Interview: IHSAHN - Ihsahn

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Ich mache immer noch was zur Hölle ich machen will und was ist mehr Black Metal als das?

Die norwegische Black Metal / Progressive Legende IHSAHN hat mit "After" erst unlängst sein drittes Monumentalsolowerk publiziert. Grund genug, um sich mit dem guten Herren aus dem eisigen Norwegen zu einem Plausch zu verabreden.

Veröffentlicht am 01.02.2010

Hallo Ihsahn! Dein neues Werk “After” ist ja ein monumentales Stück Progressive Metal. Es sind auch kaum Black Metal Referenzen darauf zu erkennen – was hast du zu deinem neuen Werk zu sagen?

Well, ich weiß nicht genau, wie du Black Metal definierst? Ich denke, auf „After“ gibt es viele Black Metal typische Vocals. Es macht für mich eigentlich keinen Unterschied, ob es jetzt Black Metal ist oder auch nicht, ich gebe einfach mein Bestes. Es war auch nicht meine Intention ein Black Metal Album zu schreiben.

Wo siehst du die großen Unterschiede zu deinen ersten beiden Werken “The Adversary” und “AngL”? Was ist das Hauptaugenmerk auf „After“?

Bereits beim Schreiben von „The Adversary“ wollte ich eine Trilogie erschaffen. Daher beginnen auch alle drei Alben mit dem Anfangsbuchstaben „a“. Es geht mir immer darum die Erwartungen der Öffentlichkeit zu konfrontieren, gewisse Dinge auf den Punkt zu bringen. „After“ bin ich einfach noch näher herangerückt. Es ist im Vergleich zu den beiden anderen eher ein „Lay-Back-Album“, aber dennoch sehr komplex. Meine Inspirationsquellen sind viele Themen die mich beschäftigen, seit mittlerweile 20 Jahren, dich ich im Business bin. Die Musik die ich schreibe, kommt aus dem Grund meines Selbst. Es geht natürlich um die Natur, das Meer, die weiten Landschaften. Das gesamte Album ist sehr von mir selbst beeinflusst, ich wollte es auch nicht zu analytisch und zu technisch generieren.

Du spielst die meisten Instrumente ja grundsätzlich selbst. Auf „After“ hast du aber auch ein Saxophon einfließen lassen, was ja sehr untypisch für das Metalgenre ist. Wie bist du auf diese Idee gekommen?

Es passt einfach perfekt zum differierten Konzept des neuen Albums. Ich hatte schon immer großes Interesse am Saxophon, aber konnte keine Erfahrungen damit sammeln. Der Hauptgrund war, dass ich auf allen Alben Gäste eingeladen habe und ich auch auf „After“ einen Gastsolisten haben wollte. Ich wollte diesmal keine Gastvocals, keinen externen Sänger. Das ergab schließlich das Engagement Jorgen Munkeby als Saxophonist.

Die Songs auf „After“ sind auch deutlich länger ausgefallen, als auf deinen Vorgängeralben. Hast du diese Epik mit deinen lyrischen Themen verbunden?

Ja, du hast Recht! Die letzten beiden Alben waren einfach direkter und technischer. Bei „After“ habe ich mir mehr Zeit genommen hinzuhören, die Ruhe zu bewahren. Ich bin die ganze Sache auf „After“ einfach ruhiger angegangen, es hat sich auch besser mit dem gesamten Konzept ergeben. Die Songs sind einfach länger geraten, weil es zum Gesamtwerk perfekt gepasst hat. Meine Alben drehen sich auch um das Werk an sich. Es geht nicht um die einzelnen Songs, sondern um das gesamte Album. Ich habe mir zu Beginn meiner Solokarriere überlegt, wie ich die Songs und die Alben ansetzen soll und habe mir ein Kontinuitätsprinzip herausgebildet. Man kann meine Alben als fortsetzende Serie betrachten, sie ergänzen sich in ihren Bereichen.

Bekanntermaßen wirst du ja von Ibanez Guitars unterstützt. Auf „After“ hast du scheinbar erstmals mit einer 8-saitigen RG2228 gearbeitet. Wie geht es dir damit?

Oh ja, das war ein glücklicher Tag. Ibanez hat mir die Gitarre gebaut, die ich wollte. Die Gitarrenriffs zu schreiben war nicht so schwer, ich hab die Arbeit für das Album eigentlich gleich angelegt, wie auch schon für die vorherigen. 2006 in Los Angeles mit EMPEROR hatte ich erstmals die Ehre, diese Gitarre mit dem unglaublich dünnen Hals zu spielen. Sie ist erst zehn Minuten vor dem Auftritt eingetrudelt, somit hatte ich die 8-saitige beim Soundcheck erstmals in der Hand und war begeistert. Ich bin jetzt 34 Jahre alt und spiele Gitarre seit ich 11 bin. Manchmal langweile ich mich einfach, wenn ich mir selbst dabei zusehe, wie ich meine Finger immer wieder gleich auf einer 6-saitigen Gitarre bewege. Ich finde es einfach großartig, eine 8-saitige Gitarre zu spielen, weil sich einfach unzählige neue Möglichkeiten auftun.

Du spielst ja Piano und Bass. Wie viel Zeit verbringst du eigentlich mit deinen Instrumenten?

Hahahaha, viel zu wenig! Ich verwende ja viel Zeit darauf, die Musik für meine verschiedensten Alben einzuspielen. Somit bleibt mir auch nicht mehr allzu viel Zeit, einfach drauflos zu spielen. Ich bin früher von der Schule heimgekommen und hab mich immer für vier bis fünf Stunden zur Gitarre gesetzt. Das ist heute einfach nicht mehr möglich. Ich habe ja auch ein eigenes Studio und bin auch sehr interessiert mich bei Themen wie Mikrofone, PreAmps, Aufnahmetechniken oder der Studiotechnik weiterzuentwickeln. Ich habe große Betätigungsfelder und genau das macht mir Spaß. Es gibt unheimlich viele, großartige Instrumentalisten, die einfach mit ihrem Spiel zufrieden sind, aber mir ist das Spielen des Instruments alleine einfach zu wenig. Ich liebe es einfach, den ganzen Songwritingprozess und die Studioaufnahmen selbst zu machen. Wenn ich im Internet surfe, klicke ich mich auch durch diverse Foren und bilde mich in allen Bereichen der Studiotechnik weiter.

Ich denke die Frage hörst du jetzt schon acht Wochen lang, aber ist irgendetwas mit EMPEROR geplant?

Haha, ich höre sie nicht so oft wie schon früher einmal, haha. Es ist absolut nichts geplant. Wir haben eigentlich schon öfter gespielt, als wir damals geplant hatten, somit ist das Kapitel definitiv zu Ende.

Hast du eigentlich Kontakt mit Samoth?

Ja, wöchentlich.

Eine ganz andere Frage: Hast du zwischendurch nicht die Befürchtung, dass Fans deine Soloalben nachwievor des Namedroppings wegen kaufen? Dass der Name EMPEROR immer noch über IHSAHN steht?

Ich weiß nicht, das ist auch nicht so wichtig für mich. Grundsätzlich geht’s darum, ob die Leute dein Album überhaupt kaufen oder es sich nur aus dem Internet saugen. Das ist ein Bereich, über den ich einfach keine Kontrolle habe. Der Großteil der Leute erwirbt meine Alben aber sich durch die Qualität der Musik und den Glauben in meine Fähigkeiten. Ich denke auch, dass ich mit IHSAHN verschiedene Schichten des Publikums erreichen kann. Nicht nur Extreme-Metal Fans a la EMPEROR sondern auch Leute, die experimentellerer Musik etwas abgewinnen können. Wenn ich ein Album schreibe geht es mir nur darum, es so gut zu machen wie ich es nur kann. Nachdem ich praktisch den gesamten Aufnahmeprozess selber gestalte, kann ich nicht so kommerziell wie eine normale Plattenfirma denken, haha.

Ich finde es auch großartig, dass du verschiedenste Stile des Metal spielst, wie man anhand von EMPEROR, PECCATUM oder IHSAHN auch deutlich erkennen kann.

Es war natürlich eine großartige Sache, als wir mit EMPEROR 1991 begonnen haben. Vor allem wenn ich fast 20 Jahre später darauf zurückblicke. Es kam aber auch die Zeit etwas zu verändern, die Grenzen zu verschieben. Ich habe viele Fans, die mich schon seit Jahren unterstützen, was mir auch die Kraft und Motivation gibt, immer weiterzuarbeiten. Ich kann es ihnen nur damit danken, dass ich weiterhin mein allerbestes gebe und mich dabei keinesfalls limitieren lasse. Der Grund, dass EMPEROR so einen Ausnahmestatus in der Szene hatte, liegt mit Sicherheit auch daran, dass wir niemals Kompromisse eingegangen sind. Ich mache immer noch was zur Hölle ich machen will und was ist mehr Black Metal als das? Haha

Einen Freund von mir hat es besonders interessiert, ob du dich als eine Art „Black Metal Legende“ siehst, so wie Fenriz oder Euronymous?

Nein, nicht wirklich. Es ist natürlich schön, bekannt zu sein und bemerkt zu werden, weil es schlussendlich auch deinen eigenen Ehrgeiz steigert. Wenn wir Festivals besuchen oder unterwegs sind, treffen wir immer wieder Fans, die weinen und sich von unserer Musik einfach berührt fühlen. Ich fühle mich dadurch unheimlich geehrt. Es erinnert mich immer an meine eigenen Zeiten als Fan. Als ich 13 war habe ich IRON MAIDEN gesehen und allein das Gefühl mit diesen Heroen innerhalb derselben vier Wände zu sein, dieselbe Luft zu atmen hat mir auch unheimlich viel gegeben. Oder der „Gott des Metal“ – Rob HALFORD. Er ist wahrscheinlich der netteste Kerl, den du im ganzen Metal-Business treffen wirst. MAIDEN oder HALFORD haben so viel meiner eigenen Gefühle repräsentiert. Vor allem für jüngere Metalfans ist sowas ein ungebrochen starkes Erlebnis. Somit haben die Gefühle unserer Fans auch gar nichts mit mir als Person zu tun, sondern sind einfach das Produkt meiner Musik. Es gibt natürlich auch einige Leute, die einfach Scheiße erzählen, meinen Stilwechsel nicht verkraftet haben. Ich meine EMPEROR hat bis jetzt ca. 700.000-800.000 Alben verkauft und ein paar Leute beschweren sich über Veränderungen. Du entwickelst aber das Gefühl, was das Beste für dich ist und was dir egal sein kann.

Eine letzte Frage noch: Sehen wir dich dieses Jahr auch mal live auf der Bühne?

Ich bin gebucht für Wacken, das Hellfest, Brutal Assault und das Inferno Festival. Und wir arbeiten auch an weiteren Terminen in Europa. Also ja, man kann uns definitiv live sehen.

Hat mich gefreut, mit dir zu plaudern! Ich wünsche dir alles Gute für die Zukunft.

Ebenso mein Freund, wir hören uns bei meiner nächsten Veröffentlichung.


WERBUNG: Hard
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