Interview: UADA - Jake Superchi

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UADA ist mein Kind und unsere Songs sind eine Erweiterung meiner selbst. Sozusagen meine Kreation und mein Geschenk an die Welt. Vielleicht nicht das beste Geschenk, aber es ist alles, was ich tun kann.

Im Rahmen des THE FALL II Festivals in der SZENE WIEN konnten wir mit UADA Sänger und Gitarrist Jake Superchi ein ausführliches Interview führen. Warum UADA eigentlich Rock`n`Roll spielt und wie es mit dem kommenden Album läuft, könnt ihr hier nachlesen.

Text: Gregor Eder | Fotos: Werner Nowak
Veröffentlicht am 12.04.2023

Im Rahmen des THE FALL II FESTIVALS von TON MUSIC PRODUCTIONS in der SZENE WIEN durfte ich mich mit JAKE SUPERCHI von UADA zu einem Interview treffen. Dank der Kollegen der EISENWALD TONSCHMIEDE fanden Jake und ich schnell zu einander und schon kurz darauf platzierten wir uns gemütlich im Hof der SZENE.

Insgesamt fünf Themengebiete wurden von mir zusammengestellt und nach ein paar einleitenden Worten schoss ich direkt die erste Frage raus:

Wie läuft die aktuelle Tour soweit?

Die Tour läuft soweit gut! Wir haben nun den dritten Tag. Der erste Tag war etwas kompliziert, da wir eine Verzögerung in San Francisco, wegen extremen Wetterverhältnissen hatten. So haben wir einen Verbindungsflug verpasst, wodurch sich der Flug nach Frankfurt um einen Tag verzögerte. Von dort aus mussten wir dann andere Flüge buchen, um es rechtzeitig zur Show zu schaffen. Wir kamen gerade noch rechtzeitig, aber es ist typisch, dass der erste Tour-Tag seine Probleme mit sich bringt. Es war etwas hektisch, aber wir haben schlussendlich das Beste daraus gemacht.

Gestern haben wir auf dem BRAINCRUSHER-FESTIVAL gespielt und es war wirklich toll! Es war ein wirklich gutes Festival, viele begeisterte Fans. Es ist schön wieder „on the road“ zu sein und solch eine Unterstützung seitens der Fans zu sehen, speziell nach der Pandemie. Wir hatten ja eine längere Pause und gingen erst letztes Jahr wieder auf Tour. Die Touren waren etwas hart durch die Inflation und andere Faktoren. Daher nahmen wir uns etwas Zeit, um für diese Tour alles vorzubereiten. Bisher läuft alles bestens und es fühlt sich wirklich gut an zurück zu sein!

Das klingt nach einem turbulenten aber erfolgreichen Tour-Start! ​Also bisher läuft alles gut und es sieht ja auch so aus, als würde heute ein feiner Abend!

Definitiv! Wir haben eine wirklich gute Zeit und auch unsere Kollegen von AFKSY, die mit uns auf Tour sind, sind wirklich tolle Leute. Wir genießen ihre Gesellschaft und auch ihre Musik. Es ist immer gut Musiker, auf selben oder höherem Niveau, zu treffen, welche am Boden geblieben sind und keine ungute Rockstar-Attitüde an den Tag legen. So etwas mögen wir nicht. Wir sind alle Menschen, wir sind alle gleich!

Eine Meinung die ich nur teilen kann! Als Musiker interessiert mich natürlich speziell wie UADA ihre Musik produzieren. Wie sieht eigentlich die Entstehung eurer Songs im Studio aus? Arbeitet ihr eher old-school und spielt alles gemeinsam ein oder nehmt ihr separat eure Teile auf und bearbeitet sie gemeinsam? Wie läuft das Ganze ab?

Wir haben von allem schon einmal etwas ausprobiert. Wir haben beim ersten Album einzeln aufgenommen. Zuerst nahmen wir das Schlagzeug auf, dann nahmen wir Gitarristen gemeinsam auf, der Bassist spielte seine Spuren ein und schlussendlich kam der Gesang. Beim zweiten wollten wir es ähnlich machen, doch dann hatten wir einen Besetzungswechsel am Schlagzeug und so flogen wir nach Denver in ein Studio. Beim letzten Album nahmen wir die Drums in einem Studio auf und den Rest bei mir zu Hause.

Am neuen Album mussten wir durch die Pandemie getrennt arbeiten. Wir hatten einen Drummer, mit dem wir auf zwei Arten aufnahmen. Zuerst nahm er in einem Container auf, doch das funktionierte nicht unbedingt. Die Becken klangen etwas zu hart und es war einfach ein zu weiter Raum. Wir haben es probiert und es funktionierte nicht. Dann probierte der Drummer es auf einem elektronischen Drum-Set, doch der Sound passte nicht. Wir hatten eine Tour mit dem Drummer, doch er kam eher aus dem Tech/Death-Metal und wir sind eher eine Rock'n'Roll bzw. Groove-lastige Band.

Natürlich ist Black-Metal unsere größte Inspirationsquelle, aber da ist so viel Rock'n'Roll in dem, was wir tun. Das war auch das, was wir zu Beginn machen wollten. Groove ist unglaublich wichtig in unserer Musik, daher passte das extrem Technische nicht. Nun haben wir einen alten Freund der Band als Drummer und er passt generell und auch vom Humor her perfekt zu uns. Wir nehmen alles, was wir auf der Bühne und im Studio machen extremst ernst, doch wir nehmen uns selbst nicht zu ernst. Wir sind auch nur Menschen, die ihren Spaß und eine gute Zeit haben wollen. Jedenfalls musste sich der neue Drummer auf die kommende Tour vorbereiten und so habe ich die Drums auf dem neuen Album eingespielt. Eigentlich ist ja Schlagzeug das Instrument, welches ich zuerst erlernt habe, bevor Gitarre, sowie Piano dazukamen und ich versucht habe zu singen.

Da ich kein eigenes Drumset hatte, arbeitete ich mit Studio-Drummer 3. Ich arbeitete daran, dass die Drums klingen, als würde ich sie spielen bzw. es so menschlich klingen zu lassen wie möglich. Ich wollte es nicht perfekt klingen lassen. Für mich persönlich ist es so, dass ich mir extrem technisch begabte Musiker, welche Sachen spielen, die ich nie spielen könnte, ansehen kann und kurzzeitig beeindruckt bin. Doch wenn ich kein Gefühl zu dieser Musik habe, dann bleiben die Songs nicht bei mir hängen. Für mich ist es beim Songwriting wichtig etwas zu schaffen, was in Erinnerung bleibt, etwas das den Hörer etwas fühlen lässt. So etwas muss direkt aus einem selbst kommen, ich versuche nichts zu erzwingen. Ich mag keine Einschränkungen und wir versuchen alles so organisch wie möglich zu halten. Das kommende Album ist aus meiner Sicht unser stärkstes bisher und mein persönlicher Favorit. Wie auch immer, genau das wird dir jeder Musiker über die neueste Veröffentlichung sagen.

Ich will nicht falsch rüberkommen, aber wir kreieren keine Musik für die Fans. Falls es ihnen gefällt, sie sich damit identifizieren können, dann ist das super. Zu einem gewissen Grad ist ja Musik genau dafür da, als universales Kommunikationsmittel, aber im Grunde machen wir unsere Musik für uns selbst. Musik war für mich immer schon etwas Therapeutisches und hat mir Halt gegeben. Sie hält mich auf dem Pfad, auf dem ich sein soll. Daher schreiben wir für uns selbst und kreieren, wenn wir kreieren wollen. Wenn du mich nach der berüchtigten Frage nach dem Sinn des Lebens fragst, dann ist es aus meiner Sicht das „Kreieren“. UADA ist sozusagen mein Kind und unsere Songs sind eine Erweiterung meiner selbst. Sozusagen meine Kreation und mein Geschenk an die Welt. Vielleicht nicht das beste Geschenk, aber es ist alles, was ich tun kann.

Was ist das Lustigste, das du auf einer Tour erlebt hast?

Da gibt es so viele Geschichten, dass ich nicht weiß, wo ich anfangen soll. Aber ich glaube ich habe da eine für dich. Unser Merch-Tisch ist ein eigenes Kunstwerk auf welchem wir verschiedene Geschenke von unseren Fans, oder auch Andenken, wie ein Rabenfuß oder ein Obsidian, von Konzerten platzieren. Darunter ist auch ein rundes Vogelnest. Eines Tages kam ein Kollege einer anderen Band zu uns und fragte, was mit der Zwiebel auf unserem Merch-Tisch los ist. Wir waren zuerst verwirrt und wussten nicht, was er meinte. Dann zeigte er auf das Nest und wir klärten ihn auf. So entstand ein sich über die Tour ziehender Witz über die Zwiebel auf unserem Tisch. Am letzten Tag der Tour stoppten wir bei einem Supermarkt und ich gab vermutlich über 200$ nur für Zwiebeln aus. Ich kaufte alle Arten, rote Zwiebel, gelbe Zwiebel, weiße Zwiebel, Schalotten bzw. alles, was ich finden konnte. Als die Band auf der Bühne war platzierten wir die Zwiebeln auf ihrem Merch-Tisch, gingen in ihren Backstage-Bereich und versteckten dort an allen Stellen das Gemüse. Ich kann mich erinnern, wie ich eine Schalotte in die in-ear-Monitoring-Tasche eines Kollegen gelegt habe. Selbst beim Tourbus hatten wir welche platziert. Die Kollegen fanden das Ganze sehr lustig und erst vor ein paar Monaten, man bedenke, dass die Tour nun schon ein Jahr her ist, kam uns zu Ohren, dass die Kollegen noch immer Zwiebel finden. Wir mögen solche kleinen Witze und so zeigen wir auch unsere Zuneigung und Kameradschaft.

Das ist wirklich eine sehr lustige Tour-Geschichte! Es klingt auf jeden Fall so, als hätten UADA auf Tour wirklich viel Spaß. Was waren wichtige Inspirationsquellen für UADA?

Also, ich wuchs in den 90er Jahren auf. Bevor ich Black Metal fand, hörte ich verschiedene Sachen. Mein Vater war hörte eher Classic Rock wie RUSH, THE DOORS und TOM PETTY, was ich liebte. Meine Mutter hörte wieder um MÖTLEY CRÜE, W.A.S.P. und auch JUDAS PRIEST und IRON MAIDEN. Die „New Wave Of British Heavy Metal“ war auf jeden Fall eine große Inspiration.

Als wir die Band gründeten, wollten wir den klassischen schwedischen Sound von DISSECTION und DAWN nehmen und Harmonien einzubinden, welche ich im Black Metal der Zeit vermisste. Alle versuchten dissonant und böse zu sein, was ich mag, aber damals nicht so ganz nachempfinden konnte. Mir sind Melodien sehr wichtig und ich finde, dass es schwer ist etwas zu schreiben das wirklich hängen bleibt. Wir wollten jedenfalls den 90er Sound mit jenem der „New Wave Of British Heavy Metal“ mischen. Es ist lustig, da jeder hört, dass es Black Metal und Rock'n'Roll ist, aber nicht Black'n'Roll. Es ist jedenfalls das, was wir tun wollten.

Ich war relativ jung in den 90ern und kann mich daran erinnern, als „Smells Like Teen Spirit“ ins Radio kam. Nachdem ich jahrelang KISS und MÖTLEY CRÜE gehört hatte, ließ mich dieser brachiale Sound etwas spüren, das ich noch nie gespürt hatte. So kam ich zu Grunge und auch in die Gothic-Szene. Es gab also drei große Einflüsse für mich in den 90ern. Das waren Kurt Cobain, Marilyn Manson und Peter Steele. Manson ist der Grund, warum ich zu singen begonnen habe. Als ich das „Sweet Dreams“-Cover zum ersten Mal hörte, fühlte ich das Bedürfnis zu schreien. Meine erste Band, vor meinem eigenen Material, war sogar eine Art Marilyn Manson Cover-Band. Wir waren Kinder, aber dort hatte ich meine erste Erfahrung an den Vocals.

Sehr interessant, dass gerade die New Wave Of British Heavy Metal derartige Auswirkungen auf UADA hatte. Der Zugang, den Jake dargelegt hat, ist sehr interessant und ich hätte jenen nicht unbedingt erwartet. Da uns das Wetter langsam etwas zu ungemütlich wurde, beendeten wir schlussendlich unser feines Interview und widmeten uns wieder dem Festival.

Danke nochmal an Jake für dieses wirklich entspannte Interview, an EISENFAUST TONSCHMIEDE für die Organisation dessen und TON MUSIC PRODUCTIONS für das feine Festival!


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