar zu groß und zu teuer für das Metalcamp sind hat man vorgeschlagen das Magic Circle Fesival einfach ans Metalcamp anzuschließen. Wie gesagt, es war nicht geplant und es ist auch nicht geplant, dass es nächstes Jahr wieder stattfindet.

Was waren die schwerwiegensten Probleme , die ihr bei der Organisation des Metalcamp heuer hattet, oder in den letzen Jahren?
Eigentlich gabs da keine. Ich hatte nur befürchtet, dass uns der Vulkan heuer Probleme bereiten wird aber das hat sich zum Glück dann gelöst. Sonst gab es eigentlich gar nichts. Wie gesagt, das Festival findet heuer schon zum siebten Mal statt. Das Festival steht einfach.

Was sind die positiven Erfahrungen mit dem Festival?
Weißt du, als ich jung war, jetzt bin ich ja auch noch nicht so alt, hab ich geträumt diese oder jene Band kennen zu lernen. Und irgendwann ist man in der Lage mit dem Lemmy ein Bier zu trinken oder so. Das ist eine coole Sache. Das ist das Positive für mich an der ganzen Sache. Außerdem macht man genau das, was einem gefällt und man hat seine Roots nicht verloren. Ich bin Metalhead seit ich 13 bin und jetzt bin ich das noch immer. Das ist einfach schön.


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